Headache Beach

…oder der 50. Geburtstag. Ein gesellschaftliches Großereignis in der Bucht von Portimao. Steffi von der SY Bigfoot hat eingeladen und es sind alle gekommen. Die Roede Orm, Sissi, Grace, Thula, Salty, Zora, Enterprise B und noch viele mehr.

Als Segler ist man ja ziemlich unter sich und sieht tagelang nur die eigene Crew. Deshalb ist ein solches Ereignis ein Pflichttermin, denn nur so lernt man andere Crews kennen und kommt Mal unter andere Leute.

Die Grills sind aufgebaut

Die Schlauchboote wurden auf den Strand gezogen, Bier und Wein im Wasser gekühlt und das Buffet auf einem Surfboard aufgestellt. Mit mehreren Grills arbeiteten wir gegen den Hunger.

Dinghiparade mit Buffet

Es entwickelten sich tolle Gespräche über Ankerbuchten, Energieversorgung, Zollbestimmungen, Lebensmittelversorgung, Wohnlichkeit von Segelbooten, Dinghimotoren, vergangene Feiern und zukünftige Pläne. Dazu gab es gegrillte Spieße, Hähnchen, leckere Salate, Kuchen, Brot und Bier und Wein.

Wikingerschach

Am Strand spielten wir Wikingerschach und hörten dazu gute Musik. Die Stimmung war ausgelassen, der Grill heiß und die Getränke kalt.

Abend am Headache-Beach

Dank der Zeitumstellung auf Winterzeit wurde es schon früh dunkel. Um 19 Uhr fühlte es sich an, als wäre es schon kurz vor Mitternacht. Es wurde weiter gelacht, getanzt, gegessen und getrunken.

Lustig war, dass die Crew von der Enterprise B unsere Sissi schon Jahre vor uns selbst kennen gelernt hat. Wir haben Sissi ja in Oldersum bei Emden gekauft, da lag sie jahrelang im Außenhafen. Und die Enterprise B lag dort auch einige Jahre im Außenhafen, Anke und Horst kennen Hertha und Harald, die Vorbesitzer der Sissi. Wie klein die Welt doch ist.

Feuerwerk (Bild: Julia SY Roede Orm)

Als alte Frankfurter haben wir natürlich immer ein wenig Pyrotechnik zur Hand und konnten so der Geburtstagsfeier mit gleißendem Licht und dem Geruch nach Schwarzpulver noch ein kleines Sahnehäubchen aufsetzen.

Nacht in Portimao

Noch vor Mitternacht haben wir uns unsere Schlauchboote geschnappt und sind wieder zurück zu unseren Segelbooten gefahren. Wenn man noch fahren muss, kann man nicht so feiern, dass man hinterher am Strand einschläft.

Der obige Satz stimmt übrigens beinahe. Wir mussten ein Dinghi mit defektem Kapitän und wackeligem Außenborder zu seinem Mutterschiff zurück schleppen. Kein Problem für uns. Für die betroffene Person wurde es wohl wirklich der Headache Beach.

(Wir verraten niemanden. Was am Strand geschah, wird von der Tide weggespült.)

Weiterhin vor Anker

Wir genießen immer noch die Zeit vor Anker in Portimao. Es ist schwer, das nicht zu tun. Sanft wiegen uns die Wellen in den Schlaf, es herrscht kein unangenehmer Schwell. Einzig die Kaltwasser-Borddusche von Sissi ist ein kleines Problem. Dafür haben wir aber ein Dinghi, mit welchem wir in die Marina fahren können. Dort leihen wir uns von anderen Seglern die Codekarte für die Duschen. Ich muss sagen, die Duschen in der Marina in Portimao sind die besten Duschen, die wir seit Belfast (!) genutzt haben.

Und dann sind da noch die Reparaturen. Ich bin ein wenig unzufrieden mit der Arbeit der Werft hinsichtlich des Windgenerators.

Auf dem Weg von Guernsey nach Roscoff waren die Schrauben lose, die die Stütze des Windgenerators mit Sissi verbinden. Das gab Vibrationen ohne Ende und die Stütze wackelte wie blöde hin und her. Wir haben die Schrauben nachgezogen, eine verlorene Schraube ersetzt und danach vibrierte nichts mehr. Sie haben sich seit Roscoff auch nicht mehr losvibriert. Wieso halten eigentlich die selbst festgezogenen Schrauben besser, als die von der Werft geschraubten? An der Windfahne, die wir selbst montiert haben, hat sich nicht eine Schraube gelöst.

Schraube locker

In der Ankerbucht fiel uns auf, dass der Windgenerator oben wild hin und her wackelt. Auch dort hatte sich eine Schraube verabschiedet und musste ersetzt werden. Ist ganz schön hoch, wenn man da rauf klettert. Ich mag die Höhe nicht.

