Was braucht ein Frankfurter Bub, wenn er sich mal wieder so richtig wohl fühlen möchte – Nahrung wie in der Heimat. In Frankfurt kenne ich ein Dutzend guter Dönerläden, den letzten Döner auf unserer Reise hatte ich in Santiago de Compostela.
Direkt gegenüber dem Eingang der Marina in Le Marin befindet sich ein Kebap-Laden. An unserem Ankunftstag hatte er abends geschlossen. Jens und ich haben entschieden, dass wir am folgenden Tag, wenn Jörg Burti nach Fort de France bringt, einen Döner zu Abend essen. Doch am Abend hatte der Dönerladen wieder zu. Erst ein Gespräch mit der Joint Venture II brachte ein erhellendes Ergebnis. Der Dönerladen macht jeden Mittag auf, es wird genau ein Dönerspieß gegrillt und verkauft, dann macht der Laden wieder zu.
Also fallen wir um die Mittagszeit im Dönerladen ein. Es herrscht recht viel Betrieb, das Restaurant scheint beliebt zu sein. Auch auf dem Spieß ist nicht mehr allzu viel drauf, wir hätten keine Stunde später dort einfallen dürfen. Wir bestellen drei Döner und drei Orangina.
Wir staunen nicht schlecht, als wir die Gläser für unsere Getränke an den Tisch gebracht bekommen. Echte Gerippte, die für einen mir vollkommen unbekannten Cidre werben. Und das tausende Kilometer von der Frau Rauscher entfernt.
Und schon stellt sich wieder das Frankreich-Gefühl ein. Orangina ist so französisch wie Baguette, Camembert und Rotwein. Es schmeckt einfach! Diese aus einem Schoppeglas auf Martinique zu trinken, hat natürlich auch seine besonderen Reize.
Der ausgesprochen freundliche Wirt bringt uns dann den Döner an den Tisch. Es ist eher eine Kreuzung aus Pom-Döner und Dürum-Döner, denn die Pommes sind gleich mit dem Dönerfleisch und dem Salat in den Fladen eingerollt.
Auf dem Döner ist eine leckere Chili-Sauce und kein Ketchup, wie es in Santiago war. Die Pommes sind labberig-lecker und das Fleisch ist sehr gut. Ein Döner, wie man sich ihn in der Karibik nicht besser vorstellen kann. Ich möchte da noch einmal hin.
Ich bin begeisterter Motorradfahrer und habe zigtausend Kilometer auf französischen Straßen zurückgelegt. Dabei sind mir immer die Linienbusse aufgefallen, die ich dann mit hoher Geschwindigkeit überholt habe. Blitzblank waren sie immer geputzt, der Lack makellos. Die Klimaanlage brummte hörbar auf dem Dach. Busfahren in Frankreich muss eine tolle, bequeme Angelegenheit sein. Martinique ist Frankreich.
Busfahren in Frankreich hat auch Nachteile. Auf dem Land sind die Fahrpläne sehr dünn, nur wenige Verbindungen am Tag erreichen die abgelegenen Dörfer. Es ist oft schwer, an Linienpläne, Fahrpläne und Fahrpreisauskünfte zu kommen. So habe ich es in Frankreich ebenfalls erlebt.
Wir finden nach hartnäckiger Recherche im Internet einen Busfahrplan für die Buslinie BKJ, die uns nach Vauclin bringen soll. Auf Martinique gibt es lokale Buslinien, die sind nummeriert. 31, 32, 33, 54 und so weiter. Dann gibt es noch überregionale Buslinien, die haben Buchstaben. F, G, H oder eben BKJ. Um es noch etwas komplizierter zu machen, gibt es die Linien BKJ1 und BKJ2. Der Bus fährt etwa alle vier Stunden, das fühlt sich sehr französisch an. Unser Bus kommt pünktlich, die Klimaanlage funktioniert. Im Gegensatz zu den Bussen auf den vorherigen Inseln hat dieser Bus auch Sicherheitsgurte für die Passagiere – EU-Standard halt. Der Fahrpreis ist mit 2,10€ für die Einzelfahrt nicht überzogen.
Nach einer knappen halben Stunde erreichen wir Vauclin. Den Busbahnhof, der vor den Toren der Stadt liegt. Da der Anschlussbus vor 10 Minuten abgefahren ist, laufen wir in den Ort. Es wären sowieso nur zwei Haltestellen gewesen und Anschlüsse oder Vertaktung sind in Frankreich Glückssache. Auch auf Martinique.
Beim Spaziergang an der Uferpromenade kommt uns ein Bus der Linie entgegen, mit der wir an einen bestimmten Punkt fahren wollten. So haben wir uns das am Busbahnhof ausgedacht, während wir den Linienplan studiert haben. Die Busfahrerin hält mitten auf der Straße an, sammelt uns ein und erklärt uns, dass sie nur bis zum Bahnhof fährt. Sie lässt uns auch nicht mehr raus, jedenfalls nicht vor dem Busbahnhof.
