California Beach

Ich habe ein paar Tage nichts geschrieben. Das heißt nicht, dass es mir hier langweilig ist, sondern deutet eher auf das Gegenteil hin. Seit eineinhalb Wochen habe ich das Auto bin auf der Insel unterwegs. Manchmal alleine, manchmal gemeinsam mit den Chapos. An jenem Tag war Charly leider unpässlich, deswegen bin ich mit Jutta und Ute in den hohen Norden von Aruba gefahren, zum California Beach.

Californa Lighthouse

Über dem Strand thront der Leuchtturm, unterhalb des Leuchtturms gibt es ein sauteures italienisches Restaurant. Außerdem gibt es meilenweit Strand. Kein Badestrand, denn hier brandet der Atlantik mit aller Wucht gegen die Küste.

Brandung

Durch den glücklichen Umstand, dass wir die letzten Touristen auf Aruba sind, können wir jeden Meter der wilden Küste alleine genießen.

Einsame Küste

Wenn man genau hinsieht, kann man erkennen, dass die Insel Aruba auf Korallen gebaut ist. Die „Steine“, die am Ufer herumliegen, sind in Wirklichkeit Korallen.

Korallen (Nahaufnahme eines Steins)

Jutta und Ute vergnügen sich damit, versteinerte Brocken der Korallen zu sammeln. Ich stelle mir vor, wie die Chapo immer schwerer und schwerer wird und irgendwann sinkt, wenn beide den ganzen Strand von Aruba abgesammelt haben.

Auf der Suche nach formschönen Steinen und Muscheln

Ein paar große Steine gibt es doch, sie sind so groß, dass man sie beinahe schon als bequem bezeichnen kann.

Felscouch

Immer wieder muss ich die Kamera auf die Brandung halten, bis mir klar wird, dass ich keinerlei Verwendung für 1001 Fotos von Wellen habe. 101 Fotos sind vollkommen ausreichend. Ich trauere ein wenig dem Diafilm nach.

Felsen in der Brandung

Wir begegnen einem arubanischen Pärchen mit einem riesigen Hund. Der Hund sieht zwar harmlos aus, wir wollen aber nicht mit ihm spielen.

Natürlicher Pool

Wir umwandern die Nordspitze der Insel und stoßen auf eine Art natürlichen Pool. Es ist beeindruckend, wie das Wasser hier eine Höhle ausgewaschen hat. Je weiter wir kommen, desto weniger Brandung gibt es zu sehen. Langsam erreichen wir die andere Inselseite.

Ruine eines Divi-Divi Baums

Auf der Leeseite der Insel gibt es erst einmal mehr Vegetation. Wo auf der Luvseite allenfalls Gräser wachsen, sieht man auf der Leeseite sogar die Ruine eines Divi-Divi Baums.

Ich schwöre, ich habe das Bild von Jutta und Ute so gut wie gar nicht bearbeitet. Da ist mir bei den Farben wohl irgendwie die Maus ausgerutscht.

Ute und Jutta stehen an der Ruine des Divi-Divi Baums

Ein paar Kakteen im Vordergrund, ein jagender Pelikan im Hintergrund. Es hat eine Weile gedauert, bis ich dieses Bild im Kasten hatte. Auf der Leeseite ist das Wasser vollkommen glatt. Bis hierhin ist es ein wunderschöner Ausflug.

Jagender Pelikan

Am Wegesrand steht ein Pickup-Truck und zwei junge Männer hantieren an der Ladefläche. Eine Flasche Rum wartet halbvoll oder halbleer auf den nächsten Trinker. Die beiden lachen und unterhalten sich, zeigen auf uns. Im Nachhinein wurde mir der Dialog etwa folgendermaßen zugetragen:

„Guck‘ mal, da sind wieder Touristen.“
„Quatsch, es gibt hier keine Touristen. Das sind Leute, die sprechen besser Papiamentu als wir.“

Daraufhin werden wir mit einem Wortschwall überschüttet. Ich brauche zwei oder drei Minuten um ihn zu unterbrechen, der Rum hat die Kehle gut geölt. Wir stellen uns gegenseitig vor, mein Gesprächspartner heißt Edward. Wir tauschen Telefonnummern aus. Edward bietet uns an, uns über die Insel zu fahren und uns jede Ecke zu zeigen. Ein paar Minuten quatschen wir noch. Jetzt ist der Tag perfekt geworden, wir haben endlich wieder ein paar Einheimische kennengelernt.

Pelikan im Flug auf der Jagd

Trouble in paradise

Es geht den Menschen wie den Leuten. In der deutschen Presse wird über Demonstrationen berichtet, auch hier gehen die Menschen auf die Straße.

