Einkaufen wie in Holland

Wir befinden uns ja in den karibischen Niederlanden. Auf Bonaire nehmen sie zwar keine Euros sondern US$, ansonsten kommen wir uns schon so vor wie in Holland. Sie sprechen auch so wie in Holland. Irgendwas, das nach Halsentzündung klingt und Englisch. Ein guter Supermarkt soll nur etwa einen Kilometer von unserer Boje entfernt sein. Wir laufen los.

Straßenszene in den Niederlanden

Wir laufen also die Straße entlang zum Supermarkt, weil wir uns etwas versorgen wollen. Immer nur im Restaurant essen gehen ist doof, teuer und schmeckt auf die Dauer auch nicht. In der Karibik ist die Auswahl an Gerichten nicht allzu groß, lediglich die Zahlen neben den Gerichten haben eine komische Größe.

Bei unserem Spaziergang fällt uns auf, dass man nicht sehen kann, wie der Strom in die Straßenlaternen kommt. Hier haben sie zumindest in der Hauptstadt die Stromleitungen unter die Erde gelegt. Das war auf den anderen karibischen Inseln nicht so.

Van den Tweel Supermarket

Nach einer knappen halben Stunde sind wir da. Von außen macht der Supermarkt einen tollen Eindruck. So etwas haben wir seit Europa nicht mehr gesehen. Vielleicht ansatzweise auf den Kanaren, aber auch dort hatten die Supermärkte zumeist eine überschaubare Größe.

Supermarkt von innen

In den Regalreihen finden wir haufenweise Produkte, die wir zuletzt in Stavoren im Coop gesehen haben. Das ist wirklich lange, lange her. An einigen Regalen sind Schilder angebracht, dass sich die Container aus Holland aufgrund von schlechten Wetters verspäten und erst in der kommenden Woche eintreffen werden. Für uns ist jedenfalls noch genug da. Wir angeln ein tolles Rinderfilet aus der Fleischtheke (Herkunft: Netherlands) und dazu grünen Spargel aus Mexiko. Wir freuen uns auf das Abendessen.

Dann werden wir an die Jahreszeit erinnert. Ist denn wirklich schon bald Ostern? Wenn man wie wir ohne Jahreszeiten unterwegs ist, dann fehlt der Bezug zu solchen Terminen vollkommen.

Bald ist Ostern

Wir verzichten auf den Erwerb der Osterhäschen. So wichtig ist das nicht. Statt dessen kreisen wir noch durch die restlichen Regale des Ladens und finden bei den Bieren eine Sorte, die wir auch zuletzt in Stavoren getrunken haben: Brand. Aus der ältesten Brauerei der Niederlande. Wow. Da nehmen wir uns gleich einen Sixpack mit, für mehr reicht das Budget nicht. Eine Dose kostet nämlich 1,89$. Egal, das ist es uns heute wert. Und es schmeckt.

Brandje – Prost!

Salz – noch einmal….

Auf dem Atlantik habe ich mich über das Salz beschwert. Salz auf der Sissi, Salz auf uns und Salz überall um uns herum. Auf Bonaire versuchen sie, dagegen etwas zu tun.

Salz

Im Süden der Insel ist eine große Saline, es gibt einen Salzpier, an dem Schiffe mit Salz beladen werden können. Das Geschäftsmodell ist einfach. Der Atlantik wird in große, flache Seen hineingelassen, dann scheint die Sonne und das Wasser verdunstet. Übrig bleibt Salz.

Saline mit Salzbergen

So sehr sie sich auf Bonaire auch anstrengen, sie haben es noch nicht geschafft, den Atlantik irgendwie ansatzweise auch nur ein wenig zu entsalzen. Da sind wir mit unserem Watermaker weiter, aber wir wollen ja auch nicht das Salz, sondern das Wasser.

Ich finde, die Berge aus Salz sehen irgendwie so aus, als wären sie der Toblerone-Werbung entsprungen. Nur ohne Alpen.

Salzberge. Versandfertig.

Alle diese Berge werden früher oder später auf einem Schiff landen und dann in den Supermärkten dieser Erde als Meersalz verkauft werden. So ist das.

Jens und ich haben uns Motorroller gemietet, um die Insel zu erkunden. Die Saline war nur das erste von vielen Zielen, die wir angesteuert haben. Salzgewinnung gibt es auf Bonaire schon ziemlich lange, in früheren Zeiten wurden Sklaven eingesetzt, um die schweren Arbeiten zu verrichten. Außerdem hat man Esel benutzt, aber zu den Eseln werde ich noch einen weiteren Blog schreiben. Kommen wir also zu den Sklaven.

Sklavenhütten – der Erklärungstext

Noch um 1850 gab es hier also die Sklaverei. Man hat den Sklaven Hütten gebaut, in denen sie übernachten konnten. Die sind ca. 1,50 Meter hoch, darin können allenfalls kleine Kinder stehen.

Sklavenhütten

Mehr als Schlafen war in den Hütten sicher nicht möglich, aber wohl auch nicht gewollt. Der Hund bekommt ja auch eine Hundehütte, damit er etwas Wetterschutz hat. Oder der Esel bekommt ein Dach, das ihm Schatten gibt. Aber zu den Eseln komme ich später.