Ansonsten ist die Aussicht vom Ankerplatz aus grandios. Auf der einen Seite die tollen Felsen, die den Strand einrahmen. Auf der anderen Seite das Meer, das hinter den Wellenbrechern wogt und manchmal auch über die Wellenbrecher rüber schwappt. Dann der Blick auf die Einfahrt, wo immer wieder Fischer ein- oder ausfahren. Anhand der Größe der mitgezogenen Möwenwolke lässt sich abschätzen, wie gut der Fang des Tages gewesen ist.

Fischer mit Möwenwolke

Rein gesellschaftlich ist das Leben an der Ankerkette vollkommen anders als das Leben in der Marina. Man kann sich das an Land etwa so vorstellen wie den Unterschied zwischen einer innenstadtnahen Wohnung und einem Haus in einem Vorort mit viel Grün drumherum.

In der Marina kann man mal eben zum Nachbarn rüber spazieren, einen Kaffee trinken oder nach einem dringend benötigten Werkzeug fragen. Verlässt man die Marina, ist man in wenigen Schritten in der Stadt und hat alle Errungenschaften der Zivilisation. In der Marina kommen die Nachbarn regelmäßig vorbei – sei es nur für einen kleinen Schwatz.

Vor Anker ist man alleine. Die Leute kommen nicht mit ihren Dinghis aus der Marina raus, um einen Kaffee zu trinken. Das ist natürlich auch positiv zu bewerten, denn wenn sie keinen Kaffee trinken kommen, kommen sie auch nicht, um die Biervorräte zu dezimieren oder den Kühlschrank leer zu essen.

Will man den durchschnittlichen Segler motivieren, seinen Standort zu verändern, will das wohl geplant werden. So wie etwa der heutige Tag: Steffi von der Bigfoot wird heute 50 Jahre alt und hat zu einer Beach-Party eingeladen. Zu einem solchen Anlass werden auch in der Marina die Dinghis klar gemacht.

Headache Beach

Wir werden hier noch bis morgen Abend bleiben, dann fahren wir wieder rüber nach Lagos in die Marina. Dort haben sich inzwischen Postpakete für uns gesammelt, die wir abholen müssen.

Ankern

Wir liegen in Portimao vor Anker. Kaum zu glauben. Wir sind knapp zweieinhalbtausend Meilen gesegelt und haben unseren Anker sich bislang nicht in den Grund eingraben gelassen. Dabei ist Ankern die Königsdisziplin der Langfahrtsegler. Vor Anker wird die Bordkasse geschont, Ankern ist immer kostenlos. Die Marina kostet Geld.

Ankerlieger in Portimao

Ankern kann man an den schönsten Orten der Welt, die Marinas sehen überall irgendwie gleich aus. Das ist etwa so wie der Unterschied zwischen „wild campen“ und einem Campingplatz.

Vor Anker liegt man ruhig. Die Ankerkette dämpft das Rucken des Schiffs im Schwell wunderbar. Liegt man bei Schwell im Hafen, knarzen und quietschen die Festmacher erbärmlich. Oft ruckt das Schiff heftig in die Leinen ein. In der Marina ist es manchmal unkomfortabel.

Ankert man, hat man es ruhig. Keine Nachbarn am Steg, die die Nacht zum Tag machen. Keine Touristen, die gaffend die Stege entlang laufen und in das Cockpit glotzen.

Warum wir bisher nicht geankert haben? Weil man dann das Dinghi aufblasen muss, um an Land zu kommen. Weil am Ankerplatz keine warme Dusche ist. Weil wir lange keinen Motor für unser Dinghi hatten. Weil es bequemer ist, zu Fuß zum Restaurant zu spazieren. Weil… Wir haben es halt nicht gemacht.

Ankerkette

Vorgestern war also ein großer Moment. Klackernd lief die Kette über die Ankerwinsch, der Anker klatschte ins Wasser. Dann haben wir ihn ordentlich eingefahren. Er hat im ersten Versucht auf perfektem Ankergrund gehalten.

Gestern hatten wir am Ankerplatz ordentlich Wind, der Windgenerator hat 15 Ampere geliefert, was er etwa ab fünf Beaufort tut. Der Anker hat gehalten.

Jetzt hat sich der Wind gedreht, unser Anker hält immer noch bombenfest. So gefällt mir das. Jetzt endlich können wir uns Langfahrtsegler nennen. Nur das Problem mit der Dusche konnten wir noch nicht abschließend zur Zufriedenheit lösen. Entweder nutzen wir die Borddusche von Sissi, die nur kaltes Wasser liefert. Oder wir nehmen das Dinghi uns fahren in die Marina rüber. Dort verkaufen sie uns sicher eine warme Dusche.