Albtraum Motorausfall

Ich denke, dass es eine Horrorvorstellung vieler Segler ist. Du startest den Motor, kuppelst ein und gibst Gas. Dann merkst Du, dass genau gar nichts passiert. Obwohl der Hebel schon auf Vollgas steht, dreht der Motor nur mit 2000 Umdrehungen. Das Boot bewegt sich rückwärts. Der Antrieb ist wirkungslos.

Die Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden über Funk gestaltet sich konstruktiv. Da wir noch einklarieren müssen, kommt für uns nur der Hafen Barcadera in Frage. In die Marina in Oranjestad hätten wir bei dem Wind problemlos reinsegeln können. Das ist mit demselben Wind in Barcadera nicht möglich. Also brauchen wir einen Schlepper.

Aruba als Parkplatz für Kreuzfahrtschiffe

Schlepper haben sie viele in diesem Hafen. Es sind allerdings Schlepper für Containerschiffe. Wir kreuzen vor Aruba hin und her, dabei sehen wir immer wieder die vielen geparkten Kreuzfahrtschiffe. Irgendwann ruft uns die Chapo über Funk und möchte wissen, was wir so treiben. Nebenbei funken wir noch mit Aruport und letztendlich kommt Hans aus der Marina mit dem Dinghi nach Barcadera gefahren und schleppt uns in den Hafen.

So schön sauber sah die Schraube noch im November aus, als wir Sissi an Land stehen hatten.

Jens taucht zum Propeller und es ist schnell klar, warum wir keinen Vortrieb mehr bekommen haben. Die in Varadero blitzblank polierte Schraube Ist etwas zugewachsen. Sie ist dermaßen zugewachsen, dass sie ihre komplette Form verloren hat und nicht mehr liefern kann. Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen, dass die Schraube auch ein Antifouling benötigt? Egal. Es ist wie es ist. Charly von der Chapo taucht für uns zur Schraube und macht den gröbsten Bewuchs weg.

Damit fährt man keinen Knoten mehr.

Nachdem Charly den gröbsten Bewuchs abgekratzt hat, können wir mit dem Propeller wieder fahren und Kurs auf die Marina in Oranjestad nehmen. Dabei passieren wir wieder die Kreuzfahrer. Wir hätten mit dem Wind sogar in die Marina segeln können, sind aber froh über den funktionierenden Propeller.

Propeller will Reinigung

Erst erhält der Propeller eine gründliche mechanische und chemische Reinigung. Dabei müssen wirklich alle Reste des Bewuchses entfernt werden. Sonst können wir das neue Antifouling nicht anständig streichen. Dann wird der Propeller mit ganz feiner Körnung angeschliffen.

Schleifen mit ganz feiner Körnung

Anschließend wird in mehreren Schichten das sauteure, schnell trocknende Zeug aufgetragen, das in Zukunft Bewuchs an unserem Propeller verhindern soll. Eine Schicht Grundierung und zwei Anstriche mit einer eigentlichen Farbe. Und schwupp sind 120 Dollar ausgegeben. Zum Glück müssen wir den Taucher nicht bezahlen. Ich helfe Charly später mit seinem Computer.

Frisch gestrichen, darf über Nacht trocknen.

Am nächsten Tag kommt Charly noch einmal vorbei und montiert die frisch gestrichene Schraube wieder. Ein Punkt unserer Reparaturliste ist erledigt, zwanzig oder fünfundzwanzig Punkte sind zu bearbeiten. Danke, Charly!

Restarbeiten

Man könnte es als die dritte Woche in der Werft bezeichnen, doch es handelt sich lediglich um die Abarbeitung der Todo-Liste. Manche Punkte sind schnell erledigt oder müssen lediglich veranlasst werden. Für andere brauchen wir ein paar Tage.

Frisch gestrichen gegenüber alter Farbe

Jens streicht das Deck. Diesmal haben wir mehr Glück als im vergangenen Jahr in Lanzarote, wo kurz nach dem Ende der Malerarbeiten ein heftiger Regenschauer über Sissi nieder ging und einen großen Teil der frischen Farbe gleich in den Atlantik spülte. Diesmal spielte das Wetter mit und der Regen setzte erst ein, als die Farbe schon trocken war.

Schotwinsch

Ich zerlege derweil die Backbord-Schotwinsch. Ich muss herausfinden, warum ich beim Segeln mit Juliette und Familie die Winschkurbel an die Nase bekommen habe. Das war kein gutes Gefühl. Eine winzige Feder war gebrochen und deswegen rasteten die Sperrklinken nicht mehr in die Zahnräder ein. Natürlich befindet sich kein Ersatz an Bord. Auch der kleine Zubehörladen in der Marina hat sie nicht da.

