Ein schöner Tag

Johnny hat sich ein Auto gemietet, einen Jeep mit Allradantrieb. Damit fahren wir seit Montag über die Insel, ich darf den Fremdenführer spielen. Mit an Bord sind Jo und Stewart, die seit ein paar Tagen mit ihrem Segelboot Patronus vor Oranjestad ankern.

Für heute ist ein Badetag im natürlichen Pool Conchi angesagt. Dort war ich zuletzt vor ein paar Monaten zusammen mit Edward und Shelley. Ich kann mich noch an den Weg erinnern, den wir zusammen gefahren und gegangen sind, also dirigiere ich Johnny zu der Pferdefarm mit dem Parkplatz.

Von dort aus wandern wir gemütlich eine Dreiviertelstunde am Ufer entlang und genießen die Landschaften, die sich auf dieser Strecke dreimal grundlegend ändern. Es beginnt mit der Überquerung eines Gebirgszugs, die in einer steppenartigen Umgebung endet.

Autowrack in der Steppe

Nicht einmal einen halben Kilometer später laufen wir dann durch tiefen Sand. Mit Schuhen ist es unangenehm, ohne Schuhe unerträglich. Entweder läuft man auf dem Sand in seinen Schuhen oder barfuß im glühend heißen Sand.

Glühend heißer Sand

Freudig legen wir die letzten Meter nach dem Sandstrand mit Blick auf den Felsen „Klein Aruba“ zurück, denn gleich nach der nächsten Felszunge wartet auf uns die Belohnung. Ein Bad im natürlichen Pool. Die See ist rau, das verspricht großen Badespaß. Die Sonne glüht auch schon sehr, sehr heiß. Eine Abkühlung tut Not.

50 Meter vor dem Eingang zum natürlichen Pool baut sich plötzlich ein Park Ranger vor uns auf. Wir hätten am Haupteingang keine Eintrittkarte gekauft und müssten deswegen zurück laufen. Ärgerlich. Und doch logisch. Mein letzter Besuch war im Mai. Damals war der Nationalpark noch geschlossen, also konnte uns auch keiner eine Eintrittskarte verkaufen. Die Park Ranger waren zu Hause. Heute arbeiten sie.

Auf dem Rückweg zum Auto sind wir 15 Minuten schneller. Wir wollen endlich ins Wasser. Wir kaufen Eintrittskarten und essen Sandwiches, bevor Johnny den Jeep auf die offizielle Straße nach Conchi lenkt.

Johnny lenkt

Die Strecke, die wir nun zu Conchi zurücklegen müssen, ist als Piste für Allradfahrzeuge ausgewiesen. Es liegen einige dicke Brocken herum, die meiste Zeit ist sie aber gut zu fahren. Je mehr Bodenfreiheit das Auto hat, desto besser ist es. Johnny hat den Ehrgeiz, es auf jeden Fall bis zum Parkplatz zu schaffen. Wir sind genug gewandert für heute.

Gegenverkehr – ein Kleinbus mit Allradantrieb

Insgesamt ist im Park nicht viel los. Zwischendurch kommt uns ein Kleinbus entgegen, der mit Allradantrieb die Besucher vom Besucherzentrum zum Pool bringt. Bei der Begegnung sehen wir, dass die beiden Passagiere ordentlich durchgeschüttelt werden. Johnny fährt lieber langsam. Das ist schonend für Menschen und Material, meine Bandscheiben danken es ihm.

Ziel in Sicht

Nach einer schier endlos langen Fahrt durch Staub und über Steine kommt endlich der natürliche Pool in Sicht. Wir freuen uns alle auf die Erfrischung.

Die raue See tut was sie kann, immer wieder brechen sich die Wellen an den Felsen, die den Pool bilden. Das Wasser spritzt im hohen Bogen über uns Badende.

Welle bricht am Felsen

Wir lernen ein junges amerikanisches Paar kennen. Beide haben gerade die Universität abgeschlossen und machen eine Woche Urlaub auf Aruba. Es entwickelt sich ein langes Gespräch, als wir erwähnen, dass wir seit Wochen bzw. Monaten mit unseren Segelbooten auf Aruba festsitzen. (Das geschieht eigentlich immer, wenn man im Gespräch mit Nichtseglern das Boot erwähnt.)

Als eine große Gruppe Touristen mit unzähligen Strandbuggys auftaucht entscheiden wir, gemeinsam nach San Nicolas zu fahren und den Street-Art Spaziergang zu machen.

Street Art in San Nicolas

Rechtzeitig vor Sonnenuntergang schaffen wir noch die farbenfrohe Runde. Wir beenden den Abend mit ein paar Bier und kleinen Snacks. Auf dem Weg zurück nach Oranjestad sind wir alle vier glücklich über den gelungenen Tag. Auch die Wanderung entlang der Küste wurde von allen als wunderschön gelobt.

Covid-19 Roller

Regelmäßig steht dieser Motorroller vor dem Parlamentsgebäude. Ich nehme ihn heute als Symbolbild, da die Bierflaschen und das Kakaogetränk inzwischen zu oft zu sehen waren.

