Heute am Sonntag kommen wir mal wieder nicht so richtig aus der Marina weg, weil keine Busse fahren. Das ist mein größter Kritikpunkt am hiesigen ÖPNV, der von Montag bis Freitag ziemlich gut funktioniert, am Samstag stark nachlässt und am Sonntag nicht mehr existiert. Ich schätze, die Busse dienen lediglich dazu, die Konsumenten in die Konsumtempel zu fahren. Wenn das große Einkaufszentrum geöffnet hat, gibt es auch immer einen Bus, mit dem hinfahren kann.
Natürlich kreischen die Schleifmaschinen auf dem Gelände am Sonntag genauso intensiv wie unter der Woche, der Bootskran macht jedoch keinen Lärm. Nur die Privatleute arbeiten daran, die eigenen Boote so schnell wie möglich wieder ins Wasser zu bekommen. Dabei kann es vorkommen, dass der Ausblick beim morgendlichen Kaffee sich so gestaltet, wie man ihn eigentlich gar nicht haben möchte.
Nicht nur unser Nachbar, der das komplette Unterwasserschiff renoviert, findet den Weg zur Toilette nicht. Dass Menschen direkt neben unserer Sissi ins Wasser urinieren, ist fast schon ein normaler Anblick. Jeden Tag. Auch wenn werktags gearbeitet wird und noch Touristen von einem Teil der Marina in den anderen gehen – uriniert wird ohne Hemmungen.
Es ist Samstag. Wir haben zwar eine Liste von Arbeiten an Bord, die wir unbedingt angehen müssen, die können wir jedoch auch morgen abarbeiten. Immerhin kommen wir am Sonntag nicht richtig weg. Also gehen wir zum Bus und wollen versuchen, ins Gebirge zu kommen, vielleicht in einen Fluss zu springen und dem Maschinenlärm zu entfliehen. Eike meint, dass wir das Schachspiel hätten mitnehmen sollen. Dann könnten wir uns die Wartezeit auf den Bus vertreiben. Nach angemessener Wartezeit kommt der erste Bus und bringt uns zum großen Busbahnhof. Der hat schon bessere Tage gesehen.
Jahre muss es her sein, dass im Restaurant Speisen zubereitet oder das schnelle Bier vor der Busreise getrunken wurde. Auch die letzte Fahrplanauskunft ist schon seit einer Weile Geschichte. Nur die Tauben fühlen sich hier noch wohl. Eine alte Frau verkauft an einem Klapptisch Getränke und Snacks.
Selbst ist der Mann. Inzwischen bin ich es aus Guadeloupe ja gewöhnt, dass es keine Fahrplanauskünfte gibt, dass Fahrpläne zwar existieren, jedoch nur selten veröffentlicht werden. Also suchen Eike und ich unseren Bus. Der lässt sich sogar schnell finden, der Busfahrer steigt aus, als ich auf den Bus zugehe. An den Füßen trägt er offensichtliche Damenschuhe, auch sonst ist sein Stil – ähm – außergewöhnlich.
Ja, wir können mit diesem Bus ins Gebirge fahren. Er fährt in etwa 20 Minuten los. Bis um ca. 15 Uhr gibt es Samstag auch Busse, mit denen wir wieder zurück fahren können. Das stimmt uns positiv. Wir steigen dann bald ein und haben Glück, der Bus ist später bis auf den letzten Platz besetzt. Mit nur acht Fahrgästen sind das allerdings auch nicht sehr viele Plätze. In Aruba würden in diesen Bus mindestens 15 Menschen passen.
Ich freue mich, als es los geht. Erwartungsgemäß geht es am Einkaufszentrum vorbei, dann über die Nationalstraße und schlussendlich auf die sogenannte Traversée, die einzige Straße quer durch das Gebirge. Wir erreichen unser Ziel, machen einen kleinen Spaziergang und dann genießen wir nur noch die Natur.
Ich kann gar nicht so schnell schauen, wie Eike im Wasser ist, kurz über die erfrischende Temperatur juchzt und plantscht. Derweil genieße ich die Ruhe und höre dem Wasser zu, wie es über die Steine rauscht. Es ist fast eine Art Meditation.
Mein Blick fällt auf eine rote Plastiktüte, die zwischen den Steinen festklemmt. Klar, wo Menschen sind gibt es Müll. Der kann vom nahen Picknickplatz kommen, von der Straßenbrücke oder von woher auch immer. Es stimmt mich immer traurig, das inmitten der eigentlich unberührt wirkenden Natur zu sehen. Anschließend gehen wir zum Picknickplatz und setzen uns in eine der Hütten. In Frankreich gibt es diese Plätze an jeder Ecke. Es sind jede Menge Grillmöglichkeiten vorhanden und die werden auch rege genutzt.
Ich hole das Schachspiel aus meinem Rucksack. Eike ist begeistert. Wir spielen in der schönen Umgebung ein paar Partien, dann ist es schon 14 Uhr. Ich dränge zum Aufbruch. Der Busfahrer sprach von 15 Uhr und einem Bus alle 45 Minuten. Dann sollten wir jetzt los. Vorher füttere ich dem neugierigen Vögelchen noch ein paar Bröckchen Baguette.
An der Bushaltestelle zeigt sich dann das übliche Bild. Es gibt ein Haltestellenschild, hier sogar eine mit EU-Mitteln behindertengerecht gebaute Haltestelle und es gibt keine Busse. Nach 20 Minuten Warten fährt ein Bus in die Gegenrichtung.
Nach einer Stunde sind wir des Wartens müde. Wir klappen die Daumen raus und es dauert nur etwa 15 Minuten, bis uns eine ausgesprochen freundliche Frau aufliest. Sie fährt uns viel weiter, als sie hätte müssen, nämlich bis zum Kreisverkehr an der Nationalstraße. Dort halten auch die Busse, die aus Basse-Terre kommen. Irgendwie trauen wir dem Braten aber nicht, immerhin ist es schon später Samstagnachmittag. Wir klappen wieder die Daumen raus und schon das dritte Auto hält. Noch eine freundliche Frau, deren Vater sogar schon einmal mit dem Segelboot um die Welt gefahren ist. Sie fährt uns einfach direkt zu unserem Boot. Vielen Dank dafür! Ein schöner Abschluss für einen schönen Ausflug.
Nur eins kann ich nicht verstehen. Es gibt auf dem Werftgelände eine Toilette. Die ist offen und für Jedermann zugänglich. Warum muss man einfach auf den Beton pinkeln? Die Toilette ist zentral gelegen und von keinem Boot weiter als 100 Meter entfernt. Ich muss es aber auch nicht verstehen.