Hitze

Draußen auf dem Ozean zieht weit im Norden eine tropische Störung nach der anderen durch. Manche davon finden ihren Weg sogar in die Tagesschau, wenn sie auf karibischen Inseln oder in den USA Chaos anrichten. Nach Aruba finden sie glücklicherweise ihren Weg nicht, doch sie saugen wie gigantische Staubsauger den Passatwind weg und sorgen hier dafür, dass die üblichen Temperaturen unerträglich werden. Mit fünf Windstärken kann man auch bei 35°C angenehm im Schatten sitzen, bei nur drei Windstärken tropft der Schweiß auf den Boden.

Es ist heiß

Dafür sehe ich langsam das Ende meine Elektrobaustelle herannahen. Neben der Vorschiffskoje und dem Salon ist jetzt auch das Cockpit neu verkabelt. Anfangs war es noch sehr anstrengend und schweißtreibend, die Leichen der vielen Kabel von den vor Jahren ausgemusterten Instrumenten des Voreigners aus den engen Kanälen zu ziehen. Als ich endlich ein wenig Platz schaffen konnte, war es leicht die neuen Kabel durchzuziehen. Stolz war ich auf den neuen Kabelkanal, der viel ansehnlicher ist als der alte, mit Isolierband umwickelte Kabelstrang. Auch da waren noch einige Leichen drin verpackt. Ich verlege alle Kabel sauber, schließe sie an und prüfe sie auf Funktionsfähigkeit. Nach bestandenen Tests bringe ich die Verkleidung und den Instrumententräger wieder an ihren Platz und verschraube sie.

Cockpit

Dann will ich mich am Ergebnis erfreuen, finde jedoch fünf Minuten später im Salon noch den kleinen externen Lautsprecher, den ich an das Funkgerät anschließen möchte. Der Außenlautsprecher soll es möglich machen, den Funk auch zu verstehen, wenn der Motor läuft. Bislang musste ich immer runter in den Salon, wenn ich dachte, dass Sissi gerufen wird. In Zukunft werde ich wissen, dass Sissi gerufen wurde und kann dann entspannt zum Funkgerät gehen und antworten. Nur liegt dieser blöde Lautsprecher auf dem Salontisch zwischen allem möglichen anderen Installationsmaterial und ist nicht an seinem angedachten Einbauort. Also muss ich noch einmal die ganzen Verkleidungsteile abnehmen und den Lautsprecher an seinen Platz bringen.

Erste Messungen zeigen, dass die Solarzellen auf dem Cockpitdach mit den neuen Kabeln ca. 15% mehr Leistung liefern.

Was ist noch zu tun? Die Stromversorgung des Kühlschranks wird noch erneuert und dann habe ich den Elektrojobs alle erledigt. Fast alle. Ein neues Antennenkabel für die Funkantenne will noch gekauft und verlegt werden. Die Antenne ist noch gut, beim Durchmessen bietet sie einen Kurzschluss für den Gleichstrom des Messgeräts. Das alte Kabel war mehrfach unterbrochen und gelötet, da ist die Sende- und Empfangsqualität hingegangen.

Öffnungszeiten des Animal Shelter

Es ist doch eigentlich gar nicht schwer. Von Montag bis Freitag kann man zwischen 8 Uhr und 11:30 Uhr die nicht mehr gewollten Haustiere abgeben. Die Videoüberwachungskameras bieten auch eine Alarmierungsfunktion. Inzwischen werde ich alarmiert, wenn ein Tier abgeworfen wird. Okay, die Kameras geben Alarm, wenn sich auf dem Parkplatz etwas tut. Die Zahl der Fehlalarme ist überschaubar. Einmal war bin ich hingefahren um zu wissen, was sich in der Box vor der Tür befindet.

Drei Kätzchen in einer Box

Während ich noch überlege und mit Eva telefoniere, was wir mit den Kätzchen machen sollen, kommt plötzlich ein Wagen auf den Parkplatz gefahren. Eine junge Frau mit zwei kleinen Kindern sitzt darin. Sie steigt aus und geht zu den Kätzchen, sammelt sie ein. Ich frage sie, warum sie die Tiere zuerst ausgesetzt, dann wieder eingesammelt hat. Ihre Mutter hat die Katzenkinder ohne zu fragen bei uns entsorgt. Es ist traurig, die Kätzchensaison hat gerade erst begonnen. Am nächsten Morgen finden wir vier Hundewelpen vor der Tür.

