Kleine Rundwanderung

Heute ist der letzte Tag, an dem wir den Mietwagen haben. Wir entscheiden uns zu einem letzten Ausflug in den Dschungel. Das ganze Gejammer von meinen Knien nach dem Besuch beim Wasserfall hat mich zu der Erkenntnis gebracht, dass es vielleicht besser ist, sich vorher nach dem Schwierigkeitsgrad der angedachten Wanderung zu erkundigen. Wir fahren zum Forsthaus und entscheiden uns für eine 50-minütige Rundwanderung, die in leichtem Terrain stattfindet.

Ein guter Wanderweg lädt uns ein.

Zunächst haben wir Schwierigkeiten, den Beginn des Weges zu finden. Dann sehen wir den ersten Wegweiser und machen uns frohen Mutes auf den Weg in den Regenwald. Nach einer Viertelstunde sehen wir, dass das Wort Regenwald durchaus wörtlich zu nehmen ist. Es regnet zwar gerade nicht, doch heute hat es schon geregnet. Wir bahnen uns den Weg durch Schlammpfützen.

Regenwald kommt nicht einfach von Trockenheit

Auf schwierigen, sehr schlammigen Passagen hat die Parkverwaltung wieder Bohlenstege gebaut. Natürlich sind sie nicht immer komplett, doch sie sind sehr hilfreich. Zwischenzeitlich haben wir schöne Ausblicke auf den Bach, an dem wir gerade entlang wandern.

Manchmal ist er ruhig, manchmal rauscht er durch steinige Kaskaden.

Wir springen von einem trockenen Fleck zum nächsten. Wir klettern über Wurzeln. Immer mehr Wasser steht in tiefen, schlammigen Pfützen auf dem Weg. Wir versuchen alles, um trockenen Fußes darüber zu kommen. Irgendwann flucht Eike, er ist in ein tiefes Schlammloch getreten. Nach einer halben Ewigkeit verlässt der Wanderweg den Bachlauf und wir hoffen auf trockeneren Untergrund.

Ein geheimnisvolles Geräusch lässt uns aufhorchen. Wir kommen ihm immer näher. Die Quelle ist nirgendwo zu sehen. Wahrscheinlich ist es ein Vogel. Aus weiter Ferne hören wir ein ähnliches Geräusch als Antwort. Es ist faszinierend.

Größer als Eike
Mehr als ein Feigenblatt
Gigantischer Baum mit faszinierender Wurzel

Beide sind wir hin und weg von der Vegetation. Zumindest in dieser Hinsicht hat sich unsere Wanderung gelohnt. Allerdings haben wir seit fast einer Stunde keinen Wegweiser mehr gesehen. So langsam sollte unsere Runde doch ein Ende finden, sie ist schließlich nur auf 50 Minuten veranschlagt. Doch wir haben natürlich nicht gerechnet mit der Langsamkeit, mit der wir uns durch den Schlamm voran bewegen.

Eine Liane motiviert Eike zu einer Kletteraktion. Wann kann man schon einmal einfach auf einer Liane schaukeln. Eine helle Freude. Dann gehen wir weiter, inzwischen haben wir auch wieder einen Wegweiser sehen können. Noch 30 Minuten. Das heißt also, dass wir noch nicht einmal die Hälfte hinter uns gebracht haben. Doch das Terrain wird leichter, weniger schlammig und es öffnen sich Lichtungen.

Ich liebe dieses Grün

Fast sind wir schon zurück am Parkplatz, da müssen wir noch einmal durch ein schlammiges Loch. Das Regenwald-Gefühl ist wieder da. Und eine Liane ist auch noch verfügbar. Tarzan bekommt eine letzte Gelegenheit Jane zu imponieren. Wo war Jane noch gleich?

Am nächsten Tag zahle ich zähneknirschend die 30€ Reinigungsgebühr für den Mietwagen. Sauber habe ich ihn definitiv nicht zurückgegeben.