Entsetzt stelle ich gerade fest, dass ich seit sechs Tagen keinen Blog mehr veröffentlicht habe. Das liegt natürlich daran, dass ich im Augenblick viel unterwegs bin. Vor sechs Tagen waren wir bei 279 aktiven Covid-19 Fällen. Gestern Nachmittag waren wir bei 679 Fällen. Während ich diese Zeilen schreibe, ist die 700er Marke wohl längst geknackt. Die ersten fünf Kranken wurden ins Krankenhaus eingeliefert. So sieht es im Augenblick aus.

Nicht nur deswegen genießen wir die Zeit, die wir uns so schön wie möglich gestalten.

Update: Wir sind heute bei 776 Fällen gelandet. Der nächste Tote ist zu beklagen.

Explosiv

Aruba befindet sich nun in einem Lernprozess. Die Zahl der Covid-19 Fälle ist so hoch, wie sie während der ersten Welle niemals war. Im Juni war die Insel ohne Fälle. Am 10. Juli gab es schon wieder vier Fälle, die ersten frischen Touristen aus den USA konnten einreisen.

Irgendwann in den letzten Wochen ist nach meinen Informationen ein Barkeeper aus dem Urlaub in den Niederlanden zurückgekommen. Er wurde bei seiner Einreise getestet und war negativ. Also ging er wieder zur Arbeit. Blöderweise war er jedoch trotzdem positiv. Ein großer Teil der Infektionen soll auf diese Bar zurückzuführen sein.

Am 3. August waren wir noch bei 12 Fällen, die ersten fünf Fälle wurden bekannt, in denen sich die Menschen hier auf Aruba angesteckt haben. Am 4. August stieg die Zahl auf 17, die Regierung verkündete die ersten Verschärfungen. Am 5. August wurden 39 neue Fälle bekannt. Am 6. August kamen weitere 92 Fälle hinzu. Heute dann 133. Die Gesamtzahl liegt damit bei 279 aktiven Fällen. Das explodiert hier bedauerlicherweise gerade etwas.

Busfahrer mit Maske und Scheibe

Am weitreichendsten ist die Pflicht, in öffentlichen Verkehrsmitteln Maske zu tragen. Damit habe ich an und für sich kein Problem. Allerdings hält manch ein Busfahrer gar nicht mehr an, wenn der Fahrgast ohne Maske an der Haltestelle wartet. Das geht mir auf den Keks, draußen kann schließlich nichts passieren. Dann wäre da noch die Sache mit dem Knoblauch… Man ist dem eigenen Atem des Todes schon ziemlich ausgeliefert.

Seit einigen Tagen warte ich angespannt auf ein Paket aus der Heimat. Jens hat es vor knapp zwei Wochen in den Niederlanden zur Post gebracht.

Man beachte die Schreibweise des „S“ in FAST. Das ist Programm.

Am späten Vormittag erreicht mich ein Bündel von Nachrichten auf Whatsapp, die alle von einer mir unbekannten Rufnummer aus Aruba kommen.

„Ho“
„Hi“
„My name is luis from UPS“
„Can i hafe your name?“
„Are you the owner of Yacht Sissi?“

„My name is Jörg and I am the owner of Sissi.“

„Hi sir“
„My name is Luis from UPD“
„Ups“
„Are you in Aruba?“

„Yes I am. I hope you have a parcel for me.“

„Correct i have a transit shipment for you, but we connot delivered, customer must to picked up at Cargo Building due that the shipment is in Transit.“
„Our location is…“
„You will not pay duties“
„But our handling is“
„48.86 USD“

Das Paket liegt schon hinter Sissi am Steg

Ich bitte Charly, mich zum Flughafen zu fahren. Dort befindet sich die Niederlassung von UPS. Später bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Mit Gesichtsmaske stehe ich im Büro und darf erst einmal knapp zehn Minuten warten, bis Luis ein Telefongespräch mit seiner Freundin beendet hat. So viel Zeit muss immer sein.

Dann legt er sich aber sofort für mich ins Zeug. Als erstes kassiert er die Gebühren. Ich zahle mit Bargeld in der Hoffnung, den Prozess vielleicht ein klein wenig beschleunigen zu können. Das Gegenteil ist der Fall – Luis findet keine 1.14 USD. Ein Kollege im Hinterzimmer kann aber wechseln. Ich darf ein paar Papiere unterschreiben, andere Zettel werden lautstark gestempelt. Dann erklärt mir Luis, dass diese Papiere nun zum Zoll müssen.

Er verschwindet für eine knappe Viertelstunde, dann sind zu dem Papierstapel noch weitere Zettel dazugekommen. Dann erklärt mir Luis, dass er nun das Paket holen geht. Schon nach 20 Minuten ist er wieder da. Ich muss die Papiere und das Paket nun zum Zoll nach Oranjestad fahren. Bzw. Charly muss mich dorthin fahren, wir sind inzwischen schon eine knappe Stunde für die Abholung des Pakets unterwegs.