Auch ungeliebt von ihren Besitzern.

Im Hafen geht alles seinen normalen Gang. Drei deutsche bewohnte Boote liegen am Steg. Neben Sissi und Pamina noch ein deutscher Katamaran. Der Kat liegt so nah an meinem Boot, dass ich sehen kann, was da alles so veranstaltet wird. Die Besitzerfamilie hat das Boot in Aruba erworben und macht es nun langfahrtentauglich. Arbeiter von der Marina gehen jeden Tag ein und aus, das Boot muss perfekt werden. Der Eigner ist ein ehemaliger Lufthansa Pilot. Wenn die alle so sind, werde ich nie wieder in einen Lufthansa-Jet einsteigen. Das wird wahrscheinlich sowieso nicht passieren.

Anfangs fand ich die Leute ja ganz nett. Der Eigner hat noch keinerlei Erfahrung mit Langstreckensegeln und hatte eine Unmenge Fragen an mich. Allerdings hat er sich zu keiner der Fragen meine Antworten anhören wollen bzw. wenn er sie angehört hat, hat er nicht zugehört. Okay, es muss jeder seine eigenen Erfahrungen sammeln. Auch ich habe den Stein der Weisheit noch nicht gefunden, dabei gibt es in Aruba jede Menge Steine.

Swa bei seiner Lieblingsbeschäftigung

Er fragte mich am Anfang dieser Woche, ob ich Bescheid sagen würde, wenn ich wieder zum Supermarkt einkaufen fahre. Er würde gerne mitfahren. Am gestrigen Freitag war es dann soweit. Ich sehe ihn den Steg entlang laufen und kündige die Fahrt zum Supermarkt für etwa 16 Uhr an. Das geht bei diesem Menschen nur mündlich, denn der Katamaran ist das einzige Boot, mit dem ich länger im selben Hafen liege und von dem ich nie eine Telefonnummer bekommen habe.

Ziemlich pünktlich stehe ich vor dem Katamaran. Jetzt passt es ihnen gerade nicht, sie haben etwas anderes vor. Sie behandeln mich, als würde ich sie bei wichtigen Tätigkeiten stören. Also gehe ich wieder, schnappe mir Portemonnaie und Autoschlüssel und will losziehen.

Plötzlich steht die ältere Tochter vor meinem Boot und will wissen, ob sie und ihre Mutter doch mitfahren können. Das ist ja kein Problem für mich, es war sowieso geplant. Auf dem Parkplatz treffen wir Rebecca, die Hund Charly gerade ausführt. Die beiden bleiben erst einmal für einen ausführlichen Schnack stehen. Ich komme mir vor, wie der letzte Hanswurst. Ich habe keine Aktien mit dem Hund. Ich muss auch keine Kinder auf meinem Boot unterrichten. Ich will eigentlich nur in den Supermarkt fahren. Eine knappe Viertelstunde später sitzen wir gemeinsam im Auto. Die beiden fangen eine Unterhaltung auf Tschechisch an. Schön, sie sprechen eine Sprache mehr als ich. Das empfinde ich als sehr unhöflich. Ich muss lernen, öfter Nein zu sagen. Der Eigner möchte noch, dass ich ihm seinen Parasailor richte und ihm eine Einweisung gebe. Das geht nicht. Es gibt keinen Katamaran, der groß genug wäre, dass wir beide darauf gleichzeitig fahren könnten.

Music Bingo

Am Mittwoch habe ich den ersten Preis beim Music Bingo gewonnen, eine Flasche Rum aus Venezuela. Wie die meisten Gewinner auch habe ich mir von Sanne eine Ladung Gläser kommen lassen und eine Lokalrunde ausgegeben. Es kommt ja nicht auf den Rum an, sondern darauf, dass man einen schönen Abend hatte.

Gustav

Ich habe ein geregeltes Leben. Arbeiten auf dem Boot, gelegentlich im Tierheim oder bei den Eseln. Jeden Mittwoch fahre ich nach Oranjestad in das Jazz Café, dann gibt es Music Bingo und ich treffe ein paar andere Leute als in der Marina. Letzten Mittwoch fand eine der seltenen Änderungen der Routine statt. Ich warte auf den Beginn der ersten Bingo-Runde, als mein Telefon klingelt und der Name Gustav angezeigt wird. Gustav war Teil einer dänischen Crew, die mit 16 Personen auf einem Boot zwischen Aruba, Curacao und Bonaire hin und her gesegelt sind, wenn sie nicht gerade in Covid-Quarantäne waren. Gustav ist in Curacao und möchte über Aruba in die USA fliegen. Er möchte bei mir an Bord schlafen. Das geht für mich in Ordnung, er muss allerdings mit der Bank im Cockpit vorlieb nehmen. Mein Gästezimmer ist unbewohnbar.

