Gruta do Carvao

Mal wieder zieht es uns in die Tiefe, in die Dunkelheit, die nur durch ein paar elektrische Lampen erhellt wird. Wir haben eine Reservierung für die kurze Tour in der Gruta do Carvao, der Kohlengrotte.

Eingangsgebäude mit Souvenirshop

In dieser Grotte gibt es nur geführte Touren. In den beiden Grotten auf Terceira konnten wir so herumlaufen bzw. mussten es machen, hier dürfen wir es nicht. Ich plane das ganz präzise. Mit der gelben Minibuslinie kann man bis auf 200 Meter an den Eingang der Grotte fahren. Das ist praktisch, günstig und erspart das Laufen immer den Berg hinauf. Am Tag meines Anrufs sind keine Plätze mehr frei, doch für den Folgetag kann ich zwei Plätze für die 11:30 Uhr Führung buchen. Für die lange, dreistündige Führung sind sie den gesamten Sommer über ausgebucht. Für die kurze Führung von einer Dreiviertelstunde Dauer haben wir nun die Plätze.

Luftbild. Die Grotte (Lavatunnel) ist rot eingezeichnet, den grünen Pfeil habe ich gemalt, dort ist der Eingang.

Ganz entspannt frühstücken Jens und ich. Der Termin um 11:30 Uhr ist bequem zu erreichen. Eine gute halbe Stunde vorher spazieren wir zur Bushaltestelle. Dort ist gerade kein Bus zu sehen. Regen setzt ein. Ich starte die Minibus-App um zu sehen, wo sich der nächste gelbe Bus befindet. Die App zeigt mir nur einen leeren Bildschirm. Einen fast leeren Bildschirm, denn irgendwo am Rand fährt ein einsamer Bus auf der blauen Linie. Es fällt mir wie Schuppen aus den Haaren, heute ist Samstag! Eingeschränkter Verkehr. Den Bus zur Grotte können wir uns abschminken, er fährt heute nicht.

Durch diese Röhre geht es in die Grotte hinein.

Der Regen wird stärker. Zuerst wollen wir zur Grotte laufen, doch zeitlich wäre das eine echte Herausforderung. Außerdem regnet es, ich habe keine Lust zu laufen. An der Ecke steht ein Taxi, das wir uns sofort schnappen. Nach einigen Sprachproblemen gelingt es mir, den Namen der Grotte so auszusprechen, dass ihn der Taxifahrer auch versteht. Fünf Minuten und fünf Euro später sind wir vor der Tür. Schneller als erwartet, der Regen hört auch schon wieder auf. Im Besucherzentrum habe ich noch genug Zeit, das obige Foto des Luftbilds zu machen.

Erster Eindruck der nördlichen Seite des Lavatunnels

Die Führung geht los, wir steigen viele Treppenstufen hinunter in den Keller. Dann werden alle Besucher mit Helmen ausgestattet. Anschließend geht es noch weiter in die Tiefe und durch eine Betonröhre, bis wir uns im nördlichen Bereich der Grotte sammeln und die Führerin in gutem Englisch loslegt. Man merkt, dass sie diese Führung schon sehr oft geleitet hat, sie leiert ein wenig und spricht sehr, sehr schnell. Das tut den Informationen aber keinen Abbruch. Zum Beispiel der Name Kohlengrotte. Er kommt daher, dass man gehofft hat, Kohle in der schwarzen Umgebung zu finden. Hat man natürlich nicht, auf den Azoren gibt es keine Kohle.

Aus dem Eingangsbereich nach oben fotografiert. der Lavatunnel hat zwei Etagen.

Sie erklärt uns die zwei verschiedenen Arten von Lava, die schnell oder langsam fließen und in verschiedenen Formationen erkalten. Das kann ich mir nicht alles merken. Außerdem darf ich noch für eine ältere Französin übersetzen, die neben mir etwas verloren im Tunnel steht. An den Wänden befinden sich vielerorts Bakterien, die noch nicht gut erforscht sind und die man töten würde, wenn man an die Wände fasst. Deswegen darf man nicht an die Wände fassen. Die Französin will an die Wände fassen, ich übersetze ihr die Worte der Führerin.