Vorgestern standen mehrere Dutzend Polizeiwagen auf dem Parkplatz gegenüber dem Parlamentsgebäude. Hunderte Menschen marschierten am Parlament vorbei, drehten mehrere Runden über das Marina- bzw. Hotelgelände und sammelten sich schließlich zu einer Kundgebung. Davon habe ich nichts mehr mitbekommen, ich bin mit dem Mietwagen über die Insel gefahren und sah keinen einzigen Polizisten. Sonst sieht man immer welche.

Nach dem was ich hier erfahren habe, sollen den Beamten, Parlamentariern und Ministern die Bezüge gekürzt werden. Aruba möchte nämlich Geld von den Niederlanden zur Bewältigung der Folgen von Corona. Die Niederlande wollen das Geld nur geben, wenn die Gehälter im öffentlichen Dienst um 15% gekürzt werden. Hiesige Minister verdienen mit 10000 US$ im Monat nicht gerade wenig. Natürlich passt das den Betroffenen nicht.

Stau in Oranjestad

Als ich gestern vom Supermarkt zurück gelaufen kam, wälzte sich eine ungewöhnlich lange Autoschlange durch die engen Straßen der Innenstadt. Das kam mir komisch vor, auf dieser Straße kommt sonst kaum ein Fahrzeug gefahren. Man könnte theoretisch auf der Fahrbahn picknicken. Ich bog um das Parlamentsgebäude herum und sah die Ursache: Die Polizei war wieder bei der Arbeit und hat die Hauptstraße gesperrt.

Demo vor dem Parlamentsgebäude

Eine beträchtliche Menschenmenge hat sich vor dem Parlamentsgebäude versammelt. Ich wollte natürlich wissen, wofür bzw. wogegen diese Leute demonstrieren, und sprach eine Teilnehmerin an.

Minister stellt sich den Demonstrierenden

Wahrscheinlich habe ich gestern alle Lehrer von Aruba gesehen. Die Protestierenden waren Lehrer, die demnächst wieder zur Arbeit gehen sollen. Ich wollte wissen, ob es ebenfalls um Gehaltskürzungen geht. Dazu später mehr, denn gerade als ich das Gespräch angefangen hatte, trat der zuständige Minister vor die Menschenmenge.

Bla Bla Bla

Die Forderungen wurden dem Minister persönlich übergeben und es entspann sich ein Dialog. Der Sprecher der Lehrer stellte den Minister zur Rede, jede Ministerantwort wurde von einem lauten „BLA BLA BLA BLA BLA“ der Menge beantwortet. Niemand hat den hier ebenfalls vorgeschriebenen Corona-Sicherheitsabstand eingehalten, was jedoch niemanden gestört hat. Inzwischen gibt es nur noch drei aktive Covid-19 Fälle auf Aruba.

Kundgebung

Anschließend machten die Lehrer die Hauptstraße wieder frei und sammelten sich um die Ecke zu einer Kundgebung. Ich blieb noch ein wenig mit der Lehrerin im Gespräch. Sonst hätte ich auch gar nichts verstanden, denn mein Papiamentu ist noch nicht besonders gut. Es wird aber besser.

Die Lehrer waren nicht primär wegen der Gehaltskürzungen auf der Straße, sondern wegen der Arbeitsbedingungen. Anscheinend sind die Schulgebäude in miserablem Zustand. Dass das in Deutschland ebenfalls so ist, wollte mir die Frau nicht glauben. Das sei doch Deutschland. Außerdem würden sie als Lehrer zwar gut verdienen, sie würden mit dem Geld jedoch auch den privaten Sektor unterstützen. Da ist sicherlich was dran, denn der private Sektor ist vor allem vom Tourismus abhängig.

Privater Sektor – Autowaschstraße

Ja, der private Sektor leidet. Auf jeden Fall haben die Lehrer ihre Forderungen charmant verpackt, denn es ging in der Hauptsache um die Schulen und nicht um das Geld. Die Gehaltskürzungen wollen sie natürlich auch nicht.

Heute ist Christi Himmelfahrt – auch hier ein Feiertag. An Feiertagen gehen alle an den Strand und nicht zur Demo. Ich bin allerdings gespannt, welche Gruppe morgen vor dem Parlament aufmarschieren wird.

Weihnachten steht vor der Tür!

Ihr dürft mich jetzt nicht für komplett verrückt halten. Seit meinem letzten Blog sind ein paar Tage vergangen, in denen ich zwar nicht viel geschrieben habe, in denen aber viel geschehen ist.

Nach meinem letzten Blog war ich in einer Art Shopping-Extase. Die Geschäfte sind wieder geöffnet und man darf sogar in Gruppen größer als zwei Personen zusammen sein, denn es gibt inzwischen nur noch fünf aktive Corona-Fälle, die Gesamtzahl hat sich bisher bei 101 gehalten.