Äppler an Bord

Der Hafen in Oranjestad ist weitestgehend verwaist. Trotzdem findet Charly keinen Parkplatz, Parken ist dort nicht vorgesehen. Da ich nicht weiß, wo der Zoll ist, lasse ich das Paket im Auto. Es fährt mit Charly zur Tankstelle. Zwar liegt ein Kreuzfahrer an der Pier, es ist jedoch nur ein Teil der Crew an Bord. Ich frage den Pförtner, wo sich der Zoll befindet. Der zeigt auf das benachbarte Gebäude. Dort befindet sich eine Art Käfig, in den ich gehe und an einem winzigen Fenster anklopfe.

Das Fenster öffnet sich einen Spalt und ich werde nach meinem Anliegen gefragt. Nun hätte ich das Paket präsentieren müssen. Der Zöllner gibt sich jedoch mit den Papieren zufrieden und sagt, dass er mir glaubt, ich würde das Paket an Bord bringen. Klar! Selbstverständlich!

Der teuerste Apfelwein meines Lebens

Noch nie in meinem Leben habe ich einen Apfelwein getrunken, der pro Glas sechs Euro kostet. Jeder Schluck ein Euro. Und er schmeckt richtig, richtig gut. Danke!

Rückseite und Vorderseite eines Esels

Heute früh habe ich mir mal wieder die Informationen zur Covid-19 Situation durchgelesen und festgestellt, dass es zu fünf bestätigten Übertragungen in Aruba gekommen ist. Damit ist das Virus endgültig zurück. Erste Maßnahmen wurden von der Regierung verkündet, die Bars, Restaurants und Nachtclubs müssen die Tische weiter auseinander rücken und dürfen sie mit maximal vier Personen besetzen. Masken werden empfohlen, wenn der Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden kann. Im Freien dürfen maximal Grippen von vier Personen zusammen sein. Dieses Lied habe ich schon einmal gehört.

Meiner Meinung nach gehört der Klimaanlagenwahnsinn abgeschafft. Man kann es zwar als Zumutung empfinden, wenn man seinen Urlaub auf einer tropischen Insel bei 35°C im Schatten draußen verbringen muss. Ich meide jedenfalls die gut gekühlten Innenräume und lasse auch mal einen Bus fahren, wenn der die Fenster nicht offen hat.

Viele Touristen aus den USA benehmen sich hier jedenfalls so, wie man es den Deutschen oder Briten auf Mallorca nachsagt. Vergangene Woche war eine große Schlagzeile über einem Artikel voll Empörung in der lokalen Tageszeitung. Ein Tourist aus den USA wurde bei der Einreise getestet. Bis zur Bekanntgabe des Testergebnis hätte 24 Stunden einhalten müssen. Statt dessen ist er durch Restaurants und Bars gezogen. Selbstverständlich war das Testergebnis positiv. Eselei möchte ich es nicht nennen. Die sind nicht so blöd.

Was ist das?

Wenn ich bisher über den Job bei den Eseln geschrieben habe, zeigte ich die Esel vor allem von vorne. Heute möchte ich größtenteils über die Rückseite schreiben. Das obenstehende Foto zeigt eine große Halde mit Eselmist.

Jeden Vormittag reinigen wir das Gelände von den Hinterlassenschaften der Esel, die in jeder Lebenslage den Mist auf den Boden fallen lassen können. Beim Spazieren, beim Stehen, beim Fressen, beim Laufen oder beim Saufen.

Quelle

Pro Tag kommen da einige Schubkarren voll zusammen. Deren Inhalt landet dann auf einem großen Haufen. Einmal habe ich es erlebt, dass ein paar Einheimische kamen und ein paar Kilo Eselmist für den Garten mit nach Hause genommen haben. Da ist noch Luft nach oben. Vielleicht sollte man das als Dünger im örtlichen Baumarkt anbieten.

Bert ist bei der Arbeit

Am Nachmittag ist es zu heiß für diesen Job, er muss gleich nach der morgendlichen Fütterung erledigt werden. Teilt man sich die Arbeit, ist sie in einer knappen Stunde erledigt.

Und wieder ist eine Schubkarre voll Poop

So richtig attraktiv sind diese Bilder natürlich nicht. Die Vorderseite zu beobachten macht viel mehr Spaß. Ich habe ein kleines Video geschnitten, auf dem die Eselfütterung am Nachmittag zu sehen ist. Wie die Esel nervös warten, bis das Heu endlich serviert wird. Wie sie sich um das Futter balgen. Und wie die Fütterung bei den schwachen und alten Eseln abläuft. Und es wird die Grundlage für viel neues Poop am kommenden Vormittag gelegt.

Persönlich habe ich gute Neuigkeiten. In den nächsten Tagen wird hoffentlich ein Paket mit Apfelwein bei mir eintreffen. Außerdem hatte ich letzte Woche einen Termin bei der Einwanderungsbehörde. Seit Monaten war ich illegal im Land, seit vergangenem Donnerstag ist mein Aufenthaltsstatus wieder in Ordnung.