Sacarrabos

Brauereikneipe in Sines

Vor vielen Wochen waren wir in Schottland und ich habe im Blog etwa sinngemäß die Worte geschrieben „Wenn du nicht im Pub warst, hast du den Ort nicht besucht“.

Wenn man danach geht, haben wir so manchen Ort auf unserer Reise übersprungen, denn wir waren schon lange nicht mehr im Pub. Natürlich sind wir auswärts essen gegangen, doch haben wir schon lange keine Kneipe mehr nur für ein Bier aufgesucht. Das hat sich jetzt in Sines mal wieder geändert.

Als wir vorgestern durch den Ort gelaufen sind, haben wir die Brauerei gesehen. Wir wollten aber nicht einkehren, sondern zu unserem Abendessen zurück an Bord. Die Nachbarn am Steg, ein Paar aus Augsburg (und damit bierkundig), haben uns das Bier empfohlen. Also machten wir uns am Abend noch einmal auf den Weg in den Ort, um den Sacarrabos Brewpub zu würdigen.

Praia Vasco da Gama bei Nacht

Mehr als 100 Treppenstufen später saßen wir an einem Tisch mit wunderschöner Aussicht über den Hafen und verkosteten das Bier. Das Lagerbier ist frisch, für ein portugiesisches Bier sehr würzig und lecker. Das Red Ale enttäuschte, die erwartete Hopfennote fehlte völlig. Dafür konnte das IPA wieder überzeugen, hier kam der Hopfen hervorragend durch und es hat eine leicht zitronige Note. Sehr fein.

Prost!

Das hier soll keine Werbung, sondern eine Empfehlung sein. Die Brauerei hat von Dienstag bis Sonntag jeweils zwischen 10:00 Uhr und 4:00 Uhr geöffnet. Sie befindet sich am oberen Ende des nicht funktionierenden Aufzugs.

Sines haben wir jedenfalls besucht! Der Ort hat in jeder Hinsicht überzeugt. Ein ruhiger, günstiger Hafen mit tollen Duschen. Eine schöne Altstadt. Supermarkt noch einigermaßen fußläufig erreichbar. Und eine Brauerei. Ich könnte länger bleiben.

Brauerei

Miles and more

Viele ziehen eine 100-Tage-Bilanz. Das hatte ich auch vor, aber mir sind die 100 Tage irgendwie entwischt. Deswegen öffnen wir unser Logbuch und ziehen jetzt eine 118-Tage-Bilanz:

Logbuch

Wir sind jetzt seit 118 Tagen unterwegs und haben in dieser Zeit 2340 Meilen Kielwasser hinterlassen – das sind etwa 4329 km (für die Landratten). Richtig unterwegs waren wir in diesen 118 Tagen an 41 Tagen, also sind wir an 77 Tagen keinen Meter gesegelt. Das passt irgendwie zu den Erzählungen anderer Langfahrtsegler, die von maximal 30% Segeltagen sprechen oder schreiben.

Den Motor haben wir in dieser Zeit 210 Stunden laufen lassen und dabei 343 Liter Diesel verbrannt. Das sind pro gefahrenem Tag ca. fünf Motorstunden. Wir haben oft Segeltage von 24 Stunden Länge. Die Motorzeit ist inklusive der Kanalfahrt durch den Caledonian Canal und inklusive der Zeit, in der der Motor unproduktiv vor bzw. in Schleusen vor sich hin brummt. Wir stellen ihn zwar so oft wie möglich ab, manchmal musste er in den Schleusen jedoch brummen.

Die Tendenz ist bei den Motorstunden klar fallend, wir warten inzwischen lieber auf passenden Wind.

Mit dem Watermaker haben wir seit dem 1. August 1395 Liter Wasser hergestellt. Damit liegt unser gemittelter Wasserverbrauch bei ca. 20 Litern am Tag oder bei 10 Litern pro Person. Ich glaube, wir sind da gar nicht so schlecht mit. Wir sparen kein Wasser und trinken einen großen Teil der Eigenproduktion.

Die besten Duschen haben wir in Oban, Port Ellen, Belfast und Sines gefunden. Die miesesten Duschen waren in Wicklow (keine), Dublin (kalte) und Douglas (fühlt man sich wie im Knast).

Wir hatten drei größere Defekte. Zuerst war der Watermaker inkontinent, der Hersteller hat uns auf Garantie ein Ersatzgerät geliefert. Danach machte uns der Watermaker keine Probleme mehr, sondern nur noch Wasser. Wir mussten den Wärmetauscher der Motorkühlung auswechseln, glücklicherweise hatten wir ein Ersatzteil an Bord. Und dann ist uns noch eine Reffkausche aus dem Großsegel ausgerissen. Der Segelmacher konnte das schnell beheben.

Außergewöhnliche Vorkommnisse haben zwei im Logbuch notiert: Einmal empfingen wir den Pan-Pan-Ruf eines belgischen Seglers kurz vor Guernsey, der eine Motorstunde von uns entfernt ohne Ruder, Maschine und ohne Segel herum trieb. Wir haben unseren Kurs geändert, zum Glück wurde der Belgier jedoch von einem Fischer an den Haken genommen. Und dann haben wir zwischen Peniche und Oeiras noch das Mann-über-Bord-Signal eines 3 Meilen entfernten AIS-SART-MOB-Alarmsenders empfangen. Nach einem kurzen Funkgespräch mit dem Besitzer konnten wir den Alarm zu den Akten legen, die haben das Gerät zum Glück nur im Cockpit getestet.

Ins Wasser gefallen

Wir sind immer noch in Sines. Heute Nacht hatten wir hier ein Naturereignis besonderer Art. Als ich heute früh aufgestanden bin, war der Teppich im Salon ziemlich nass. Auch im Cockpit stand das Wasser in Pfützen.

Zum Glück hatte ich vor dem Schlafen noch die Dachluke über unserer Koje geschlossen. Sonst hätten wir das Wasser auch im Bett. Dann wäre der Regen jedoch in der Nacht nicht unbemerkt geblieben.

Wann hätten wir eigentlich den letzten Regen? Ein paar Minuten in Roscoff. Ein paar Tropfen in Porto. Der letzte starke Regen war auf Islay, da gab es einen oder zwei Regentage. Und im Caledonian Canal. Seit dem brauchten wir keine Regensachen mehr. Wikipedia schreibt, dass in Portugal von Oktober bis März der meiste Regen fällt.

Wir haben den Regen verschlafen, nicht einmal damit gerechnet. Unsere Schuhe standen über Nacht auf dem Steg und sind jetzt triefend nass. Sie wollen getrocknet werden. Zum Glück ist noch eine alte Zeitung da.

Schuhe trocknen

Außerdem trocknen wir gerade das Schiff. Die Abfahrt heute ist ins Wasser gefallen. Positiv daran ist, dass wir Sissi nicht von der Salzkruste des gestrigen Am-Wind-Kurses befreien müssen. Das hat die Natur gründlich für uns erledigt.

Das ist alles nicht so schlimm. Sines hat mehr als einen Spaziergang zum Supermarkt verdient. Guten Wind bekommen wir wieder und zur Not ist unser Dieseltank noch fast ganz voll. Seit dem Tanken in Vigo hatten wir kaum Motorstunden. Wenn es nicht mehr regnet, gehen wir Vasco da Gama suchen.