Schnell fließende Lava erkaltet in dieser Struktur

Entdeckt wurde die Höhe übrigens bei der militärischen Kartierung der Insel. Das Militär braucht genaue Karten und so sind sie auch auf die Höhle gekommen. Da die Höhle unter Ponta Delgada bis hin zum Hafen führt, ist sie innerhalb der Stadt zu großen Teilen eingestürzt oder durch Haus- und Straßenbau schwer beschädigt. Deswegen sind nur noch zwei Kilometer zugänglich, auf der kurzen Tour sind es lediglich zweihundert Meter. Die lange Tour sei jedoch schon für den ganzen Sommer ausgebucht.

Hinter den „Stalaktiten“ sind die Bakterien an den Wänden

Nach nur wenigen Schritten erklärt uns die Führerin, dass wir mit dem nördlichen Tunnel jetzt durch sind und uns frei bewegen und fotografieren können. Nur in den hinteren Bereich sollen wir nicht gehen, dort würde lediglich die lange Tour hinführen. Die lange Tour sei aber schon den ganzen Sommer über ausgebucht. Die Französin will erst in diesen Bereich klettern, ich übersetze für sie. Sie war schon auf Island in verschiedenen vulkanischen Tunneln, die jedoch völlig anders gewesen seien. Sollte ich einmal nach Island kommen, sehe ich mir auch dort einen Lavatunnel an.

Ein Teil der Besuchergruppe auf dem Weg zurück zur Betonröhre

Jetzt werden wir wieder durch die Betonröhre geführt, dann durch eine zweite Betonröhre und wir stehen in einer weiteren Halle. Die Führerin erklärt uns, dass der Bau der Betonröhren erforderlich wurde, als die Autobahn gebaut wurde. Durch die Verdichtung des Bodens beim Autobahnbau ist ein Teil des Lavatunnels eingestürzt.

Südlicher Teil, ehemals zweistöckig. Die Bruchkante in der Mitte des Bildes ist gut zu sehen.

Des weiteren bekommen wir erzählt, dass es in der Gruta do Carvao drei Stellen gibt, an denen das Tageslicht einfällt. Davon ist eines hier auf der südlichen Seite zu sehen, es ist jedoch zugeschüttet. Die beiden anderen, von denen nur noch eines offen ist, sind Teil der langen Tour, doch die lange Tour ist ja bekanntermaßen auf Monate ausgebucht. Diesen Fakt wiederholt sie sehr oft.

Dieses Oberlicht ist verfüllt.

Das Verfüllen der Oberlichter ist notwendig geworden, weil die Einwohner dort ihren Müll hineingeworfen haben. Als die Grotte für die Besucher zugänglich gemacht wurde, musste man knapp 25 Tonnen Müll aus der Grotte entfernen. Insofern ist das Zuschütten der Löcher eine sinnvolle Alternative. Das offene Oberlicht, das man bei der langen Tour sehen würde, sei wunderschön und würde vielen Pflanzen und Tieren einen Lebensraum geben. Aber die lange Tour ist….

Tiefer im Lavatunnel. Hier darf man auch die Wände berühren.

Wir gehen tiefer in den Lavatunnel hinein. Nun dürfen wir uns auch mit den Händen an den Wänden abstützen. Hier wohnen keine Bakterien mehr. Einige wenige Insekten leben in der Grotte in der Dunkelheit, es ist praktisch nicht möglich sie zu sehen, da sie das Licht meiden.

Hier startet die lange Tour. Hier endet die kurze Tour.

Auf dem obigen Bild unten rechts ist ein kleines Loch, das den Start der langen Tour bildet. Die Führerin fragt uns, wie weit wir hier wohl unter dem Erdboden sein mögen, sind wir doch einige Meter in Richtung Süden gelaufen und davor viele, viele Treppenstufen in den Keller herunter geklettert. Wir sind an dieser Stelle lediglich drei Meter tief und können Baumwurzeln sehen, die ihren Weg in den Tunnel gefunden haben.

Gemaserte Felsen.

Die Führerin reicht uns ein wenig Vulkangestein, das wir anfassen dürfen. Sie lässt auch einen größeren Brocken Lava in der Runde herumgehen. „Meine“ Französin ist verwundert über das Gewicht. Die Lava auf Island sei wesentlich leichter gewesen. Wir werden eingeladen, über den gemaserten Felsbrocken zu streichen und etwas davon abzubrechen. Die Führerin lacht anschließend und sagt, man könne sich höchstens die Fingernägel daran abbrechen.

