Ich habe heute die Seite über die Rodney Bay Marina aktualisiert. Dazu schreibe ich diese Zeilen, damit die Aktualisierung auch im Newsletter auftaucht.
Opfer
Seit einigen Tagen liegen wir bequem in der Rodney Bay Marina. Das tut echt gut, wir haben Zugang zu Landduschen, Supermärkten und der Bushaltestelle. Nachher werden wir mit einem Mietauto die Insel erkunden. So weit, so gut.
Leider trifft die alte Langfahrer-Regel wieder zu. „Das Boot an den schönsten Plätzen der Welt reparieren.“ Ein Taucher hat das Schiff von unten geputzt, solche Dienstleistungen sind hier echt bezahlbar. Obwohl… aber sie sind bequem.
Man sollte sich nur vorher mit dem Dienstleister über die Währung einig werden. Dollar sind nicht gleich Dollar. Ich bin der Meinung, der Preis wäre in XCD (Ostkaribischen Dollar) genannt worden, der Taucher will aber USD (US Dollar) haben. Die USD haben aber den dreifachen Wert… Wir sind uns dann noch einmal einig geworden.
Als der Taucher wieder an die Oberfläche kommt und zu mir sagt, dass die Opferanode getauscht werden muss, kann ich das erst einmal gar nicht glauben. Möchte mich der Kerl etwa bescheißen? Will er sich einen weiteren Auftrag an Land ziehen?
Ich drücke ihm die GoPro in die Hand und lasse ihn ein Foto machen. Das will ich mir selbst ansehen. Immerhin ist die Anode kein Jahr alt und erst im letzten Winterlager getauscht worden. Das Bild sagt jedoch, dass die Anode definitiv fällig ist.
In der örtlichen Chandlery gibt es alles. Die ist gut sortiert und hat ein großes Sortiment. Die Preise sehen gut aus, bis ich an der Kasse erfahre, dass alles in USD ausgezeichnet ist. Pffft. 25€ für eine Opferanode. Ich kaufe vier. Immerhin gibt es die hier und unser Verschleiß ist hoch. Und das alles ist duty free, wenn ich das Schiff dort registriere. Ich registriere. Und kaufe. Die Kreditkarte opfert sich an der Kasse.
Die Wäsche kommt in die Wäscherei. Die leere Gasflasche auch. Dort wird sie allerdings gefüllt und nicht gewaschen. Der Watermaker bekommt eine Wartung. Unser Parasailor ist beim Segelmacher. Das Boot wird gereinigt. Alles wird entsalzen, wir haben einen Wasserschlauch. Schrauben werden nachgezogen. Irgendwann wird die Hitze zu groß. Wir haben genug Opfer gebracht und verholen unsere glühenden Körper in den Schatten. Morgen ist auch noch ein Tag.
Hinweis: Wenn du mit deinem Boot mal in der Rodney Bay Marina bist und einen Taucher brauchst bzw. haben willst, schaue nach den freiberuflichen Tauchern. Die kommen hier quasi als registrierte Tagelöhner in die Marina. Es gibt auch bei den Vercharterern fest angestellte Taucher, die Aufträge von Privatleuten nebenher übernehmen. Das wiederum kostet den Freiberuflern Einnahmen und wird als unfreundlich empfunden. Ich habe diesen Fehler leider gemacht. Und bei den Preisverhandlungen musst du unbedingt wissen, in welcher Währung man spricht.
Kopfüber ins Aquarium
Ein paar hundert Meter von unseren Ankerplatz in der Carlisle Bay entfernt liegen drei Schiffswracks auf 3-5 Metern Tiefe auf dem Grund herum. Am laufenden Band werden Touristen in Ausflugsbooten zum Schnorcheln dorthin gekarrt. Der Preis für so eine Tour liegt zwischen 60 und 90 Dollar. Jörg Bauer und ich schnappen uns Schnorchel und Flossen, hüpfen ins Dingi und fahren auf eigene Faust los. In einem abgesperrten Bereich finden wir eine Boje zum Festmachen und springen ins Wasser. Ich war vorher noch nie so richtig schnorcheln. Wir treiben wie schwerelos mit dem Kopf nach unten auf dem Bauch im Wasser. Das Wasser ist angenehm warm. Ein tolles Gefühl.
Es dauert nicht lange, bis wir das erste Wrack finden. Als künstliches Riff bietet es Heimat für hunderte von kleinen, bunten Fischen, wie ich sie sonst nur aus dem Aquarium kenne.
Neugierig kommen die Fische näher und als ich mich umdrehe, tummelt sich ein ganzer Schwarm um meine Füße. Langsam gewöhne ich mich an das Atmen durch den Schnorchel. Ich könnte hier stundenlang herumtreiben.
Sobald sich ein großer Fisch nähert, verschwinden die Kleinen in Sekundenbruchteilen im Schutze des Wracks.
Es soll hier auch Schildkröten geben, doch leider bekommen wir keine zu sehen. Statt dessen gleitet ein großer Meeressäuger langsam über mich hinweg.