Wir sind immer noch in Porto und warten auf passenden Wind. Eigentlich warten wir auf irgendeinen Wind, der uns ansatzweise in südliche Richtung bringt. Die aktuellen Prognosen sprechen von stundenlangen Motorfahrten.
Am Boot sind wir mit den Arbeiten im Plan. Die Stadt Porto haben wir uns ausgiebig angesehen. Wir wollen weiter. Und wir sparen unseren Diesel für später auf.
So haben wir in unserem Videomaterial gekramt und noch ungeschnittenes Material von der Isle of Man gefunden. Jens hatte einen Riesenspaß, das Straßenbahnvideo zu schneiden. Ich mache aus ihm noch einen Pufferküsser.
Von allen Orten, die wir bislang gesehen haben, war die Isle of Man die angenehm positivste Überraschung. Ich war dort nicht zum letzten Mal.
Jetzt sind wir schon so lange in Leixeos, dass ich mich gestern vom Hafenmeister habe fragen lassen müssen, ob wir uns an den Tag unserer Ankunft erinnern. Derzeit ist es auch nicht abzusehen, wann wir hier wieder weg kommen. Der Wind glänzt nämlich im Augenblick durch Abwesenheit und allzu viel Diesel wollen wir nicht verbrennen. Vielleicht gelingt uns am Samstag ja die Abfahrt, ansonsten sieht es Mitte bis Ende kommender Woche wieder besser aus.
Wir haben viel gemacht. Neben den Malerarbeiten haben wir auch andere Arbeiten am Schiff verrichtet. Sissi gibt uns immer neue Arbeiten auf. Wenn wir die nicht zeitnah erledigen, haben wir irgendwann einen riesigen Arbeitsstau. Das wollen wir nicht.
Eine Woche der Zeit hier haben wir damit verbracht, auf ein Paket mit Zubehörteilen aus Deutschland zu warten. Eine Stunde haben wir mit dem Auspacken verbracht. Von vier bestellten Fockschotschäkeln war immerhin einer im Paket. Dafür haben wir vergessen, ein NMEA-Verbindungskabel mitzubestellen, deswegen können wir ein neues elektronisches Spielzeug nicht in Betrieb nehmen. Der örtliche Seglerzubehörladen hat natürlich dieses Kabel nicht vorrätig.
Ansonsten ist Porto für mich die erste Großstadt auf unserer Reise, in der ich mich wieder richtig wohl fühle. Diese Stadt überflutet mich nicht, in dieser Stadt komme ich mit den vielen Touristen klar. Warum das so ist – keine Ahnung. Auf jeden Fall ist die Stadt sehenswert!
Die süße, verschmuste Katze, die wir auf dem gestrigen Weg zum Supermarkt gesehen haben, wollen wir auf jeden Fall noch einmal treffen.
Wir stressen uns nicht. Wir haben Zeit. Wir müssen keine Termine einhalten. Das ist toll.
Menschen mit Amputationen verspüren oftmals noch Schmerzen in den amputierten Gliedmaßen. Das nennt man Phantomschmerz. Ein Teil von einem selbst, das schon immer da war, fehlt. Es fühlt sich aber an als wäre es noch vorhanden.
Ich habe Phantomhaare.
Neulich habe ich mich Abends dabei ertappt, wie ich mir das Haargummi aus den Haaren ziehen wollte. Ziehe ich mir ein T-Shirt an, wandern meine Hände wie automatisch an den Kragen um die Haare herauszuziehen. Meine Brille setze ich mir so auf das keine Haare in den Bügeln hängenbleiben. Beim duschen versuche ich darauf zu achten kein Wasser auf die Haare zu bekommen, weil ich sie nicht mitwaschen will. Jörg berichtet von ähnlichen Ereignissen.
Apropos duschen – Nach meiner ersten Dusche nach der Rasur mußte ich sehr erstaunt etwas feststellen. Ich spürte so etwas wie die Erschütterung der Macht. Meine Sackhaare sind nun länger als die auf meinem Kopf