Lobster

Unser Abendessen ist gestern von uns selbst getötet worden. Es gab frischen Lobster, denn ich direkt beim Fischer geholt habe. Für zwei Tiere mussten wir gerade einmal 15 Pfund aus der Bordkasse opfern. Im Fischrestaurant verkaufen sie den halben Lobster für knapp 30 Pfund. Dabei habe ich (glücklicherweise) nur die kleinen Tiere geholt. Zum Glück, denn unser größter Topf hätte kein größeres Tier fassen können.

Fischerboot in Port Ellen

Die Zubereitung ist einfach, der Hummer muss nur ein paar Minuten ins kochende Wasser geworfen werden. Wir konnten es einigermaßen problemlos übers Herz bringen. Außerdem haben wir Angelausrüstung dabei und wollen Fische fangen, die wir anschließend auch töten müssen. Und letztendlich hat jedes Steak auch mal auf der Weide gelebt.

Lobster – vor der Zubereitung

Während wir auf die richtige Essenzeit gewartet haben, warteten die beiden Lobster auch. Wenigstens haben wir sie nicht zu lange warten lassen. Sie waren schon auf dem Fischerboot gemeinsam mit Dutzenden Art- und Leidensgenossen aus ihrem Element gerissen. Auf jeden Fall ist frischer Lobster ein Bio-Essen, denn er wächst garantiert in freier Wildbahn artgerecht auf.

Lobster – während der Zubereitung

Ganz wichtig ist, dass man den Lobster mit dem Kopf zuerst in das sprudelnd kochende Wasser bringt. Dann stirbt er sofort. Anschließend wird er etwa 15 Minuten gekocht, dabei färbt sich der Panzer rot. Wenn man die Viecher zu lange kocht, wird das Fleisch zäh. Natürlich variiert die Kochzeit mit der Größe des Hummers. Die Größe, die in unseren Topf passt, braucht (nach unseren gestrigen Erfahrungen) ihre Viertelstunde. Dann sind sie perfekt.

Halbierter, fertig zubereiteter Lobster

Als Sauce haben wir ein Viertelpfund Salzbutter geschmolzen und mit viel Knoblauch versehen. Dazu kam noch ein ordentlicher Schuss Weißwein. Der fertige, zerteilte Lobster wurde noch einmal in die Pfanne geworfen und mit eben dieser Sauce übergossen. Danach kam er auf den Teller.

Lobster auf dem Teller – verzehrfertig mitsamt Bordwerkzeug zum Öffnen

Den Panzer haben wir mit der Schere ganz gut aufbekommen, das war kein größeres Problem. Allerdings konnten wir damit nicht die Scheren öffnen, in denen das leckerste Fleisch steckt. Hier musste der Seitenschneider ran, eine Hummerzange fehlt noch in unserer Küche. Insgesamt macht der Verzehr eine Riesensauerei, ich habe hinterher noch Teile des Panzers in unserer Navigationsecke gefunden.

Was übrig bleibt…

Übrig bleibt natürlich ganz viel Panzer. Und jede Menge Geschirr zum spülen. Und das Gefühl, eine ganz besondere Mahlzeit genossen zu haben. Ich würde am liebsten noch einen Tag auf Islay bleiben, um weitere Lobster frisch vom Fischerboot zu holen. Unser spezieller Fischer ist allerdings heute nicht rausgefahren.

Nachtisch

Der (streng rationierte) Apfelwein war nach dem Abspülen das richtige Getränk, um den Abend zu beschließen.

Von der Konsistenz des Fleisches her waren unsere Lobster viel besser, als die aus dem spezialisierten Fischrestaurant in Oban. Die in Oban waren definitiv zu lange im Wasser, das Fleisch war zäh gegenüber unseren beiden Tieren. Es ist wirklich besser, sie selbst zu machen und man spart eine Menge Geld dabei.

Juniedabaaag?

Oder auf gut Englisch: „Do you need a bag?“ Die Frage bekommen wir im Supermarkt an der Kasse immer wieder gestellt. Brauchen wir natürlich nicht, denn wir sind gut ausgestattet und kommen ohne die blöden Plastiktüten aus.

Baaag

Der Schotte spricht die Worte etwas härter aus, auf Islay klingen sie dann noch etwas härter, als auf dem Mainland. Bei meinem ersten Besuch auf Islay stand ich an der Kasse und wusste mit den Worten „Wannabaaag?“ gar nichts anzufangen. Die Kassiererin hat mir dann die Plastiktüte gezeigt und mich mit Zeichensprache gefragt. Natürlich habe ich die Vokabel inzwischen gelernt.

Selbstverständlich laufe ich gerne mit diesen schönen Taschen durch Port Ellen und grüße hiermit alle Ex-Kollegen!

Jetzt sitzen wir fest. Auf Islay.

Irgendwo muss in einer Bibliothek das Buch „Zen oder die Kunst ohne Wind zu segeln“ stehen. Leider nicht in meiner. Ein anderes deutsches Boot ist heute in Port Ellen reingekommen, wo wir seit gestern liegen. Die konnten segeln, so haben sie jedenfalls erzählt.

Das Wetter hier auf Islay ist toll. Die Sonne lacht vom Himmel, es weht kaum ein Lüftchen und nach Regen sieht es auch nicht aus. Genial daran ist, dass die Wetterlage sich wohl die ganze kommende Woche nicht ändern wird. Deswegen sitzen wir fest, denn wir wollen keinen Diesel verfeuern, nur weil der Wind ein wenig schwächelt.

Port Ellen Marina

Zugegebenermaßen gibt es schlimmere Schicksale, als auf Islay fest zu sitzen. Wir haben heute einen Spaziergang in die Laphroaig-Distillery gemacht und uns durch die Räumlichkeiten führen lassen. Wegen mir hätten wir die Führung auslassen und gleich den Whisky probieren können. Ich habe die Tour schon zweimal gemacht. Für Jens war es das erste Mal. Da man bei Laphroaig alles fotografieren darf (bis auf den Tourguide), hatte ich aber das Vergnügen, die eine oder andere schöne Impression mitnehmen zu können.

In den nächsten Tagen soll es vielleicht regnen, vielleicht auch nicht. Das ist eine klassische schottische Wettervorhersage. Und wenn es regnet, dann ist der Zustand nicht von Dauer.

Sehen wir die Sache positiv: Wir haben noch sieben Destillerien nicht besucht. Wenn wir jeden Tag ein bis zwei besuchen, haben wir den Rest der Woche zu tun. Der Busfahrplan ist einigermaßen übersichtlich. Außerdem gibt es eine Brauerei hier, die ich noch nicht kenne. Ich gebe das Geld lieber für Marinagebühren als für Diesel aus. Die Duschen hier sind hervorragend.

Wer uns also auf dem AIS nicht oder noch in Port Ellen findet, der hat keinen Fehler gemacht. Wir warten hier, bis der Wind passt. In einem Internetforum konnte ich mal folgende weise Worte lesen:

Der Segler mit Zeit hat immer den richtigen Wind.