Auf dem Rückweg. Die Lampen sind so ausgerichtet, dass man auf dem Hinweg die besten Eindrücke hat und die schönsten Fotos machen kann. Auf dem Rückweg blenden sie eher den Menschen und das Kameraobjektiv.

Dann erklärt unsere Führerin die Führung für beendet. Jeder könne jetzt noch Fotos machen und ein paar Minuten bleiben. Anschließend solle man zum Ausgang gehen. Ich gönne mir noch eine Aufnahme von der wirklich stimmungsvoll beleuchteten Höhle. Dann machen Jens und ich uns über die Treppe wieder auf den Weg nach oben.

Stimmungsvolle Beleuchtung der Höhle

Die im Souvenirshop angebotenen T-Shirts gefallen mir nicht, außerdem wollen Jens und ich noch auf den Rathausturm klettern. Heute zieht es uns nicht nur in die Tiefe, heute führt es uns auch in die Höhe. Es regnet nicht mehr. Am Rathausturm haben wir kein Glück, der hat nur an Werktagen geöffnet. Werktage sind in Portugal Montag bis Freitag. Pech gehabt, dann müssen wir am Montag wiederkommen.

Autobahn vor dem Eingangsgebäude.

Hafen ohne Kino

Es gibt Tage, an denen ich im Hafen bzw. im Ort bleibe. Man kann nicht jeden Tag mit dem Bus irgendwo hinfahren. Ich kann es jedenfalls nicht. Ab und an mache ich dann einen Spaziergang durch den Hafen und schaue mir an, was es hier zu sehen gibt. Mal ist das Wetter schön, mal ist das Wetter schlecht. Manchmal ist es laut, manchmal ist es leise.

Seenotkreuzer beim Motorentest

Die Bilder in diesem Beitrag sind an verschiedenen Tagen aufgenommen worden, ich bringe sie in einen einzigen Blog. So zum Beispiel den Motorentest des Seenotkreuzers. Der weckt mich am Morgen mit einem lauten Piepen (Öldruckwarnung) auf, dann starten die Motoren. Dann riecht es im gesamten Hafen nach Dieselruß. Irgendwas ist mit den Motoren, der Mechaniker startet sie, lässt sie laufen und stoppt sie wieder. Der Kaffee schmeckt ein wenig nach Ruß. Hoffentlich gerät jetzt draußen keiner in Seenot. Nebenan der leere Platz gehört dem Polizeiboot. Der eine oder andere Segler hat hier schon am späten Abend festgemacht. Am folgenden Morgen habe ich dann immer das Polizeiboot wieder an seinem Platz gesehen. Eine unruhige Nacht für den jeweiligen Segler.

Zweirichtungs-Katamaran

Dieser Katamaran ist offenbar schon länger an diesem Steg festgemacht. Ich habe diese Bauart vorher noch nicht gesehen, es könnte ein Eigenbau sein. Auf jeden Fall sieht er aus, als könne er vorwärts wie rückwärts gleich schnell fahren. Dazu müsste er nur den Baum auf die andere Seite drehen können.

Peter Cafe Sport
Souvenirshop in Ponta Delgada

Da wäre dann noch Peter. In Horta hat er eine ganze Straße, hier gibt es noch einen Souvenirladen, der zum Peter-Konzern gehört. Auf Terceira war er nicht, dort kommen vermutlich nicht genug Segler und andere Touristen durch. Jedenfalls habe ich in Terceira keinen gesehen. Verkauft werden die gleichen Souvenirs zu den gleichen stolzen Preisen. Wenn man ein Souvenir beim berühmten Peter gekauft hat, ist es das sicher auch wert.

Die Samai ist jetzt auch in Ponta Delgada

Seit ein paar Tagen ist die Samai auch hier eingetroffen. Gemeinsam mit Michael habe ich schon über den zu erwartenden Wind geflucht. Wahrscheinlich fluchen alle Skipper jeden Tag, wenn sie die neue Wettervorhersage herunterladen. Für die nächsten 10 Tage ist kein Wind in Sicht, der uns irgendwie nach Europa helfen würde. Weder nach Portugal oder Spanien, noch nach Frankreich oder Irland kann man segeln. Entweder kommt der Wind genau von vorne, oder der Wind schläft komplett ein. Beides sind keine Optionen. Deswegen ist auch heute schon klar, dass Jens mich hier verlassen wird. Er wird nämlich bald von seinem Arbeitgeber am Schreibtisch zurück erwartet.

