Schrödingers Segel

Heute früh standen wir pünktlich um 9 Uhr vor der Tür der Segelmacherei. Zu behaupten, wir hätten dem Segelmacher höchstselbst die Tür aufgehalten, wäre eine Lüge. Er hatte den Laden schon kurz zuvor geöffnet.

Nach der Demonstration des Schadens kam die Bemerkung „c’est très compliqué“. Er erklärte uns, was er alles mit dem Segel anstellen muss. Natürlich haben wir uns die beste Stelle für die ausgerissene Öse ausgesucht. Ob er das Segel noch am selben Tag fertig bekommt, konnte er uns nicht sagen. Es klang eher so, als ob wir uns auf den Folgetag einstellen müssten.

Wir nahmen im Anschluss ein Touristenboot auf die Île de Batz und spazierten über die wirklich sehenswerte Insel. Es gibt dort zwar ein paar Autos, aber die Einheimischen fahren eher mit Motorrollern über die Insel. Die Landschaft ist wunderschön.

Auf dem Rückweg diskutierten wir über die Chancen, ob wir das Segel noch am selben Tag wieder bekommen oder nicht. Da sich die Chancen über den Tag nicht verändert haben und wir erst wissen konnten, ob das Segel repariert ist, wenn wir beim Segelmacher nachgefragt haben, nannten wir das Problem „Schrödingers Segel„.

Schrödingers Segel

Gegen ein paar Euros bekamen wir das reparierte Segel wieder zurück und haben es auch gleich angeschlagen. Nur für eine Abfahrt am Abend waren wir nach unserem Wandertag zu müde. So gibt es noch einmal leckeres, dreigängiges Abendessen mit Fischsuppe, faux-filet de boeuf und Kleinigkeiten aus der Pâtisserie.

Sehr optimistisch stimmt uns die Wettervorhersage für die nächsten Tage. Es sieht so aus, also könnten wir die Biskaya mit perfektem Wind überqueren. Ab Mittwoch oder Donnerstag soll er mehrere Tage konstant aus nördlichen Richtungen wehen. Genau das, was wir brauchen.

Das Großsegel und das Abendessen

Als wir gestern das Großsegel herunter genommen haben, konnte ich den Riss fotografieren. Wir stehen morgen früh um 9 Uhr beim Segelmacher vor der Tür und hoffen, dass es mit zum Mittag geflickt sein wird. Dann können wir am Nachmittag noch losfahren, denn die Wettervorhersage ist hervorragend.

Riss im Großsegel

Am Freitagabend war es uns nur möglich, kurz mit dem Segelmacher zu sprechen. Er hat am Wochenende geschlossen (freut mich für ihn), versprach uns aber schnelle Hilfe am Montagmorgen.

So versuchen wir, den Aufenthalt in Roscoff weiterhin zu genießen. Heute Abend machen wir eine Zwiebelsuppe, anschließend leckere Lasagne und als Nachtisch wartet schon eine Honigmelone auf uns. Gestern gab es Fischsuppe, gegrillte Lammkoteletts und Honigmelone zum Nachtisch. Wir passen uns an Frankreich an und essen mehrgängig.

Endlich hat der Supermarkt wieder richtiges Obst und Gemüse, das nicht tiefgekühlt ist. Endlich gibt es wieder Auswahl. Man kann an schlimmeren Orten auf den Termin beim Segelmacher warten.

Auf dem Sprung

Bienvenue en France. Wir sind wieder auf der anderen Seite des Englischen Kanals angekommen. Wir sind im Land des guten Essens, der zivilisierten Sprache und des leckeren Weins. Wir sind in Frankreich.

Unser heutiger Segeltag von Roscoff nach Roscoff

Das habe ich doch schon einmal geschrieben, ich habe gerade ein Déjà-écrit. Wir sind doch heute losgefahren. Und wir sind heute wieder in Roscoff.

Das alles fing ganz prima an. Gestern haben wir mit der Wettervorhersage und den Stromkarten gearbeitet. Wir haben uns die optimale Abfahrtszeit ausgerechnet, um von Roscoff aus die Küste der Bretagne nach Westen abzusegeln, Kap Finistère zu umrunden und dann in den Hafen von Camaret-sur-Mer einzulaufen. Das wäre ein großer Schritt auf dem Weg nach Spanien gewesen, denn die hier meist westlichen Winde hindern uns am Vorankommen.

Noch in der Marina haben wir das zweite Reff in unser Großsegel eingebunden, denn es war starker Wind von 25 Knoten vorhergesagt. Der sollte dann im Laufe des Tages etwas stärker werden (bis 30 Knoten) – deswegen brauchten wir das zweite Reff. Frohen Mutes legten wir ab, genossen auf See zunächst einmal frisches Baguette mit einer Pâté de Lapin und erfreuten uns an acht bis neun Knoten Geschwindigkeit über Grund.

Die Freude hielt jedoch nicht lange an. Der Wind wurde viel schneller stärker, als wir das erwartet haben. Der Wind drehte auch zu unseren Ungunsten, was die Wetterfrösche für den Abend vorhergesagt haben. Am Abend hätten wir das für die Kursänderung nach Süden hin gebrauchen können, am Mittag war es nur lästig. Fünf bis sechs Meter hohe Wellen gestalteten die Reise anstrengend. Plötzlich rief Jens „das Groß ist am Arsch!!!“

Wir haben einen ca. 20 Zentimeter langen Riss im Großsegel, ein Reffbändsel hat seine Öse aus dem Segel gerissen. Nnngrrrmgrrrrn.

Die Entscheidung war einfach. Entweder weiter segeln bis Brest und irgendwie hoffen, dass wir dort einen Segelmacher finden. Während dessen würde der Riss im Groß sicher nicht wieder kleiner werden. Also wendeten wir und fuhren zurück nach Roscoff. Dort gibt es direkt am Hafen einen Segelmacher. Bei der Einfahrt nach Roscoff blies uns der Wind dann mit 45 Knoten entgegen. Da hat sich der Wind mal wieder nicht an die Vorhersage gehalten.

Wenn morgen der Wind wieder nachlässt, werden wir das Segel herunter nehmen und am Montag nähen lassen. Ich habe schon mit dem Segelmacher gesprochen, das ist eine Kleinigkeit und wird schnell gemacht. Nach vier Stunden Segeln haben wir heute also genau keine Meile in Richtung Spanien gut gemacht.