Zimmerwarmes Bier

Bier ist übrigens ein guter Indikator für den Gesundheitszustand der Bordelektrik. Ist es warm, sollte man nicht den Kühlschrank unter Generalverdacht stellen. Am letzten Freitag hatte ich das Gefühl, dass der Kühlschrank in den Abendstunden nicht so richtig läuft, war aber zu müde, dem Problem auf den Grund zu gehen. Ist der Kühlschrank kaputt, kann ich ihn sowieso nicht reparieren.

Am Samstag lief der Kühlschrank vollkommen normal. In den Abendstunden stellte er seine Tätigkeit ein. Das Bier ist warm. Gewohnheitsmäßig fällt mein Blick auf den Batteriemonitor und ich muss entsetzt feststellen, dass die Batterien zu 80% entladen sind. Nun schlägt er auch Alarm. Warum nicht früher? Weil er ausgeschaltet war…

Batteriemonitor. Eigentlich sehr zuverlässig.

Das Landstrom-Ladegerät scheint komplett die Grätsche gemacht zu haben. Ich messe alle Leitungen durch und komme zu diesem Schluss. Also muss der Motor die ganze Nacht laufen, um die Batterien wieder auf ein brauchbares Niveau zu laden. Klar – tagsüber läuft der Kühlschrank auch mit leeren Batterien, unsere Solarzellen machen einen guten Job.

Ich kaufe für einen vierstelligen Betrag ein neues Landstrom-Ladegerät. Wieso heißt der Laden eigentlich Budget-Marine? Du brauchst bei dem Laden ein ordentliches Budget. Es ist leider das einzige verfügbare Modell. Das ist am Montagnachmittag gegen 15 Uhr auch eingebaut. Nur lädt es die Batterien nicht. Ich messe die Leitungen noch einmal durch, die Plusleitung scheint defekt zu sein. Gestern hatte sie noch Durchgang. Komisch. Also öffne ich den Kabelkanal und finde ein ausgeglühtes Pluskabel vor, das dank eines Wackelkontakts sicherlich auch mal Durchgang hat.

Ladegerät bei der Arbeit

Das alte Batterieladegerät will ich trotzdem nicht mehr haben. Zwei durchgescheuerte Kabel, ein Kurzschluss und die Sicherung des Ladegeräts ist nicht geschmolzen. Außerdem fehlt noch eine Sicherung im Pluskabel, nämlich die gegen das Bordnetz. Wenn ich diese Leitung mit 100 A absichere, kann hier nichts mehr anbrennen. Im Wortsinne. Also muss ich noch eine Sicherung kaufen.

Hoffentlich haben die Batterien keinen Schaden genommen. In den nächsten Tagen werden wir das einmal testen müssen. Immerhin können wir in Aruba Ersatzteile kaufen. In Kuba wäre das nicht möglich gewesen.

Albtraum Motorausfall

Ich denke, dass es eine Horrorvorstellung vieler Segler ist. Du startest den Motor, kuppelst ein und gibst Gas. Dann merkst Du, dass genau gar nichts passiert. Obwohl der Hebel schon auf Vollgas steht, dreht der Motor nur mit 2000 Umdrehungen. Das Boot bewegt sich rückwärts. Der Antrieb ist wirkungslos.

Die Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden über Funk gestaltet sich konstruktiv. Da wir noch einklarieren müssen, kommt für uns nur der Hafen Barcadera in Frage. In die Marina in Oranjestad hätten wir bei dem Wind problemlos reinsegeln können. Das ist mit demselben Wind in Barcadera nicht möglich. Also brauchen wir einen Schlepper.

Aruba als Parkplatz für Kreuzfahrtschiffe

Schlepper haben sie viele in diesem Hafen. Es sind allerdings Schlepper für Containerschiffe. Wir kreuzen vor Aruba hin und her, dabei sehen wir immer wieder die vielen geparkten Kreuzfahrtschiffe. Irgendwann ruft uns die Chapo über Funk und möchte wissen, was wir so treiben. Nebenbei funken wir noch mit Aruport und letztendlich kommt Hans aus der Marina mit dem Dinghi nach Barcadera gefahren und schleppt uns in den Hafen.