Basse-Terre

Basse-Terre ist der Name der Insel, er ist jedoch auch der Name des Hauptortes von Guadeloupe. Die Hauptstadt heißt ja bekanntermaßen Paris. Basseterre ist übrigens auch der Name der Hauptstadt von St. Kitts. Ich habe echt keine Ahnung, ob ich die Eisenbahn dort noch besuchen können werde oder nicht. Auf jeden Fall haben wir noch unseren Mietwagen und machen einen Ausflug nach Basse-Terre.

Denkmal für irgendwas Französisches. Irgendwie typisch französisch.

Die Parkplatzsuche gestaltet sich schwierig, ich möchte keinen der Bezahlparkplätze nutzen. So finden wir dann etwas außerhalb an einem großen, weiten Platz mit passendem Denkmal kostenlose Parkplätze. Also können wir gemütlich in den Ort herunter laufen.

Alles ist steil in Basse-Terre

Der Ort ist schon ein verschlafenes Nest. Viele Sehenswürdigkeiten kann er nicht aufweisen. Die Einkaufsstraße ist wahrscheinlich die zweitbeste in Guadeloupe, der Ort ist mit gut 10000 Einwohnern immerhin der zweitgrößte Ort nach Pointe-a-Pitre.

Die Einkaufsstraße ist eben.
Hübsch gestaltete Boutique
Rathaus
Kirche Peter und Paul

Unseren kleinen Rundgang durch den Ort beenden wir damit, dass wir wieder zu unserem Auto den Berg hinaufklettern. Einzig die Einkaufsstraße folgt dem Verlauf des Meeresspiegels, die anderen Straßen sind echt steil. Ich will vorschlagen, dass wir noch zum alten Fort fahren, immerhin noch eine der Sehenswürdigkeiten des Ortes. Eike kommt mir etwas zuvor und fragt, ob wir nicht noch einmal in den Dschungel fahren können. Da rennt er bei mir auch offene Türen ein.

Blick auf die Berge

Von Basse-Terre kann man günstig nach La Soufriere fahren. Die Straße dorthin ist dann auch so etwa das Maximum an Steilheit, das unser Auto bewältigen kann. Immer wieder muss ich in den ersten (!) Gang herunterschalten, weil das Auto sonst die Steigungen nicht bewältigt. Dann sind wir endlich im Dschungel, es ist toll. Wir fahren bis zum Ende der Straße auf den Parkplatz um zu sehen, was die Franzosen dort an Sehenswürdigkeiten aufgebaut haben. Hier ist es ein warmes Bad, das durch den Vulkan beheizt wird.

Natürlich sind wir nicht vorbereitet und haben keine Badesachen dabei.

Vielleicht können wir ja noch einmal wiederkommen, dann werden wir auch Badesachen dabei haben. So verlassen wir den Parkplatz wieder und machen unterwegs noch einen kleinen Stopp, um den Regenwald noch für ein paar Minuten zu genießen. Ich versuche, die Steilheit der Straße in einem Bild einzufangen. Es gelingt mir nur in Grenzen.

Steil, steiler, La Soufriere

Der graue Alltag in der Werft

Es kommt nicht auf den Wochentag an. Hier wird jeden Tag gearbeitet. Manchmal müssen sogar wir arbeiten. Doch dazu später mehr, noch bin ich ja nicht einmal aufgestanden. Es ist kurz vor Sieben, gerade wurde draußen die erste Schleifmaschine in Betrieb genommen. In meiner Kabine riecht es noch nach den fauligen Algen, alles ist wie immer. Ich drehe mich um und will noch ein paar Minuten schlafen. Ein beißender Geruch nach frischer Farbe weckt mich wenige Minuten später. Ich habe die Wahl – das Fenster schließen oder mit dem Geruch leben. Beides macht mir keine gute Laune, Ich entscheide mich für den Geruch und drehe mich noch einmal um, möchte noch ein paar Minuten schlafen. Draußen brüllen inzwischen mehrere Hochdruckreiniger um die Wette.

Vorbildlich! Der Arbeiter trägt einen Gehörschutz, während der Hochdruckreiniger im Hintergrund neben ordentlich Wasserdruck auch einen enormen Schalldruck erzeugt.

