Und es ist wieder soweit. Ein Jahr geht zu Ende, ein neues beginnt. Es ist nur ein Tag im Kalender, doch für die meisten Menschen ein sehr wichtiger Tag. Diesmal also Silvester in Aruba.
Am Nachmittag ist der Wind einigermaßen flau, wir können die Genua hochziehen. Leider frischt er schnell wieder auf, so dass das Großsegel noch warten muss.
Eike und ich verbringen die Abendstunden an Bord. Besonders weit können wir sowieso nicht weg, denn im Moment haben wir kein Auto. Für den Abend sind wir mit Edward verabredet, der mit uns zu einem der hochgelegenen Wassertanks fahren möchte.
Ich erzähle Eike meine Geschichte von der vorherigen Silvesternacht, in der ich mit Jens zusammen im Zug von Santiago de Cuba nach Havanna gesessen habe. Pünktlich im Mitternacht wurde das Licht eingeschaltet und der Zugchef ging durch den Wagen und wünschte jedem Reisenden ein frohes neues Jahr. Dann wurde das Licht wieder ausgeschaltet. Ich erzähle die Geschichte von unserem Segeltörn aus dem Jahr 2019 ins Jahr 2020. Diesen Jahreswechsel konnten wir sogar zweimal feiern, denn wir sind am Silvestertag von Mindelo (Kapverden) in Richtung Barbados gestartet. Da die Zeitzone der Kapverden weit in die nächste Zeitzone hineinragt, wechselten wir quasi direkt nach Verlassen der 12-Meilen-Zone in eine neue Zeit. Ich habe die Uhr zurückgestellt und die Crew nach einer Stunde noch einmal geweckt.
Für hiesige Verhältnisse pünktlich kommt Edward in die Marina. Im Auto sitzen noch Micheline, die Mutter zweier seiner Kinder, und der zweitjüngste Sohn. Es wundert mich nicht, dass Edward noch kleinere Erledigungen auf der Wegstrecke eingeplant hat. Trotzdem sind wir gegen 23:15 Uhr am Altovista-Wassertank. Edward nimmt ein paar Stühle aus dem Kofferraum, wir bauen unsere kleine Bar auf und genießen schon einmal den Ausblick auf die kommende Stunde. Derweil ballen sich die in einer endlosen Reihe ankommenden Autos zu großen Blechklumpen rund um den Tank. Ich will nicht wissen, in was für einem Chaos das enden wird. Nachher wollen alle zum gleichen Zeitpunkt wieder weg.
Es wird so viel Feuerwerk vor Mitternacht in die Luft gejagt, dass wir fast schon glauben, die Leute hätten nichts mehr übrig, wenn das neue Jahr gekommen ist. Die Autoschlange nimmt immer noch kein Ende. Ich bereite eine Runde kubanischen Rum vor, mit dem wir anstoßen wollen. Sekt ist bei diesen Temperaturen irgendwie keine Option. Pünktlich um Mitternacht verwandelt sich die Insel in ein flammendes Inferno. Es wird wieder einmal mehr als überdeutlich sichtbar, dass auf einer sehr kleinen Insel jede Menge Menschen leben.
Ich wünsche allen ein gutes Jahr 2022! Vielen Dank für die lieben Wünsche, die ihr mir geschickt habt. Im September will ich wieder in Deutschland sein. Ich weiß von Plänen und dass sie leicht zerplatzen, dieser Plan wird aber durchgezogen.
Die Fahrt nach unten ging dann vergleichsweise unkompliziert vonstatten. Man merkt wieder, dass sich die Leute in Aruba im Straßenverkehr gegenseitig helfen. Kein Vergleich zum Stadionparkplatz nach einem Eintracht-Spiel. Da will jeder der erste sein und keiner hilft. Wir besuchen noch ein paar Verwandte von Edward, sehen die beiden Töchter und bekommen Biere ausgegeben. Irgendwann gegen drei oder vier Uhr am Morgen landen wir wieder in der Marina und fallen ins Bett.