Blick über die alte Marina und auf das Hinterland

Lässt man die Augen in die Ferne schweifen, ohne dass sie an den hässlichen Betonburgen direkt vor dem Hafen hängenbleiben, lässt sich wieder die Schönheit der Azoren erahnen. Besonders dann, wenn die Sonne scheint. Da es in Ponta Delgada keinen Strand gibt, stürmen dann Touristen und Einheimische das Schwimmbad. Einmal gibt es das Schwimmbad im ausgedienten Hafenbecken, dann gibt es noch ein Schwimmbad mit Süßwasser direkt daneben.

Schwimmbäder. Vor der Glasabtrennung das Salzwasser, dahinter das Süßwasserschwimmbad

Wenn sich der Tag dann dem Ende zuneigt, füllen sich die Restaurants am Hafen. Insbesondere bei den amerikanischen Touristen ist das Restaurant gegenüber von unserem Liegeplatz sehr beliebt. Ich persönlich möchte da nicht essen gehen, auch wenn der Laden hochgelobt worden ist. Bei dem wenigen Wind füllt sich das Hafenbecken mit dem Geruch alten Fetts aus der Fritteuse.

baia dos anjos

Es ist schwer, hier einen Platz zu bekommen. Jennifer, die hier mit der EMA angekommen ist, ist dort Stammkundin und der Wirt macht immer einen Tisch für sie frei. Sie hat uns angeboten, sie zu begleiten. Das wollte ich aber nicht, der Fettgeruch wird durch die größere Nähe nicht besser. Zwei gefiederten Stammkunden scheint das jedoch nichts auszumachen.

Anderswo ist es eine Katze oder ein Hund, hier watschelt ein Entenpaar um die Tische

Das Entenpaar lässt sich jeden Tag im Restaurant beobachten. Die Gäste sind offenbar angetan von den beiden Vögeln. Zumindest springen sie nicht auf die Tische, um direkt vom Teller zu essen. In so manchem Hafenort machen das die Möwen wie eine Plage.

Flaute

Wenn das Wasser wie Öl zwischen den Booten liegt, herrscht Flaute. Ein Azorenhoch befindet sich ein paar hundert Kilometer nördlich von uns und bewegt sich nicht von der Stelle. In Deutschland und Westeuropa sorgt es für schönes Wetter und hohe Temperaturen über einen langen Zeitraum. Hier sorgt es für Flaute über einen genauso langen Zeitraum. Das Hoch bewegt sich nicht von der Stelle, mal wandert es fünfzig Meilen nach Westen, mal wandert es wieder nach Osten zurück. Mal ist es mehr rund, mal erscheint es länglich auf der Wetterkarte. Doch es ist und bleibt ein Azorenhoch. Das nervt.

Uferpromenade in der Flaute

Doch das Leben könnte schlimmer sein. Wir sind gesund, befinden uns an einem schönen Ort und die Preise hier sind auch okay. Die Preise sind sehr okay, wenn man wie wir aus der Karibik kommt. Ein großes Bier kostet 2€, dafür bekommt man in der Karibik nicht einmal ein kleines Bier. Ein Essen im Restaurant mit Vorspeise, Hauptgericht und Getränken kostet zwischen 35€ und 45€ – für zwei Personen. Dafür bekommt man in Aruba nicht einmal ein Hauptgericht. Und der Einkauf im Supermarkt für zwei bis drei Tage ist selten teurer als 20€. Für den Diesel bezahlen wir lediglich 1,75€. Das Leben ist doch schön hier.

Für uns ist alles sehr günstig. Für die Einheimischen nicht. Beim Friseur habe ich gelernt, dass der Mindestlohn im Monat bei 600€ liegt. Das ist in etwa auch der Mindestlohn in Aruba, doch dort kann man sich noch weniger davon kaufen.

24 Stunden und 7 Tage in der Woche Hamburger aus der Mikrowelle kaufen können.

Selbst wenn man morgens um 3 Uhr noch Hunger hat, könnte man an den Hamburger-Automaten gehen und ein fettiges Brötchen mit Fleischklops ziehen. Diese Art Automat würde ich eher nach Holland verorten, er scheint sich hier aber auch zu rechnen. Wobei ich noch nie einen Menschen gesehen habe, der dort etwas kauft. Die Hauptgeschäftszeit beginnt wohl erst, wenn schon alle anderen Etablissements geschlossen haben. Dann bin ich aber auf dem Boot und liege im Bett.

