Ankommen

Am nächsten Morgen schlafen wir uns erst einmal ordentlich aus. Dann starten wir langsam in den Tag. Irgendwie kann ich es noch gar nicht fassen. Nach dem Morgenkaffee gehe ich ins Hafenbüro. Sissi ist hier schon bekannt. Vor dreieinhalb Jahren hatte sie hier ihren festen Wohnsitz. Ich frage nach Winterlager-Möglichkeiten, es kommt mir unwirklich vor.

Sissi an ihrem Wohnsitz auf Zeit

Ich bekomme eine Box für die nächsten Wochen zugewiesen. Den Liegeplatz hätte ich vor drei Jahren noch ändern wollen. Die Einfahrt ist für Stavoren-Verhältnisse vergleichsweise eng. Jetzt ist es mir egal, ich halte den Platz für vollkommen ausreichend. Barbara und Volker kommen pünktlich zum Umparken. Sie haben ihr Auto mitgebracht, denn ich will irgendwo an einer Tankstelle noch 20 Liter Diesel kaufen. Der Tank erscheint mir ziemlich leer. Der Motor ist ein paar Stunden länger mit hoher Geschwindigkeit gelaufen, als ich es ursprünglich erwartete. Es hat ja gereicht. Wir wollen einen kleinen Ausflug nach Sneek machen.

Brunnen im Zentrum

Die Fahrt nach Sneek dauert länger, als ich erwartet habe. Mit der Bahn legt man die Strecke in ca. 25 Minuten zurück, mit dem Auto dauert es ein wenig länger. Ich sinniere über meine Aufgaben in den nächsten Tagen nach. Die Segel müssen wir herunter nehmen. Am liebsten würde ich diesen Job noch erledigen, solange Gregor bei mir ist. Heute wäre das Wetter ideal – windstill und sonnig. Doch wir sitzen im Auto und fahren nach Sneek. Es wäre das erste Mal, dass ich am Tag nach der Ankunft von einer mehrtägigen Seereise etwas am Schiff arbeiten würde. Das hat Zeit bis morgen, denn Gregor fährt übermorgen nach Hause.

Spazieren gehen an den Grachten

Bei allerbestem Wetter machen wir einen Spaziergang durch die Grachten und die Altstadt von Sneek. Es fühlt sich unwirklich an. Ich gehe mit Barbara, Volker und Gregor durch einen Ort in Friesland spazieren. Wir unterhalten uns praktisch über jedes Thema der Welt.

Große Gracht

Für den Abend haben wir einen Tisch im “Gran Cafe de Schans” reserviert. Das befindet sich in den Räumlichkeiten des ehemaligen Cafe Max. Wir sind gespannt, ob der neue Eigentümer etwas von dem Charme des alten Betriebs übernehmen konnte.

Klappbrücke klappt

Wir sind irgendwann des Laufens müde. Zum Glück sucht man in Sneek nicht lange nach einer Einkehrmöglichkeit. Das Auto erweist sich als mehr und mehr unpraktisch, denn der Fahrer oder die Fahrerin muss nüchtern bleiben. Ich nehme mir vor, einen möglichen anderen Ausflug mit der Bahn zu planen. Leeuwarden wäre auch noch ein schönes Ziel.

Boote durchfahren eine Klappbrücke

Es ist ja so, dass ich hier und jetzt meinen Traditionen treu bleibe. Ich komme irgendwo an und sehe mir die Gegend an. Ich war zwar vor einer ganzen Weile schon einmal hier, die Gegend bleibt aber trotzdem schön. Dennoch hadere ich in Kenntnis der Wettervorhersage mit der Tatsache, dass wir die Segel heute nicht herunter nehmen. Für morgen ist Regen vorhergesagt.

Stadttor? Türme über der Gracht.

Es ist Zeit für die Rückfahrt. Wir haben noch keinen Diesel holen können. Auf dem Hinweg haben wir uns keine Gedanken darüber gemacht. Warum auch, wir sind an Land und kommen immer wieder an Tankstellen vorbei. Unterwegs plant man das anders. Ich muss meine Denkmuster wieder an kontinentale Verhältnisse anpassen. Ich werde dieses Jahr mit Sissi nicht mehr weitersegeln. Ich brauche keine Vorräte für Wochen mehr. Das Boot muss weitgehend ausgeräumt werden. Ich frage Volker und Barbara, ob sie mir nicht ein paar Dosen Konserven abnehmen können.

Im Schatten des Baums kommt das Gegenlicht von der Sonne nicht so grell.

Wir verabschieden uns für kurze Zeit vor der Marina. Barbara und Volker tauschen das Auto gegen Fahrräder aus, wir wollen noch kurz an Bord gehen. Ein letztes Mal denke ich über die Segel nach. Dann dämmert mir, dass das zur Not auch noch bei meinem nächsten Besuch in ein paar Wochen gemacht werden kann. Gregor und ich spazieren ins Restaurant. Das Gran Cafe de Schans ist gut besucht. Wir warten an der Bar auf unseren Tisch. Die einzige Kellnerin ist mit der großen Zahl der Gäste überfordert. Es gibt keinen Smalltalk mehr, die arme Frau ist gehetzt. Wir warten recht lange auf unser Essen. Wir warten lange auf die Getränke. Von der Menge und dem Geschmack des servierten Essen bin ich nicht begeistert. Doch der Abend als solcher ist wunderschön. So langsam wird mir klar, dass ich angekommen bin.