Meine Einkaufsorgie brachte mir einen Eiswürfelbereiter an Bord. Herrlich. Die Maschine brummt und nach einer Stunde fallen alle paar Minuten einige Eiswürfel heraus. Jetzt habe ich kein Problem mehr, in Sekundenschnelle eine kalte Orangina zu bekommen. Auch der Sundowner zusammen mit den Chapos bekommt klirrenden Inhalt. Da hier auf der Insel die Spannung im Stromnetz bei 115 V liegt, werden allerdings nur Geräte verkauft, die mit 115V laufen. Auf Sissi habe ich jedoch lediglich die 12V aus den Batterien und die 230V wie in Europa. Ich habe mich dazu entschlossen, den Strom für die Eiswürfel aus den 12V zu gewinnen, dann kann man auch in einer Ankerbucht Eiswürfel machen.

Was hat das aber mit Weihnachten zu tun? Ganz einfach. In der Fußgängerzone haben die meisten Läden ihre Bretterverschalung wieder entfernt. Beim Dufry hatte ich das Gefühl, ich hätte zu viel eingekauft und zu lange nicht auf den Kalender gesehen.

Christmas Madness Mega Sale

Diese Werbung ist mir vor sechs Wochen noch nicht aufgefallen. Es ist aber immer noch Mitte Mai, ich war nicht zu lange unterwegs.

Apropos unterwegs: Ab morgen macht Aruba wieder komplett auf. Die Nationalparks öffnen und auch die Bars werden wieder Getränke, die Restaurants wieder Speisen servieren. Jetzt habe ich das Paradies für mich alleine. Die Einheimischen fragen mich sowieso immer, wie ich denn auf die Insel komme.

In den letzten Tagen war ich viel unterwegs, denn ich habe mir von meinem arubanischen Bekannten Lel ein Auto besorgen lassen. Mietwagenfirmen sind bisher noch geschlossen, das private Mietauto ist auch günstiger. Es hat auch Nachteile. Die Klimaanlage ist kaputt.

Mietauto mit kleinen Mängeln. Näher sollte man nicht heran gehen.

Vorgestern brachte das Auto die Chapos und mich zur „Natural Bridge“. Das ist eine natürliche Brücke aus Kalkstein, die in Teilen eingestürzt ist. Ich wusste nicht so recht, wo ich den Wagen auf dem Parkplatz abstellen soll.

Seeseite der Natural Bridge

Die Brücke befindet sich an der Westküste der Insel, deswegen donnert der Ozean hier mit ordentlicher Wucht dagegen. Die Wellen spritzen beinahe so spektakulär wie auf Lanzarote bei Los Hervideros.

Das Wasser strömt unter der Brücke rein.

In der Nähe befindet sich noch ein bei den Einheimischen sehr beliebter Surfstrand. Die Wellen kommen dort zwar kreuz und quer hinein, nicht so vorhersehbar wie in Portugal, dafür aber genauso hoch.

Surfer

Nach meinen bisherigen Erfahrungen komme ich mit dem japanischen Kleinwagen auf der Insel ganz gut zurecht. Nur gelegentlich ist es halt so, dass ich mir einen Geländewagen wünsche. Ich wollte heute früh nur kurz an den Strand fahren, da verschwand der Asphalt nach wenigen Metern und zurück blieb eine Staubpiste.

Geht es hier zum Strand?

Die vielen Spuren von PKW-Reifen zeigten mir, dass der Weg regelmäßig befahren wird. Mir kamen nur noch Geländewagen entgegen. Echte Geländewagen, nicht die mit denen man nur in der Stadt herumfährt. Dann stand ich vor Steinen in Dackelgröße. Die fehlende Bodenfreiheit des Kleinwagens hielt mich davon ab, bis ans Ende zu fahren.

Kaktus

Zuletzt habe ich nachgesehen, ob der Nationalpark vielleicht schon heute geöffnet hat. Hat er leider nicht. Die Chapos haben mich mal gefragt, warum man nicht einfach so in den geschlossenen Park gehen kann. Für mich ist die Frage ganz einfach zu beantworten – die Natur ist mir auf dieser Insel zu wehrhaft für Spaziergänge ohne Spazierwege.

Kakteenwand

Schließen möchte ich diesen Beitrag mit einem Graffiti, das ich in Oranjestad gefunden habe. Nicht nur in Saint Nicolas, auch in Oranjestad sind viele Gebäude verziert. Mir gefällt es. Ich werde es auf der nächsten Sandpiste beherzigen. Und mit einem kleinen Katerchen. Denn über Katzen muss ich in meinem nächsten Beitrag sehr viel schreiben. Es gibt da etwas, das ihr alle wissen müsst!

Geheime Weltregierung: Die Katzen!

Ich hoffe, ich komme noch zum Schreiben. Wenn mir das nicht gelingt, wisst ihr alle, dass SIE mich daran gehindert haben.