Gästezimmer

Das macht ihm nichts aus. Er freut sich auf das Wiedersehen und meint noch, dass er in der Marina suchen wird, ob er nicht ein gemütlicheres Bett bekommt. Das ist für mich vollkommen in Ordnung. Als ich nach dem Music Bingo zurück zu Sissi komme, treffe ich auf dem Parkplatz Gustav und er hat tatsächlich ein anderes Boot für die Übernachtung gefunden. Sehr schön. Es sieht bei mir schlimm genug aus, da kann ich eigentlich gar keinen Gast gebrauchen.

Stromverteilung entkernt

Meine Stromverteilung ist inzwischen entkernt. Die Kabel hängen geordnet und beschriftet von der Salondecke herunter bzw. etwas ungeordnet in den Ecken. Die meisten davon wollen in den kommenden Wochen ersetzt werden. Meine inzwischen eingebaute und voll funktionstüchtige neue automatische elektrische Bilgepumpe ist ein Komfortgewinn ohne Gleichen. Ich kann nach Herzenslust duschen und noch während des Duschvorgangs kann ich mich an dem Pumpengeräusch im Keller unter mir erfreuen.

Halbwegs geordnet aber durchweg beschriftet

Ich muss nur noch dem Kühlschrank eine dickere Stromleitung verpassen, die Zuleitungen in die Achterkoje ersetzen, die Deckenlampen im Salon anschließen und darf nicht vergessen, zuletzt alles wieder zu verkabeln, was für den Betrieb des Schiffes erforderlich ist. Bei der letzten größeren Stromaktion vor mehr als drei Jahren hatte ich tatsächlich vergessen, den Kühlschrank wieder anzuschließen.

Es gibt noch viel zu tun

Am Donnerstag bin ich wie immer im Tierheim und kümmere mich um die Katzen. Dort erreicht mich eine ziemlich frustrierte Nachricht von Gustav. Sie lassen ihn nicht in die USA einreisen, weil er das falsche Visum hat. Deswegen muss er in Aruba bleiben, wo sie ihn nicht wieder reinlassen wollen, wenn er kein Flugticket für den Rückflug vorweisen kann. Er kauft ein Ticket nach Curacao und fragt mich, ob er in dieser Nacht in meinem Cockpit schlafen darf. Darf er. Am Abend unterhalten wir uns, ich will mehr über seine Pläne wissen. Eigentlich will er in die USA, um dort in New York auf einem Großsegler zu arbeiten und Geld zu verdienen. Das kann er jetzt aber vergessen nach seinem Versuch, mit dem falschen Visum einzureisen. Nun sucht er eine günstige Möglichkeit, seine Zeit in Aruba zu verbringen und eine Passage nach Kolumbien oder Panama auf einem Segelboot zu erwischen.

Esel im Starkregen

In solchen Fällen denke ich immer „Esel“. Ich sehe nach, ob in einem der beiden Apartments Platz ist. Sie sind beide frei. Ich erkläre Gustav den Deal, dass er für 20 Stunden Arbeit in der Woche bei den Eseln ein Apartment und ein Auto bekommen kann. Diese Idee findet er total gut, ich schicke ihm Desriees Telefonnummer. Am Freitag fahre ich ihn ins Donkey Sanctuary. Er bekommt den Job, das Apartment und das Auto, jetzt ist er ein sehr glücklicher Mensch. Nun kann er sich weiter um ein neues Visum für die USA bemühen, eine Passage suchen und hat kein Problem mit drohender Obdachlosigkeit mehr.

Kamino in der großen Gruppe

Im Donkey Sanctuary gibt es auch gute Nachrichten. Kaminos Stumpf ist soweit in Ordnung, dass er in die große Gruppe gelassen wurde. Nun muss er mit den dicken Eseln um das Futter kämpfen. Zur Fütterungszeit stelle ich fest, dass es für ihn kein Problem ist, genug Heu zu bekommen. Er hat die Technik perfektioniert, seinen Körper auf dem vorderen Bein zu drehen und dann mit den hinteren Hufen zu kicken. Keiner mag neben ihm am Heu stehen. Das gefällt mir sehr gut.