Sperrklinken mit Federchen

Also fahre ich mit dem Bus zu Budget Marine, dort hole ich gleich die doppelte Anzahl. Auf dem Rückweg denke ich, dass ich noch zu wenige geholt habe. Wenn ich wieder einmal dort bin, kaufe ich noch ein paar mehr.

Die Mastleiter wird hochgezogen, Jens klettert in die Mastspitze und prüft das Rigg. Es sieht alles gut aus. Wir sind fertig. Sissi ist seeklar.

Die zweite Woche in der Werft

Die Wettervorhersage ist gut. Schon am Wochenende hat es nur noch wenig geregnet. Als wir morgens zu Sissi kommen, lässt es sich bei bedecktem Himmel und trockenem Wetter gut arbeiten. Das Antifouling ist eine fiese, stinkende Pampe, die erst einmal stundenlang gerührt werden will, bevor man es streichen kann. Eine Dose kostet 250 Florin, wir brauchen zwei Dosen für einen Anstrich und wollen zweimal Streichen. Damit sind wir bei etwa 1000 Florin oder 500 Euro für die schwarze Farbe.

Jens rührt

Nach dem Rühren fangen wir mit dem Streichen an. Einer macht die Backbordseite, der andere Steuerbord. Wir kommen gut voran. Für Montag und Dienstag haben wir uns je einen Anstrich vorgenommen. Das klappt wunderbar.

Paint it black

In meinem Kopf erklingt Musik von den Rolling Stones. I see a red boat and I want to paint it black. Eigentlich wollten wir beim Malern Musik hören, haben die Lautsprecherbox aber bei den Eseln stehengelassen.

Sissi wird schwarz

Nach und nach breitet sich die schwarze Farbe auf dem Rumpf aus. Der neue Anstrich gefällt uns sehr gut. In meinem Hinterkopf habe ich schon genau vor mir, wie Sissi in Zukunft aussehen soll.

Der erste Anstrich ist perfekt.

Jo und Stewart lamentieren, dass die Arbeit an ihrem Boot nur langsam voran geht und dass sie schon seit fast vier Wochen auf dem Trockenen sitzen. Stewart gibt uns immer wieder nützliche Tipps. Außerdem lobt er die Qualität des Anstichs. Das gibt uns Rückenwind. Wir schaffen zwei Anstriche in zwei Tagen.

Der blaue Streifen wird abgeklebt

Das neue Farbkonzept sieht drei Farben vor: Schwarz, Weiß und Rot. Ganz einfach. Ganz Eintracht Frankfurt. Alles was bislang blau gestrichen ist, wird über kurz oder lang rot gemalt. Wir fangen an mit dem Streifen knapp über der Wasserlinie. Die höher liegenden Streifen machen wir später, wir haben nicht genug Farbe. Und die rote Farbe ist leider ausverkauft.

Jetzt mit rotem Streifen

Pünktlich werden wir am Donnerstagnachmittag mit dem letzten roten Anstrich fertig. Nun geben wir der Farbe noch einen Tag zum Trocknen, bevor es am Freitag wieder ins Wasser geht. Überrascht werden Jo und Stewart ebenfalls am Donnerstag. Sie erfahren plötzlich, dass sie noch am selben Tag wieder ins Wasser kommen.

Sissi in neuem Glanz

Wir sind am Freitag an der Reihe. Als Sissi im Wasser ist, fährt Jens den Wagen nach Oranjestad, ich fahre Sissi. Wir hätten es besser umgekehrt gemacht, denn auf dem Weg zurück erwischt mich eine fette Regenwolke. Ich werde nass, mir ist kalt. Es ist auf dem Hinweg wie auf dem Rückweg. Diesmal konnte ich mich aber beim Marinapersonal über den Weg erkundigen. Ich fahre anders und habe nie weniger als sieben Meter unter dem Kiel. Abgesehen von der Kälte fühle ich mich dabei sehr wohl.

Wieder im Wasser

Jamaika hat die Seegrenze wieder geöffnet. Wir haben nur noch eine kleine Todo-Liste die wir abarbeiten wollen. Es sind gar nicht so viele Punkte darauf. Bislang werden es im Augenblick aber immer mehr Punkte. So wird es wohl noch ein paar Tage gehen. Auch Jens klebt schon fleißig Streifen an die Wand.

Todo-Liste