So schön sauber sah die Schraube noch im November aus, als wir Sissi an Land stehen hatten.

Jens taucht zum Propeller und es ist schnell klar, warum wir keinen Vortrieb mehr bekommen haben. Die in Varadero blitzblank polierte Schraube Ist etwas zugewachsen. Sie ist dermaßen zugewachsen, dass sie ihre komplette Form verloren hat und nicht mehr liefern kann. Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen, dass die Schraube auch ein Antifouling benötigt? Egal. Es ist wie es ist. Charly von der Chapo taucht für uns zur Schraube und macht den gröbsten Bewuchs weg.

Damit fährt man keinen Knoten mehr.

Nachdem Charly den gröbsten Bewuchs abgekratzt hat, können wir mit dem Propeller wieder fahren und Kurs auf die Marina in Oranjestad nehmen. Dabei passieren wir wieder die Kreuzfahrer. Wir hätten mit dem Wind sogar in die Marina segeln können, sind aber froh über den funktionierenden Propeller.

Propeller will Reinigung

Erst erhält der Propeller eine gründliche mechanische und chemische Reinigung. Dabei müssen wirklich alle Reste des Bewuchses entfernt werden. Sonst können wir das neue Antifouling nicht anständig streichen. Dann wird der Propeller mit ganz feiner Körnung angeschliffen.

Schleifen mit ganz feiner Körnung

Anschließend wird in mehreren Schichten das sauteure, schnell trocknende Zeug aufgetragen, das in Zukunft Bewuchs an unserem Propeller verhindern soll. Eine Schicht Grundierung und zwei Anstriche mit einer eigentlichen Farbe. Und schwupp sind 120 Dollar ausgegeben. Zum Glück müssen wir den Taucher nicht bezahlen. Ich helfe Charly später mit seinem Computer.

Frisch gestrichen, darf über Nacht trocknen.

Am nächsten Tag kommt Charly noch einmal vorbei und montiert die frisch gestrichene Schraube wieder. Ein Punkt unserer Reparaturliste ist erledigt, zwanzig oder fünfundzwanzig Punkte sind zu bearbeiten. Danke, Charly!

Restarbeiten

Man könnte es als die dritte Woche in der Werft bezeichnen, doch es handelt sich lediglich um die Abarbeitung der Todo-Liste. Manche Punkte sind schnell erledigt oder müssen lediglich veranlasst werden. Für andere brauchen wir ein paar Tage.

Frisch gestrichen gegenüber alter Farbe

Jens streicht das Deck. Diesmal haben wir mehr Glück als im vergangenen Jahr in Lanzarote, wo kurz nach dem Ende der Malerarbeiten ein heftiger Regenschauer über Sissi nieder ging und einen großen Teil der frischen Farbe gleich in den Atlantik spülte. Diesmal spielte das Wetter mit und der Regen setzte erst ein, als die Farbe schon trocken war.

Schotwinsch

Ich zerlege derweil die Backbord-Schotwinsch. Ich muss herausfinden, warum ich beim Segeln mit Juliette und Familie die Winschkurbel an die Nase bekommen habe. Das war kein gutes Gefühl. Eine winzige Feder war gebrochen und deswegen rasteten die Sperrklinken nicht mehr in die Zahnräder ein. Natürlich befindet sich kein Ersatz an Bord. Auch der kleine Zubehörladen in der Marina hat sie nicht da.

Sperrklinken mit Federchen

Also fahre ich mit dem Bus zu Budget Marine, dort hole ich gleich die doppelte Anzahl. Auf dem Rückweg denke ich, dass ich noch zu wenige geholt habe. Wenn ich wieder einmal dort bin, kaufe ich noch ein paar mehr.

Die Mastleiter wird hochgezogen, Jens klettert in die Mastspitze und prüft das Rigg. Es sieht alles gut aus. Wir sind fertig. Sissi ist seeklar.