Also sind wir wieder da. Wir beschließen, mit irgendeiner Buslinie noch eine Überraschungsrunde zu drehen. Während wir unsere Dreiviertelstunde wartend absitzen, bewundern wir den Boxenstopp der Linienbusse. Ein mobiler Werkstattwagen ist vorgefahren.
Unser Bus wird betankt, währenddessen fahren noch mehr Busse vor und sammeln sich um den Werkstattwagen.
Die Busfahrer sitzen unter dem Baum im Schatten, während das Werkstattpersonal bei dem einen Bus sogar die Reifen wechselt – alle vier Reifen in einer guten Viertelstunde. Die Jungs sollten mal bei der Formel 1 anklopfen. Wenn die bei Linienbussen schon so schnell sind…
Der von uns ausgesuchte Bus fährt uns dann in die Berge. Auf schmalen und schmaleren Straßen geht es höher und höher. Okay, das Ziel heißt auch „La Haut“, was man mit „Die Höhe“ übersetzen könnte. Der Ausblick aufs Meer wird wunderschön. Es ist leider ziemlich diesig.
Immer wieder fahren wir an einzelnen Häusern vorbei, die entweder einen kleinen Garten oder gleich eine ganze Bananenplantage vor der Tür haben.
Wir sehen einen kleinen Einkaufsladen, dort beschließen wir auszusteigen. Sonst haben wir auf unserer Runde keinerlei Läden oder Leben auf der Straße gesehen. Das ist ein großer Unterschied zu Inseln wie St. Lucia oder Barbados. Dort ist immer Leben auf der Straße. Hier ist Frankreich.
Aber auch auf Martinique scheint jeder seine Hühner zu haben. Sie laufen auf allen Inseln in jedem Ort auf der Straße herum und gackern.
Eine Katze spricht uns an und erklärt uns, wo der Einkaufsladen ist. Sie streicht uns über die Beine und lässt sich sogar hochnehmen. Dann sehen wir, dass es gar keine Katze ist, sondern ein junger Kater. Der Motor läuft auf Hochtouren.
Endlich ist es dem Katerchen genug. Wir können unseren in der drückend schwülen Hitze erworbenen Durst im Kaufladen löschen. Lustig, dass die das lokale Bier auf Martinique „Lorraine“ nennen. Lothringen. Es schmeckt auch ein wenig wie Kronenbourg.
Als wir gerade mit dem Bier fertig geworden sind, kommt der Bus schon wieder vorbei. Wir hatten gerade mal 70 Minuten Zeit in diesem verschlafenen Nest. Die 70 Minuten haben aber den ganzen Tag aufgewertet.
Für die Rückfahrt nehmen wir wieder die Buslinie BKJ. Diesmal ist es eine BKJ1, wir hatten auf dem Hinweg die BKJ2. Beim Busfahrer löse ich drei Fahrkarten nach Le Marin und bezahle den erwarteten Betrag. Eine halbe Stunde später wirft uns der Busfahrer kurz vor Fort de France raus, er hat Endstation. Ich frage ihn nach Le Marin, er schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. Nach einer weiteren halben Stunde Wartezeit bringt uns dieser Bus dann den ganzen Weg zurück bis Le Marin. Es ist der letzte Bus des Tages (um 17:00 Uhr). Busfahren auf Martinique ist wie Busfahren in Frankreich. Gut gekühlt verlassen wir den klimatisierten Bus und laufen in die Marina.
Vor ein paar Tagen sind wir nach Martinique rübergefahren. Jens und ich haben einen französischen Supermarkt dringend gebraucht. Und für Burti ist hier Endstation. Sie hatte nur vier Wochen Urlaub und muss wieder nach Hause fliegen. Jörg bringt sie mit dem Taxi nach Fort de France zum Flughafen.
Der Heimflug wird ein wenig chaotisch. Der Flieger von Barbados nach Frankfurt ist schon ein paar Monate gebucht. Es musste nur der Transport von Burti nach Barbados organisiert werden. Einfach in Martinique einsteigen, in Dominica umsteigen und nach Barbados fliegen. Dumm nur, dass der Flieger dann nach Guadeloupe flog. Diese Zeilen entstehen, während Burti hoffentlich in den Flieger nach Barbados einsteigt.
Wir liegen in einer recht unattraktiven Marina in Le Marin. Die Leute sind sehr nett, die Duschen viel zu warm und der Weg zur Dusche ist weit. Das Ambiente ist jedoch nicht so toll, aber der örtliche Carrefour Supermarkt bietet einen kostenlosten Shuttleservice bis zum Steg. Klasse! Wir haben wieder Camembert und Orangina!
Vor der Marina ist ein gigantisches Bojenfeld. Und die Marina ist riesig, sie hat neun Stege. Teilweise liegen die Boote hier aber auch schon sehr, sehr lange. Darüber werde ich zukünftig noch etwas schreiben.
Außerdem gibt es inmitten der Bojenfelder auch das eine oder andere Korallenriff. Die sind mit Bojen markiert, in der Nacht kann man aber durchaus Probleme mit der Navigation bekommen. Ich bin froh, dass wir die Anfahrt hier bei Tageslicht gemacht haben.