Neulich habe ich während eines Spaziergangs im Vorgarten eines Hauses ein Dutzend Katzen gesehen. Vielleicht waren es auch noch mehr. Als ob diese Katzen alle in einem verlassenen Haus wohnen würden. Nur der Pflegezustand der Pflanzen im Vorgarten sieht aus, als wäre das Haus noch bewohnt. Die Katzen haben auch Futter und Wasser.
Heute habe ich mir die GoPro und eine Dose mit Katzenfutter geschnappt, die seit Portugal auf Sissi mitfährt. Ich will ein paar süße Katzen beim Fressen aufnehmen. Leider ist die Katzenbesitzerin im Vorgarten. Ich traue mich nicht, den Katzen das Trockenfutter zuzuwerfen. Ich warte lieber, bis ich die Katzen in der Abenddämmerung auf der Straße erwischen kann.
Auf dem Weg zurück in die Stadt komme ich an einem der schönsten Bäume in Oranjestad vorbei. Ein Divi Divi Baum, sozusagen die Wappen-Bäume von Aruba. Am Strand gibt es sie in ganz verrückten Formen, sie werden vom Wind zurecht geblasen.
In der Fußgängerzone lasse ich meinen Blick rundherum schweifen. Es sind immer mehr Menschen auf der Straße. Das Leben kehrt in die Innenstadt zurück. Manche Läden sind noch geschlossen, die meisten Geschäfte haben aber inzwischen wieder geöffnet.
Auch die Dreckecken werden aufgeräumt und geputzt. Aruba macht sich wieder fein. Die Restaurants sind noch geschlossen. Ich kann an fast jeder Ecke sehen, dass sie einen Öffnung in Kürze vorbereiten.
Was mich wirklich überzeugt hat, dass hier der Krisenmodus in Kürze beerdigt wird, ist die Straßenbahn. Ich wollte meinen Augen kaum trauen, als ich ein rotes Fahrzeug auf dem Gleis fahren sah. Yesss! Sie fährt wieder.
Jede zweite Sitzreihe ist gesperrt und auf den Sitzen gibt es jeweils außen Klebemarkierungen. Auf diese Markierungen kann man sich setzen. Vor dem Einsteigen gibt es Händedesinfektion.
Ich setze mich auf eine Bank im Schatten und warte darauf, dass die Straßenbahn wieder in die andere Richtung fährt. Dabei gelingt mir ein schönes Bild von zwei Frauen, die sich zu einem ausgiebigen Schwatz auf einer Bank getroffen haben. Offiziell gelten hier weiterhin die Abstandsregeln, der tolerierte Abstand liegt hier bei 2 Metern.
Nicht nur die Erwachsenen, auch die Jugendlichen haben ihren Spaß. Die letzten Wochen war es hier sehr langweilig. Die Schulen sind immer noch geschlossen.
Eigentlich ist heute jeder auf der Straße. Es ist lange nicht so voll wie mit den üblichen Touristenscharen, Es erinnert mich an einen Tag ohne Kreuzfahrtschiffe, wenn sich lediglich die Einheimischen in der Fußgängerzone tummeln.
Zuletzt treffe ich noch Jutta und Ute auf der Straße. Sie bummeln auch von Geschäft zu Geschäft und schauen mal hier und mal dort. Sie haben außer dem Supermarkt seit Ende Februar keine geöffneten Geschäfte gesehen.
Ich überrede die beiden, gemeinsam eine Runde mit der Straßenbahn zu fahren. Sie sind überrascht, dass die Mitfahrt kostenlos ist.
Kaum sitzen wir in der abfahrbereiten Tram, macht mit Jutta auf das Bierfachgeschäft aufmerksam. Es ist mir schon vor Wochen aufgefallen, aber es hatte ja die ganze Zeit geschlossen. Als ob die Bierversorgung nicht zur Grundversorgung gehören würde. Gespenstig.
Jutta hat sichtlich Gefallen an der kleinen Runde mit der Straßenbahn.
Fahrer, Schaffner, Chefdesinfektor und noch eine Angestellte der Straßenbahnbetriebe tummeln sich im Fahrzeug. Heute ist der erste Betriebstag. Die Personale lachen und scherzen mit Passanten, Ladenbesitzern und mit und über uns. Touristen! Sie sind wieder da.
Wir fahren an einer Gruppe Männer vorbei, die ohne Sicherheitsabstand nebeneinander stehen. Die Schaffnerin ruft ihnen rüber, dass sie zwei Meter Abstand einhalten müssen. Dann lachen alle gemeinsam. Es kommt mir vor, als ob ein wichtiger Baustein Normalität in die Stadt zurückgekehrt ist.
Wir werden an der Endhaltestelle rausgeworfen, es war die letzte Fahrt des Tages. Da hatten wir ja ein Riesenglück. Gemeinsam spazieren wir zurück in die Fußgängerzone. Gemeinsam bis zum ersten geöffneten Schuhladen. Dann muss ich Ute und Jutta leider verlassen. Eigentlich wollte ich Katzen fotografieren und filmen gehen. Statt dessen habe ich Menschen fotografiert. Es war ein schöner Nachmittag.
Auch die Scientologen haben sie heute vor die Tür gelassen. In Ganzkörperoveralls haben sie die Fußgängerzone unsicher gemacht. Müssen sie die Overalls jetzt zu Werbezwecken tragen oder damit man sie auf der Insel immer wiederfinden kann, falls sie davonlaufen.
Hinsichtlich Corona hat sich heute auch etwas getan. Auf Aruba sind noch neun Personen erkrankt. Ein 70-jähriger Mann ist gestern an Covid-19 gestorben, damit sind es jetzt drei Tote. Die Gesamtzahl der Infektionen bleibt bei 101.