Biskaya – Tag 3

Die letzte Nacht war neblig und feucht. Die Bänke im Cockpit sind klamm, als wir uns am Morgen nach oben setzen. Der Himmel ist wolkenverhangen und es ist relativ kühl. Mit dem wenigen Wind konnten wir nicht allzu viele Meilen machen, das neue Etmal liegt bei 95 Meilen. Dafür hat die Windsteueranlage dafür gesorgt, dass die Batterien nicht weiter geleert wurden. Ein Hoch auf die Physik! So langsam kommen wir mental in einen Modus, in dem wir auch den Atlantik überqueren können.

Schiffe haben wir nur wenige gesehen. Ein Tanker, der offenkundig ziellos mit fünf Knoten mal hierhin und mal dorthin fuhr. Ein Segelboot aus Madeira, das wir gerade noch am Horizont sehen konnten. Sonst war nichts los. Die Biskaya ist in dieser Ecke einigermaßen einsam. Wir sind fern von den Routen der Großschiffahrt.

Im Laufe des Tages verändert der Wind seine Richtung kaum, er variiert in der Stärke. Mal sind es nur drei Windstärken, dann schleichen wir mit knapp drei Knoten in Richtung unseres Ziels. Mal sind es vier Windstärken, dann beschleunigen wir auf sagenhafte fünf Knoten. Dennoch verspürt niemand in unserer Runde Lust, den Motor anzuwerfen, obwohl wir jetzt genug Diesel für die restliche Strecke im Tank haben.
Wir genießen die besinnliche Fahrt über die angenehmen Wellen. Langsam leert sich der Kühlschrank. Wir machen aus den restlichen frischen Zutaten ein leckeres Gulasch. Wir haben nur für zwei Tage frische Sachen eingekauft. Dafür haben wir Konserven bis Amerika, wenn es sein muss

Windfahne bei der Arbeit

Leider gab es keine Wale oder Delphine mehr zu sehen. Manchmal denken wir, wir würden über einen Wal fahren, wenn der Tiefenmesser mal wieder von “unendlich” auf 50 Meter springt, dort ein paar Sekunden verharrt und dann wieder “unendlich” zeigt. Wahrscheinlich sind es nur Fischschwärme. An unserer Schleppangel mag trotz der langsamen Fahrt kein Fisch anbeißen. Schade. Frischen Fisch würden wir immer nehmen.

Gegen 22 Uhr verlässt uns der Wind komplett. Die Segel schlagen, während Sissi in der Dünung rollt. Der Inhalt von allen Schränken kracht an Schranktüren und Wände. Wir müssen die Segel runternehmen, damit sie nicht kaputt gehen. Wir laden eine aktuelle Wettervorhersage herunter und sehen uns mitten in einem Flauteloch. Der Lärm ist kaum auszuhalten, die Schiffsbewegungen sind unangenehm. Wir entscheiden uns für den Wind aus dem Tank. Ein paar Stunden motoren.

Die Windvorhersage für morgen verspricht wieder stärkeren Wind aus westlichen Richtungen. Damit könnten wir am Sonntagabend in Camarinas ankommen. Noch 113 Meilen.

Biskaya – Tag 2

Nach einer sternenklaren Nacht mit Sternschnuppen zeigt sich uns ein vollkommen kitschiger Sonnenaufgang mit viel Rosa. Uns? Jens! Jens hatte die Wache und durfte den Sonnenaufgang begrüßen, während Christoph und ich noch geschlafen haben.
Der Tag ist sonnig, der Wind weht mit Windstärke 3 aus nordöstlicher Richtung, der Parasailor steht wie eine Eins. Gegen 10 Uhr notieren wir das erste Etmal von 130 Meilen. Das ist etwas mehr, als wir erwarteten. So weit werden wir in den kommenden 24 Stunden nicht fahren, denn Sissi hat auf nur noch 4 Knoten verlangsamt. Mehr ist bei dem Wind einfach nicht drin.

Eine Aufgabe für diesen Tag ist, endlich die Windfahnensteuerung in Betrieb zu nehmen. Dafür sind die Bedingungen fast ideal. Der Wind ist nicht zu stark und kommt stetig aus einer Richtung. Zwei Stunden sind wir damit beschäftigt, die Funktionsweise zu erlernen und kleine Tuningmaßnehmen am Boot vorzunehmen. So war etwa das Drahtseil am Ruderquadranten zu fest gezogen, das Ruder war zu schwergängig für den Windpiloten. Das ist nun alles Geschichte, der Stromverbrauch von Sissi hat sich halbiert und das quälende Quietschen des elektrischen Autopiloten ist verstummt.

Wir sind weiterhin auf Kurs in Richtung Spanien und freuen uns auf Paella und Tapas. Bordroutine hat sich eingestellt. Wir schlafen abwechselnd, essen jedoch eine gemeinsame warme Mahlzeit. Nach dem Abendessen sehen wir bei 4000 Meter Wassertiefe mehrere Wale. Sie lassen sich mit unserer Geschwindigkeit treiben und kommen öfter mal hoch und blasen.

Unser erster Wal

Gegen Mitternacht muss der Parasailor runter, die Genua wird gesetzt. Der Wind hat zu unseren Ungunsten gedreht und wird noch weiter drehen. Trotzdem hoffen wir, dass wir am Sonntag in Spanien ankommen. Es sind nur noch 190 Meilen vor uns, die Hälfte ist fast geschafft.

Biskaya – Tag 1

Au revoir la France. Tag 1 unserer Überfahrt über die Biskaya. Wir haben 354 Meilen vor uns, dann erreeichen wir Spanien. Gegen 10 Uhr starten wir den Motor und verlassen Camaret-sur-Mer. Zunächst einmal ändert sich daran nichts, denn der Wind glänzt durch Abwesenheit. Wir vertrauen aber der Wettervorhersage und motoren zunächst durch die vielen Fischerboote und an den Felsen vor der Küste vorbei.

Das Meer ist ruhig. Eine lange und weiche Dünung lässt Sissi einige Meter rauf und runter fahren. Das merkt man jedoch nur, wenn man im Cockpit sitzt und auf die See schaut, unten im Salon ist das gar nicht spürbar.

Gestern Abend haben wir noch eine deutsche Familie getroffen, die ebenfalls über die Biskaya fahren möchte. Sie fahren mit der Roede Orm, einer 11 Meter Yacht aus Kiel. Fast bis Mitternacht haben wir zusammen gesessen und über die Wettervorhersage, schöne Buchten in Spanien und den weiteren Weg bis zu den Kanaren diskutiert. Sie wollen noch ein paar Tage in Camaret bleiben und am Sonntag losfahren.

Der Parasailor ist klar zum Setzen, wir brauchen nur noch ein wenig Wind. Der schwächelt und kommt mit lediglich 4 kn aus der vorhergesagten, nördlichen Richtung. Wenn sich der Wind diesmal an die Vorhersage hält, werden wir gegen 15 Uhr den Motor abstellen können.

Gegen 17 Uhr können wir endlich den Parasailor öffnen und den Motor abstellen. Jetzt haben wir genug Wind. Ruhe kehrt ein im Schiff, wir genießen die Stille. Sanft wiegt uns Sissi in den Wellen. Wir sind alle topfit und genießen das Abendessen.

Um Mitternacht zeigt der Kartenplotter dann eine Entfernung von nur noch 290 Meilen bis Spanien. Der direkte Kurs liegt an. Die Sterne funkeln am Himmel und ein paar Delphine springen immer wieder mal neben Sissi aus dem Wasser. Die Nächte auf See sind toll. Der erste Tag ist gut gelaufen.