Queeny ist allergisch

Manchen Menschen geht es wie den Eseln. Oder umgekehrt. Mein Neffe Benedikt ist allergisch gegen Mückenstiche. Die Eselin Queeny ebenfalls. Auch die Esel kratzen sich, wenn die Mückenstiche jucken. Das hat im Falle von Queeny schwerwiegende Folgen.

Queeny beim Frühstück. Dabei fallen die Wunden an Kopf, Brust und Vorderbein auf.

Ich habe es mit eigenen Augen gesehen, wie Queeny sich mit ihrem linken Hinterhuf das Gesicht, die Brust und das vordere Bein kratzt. Außerdem kratzt sie sich ihren Kopf am Zaun, am Betontrog und überall sonst, wo sie eine Kante erwarten kann.

Die Mücken kommen immer dann raus, wenn es mal stärker geregnet hat. Zeiten der Windstille sind besonders schlimm, da die Mücken ab einer gewissen Windstärke nicht mehr fliegen können. Ich merke selbst an den Mückenstichen, die ich erhalte, wie stark die Mücken gerade wieder unterwegs sind.

Selbst zugefügte Wunden

Es gibt ein Buch, in dem die Behandlung der kranken Esel einerseits beschrieben andererseits dokumentiert wird. So steht bei Queeny, dass die Wunden erst desinfiziert werden müssen und anschließend ein linderndes Spray aufgesprüht wird.

Manche Esel wehren sich gegen die Behandlung, Queeny lässt sich durch die Behandlung kaum von ihrer Mahlzeit ablenken. Das ist praktisch. Ich kann sie alleine behandeln, was keine fünf Minuten dauert.

Das schmerzlindernde Spray ist lila. Das ist praktisch, ich sehe sofort, wo es noch fehlt und wo ich es schon aufgetragen habe. Hoffen wir, dass es bald wieder viel Wind gibt, der die Mücken davon bläst. Ich kratze mich nämlich auch schon viel zu oft.

Queeny nach der Behandlung. Das Spray ist lila.

Igor geht es wieder etwas besser. Zwar frisst er nur langsam, doch er frisst. Im Esel verzehnfacht sich dann die gefressene Menge zu einem großen Berg Poop. So sieht es beinahe aus.

Außerdem haben wir gestern versucht, einen hinkenden Esel einzufangen. Der wollte aber nicht mitkommen und hinkte verdammt schnell in die Kakteen davon.

Nach einem Tag im Donkey Sanctuary fahre ich meistens mit dem Bus nach Hause. In den Kleinbussen sitzt man üblicherweise dicht aneinander gequetscht. Viele Frauen haben hierzulande ein breites Gesäß. Wenn ich jedoch von den Eseln komme, sind die Busse plötzlich sehr geräumig. Diese freundlichen Menschen drücken ihre Masken fester ins Gesicht, der Busfahrer fährt schneller und niemand kuschelt sich an mich. Ich kann die Esel auch selbst riechen. Fast hätte ich laut über den Busfahrer gelacht, der wenige Minuten nach meinem Einstieg die Klimaanlage ausschaltete und alle Fenster öffnete.

Igor ist krank

Igor

Nach der Fütterung der Esel sehen Peter und ich einen Esel, der am Boden liegt und sich gar nicht für das Essen interessiert. Nach einem Mohrrüben-Schnelltest konnten wir sicher sein, dass es dem Esel nicht gut geht. Wenn ein Esel eine Mohrrübe nicht essen möchte, ist er garantiert krank. Esel lieben Karotten.

Normalerweise ist es schwer, einen Esel einzufangen. Wenn man mit einem Halfter oder einem Seil in der Hand auf den Esel zugeht, wird er sofort die Flucht ergreifen. Dieser Esel war ganz schnell eingefangen und in einem eigenen Stall separiert.

Igor ist krank. Er isst nichts.

Peter nimmt den Scanner und liest den Chip aus, damit wir wissen, mit welchem Esel wir es hier zu tun haben. Sein Name ist Igor.

Wir sind uns einig, dass wir den Tierarzt rufen müssen. Das können wir nicht mehr selbst handhaben. Selbst die proteinreichen Würfel, die die Esel in Wasser eingeweicht bekommen und über alles lieben, hat Igor verschmäht.

Ein gesunder Esel würde diesen Eimer sofort leer fressen.

Der Name wird auf den Esel gesprüht, damit er eindeutig markiert ist. Das ist wichtig, damit man ihn immer gut erkennen kann – falls er Medikamente erhält und damit jeder ihn erkennen kann. Im Donkey Sanctuary gibt es ein Buch, in dem jede Sonderbehandlung von Eseln aufgeschrieben wird. Steht dann dort beispielsweise, dass Igor jeden Tag ein Antibiotikum bekommen muss, muss ich Igor erkennen können.

Er hat auch keinen Durst

Während der Wartezeit auf den Tierarzt schauen wir alle paar Minuten nach unserem Sorgenkind. Inzwischen liegt Igor wieder auf dem Boden und sieht irgendwie ziemlich schlecht aus.

So ein Elend.

Gegen Mittag erscheint der Tierarzt. Igor wehrt sich kaum gegen die Behandlung. Das ist kein gutes Zeichen. Besondere Geräusche im Eselinneren gab es nicht zu hören. Der Tierarzt nimmt Blut ab.

Blut abnehmen bei einem Esel

Zuletzt gibt es noch eine Infusion für Igor. Anschließend sieht er sogar wieder ein wenig besser aus und frisst eine Karotte. Das freut uns.