Borealis in Ponta Delgada

Seit Aruba habe ich keinen Kreuzfahrer mehr gesehen. Hier ist am 1. Juli wieder einmal einer angekommen. Ein leeres Kreuzfahrtschiff. Schiffe in dieser Größenordnung sind mir lange nicht begegnet – außer auf dem offenen Ozean. Dort stören sie mich nicht so sehr wie hier. Der Koloss von knapp 300 Metern Länge verdrängt mehr Wasser als alle Segelboote, die in der Marina liegen. Wahrscheinlich kann man noch die kleinen Inselfrachter dazu nehmen und kommt nicht auf dieselbe Tonnage wie dieser eine Brummer. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie es im Ort aussieht, wenn der seine Menschenfracht über die Insel ergießt. Nein, Kreuzfahrtschiffe braucht kein Mensch.

Relax

Auch Katzen brauchen diese Dinger nicht. Diese wunderschöne und sehr gesprächige Katze lebt seit drei Jahren in Ponta Delgada auf einem australischen Segelboot. Das Ehepaar ist mit drei Katzen und einem Hund hier geblieben. Die beiden sagen, dass das Wetter hier viel angenehmer sei als in Australien. Alles sei viel billiger, sie würden beide nicht mehr zurück wollen. Den Katzen jedenfalls geht es gut.

Es stinkt mächtig

Ich sitze im Cockpit und sehe fern. Jens ist schon im Bett. Plötzlich kommt eine Nachricht von Rebecca auf mein Telefon. Sie sitzt im Flieger nach Ponta Delgada und wird um Mitternacht eintreffen. Für den folgenden Tag haben Jens und ich einen Landausflug nach Furnas geplant, dort gibt es einen See. Sie wartet auf die Pamina und möchte gerne mitkommen.

Morgenstimmung in Ponta Delgada

Am nächsten Morgen klopft es dann an unserer Sissi, Rebecca kommt an Bord. Wir haben noch etwas Zeit bis unser Bus fährt, also frühstücken wir erst einmal gemeinsam. Die Pamina habe ich zuletzt vor Weihnachten in Aruba gesehen. Seit dem sind wir getrennte Wege gesegelt. Rebecca hat den Hund Charly nach Hause gebracht, während Sönke mit einigen Freunden und der Tochter Lea die Atlantiküberquerung macht. Leider haben sie keinen Wind und müssen seit Bermuda mit dem Motor fahren. Irgendwann ist es Zeit und wir gehen zum Bus.

Farbenpracht an der Bushaltestelle

Nur wenige Busse fahren jeden Tag ganz in den Osten von Sao Miguel, dementsprechend ist es recht voll. Die Fernsicht ist fantastisch, wir können unterwegs immer wieder die 50 Meilen entfernte Insel Santa Marta sehen. Steile Hänge geht es hinauf und herunter, Sao Miguel zeigt sich im allerfeinsten Licht und prächtigem Grün. Zuletzt fährt der Bus in einen Talkessel herunter. Wir steigen aus.

Infokachel zum See, es gibt viele Fische

Die in Kacheln ausgeführte Infotafel versprüht portugiesische Folklore. Von hier aus geht ein Wanderweg rund um den See, den wir aus Zeitgründen leider nicht wandern können. Wir haben etwas mehr als zwei Stunden Zeit, dann fährt schon der letzte Bus zurück nach Ponta Delgada.

Lago das Furnas

Natürlich ist der See ein Touristenspot. Der Wanderweg geht hier entlang der Zufahrtsstraße und ein Mietwagen jagt den nächsten. Davon lassen wir uns nicht beirren, der See ist groß und weit. So voll kann es einfach nicht sein.

Malerisches Seeufer

Mehr und mehr steigt ein unangenehmer Geruch in unsere Nasen. Er erinnert an faule Eier, an Schwefel. Jens wiederum erinnert sich, über eine der Azoreninseln etwas gelesen zu haben. Vulkanisch sind sie alle, aber hier gibt es noch heiße Quellen. Richtig, wenn man genau hinsieht, sprudelt Gas in Blubberblasen aus dem Wasser.

