Spaziergang auf den Klippen

Es passiert. Lange habe ich mich davor gedrückt aber jetzt komme ich nicht mehr darum herum. Ich schreibe einen Blogpost. Jörg hat heute Geburtstag und zur Feier des Tages wollen wir nachher lecker essen gehen. Die Wartezeit vertreibe ich mir mit diesem Beitrag. Den kann nur ich verfassen, denn an diesem Tag, in Camaret-sur-Mer, war ich alleine unterwegs um einen Spaziergang auf den Klippen zu machen.

Jörg fotografiert den Schiffsfriedhof

Gemeinsam gingen wir los, vorbei am Schiffsfriedhof und der Promenade. Als es dann Bergauf in die Klippen ging trennten wir uns. Der Weg zum Bahnhof war für Jörg spannender.

Segelclub in der Marina

Auf den Klippen angekommen hatte ich einen super Ausblick auf die Marina. Wer findet Sissi auf dem Foto?

Sissigrafie von den Klippen

Ein schmaler Trampelpfad, der GR34 Wanderweg, schlängelt sich bergauf und bergab durch Brombeersträucher, Heidelbeeren und bunte Blumen.

Klippen mit lila Blümchen

In meiner Wohnung in Frankfurt sind selbst Kakteen verdurstet. Ich habe einfach keinen grünen Daumen und null Plan von Botanik. Die lila Blümchen, wie auch immer sie heißen mögen, haben mir aber gut gefallen.

noch mehr lila Blümchen

Nach einer Weile führte mich der Weg an einen Strand. Es war sehr heiß und ich bekam Lust selbst ins Wasser zu springen. Also machte ich mich auf den Rückweg. Direkt neben der Marina ist auch ein schöner Strand, den ich dann zu später Stunde fast für mich allein hatte.

Badestrand

Am Tag darauf sind wir, wie viele andere auch, auf die Biskaya gestartet. Der Aufenthalt in Camaret war kurz. Ich würde jederzeit wieder hierher kommen um mehr von der tollen Landschaft zu sehen.

Jörg hat mich gerade daran erinnert das unser Tisch gleich reserviert ist. Mir knurrt auch der Magen, also beende ich den Beitrag hier. Vielleicht schreibe ich ja irgendwann nochmal was.

a bientôt Camaret

Nachtrag: Wir sind eben aus dem Restaurant zurückgerollt – RÜLPS!

Der Wolf

Wir haben ein Suchtproblem an Bord der Sissi. Jens ist unheilbar lasagnesüchtig. Wenn er nicht regelmäßig seine Pastaration bekommt, wird er zum Tier. Also müssen wir in regelmäßigen Abständen dem Gott der Pastafari huldigen und eine Lasagne zubereiten. Für Jens ist die wöchentliche Lasagne so wichtig, wie für mich der Kaffee am frühen Morgen.

Eine Zutat von Lasagne ist Hackfleisch. Hackfleisch holt man sich normalerweise zu Hause beim Metzger. Dort wird es frisch durch den Wolf gedreht und ist lecker. Wir lehnen beide das in Plastik verpackte Hackfleisch aus der deutschen oder niederländischen oder britischen Supermarktkühltheke ab. Es war schon problematisch, in Großbritannien an anständiges Hackfleisch zu kommen. Wie sollte das erst in südlicheren Ländern werden? Jens und ich liefen durch Dublin und haben versucht, einen Fleischwolf zu erwerben. Im Lande der Fertignahrung war das ein Ding der Unmöglichkeit.

Also riefen wir unsere Schwester Christine an, mit der wir uns auf Guernsey treffen wollten. Sie kaufte in Frankfurt einen ordentlichen Fleischwolf und hat ihn gemeinsam mit unserem Neffen Benedikt von Frankfurt nach Guernsey geschleppt. Benedikt hat den massiven Fleischwolf in Paris durch die Katakomben der Metro getragen.

Der Wolf

Zum Dank haben wir für die beiden eine Lasagne angefertigt. Und für Jens. Der hatte schon wieder das Zittern in den Händen, weil die letzte Lasagne mehr als drei Länder zurück lag (Isle of Man, örtlicher Metzger mit anständigem Hackfleisch).

Biskaya – Tag 4

In der Nacht konnten wir nur schlecht schlafen. Der Motor dröhnte und das Schiff rollte in den Wellen. Wir wurden in den Kojen hin- und hergeworfen. Müde und unausgeschlafen begrüßen wir den Morgen mit viel Kaffee.

Die Motorfahrt geht noch ein paar Stunden weiter, gegen 10 Uhr können wir endlich ein Segel setzen. Das bringt Stabilität ins Schiff und dämpft die Rollbewegung. In den nächsten paar Stunden sind wir damit beschäftigt, den Parasailor am Fliegen zu halten, so schwach ist der Wind. Ansonsten geschieht nicht viel. Es sind nur noch 80 Meilen bis zum Ziel in Spanien, doch diese Meilen ziehen sich wie Kaugummi.

Gegen 14 Uhr können wir die Küste schemenhaft erkennen. Die Berge in Spanien sind hoch. Auch die ersten Fischerboote kreuzen wieder unseren Kurs. Das Wasser ist jetzt nicht mehr 4000 Meter tief, sondern nur noch 400 Meter. Mental schalten wir um auf “ankommen” und freuen uns auf den Hafen.

Um 15:30 Uhr frischt der Wind so sehr auf, dass wir nicht mehr mit dem Parasailor weitersegeln können. Wir tauschen ihn gegen die Genua, dann geht es mit knapp sieben Knoten weiter. Leider kommen die Wellen von hinten, Sissi rollt fast wieder so stark, wie in der vergangenen Nacht. Trotzdem fühlt es sich leicht an, als würden wir über die Wellen fliegen.

Wir sind müde aber aufgekratzt, haben wir die Biskaya doch beinahe hinter uns. Dennoch ist nicht klar, ob wir noch vor Mitternacht ankommen werden. Wir waren in den vergangenen beiden Tagen zu langsam unterwegs.

Der Wind bläst mit sieben Beaufort, Sissi rennt!

Die Windstärke nimmt zu, es werden sieben bis acht Beaufort. Sissi wird schneller und schneller, als wüsste sie, dass wir bald anlegen wollen. Vor der Einfahrt in die Bucht von Camarinas sind noch einige gefährliche Felsen unter Wasser, die wir beachten müssen. Endlich sehen wir die Befeuerung der Einfahrt, die uns den sicheren Weg markiert. Während wir in die Bucht fahren, kommt uns ein kleines Fischerboot entgegen. Noch ein paar Meter, dann finden wir einen freien Platz. Es ist Montagmorgen, 0:05 Uhr.

Wir machen das Boot fest und genehmigen uns ein Anlegerbier und einen besonderen Whisky. Die Biskaya ist hinter uns. Wir haben es geschafft. Dann geht es ins Bett, wir schlafen uns endlich mal wieder richtig aus. Insgesamt waren es 407,9 Seemeilen.