Ein Beitrag, der nichts mit Bundeskegelbahnen zu tun hat. Auf Aruba gibt es meines Wissens nach nicht eine einzige Kegelbahn. Es geht vor allen Dingen um Holz.
Erstmals seit meiner Ankunft auf Aruba hat sich das Wetter geändert. Es fühlt sich an, als hätte eine Art Regenzeit begonnen. Seit ein paar Tagen gibt es eine Art täglichen Regenschauer. Der dauert dann zwischen einer Minute und einer Viertelstunde. Das ist lästig, denn ich kann die Fenster von Sissi nicht mehr offen stehen lassen, wenn ich nicht an Bord bin. In der Nacht regnet es zuverlässig auf mein Bett und weckt mich.
Im Land der Esel galt es, in der vergangenen Woche einen Sonderauftrag zu erledigen. Es gibt dort zwei winzige „Ferienwohnungen“, von denen eine in Kürze belebt werden soll. Auf der wunderschönen Terrasse, auf der der Wind unablässig weht, steht schon ein Tisch, der sechs Stühle erhalten soll.
Als Desiree (die Chefin des Donkey Sanctuary) mir das Holz und den Stuhl, den ich kopieren soll zeigt, beginne ich innerlich zu lachen. Anscheinend hat sich vor mir schon ein einheimischer Freiwilliger an der Kopie des Stuhls versucht, aber nach ein paar Einzelteilen die Lust verloren. Es gibt außer Jutta und mir im Augenblick keine außerirdischen Helfer bei den Eseln.
Ich erfahre, dass sie im Donkey Sanctuary sogar 230V Strom haben, also kann ich meine Stichsäge von Bord auch hier benutzen. Nach zwei Tagen kann ich die Säge aus der Hand legen. Die Einzelteile für sechs Stühle sind fertig.
Für die Montage des ersten Stuhls brauche ich drei Stunden. Ich zeige ihn Desiree. Er gefällt ihr nicht. Sie hat vollkommen recht, ich muss ihn wieder auseinander schrauben. Die Bretter für die Sitzfläche sind zwei Zentimeter zu lang, deswegen steht die Rückenlehne unbequem steil. Das zweite Mal ist der Stuhl in einer knappen Stunde zusammengeschraubt.
Jetzt stehe ich erst einmal vor dem Problem der Serienfertigung. Weil ich die Einzelteile für sechs Stühle vorbereitet habe, muss ich nun überall die Sitzfläche verkürzen. Der Fehler war sozusagen in Serie. Absägen ist allerdings einfacher als verlängern. Für den zweiten Stuhl brauche ich dann nur noch eine halbe Stunde. Mit Hilfe einer winzigen und unsichtbaren konstruktiven Verbesserung ist die Montage nun ein Kinderspiel.
Der Stuhlbau zu Esel ist für mich jedenfalls eine willkommene Abwechslung zum Alltag. Zwischendurch freut sich Desiree immer, wenn ich ihr IT-Support leisten kann. Mal ist es der Router, der nach einem Neustart selbstverständlich wieder die Arbeit aufnimmt, mal kann sie keine Emails von ihrem Smartphone versenden und zuletzt wurde ihr Email-Account gehackt und von dort aus Spam versendet.
Inzwischen sind drei Stühle weiß gestrichen. Die anderen drei sollen noch folgen. Außerdem werden sie anschließend wahrscheinlich noch kreativ verziert. Die anderen Stühle sind es jedenfalls.
Die Zahl der Stühle übertrifft die Zahl der Besucher jedenfalls bei weitem. Laut Desiree waren 90% der Besucher Touristen. Seit ein paar Tagen sind die Grenzen wieder geöffnet für die meisten Länder, viele Touristen sind jedenfalls noch nicht zu sehen.
Ein Besuch lohnt sich jedenfalls. So lange man nicht den Fehler macht, mit einer offen sichtbaren Mohrrübe über das Gelände zu laufen. Dann kommen sie nämlich alle und wollen knabbern.