Es brodelt und stinkt

Da haben wir uns aber ein schönes Auflugsziel ausgesucht. Nase zu und durch! Niemand von uns mag sich fotografieren lassen, also machen wir einen Kompromiss und fotografieren uns alle gemeinsam. Schließlich ist der Hintergrund zu schön. Ich überlege, wann es wohl möglich sein wird, Gerüche im Blog zu transportieren.

Wir mögen alle keine Fotos von uns!

An der Straße steht eine weitere Infotafel, die von 3€ Eintrittsgeld pro Person spricht. Wir laufen weiter am Seeufer entlang und kommen schlussendlich zu den heißen Quellen. Niemand möchte von uns Eintrittsgeld kassieren, wir haben nicht einmal ein Kassenhäuschen gesehen. Um so besser.

Wasserdampf steigt auf, die Quellen sind wirklich heiß
Blubbert heiß und schweflig!

Abgesehen vom allgegenwärtigen Geruch ist die ganze Angelegenheit sehr spannend. Das Wasser ist wirklich heiß, die Quellen sind abgesperrt, damit sich niemand verbrennt. Zusätzlich hat man noch mehrere Warnschilder aufgebaut.

Zu Risiken und Nebenwirkungen…

Zur örtlichen Folklore gehören hier nicht nur die Kacheln, ebenso gehört auch die Küche dazu. In den heißen Quellen kochen verschiedene Restaurants aus der Gegend über fünf bis sechs Stunden Schmorgerichte in dem heißen Wasser. Nachhaltiger kann man Gulasch sicher nicht herstellen.

Ist es ein Koch? Oder vergräbt er lediglich die Kochtöpfe? Wir wissen es nicht.

Die verschiedenen Restaurants haben jeweils eigene Bereiche, in denen sie ihre Speisen vergraben. Natürlich steht überall ein Schild mit der Telefonnummer.

Tony’s Kochstelle

Wir genießen noch ein paar kühle Getränke am Seeufer und beobachten eine Touristenfamilie und eine Entenfamilie.

Es ist ein Idyll und auf keinen Fall überlaufen hier

Jetzt ist es an der Zeit zu gehen. Noch ein paar letzte Fotos müssen wir aber machen, so jung kommen wir schließlich nicht mehr hierher. Keiner möchte hier weg, wir können uns nicht losreißen. Letztendlich gewinnt aber der Busfahrplan gegen unsere Wünsche.

Das Seeufer aus einer anderen Perspektive

Auf der Karte sah es nach einem steilen Anstieg aus. Normalerweise erwarte ich einen See am untersten Ende eines Kraters. Das ist hier nicht der Fall, der Ort Furnas liegt etliche Höhenmeter unterhalb des Sees.

Wanderkarte der Umgebung

Wir folgen dem gute markierten Wanderweg, der von hier nach Furnas auf einer asphaltierten Nebenstraße verläuft. Mein Knie zickt nicht herum, das gefällt mir gut. Auch dieser drei Kilometer lange Spaziergang ist noch ein schöner Teil unseres Ausflugs, rauscht doch ein Bach unterhalb unseres Weges durch wunderschöne Bäume und Blumen.

Hortensien müssen nicht nur in Horta wachsen. Sieht man auch hier an jeder Hecke.
Rote Baumstämme in grüner Umgebung

Wieder genieße ich das saftige Grün. Die roten Baumstämme sind faszinierend. Vögel zwitschern in den Bäumen und die Straße ist nur ganz in der Ferne zu hören. Das Rauschen des Wassers ist wesentlich lauter.

Es fehlt nur noch die Mühle, die am rauschenden Bach bekanntermaßen klappern soll.

Eine knappe halbe Stunde vor der Busabfahrtszeit sind wir in Furnas. Dort treten sich allerdings die Touristen gegenseitig fast schon tot. Es gibt einen botanischen Garten, der gerade geschlossen wurde. Einige Touristen stehen etwas verloren hinter den Gittertoren, bis sie von einem Parkwächter hinausgelassen werden. An der Kirche befindet sich die Bushaltestelle, gegenüber ist Tony’s Restaurant. Leider reicht die Zeit nicht mehr um herauszufinden, was Tony in den Löchern auf den Schwefeldämpfen schmort. Da die Windvorhersage bescheiden ist, können wir wahrscheinlich noch einmal herkommen. Dann aber mit dem frühen Bus um 7:10 Uhr, praktisch mitten in der Nacht. Dann ist genug Zeit, den ganzen Ort zu erkunden.

Kirche in Furnas