Auch in gefälligem Gelb – die Sklavenhütten

Die Arbeit in der Saline war jedenfalls kein Zuckerschlecken. Ich möchte an dieser Stelle mit dem Salz schließen, wir haben heute so viel auf der Insel gesehen, dass ich wohl mehrere Tage brauchen werde, um es für das Blog aufzubereiten.

Caribbean Netherlands

Mir gefallen die Autokennzeichen. „Divers Paradise“. Auch dazu muss ich wohl ncoh etwas schreiben, denn wir sind an einem der besten Schnorchel- und Tauchplätze, die es in der Karibik geben soll.

Bonaire

Was für ein Ritt. Stell‘ dir einfach vor, dass du in dein Auto steigst und zweieinhalb Tage Vollgas fährst. Oder nahezu Vollgas. Das haben wir hinter uns. Der Wind hat zugenommen und uns mit 25 kn in Richtung der ABC-Inseln geblasen. Zum Glück fährt Sissi ganz alleine, wir müssen uns dabei nur um wenig kümmern. So hat Jens zum Beispiel Zeit für einen Thriller.

Thriller bei Höchstgeschwindigkeit

Am Abend präsentiert sich das Wetter noch einmal von seiner schönsten Seite. Die Wolken und die untergehende Sonne sorgen für eine feine Kitschstimmung. Ungezählte Sonnenuntergänge auf See werden doch nicht langweilig. Jens geht schon etwas früher ins Bett als sonst, weil die Nacht heute kurz wird. Wir sind zu schnell.

Feinster Kitsch

Wir können kein ganzes Etmal mehr ausfahren, denn am Morgen sind wir schon um 8 Uhr am Leuchtturm von Bonaire. Wir halsen seit vier Tagen das erste Mal um die Südspitze der Insel, dann halten wir auf den Hauptort Kralendijk zu. Hier ist der einzige Hafen zum Einklarieren.

Okay, Hafen ist etwas dick aufgetragen. Es handelt sich um zwei Betonstege, an denen sogar große Frachtschiffe festmachen können. Nur wir können da nicht festmachen. Ich rufe auf allen möglichen mir sinnvoll erscheinenden Funkkanälen den Hafen, nur leider schweigt sich das Funkgerät aus. Und so stehen wir etwas dumm vor den Stegen herum, auf denen ein Dutzend Leute die Angeln ausgeworfen haben.

Gerade wollen wir all unseren Mut zusammen nehmen und doch an einen der Betonstege gehen, da kommt mit hoher Geschwindigkeit ein Zollboot auf uns zugefahren. Wir winken sie zu uns. Sie erklären uns, dass wir dort nirgendwo anlegen können. Wir sollen eine Mooringboje nehmen und dann mit dem Dinghi zum Einklarieren fahren. Okay, das können wir natürlich tun. Um 11:30 Uhr sind wir fest, also eine halbe Stunde vor dem Etmal sozusagen.

Das Einklarieren selbst ist dann in einer Viertelstunde und kostenfrei erledigt. Im Gegensatz zu anderen Ländern wollen sie hier allerdings die gesamte Crew sehen. Dabei habe ich Jens auf dem Boot gelassen, denn in fast allen Ländern geht nur der Skipper zu den Behörden. Ich muss Jens hinterher aber nicht mehr holen, ich soll ihn aber zum Ausklarieren mitbringen. Mache ich doch gerne.

Anschließend kommt noch ein Schlauchboot zu uns an die Boje gefahren und bringt uns die Regeln für die Bojenbenutzung vorbei. Die Boje wird in der Marina im Voraus bezahlt, gehört aber nicht zur Marina. Es herrscht auf der ganzen Insel ein Ankerverbot, deswegen wurde von der Naturschutzbehörde ein riesiges Bojenfeld angelegt. So wird die Unterwasserwelt vor uns Seglern geschützt. Ich finde das gut. Die Leute springen direkt an der Boje ins Wasser, um dort zu Schnorcheln, denn alle Bojen sind irgendwie ziemlich direkt an der Riffkante platziert.

Der Bojenwärter sprach von einer halben Stunde Fußweg bis zur Marina. Also schnappe ich mir das Dinghi und fahre lieber. Auf dem Weg zur Marina finde ich noch die Daphne, die wir zuletzt in Portugal gesehen haben. Schön, mal wieder alte Bekannte zu sehen.

Marinaschildkröte

Ich komme dann aus dem Marinabüro heraus und gehe zurück zum Dinghi, da fallen mir fast die Augen aus dem Gesicht. Eine Meeresschildkröte paddelt gemächlich durch das klare Wasser des Hafenbeckens. Zwar habe ich nur das Smartphone dabei, das ist aber besser als gar keine Kamera. Ich halte drauf und freue mich. Endlich mal eine ordentliche Schildkrötenaufnahme.

In dreiundzwanzigeinhalb Stunden haben wir dann zuletzt also 138 Meilen zurückgelegt. Jetzt wird der Wind erst einmal ungünstig für uns, deswegen bleiben wir wenigstens bis Montag auf Bonaire. Anschließend gucken wir mal, wie es passt. Ich will noch nach Aruba, denn dort gibt es eine Straßenbahn. Vielleicht können wir auch noch Curacao mitnehmen, das liegt so in der Mitte. Zwischen diesen drei Inselchen sind es keine richtigen Entfernungen.