Am Morgen bestellen wir uns ein Taxi bei Norbert, dem Hafenmeister. Er soll uns ein Taxi besorgen, mit dem wir den Gran Piedra besuchen können. Fast pünktlich trifft Eddi mit seinem Taxi an der Marina ein. Norbert übergibt uns an den Taxifahrer, der ein paar Brocken Englisch spricht, ein paar Brocken Französisch, einige Worte Deutsch und auch Russisch. Es genügt für die Konversation. Auf der Straße kommen wir an vielen Monumenten vorbei. Gefühlt gibt es für jeden kubanischen Revolutionär mindestens ein oder zwei Denkmäler.
Das Selfie entsteht bei einem kleinen Foto-Zwischenstopp. Der kleine, gelbe Wagen hält sich wacker auf der steilen Straße in Richtung Gipfel. Unterwegs sehen wir die anderen Deutschen in ihrem Taxi, das mit aufgeklappter Motorhaube am Straßenrand steht und dem wohl Kühlwasser fehlt. Ich bitte Eddi um einen Zwischenstopp, er lehnt aber ab. Die Straße hat locker eine Steigung von über 20%, irgendwie kann ich verstehen, dass er seinen Wagen in Schwung halten möchte.
Wir müssen aber nur eine knappe Viertelstunde warten, dann sind wir alle zusammen am Fuß der Treppe, die die letzten Meter auf den Gipfel führt. Angeblich sind es 400 Treppenstufen, ich habe nicht nachgezählt, mein angeschlagenes Knie bestätigt die Größenordnung. Jede einzelne Treppenstufe lohnt sich.
Unterwegs verändert sich die Landschaft, plötzlich laufen wir durch eine Vegetation, wie es sie auch in Deutschland im Wald geben könnte. Farne und Laubbäume prägen die Landschaft.
Ein Baum sticht besonders heraus, hier Summen und Brummen die Bienen ganz wild. Ich versuche, das mit der Kamera einzufangen. Leider ist der Ton etwas leise.
Gran Piedra heißt übersetzt „der große Felsen“ und das ist er auch. Als wir die letzten Treppenstufen erklimmen, sind wir schon ein wenig angeschlagen.
Mein Knie freut sich auf den Abstieg. Derweil schießen wir wild mit der Kamera um uns. Leider können wir das Meer am Horizont nur erahnen, es ist zu dunstig.
Dafür ist der Blick ins Hinterland atemberaubend. Schade, dass es so schwierig ist, dorthin zu kommen. Es gibt keine ausgewiesenen Wanderwege und auch keine Infrastruktur für Wanderer. Man müsste die Straßen entlang laufen.
Über uns kreist für einige Minuten ein Geier auf der Suche nach seinem Mittagessen. Jens gelingt ein wunderschöner Schuss auf den Vogel.
Natürlich machen wir noch ein bescheuertes Selfie. Das wird unsere Familie in Deutschland freuen. Wie ist eigentlich das Wetter in Deutschland? Hier oben können wir uns überhaupt nicht beklagen, in der Höhe sind die Temperaturen sehr angenehm.
Wir sind hungrig, als wir wieder unten bei den Fahrzeugen sind. Deswegen bitten wir unsere Fahrer, uns zu einem Restaurant zu fahren. Zunächst kommt es zu einer Diskussion unter den Fahrern, welches der Restaurants man aufsuchen soll. Bergab fahrend bitte ich Eddi, beim nächsten Esel einen Fotohalt einzulegen. Dieser Stopp findet an der Stelle statt, an der das Taxi der anderen deutschen Gruppe auf dem Hinweg Kühlwasser nachgefüllt hat. Hier wird Trinkwasser in Kanistern an der Quelle abgefüllt, der Esel wartet geduldig auf seine Beladung.
Das von Eddi bevorzugte Restaurant ist heute geschlossen, wir warten vor der Tür. Eddi macht alles für uns klar, wenige Minuten später können wir uns an den Tisch setzen. Für eine Gruppe von sieben Personen lohnt sich die Öffnung des Restaurants. Während der Wartezeit kann ich diese Straßenszene aufnehmen.
Je weiter man sich von Santiago entfernt, desto größer wird die Dichte von Pferde- und Eselskarren. Es sind auch sehr viele Fußgänger auf den Straßen. Die Größe der Schlaglöcher, die Eddi umfahren muss, nimmt ebenfalls mit der Entfernung von Santiago zu. Während wir im Restaurant sitzen, warten die Fahrer draußen bei ihren Fahrzeugen.
Im Restaurant gibt es Fisch. Den gab es in allen privaten Restaurants, die wir auf Kuba bisher ausprobiert haben. Ist ja klar, den Fisch kann man für kleines Geld aus dem Meer ziehen. Es gibt nur wenige Rinder, die braucht man für die Milchproduktion. Unsere deutscher Begleiter, der witzigerweise ebenfalls Eddi heißt, erklärt uns die drakonischen Strafen für die Einheimischen in Kuba. Wenn ein Bauer sein eigenes Rind schlachtet (Volkseigentum), kommt er für 25 Jahre ins Gefängnis.
Während wir auf das Essen warten, wird unser Salat frisch im eigenen Garten geerntet. Wir finden das toll, doch die Kubaner würden vielleicht lieber im Supermarkt einkaufen gehen, anstatt den Anbau selbst durchführen zu müssen. Vielleicht auch nicht, das ist nur Spekulation meinerseits.
Nach dem Essen ist es dunkel. Eddi fährt uns behutsam durch die Dunkelheit, dabei umfährt er Eselskarren, Fahrräder und Fußgänger, die allesamt unbeleuchtet auf der Straße unterwegs sind, ohne den Tanz um die Schlaglöcher zu vernachlässigen. Ich lasse mir seine Telefonnummer geben, den nächsten Ausflug machen wir wieder mit ihm.