Schlank und sehr schön – Kamino

Weitere Ausbrüche aus meiner Routine sind die teilweise schon sehr häufigen Besuche im Animal Shelter, um Videos von den Überwachungskameras zu sichern. Die Aufzeichnungen werden nach vier Tagen überschrieben, mehr passt nicht auf die Festplatte. Interessanterweise werden die Tiere vor allem an Tagen mit viel Regen ausgesetzt. Die fünf Tiere, die an einem Tag ausgesetzt wurden, habe ich schon einmal gezeigt. Jetzt ist es etwas kompakter. Zuerst werden drei Kätzchen gebracht. Dann kommt der erste Hund. Eine Stunde später informiert sich ein Mann über die Öffnungszeiten, fährt wieder davon und bindet eine halbe Stunde später einen Hund an den Baum. Auch das Pärchen im nächsten Schnipsel informiert sich über die Öffnungszeiten, dann werden eine hochschwangere Hündin und eine sehr junge Hündin aus dem Wagen gezerrt. Bei der Abfahrt des Wagens ist gut zu sehen, wie die werdende Mutter hinterher läuft und zu ihren Menschen möchte. Die beiden Hunde können wir durch Zufall retten, sie sind am nächsten Tag noch in der Nachbarschaft. Bei der Sichtung der Videos finde ich später dann den einzigen einigermaßen verantwortungsbewussten Tierhalter, der seine Welpen wieder mitnimmt. Ein wenig Slapstick, wie die Welpen immer wieder aus ihrer Box herauskommen wollen. Der letzte Hund wurde morgens um viertel vor Acht angebunden. Um acht Uhr öffnet das Tierheim.

In den meisten Fällen haben wir das Autokennzeichen. Diese Fälle werden zu einem tierlieben Polizist gebracht, der wiederum die Anzeige fertigt, welche zu einem Bußgeld führt. Der Polizist arbeitet übrigens bei der Hundestaffel. Nach der Sicherung der Videos fahre ich dann wieder zu Sissi und kümmere mich ums Strippen ziehen.

12V und der dritte Geburtstag

Seit Monaten arbeite ich an der Elektrik von Sissi. Auf dem Rückweg von Kuba haben wir ziemlich viel Salzwasser im Boot gehabt und ein großer Teil der Kabel bzw. deren Verbindungsstücken ist korrodiert. Mein Ziel war es eigentlich, das bis zu meinem Geburtstag abgeschlossen zu haben. Das Ziel ist verfehlt, auch die vier kleinen Kätzchen haben ihren Anteil daran gehabt. Es ist mir nicht gerade egal, in Eile bin ich dennoch nicht. Mein neues Ziel ist, mir ein funktionsfähiges neues Schaltpaneel zum Geburtstag zu schenken. Die Stromversorgung vom alten auf den neuen Sicherungskasten umzuziehen ist ein dicker Brocken. In der Vergangenheit habe ich immer im Winterlager an der Elektrik gearbeitet. Damals musste das Boot nicht funktionieren. Jetzt ist Sissi aber bewohnt. Ich brauche zumindest Kühlschrank, Gefrierschrank, Wasserpumpe, Licht, Radio, WLAN und Lademöglichkeiten für mein Telefon, sonst ist mir das Leben zu spartanisch.

Admiral Nelson, Magellan, Captain Sparrow und Columbus

Zunächst muss ich das neue Schaltpaneel bauen. Die Trägerplatte habe ich vor ein paar Wochen in einer Schreinerei gegen zwei Heinecken getauscht. Sie wurde mir schon auf die korrekten Maße zugesägt. Ich muss mich nur noch um die Ausschnitte für die beiden Instrumente sowie für die Schalter kümmern. Die Schalter habe ich nebst Trägern in mehreren Läden über die Insel verteilt zusammengeklaubt.

Trägerplatte nach dem Sägen

Die Ausschnitte für die Schalterleisten sind sehr schön geworden. Weniger schön die Löcher für die Rundinstrumente. Da fehlte mir der passende Aufsatz für die Bohrmaschine, ich habe sie mit der Stichsäge gesägt. Sind die Instrumente an ihrem Platz, kann man die Unsauberkeiten kaum noch sehen. Mir genügt es.