Leider geht es Igor am folgenden Tag kaum besser, er verschmäht sein Frühstück. Esel sind einfach unglaubliche Fressmaschinen, die immer weiter essen, wenn noch Futter da ist. Das ist weiterhin ein schlechtes Zeichen. Der Tierarzt muss wieder kommen, diesmal habe ich Feierabend und sehe ihn nicht.

Infusion für einen Esel.

Bei fast allen meinen Besuchen im Donkey Sanctuary habe ich Karotten dabei. Dabei handelt es sich praktisch um die Lieblingsspeise der Esel. Wenn ich mit einer Karotte in der Hand zur Fütterung bereit stehe, drängeln sich vor meinen Augen in Sekundenschnelle ein Dutzend Esel, die alle versuchen, die Karotte für sich alleine zu haben. Sie stoßen sich gegenseitig, einige treten ihre Nahrungskonkurrenten.

Verrückt nach Mohrrüben

Ich frage bei dem chinesischen Supermarkt, bei dem ich Stammkunde bin, immer nach den Karotten, die sie nicht mehr verkaufen können. Die sehen dann nicht mehr so schön aus wie diese hier, dafür kosten sie nichts und die Esel stören sich nicht an ein paar Flecken.

Da normalerweise in Aruba alles mit Geld zu bezahlen ist, dachte ich nicht daran, dass der Chinese mir die Möhren gar schenken würde. Er meinte aber zu mir, dass er die Esel toll findet und sie auf diese Weise gerne unterstützt. Wow.

Wir wollen diese Möhre. Sofort!

Am Dienstag gehe ich wieder zu Igor und habe sicher wieder eine Möhre für ihn im Gepäck.

Rückseite und Vorderseite eines Esels

Heute früh habe ich mir mal wieder die Informationen zur Covid-19 Situation durchgelesen und festgestellt, dass es zu fünf bestätigten Übertragungen in Aruba gekommen ist. Damit ist das Virus endgültig zurück. Erste Maßnahmen wurden von der Regierung verkündet, die Bars, Restaurants und Nachtclubs müssen die Tische weiter auseinander rücken und dürfen sie mit maximal vier Personen besetzen. Masken werden empfohlen, wenn der Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden kann. Im Freien dürfen maximal Grippen von vier Personen zusammen sein. Dieses Lied habe ich schon einmal gehört.

Meiner Meinung nach gehört der Klimaanlagenwahnsinn abgeschafft. Man kann es zwar als Zumutung empfinden, wenn man seinen Urlaub auf einer tropischen Insel bei 35°C im Schatten draußen verbringen muss. Ich meide jedenfalls die gut gekühlten Innenräume und lasse auch mal einen Bus fahren, wenn der die Fenster nicht offen hat.

Viele Touristen aus den USA benehmen sich hier jedenfalls so, wie man es den Deutschen oder Briten auf Mallorca nachsagt. Vergangene Woche war eine große Schlagzeile über einem Artikel voll Empörung in der lokalen Tageszeitung. Ein Tourist aus den USA wurde bei der Einreise getestet. Bis zur Bekanntgabe des Testergebnis hätte 24 Stunden einhalten müssen. Statt dessen ist er durch Restaurants und Bars gezogen. Selbstverständlich war das Testergebnis positiv. Eselei möchte ich es nicht nennen. Die sind nicht so blöd.

Was ist das?

Wenn ich bisher über den Job bei den Eseln geschrieben habe, zeigte ich die Esel vor allem von vorne. Heute möchte ich größtenteils über die Rückseite schreiben. Das obenstehende Foto zeigt eine große Halde mit Eselmist.

Jeden Vormittag reinigen wir das Gelände von den Hinterlassenschaften der Esel, die in jeder Lebenslage den Mist auf den Boden fallen lassen können. Beim Spazieren, beim Stehen, beim Fressen, beim Laufen oder beim Saufen.

Quelle

Pro Tag kommen da einige Schubkarren voll zusammen. Deren Inhalt landet dann auf einem großen Haufen. Einmal habe ich es erlebt, dass ein paar Einheimische kamen und ein paar Kilo Eselmist für den Garten mit nach Hause genommen haben. Da ist noch Luft nach oben. Vielleicht sollte man das als Dünger im örtlichen Baumarkt anbieten.

Bert ist bei der Arbeit

Am Nachmittag ist es zu heiß für diesen Job, er muss gleich nach der morgendlichen Fütterung erledigt werden. Teilt man sich die Arbeit, ist sie in einer knappen Stunde erledigt.

Und wieder ist eine Schubkarre voll Poop

So richtig attraktiv sind diese Bilder natürlich nicht. Die Vorderseite zu beobachten macht viel mehr Spaß. Ich habe ein kleines Video geschnitten, auf dem die Eselfütterung am Nachmittag zu sehen ist. Wie die Esel nervös warten, bis das Heu endlich serviert wird. Wie sie sich um das Futter balgen. Und wie die Fütterung bei den schwachen und alten Eseln abläuft. Und es wird die Grundlage für viel neues Poop am kommenden Vormittag gelegt.

Persönlich habe ich gute Neuigkeiten. In den nächsten Tagen wird hoffentlich ein Paket mit Apfelwein bei mir eintreffen. Außerdem hatte ich letzte Woche einen Termin bei der Einwanderungsbehörde. Seit Monaten war ich illegal im Land, seit vergangenem Donnerstag ist mein Aufenthaltsstatus wieder in Ordnung.