Es klopft an der Bordwand. Ich winde mich aus dem Bett und eile nach oben. Ist das etwa schon der Mechaniker mit der Einspritzpumpe? Das wäre ja schnell gegangen. Nein, es ist lediglich ein Franzose, der mich fragt, ob er kurz längsseits kommen kann. Sie sortieren mehrere Boote in der richtigen Reihenfolge für das Kranen. Natürlich kann er längsseits kommen, der Franzose springt sofort an Deck, von Backbord sehe ich schon eine beeindruckende Aluminiumjacht im Landeanflug. Ich mache mir Kaffee. Nach einer guten halben Stunde ist das Boot am Kran, der Kaffee im Jörg und alles ist wie immer. Der Kaffee riecht nach frischer Farbe.

Die Quelle des beißenden Geruchs ist oft nur einen Katzensprung entfernt.

Auch Eike genießt die geruchliche Untermalung des Frühstücks. Inzwischen ist das Knattern der Hochdruckreiniger gedanklich bei mir in den Hintergrund geraten. Bewusst höre ich es nicht mehr. Ich höre aber auch Eike nicht, wenn er unten ist und mit mir spricht. Der Dieselmotor des Krans erwacht einmal mehr und schreit geradezu gegen alle anderen an.

Schleifmaschine. Ein ganz charakteristisches Geräusch.

Wir müssen diesen Platz verlassen, es macht hier keinen Spaß zu liegen. Hoffentlich kommt die Pumpe bald. Zwischenzeitlich steht noch die Erneuerung der drei Batterien an. Ich bekomme dann doch einen ganz anständigen Preis bei der Abnahme von drei Stück. Eine einzelne Batterie kostet jetzt 368€, gut 70€ Rabatt gegenüber dem ersten Preis, der mir genannt wurde.

Die Batterie verlässt das Schiff.

Eine Batterie wiegt ziemlich genau 50kg. Wir müssen sechs Batterien bewegen, damit sind wir also bei 300kg Blei. Zu zweit lassen sie sich unter Deck ganz gut tragen, für den Transport an Deck und an Land nutzen wir das Spifall als Kran. Ich stehe an der Mastwinsch und kurbele, Eike führt die Batterie ohne großen Kraftaufwand.

Sprichwörtlich bleischwer.

Die neuen Batterien kommen auf demselben Weg wieder unter Deck. Der Einbau gestaltet sich einfacher, als ich es gedacht habe. Nach erstem Maßnehmen hatte ich den Eindruck, dass die neuen Batterien ein paar Millimeter größer sind. dem ist aber nicht so, sie passen perfekt in die Halterungen.

Ein wenig Bodybuilding

Einbauen, festzurren, anklemmen. Den Batteriemonitor umprogrammieren auf den neuen Batterietyp. Sämtliche Ladegeräte an Bord umprogrammieren auf den neuen Batterietyp. Und dann noch das Laden der Batterien. Sie sind mit 12,5V Spannung aus dem Laden gekommen, also müssen sie dort schon eine Weile gelegen haben. Die Chefin hat mir zwar versichert, dass sie letzte Woche erst geliefert worden sind, das nehme ich ihr aber nicht ab. Wir liegen hier schon zwei Wochen und gleich am ersten Tag war ich in dem Laden und habe mir die Batterien angesehen.

Neu und alt gesellt sich zusammen.

Wir schließen unsere Tätigkeiten damit ab, dass wir die alten Batterien im Laden abgeben. Einer der Vorteile der EU. In Aruba hätten wir die alten Batterien vermutlich in den allgemeinen Müllcontainer geworfen, dann wären sie auf der ewig brennenden Müllkippe gelandet. Und wir laden die neuen Batterien. Dann sind wir beide des Lärms überdrüssig und machen einen Spaziergang in den nächstgelegenen, besseren Supermarkt, um das Abendessen zu jagen.

Nach dem Einbau müssen die Batterien noch geladen werden.
Der Kran ist einmal mehr bei der Arbeit.