Nach dem ersten Anstrich

Ich will im Salon die dunklen Wände gegen Ende der Renovierungsarbeiten in Weiß streichen. Das wird den Salon mächtig aufhellen. Deswegen fange ich mit dem Schaltpaneel an. Schon der erste Anstrich ist sehr schön geworden. Jetzt muss ich die Farbe über Nacht trocknen lassen. Die Zeit bis zu meinem Geburtstag wird knapp, doch noch ist der Termin zu halten. Ich nutze die Zeit, um die beiden neuen Sicherungskästen auf kleinen Holz-Sockeln an ihren neuen Wohnort zu bringen. Die Verkabelung ist durchweg in 3 mm² ausgeführt, ich kann also später eine fast beliebig dicke Sicherung einsetzen. Es gibt sowieso nur vier Verbraucher, die hier angeschlossen werden und mehr als 5A ziehen (Kühlschrank, Gefrierschrank, Autopilot, Radar).

Die neuen Sicherungskästen sind an Ort und Stelle, sie sind jedoch noch nicht angeschlossen.

Leider tut mir die Farbe nicht den Gefallen, innerhalb von vier Stunden zu trocknen. Die Sicherungskästen sind soweit klar für die Verkabelung. Hier kann ich erst weitermachen, wenn das neue Paneel an Ort und Stelle ist. An Bord ist also nichts mehr zu tun.

Seit ich den Gefrierschrank habe, liegen Packungen mit Blätterteig darin. Ich erinnere mich noch gut an Jens‘ Begründung, warum wir in Wales ein Nudelholz kaufen mussten. Er wollte Blätterteig für leckere Croissants selbst machen. Zu diesem Wahnsinn ist es nie gekommen, das Nudelholz war im Laufe der Zeit aber immer wieder Nützlich. Die eine oder andere Pizza haben wir an Bord gebacken. Nun ist mein Backpapier zu Ende, also fahre ich in den Supermarkt. Selbstgebackene Croissants sind schon ziemlich lecker. Beim Abschreiten der Regale finde ich das Backpapier zunächst nicht. Statt dessen finde ich ein mir bisher unbekanntes Corona-Produkt.

Corona Seife

Ich muss an die Anti-Corona-Maßnahmen der hiesigen Regierung denken und fühle mich wie in einem Déjà-vu. Wie soll ich meinen Geburtstag feiern? Wie kann ich die Maßnahmen soweit verbiegen, dass wir alle zusammen kommen können? Im vergangenen Jahr habe ich im Donkey Sanctuary gefeiert. Damals war es nicht erlaubt, am Strand zu feiern oder Alkohol zu konsumieren. Das ist seit einer Woche auch wieder verboten. In Restaurants und Bars gilt die 4-Personen-an-einem-Tisch-Regel. Das gab es im vergangenen Jahr auch. Und wir haben eine harte Ausgangssperre ab 22 Uhr. Wer danach von der Polizei auf der Straße angetroffen wird, zahlt eine Buße von 5000 Florin (wenn ich mich recht erinnere) und verbringt die Nacht im Gefängnis. Das war vergangenes Jahr auch so. Nur hatten wir im vergangenen Jahr gut 100 Corona-Fälle, jetzt sind wir knapp bei 1000. Die Intensivstation ist voll, Kranke werden nach Kolumbien ausgeflogen. Diesmal sind es nicht die Alten, diesmal sind die jungen Ungeimpften die Hauptbetroffenen. Wie ich es aus Deutschland auch mitbekomme.

Corona Kakao

Am Freitag bekommt das neue Schaltpaneel um acht Uhr morgens seinen zweiten Anstrich. Das Ergebnis gefällt mir sehr gut. Ich hoffe, dass ich die Schalter und Instrumente noch am selben Tag einbauen kann. Die Farbe muss nur schnell genug trocknen. Derweil schraube ich schon einmal das alte Paneel los und stelle es neben den Schrank. Ich trenne die Batterien vom Bordnetz. Windgenerator und Solarpaneele sind abgeschaltet. Trotzdem passiert nichts. Natürlich, den Landstromlader habe ich nicht ausgeschaltet. Ein Klick, die rote Kontrollleuchte erlischt. Alle anderen Lampen leuchten weiter, Kühlschrank und Gefrierschrank brummen. Wo kommt denn der Strom immer noch her? Nach kurzem Nachdenken ist mir klar, dass der Strom von der Starterbatterie kommt. Die ist aufgrund der langen Liegezeit über einen Schalter mit dem übrigen Netz verbunden, damit sie sich nicht selbst entlädt. Außerdem kann ich so den Motor über die Verbraucherbatterien starten, wenn es nicht anders geht. Ein Klick und es ist im Boot dunkel.

Der alte Sicherungskasten ist raus.

Jetzt werden alle unbedingt notwendigen Verbraucher auf eine einzige Sicherung gelegt. Ich habe eine schöne, kleine Stromschiene für die Lichtverteilung, auf der noch etwas Platz ist. Deswegen kommen alle Kabel erst einmal provisorisch darauf und werden an einer einzigen Sicherung im neuen Sicherungskasten abgesichert. So kann ich die Nacht überstehen. Später ist es dann doch noch möglich, den neuen Sicherungskasten zu bestücken und zu verdrahten.

Das neue Schaltpaneel

Auf dem Foto ist unschwer zu erkennen, dass ich fünf verschiedene Schalter eingebaut habe. Die sind von zwei verschiedenen Herstellern gebaut und in drei Marineshops in Aruba eingekauft. Entweder nimmt man hier, was man bekommen kann, oder man muss bestellen. Eine Bestellung hat aber nicht immer etwas damit zu tun, dass es auch zu einer Lieferung kommt. Ich warte immer noch auf den Anruf eines der Marineshops bei dem ich vor eineinhalb Monaten eigentlich 24 Schalter bestellt habe.

Das neue Paneel ist an Ort und Stelle

Mein Ziel ist fast erreicht. Da ich die Gäste erst für 17 Uhr zu meiner Geburtstagsfeier in das Jazz Cafe eingeladen habe, bleiben mir noch ein paar Stunden Zeit. Natürlich fängt alles erst einmal mit einer Autofahrt zum Baumarkt an, denn die alten Scharniere kann ich für das neue Paneel nicht mehr benutzen. Die Befestigungsschrauben sind hinüber und mir fehlen entsprechend kleine Schrauben. Entweder brauche ich Schrauben oder neue Scharniere. Die alten haben ein wenig unter dem Salzwasser gelitten, also ersetze ich sie durch neue. Nun kann das Paneel in den Schrank eingebaut und verdrahtet werden. Insbesondere die Leitungen vom Sicherungskasten müssen alle sorgsam an Ort und Stelle gebracht werden. Nicht dass die Nummern durcheinander geraten.

Alt (links) und Neu (rechts)

Jetzt ziehen noch Kühlschrank, Gefrierschrank und Kabinenbeleuchtung auf ihre neuen Schalter um. Anschließend bin ich zufrieden und betrachte den Meilenstein als erreicht. Zumindest ein Teil der Elektrik läuft auf dem neuen Sicherungskasten und Paneel, der Rest kann jetzt einfach umgeklemmt oder angeklemmt werden. Eine schöne Fleißaufgabe für die kommende Woche. Einige der alten Kabel wollen noch ersetzt werden, das ist der Herkules-Teil der Arbeiten.

Ein Eimer Bier

Etwa ein Dutzend Leute habe ich eingeladen. Erwartungsgemäß kommen die Holländer und die Deutschen zuerst. Die Arubaner sind etwas später dran. Ich habe einen einzigen Tisch bestellt, doch Wirtin Sanne verteilt die Reservierungsschilder gleich über drei benachbarte Tische. In der Folge bilden sich ein deutsch-französischer, ein holländischer und ein arubanischer Tisch heraus. Wir bestellen Pizza und lassen es uns gut gehen, außerdem werden von uns jetzt alle Corona-Regeln eingehalten. Die Polizei kommt nicht zu einer Kontrolle vorbei. Es ist der dritte Geburtstag, den ich nicht in Frankfurt feiere.

Eva vom Tierheim ist ebenfalls unter den Gästen. Leider hat sie die traurige Nachricht, dass der kleine Magellan es nicht geschafft hat. Zwei Tage vorher habe ich die vier noch einmal gefilmt. Ich glaube nicht, dass die Großen ihm das Futter weggeschnappt haben. Bei so kleinen Kätzchen ist es schwer, sie alle durchzubringen.