Versorgung, Verbrauch und Entsorgung

Der Batteriemonitor zeigt es uns gnadenlos. Wir verbrauchen zu viel Strom. Seit wir vor Anker liegen, haben wir eine Stromlücke von ca. 60 Ah an jedem Tag. Die Sonne scheint nicht so viel, wie wir uns das gedacht haben. Der Wind bläst nicht so stark, wie wir uns das vorgestellt haben. Und deswegen verbrauchen wir jeden Tag mehr Strom, als wir mit unseren beiden Kraftwerken erzeugen.

Nur fünf Meilen von uns entfernt warten in der Marina Lagos zwei Solarpaneele auf uns, die wir noch einbauen wollen. Damit werden wir die Stromlücke wohl restlos stopfen können. Innerlich können wir da quasi schon einen Haken dran machen, die Montage will natürlich noch gemacht sein.

Jetzt läuft erst einmal der Dieselmotor für eine Stunde, mit dem auf diese Weise erzeugten Strom können wir die Stromlücke bis Dienstag stopfen.


Der Router zeigt uns ebenso gnadenlos, dass wir ziemlich viele Daten verbrauchen. In Deutschland ist derjenige König, der ein mobiles Datenvolumen von fünf Gigabyte und mehr im Monat hat. Darüber lachen wir inzwischen nur, denn die fünf Gigabyte verbrauchen wir an einem normalen Hafentag oder vor Anker.

Zum Glück sind mobile Daten in Portugal nicht nur in Form von Internet-Globuli erhältlich, sondern werden eher mit dem 38-Tonner angeliefert. Bei NOS gibt es eine mobile Flatrate für das Internet für 1€ am Tag. Also 15 Tage für 15€ bzw. 30 Tage für 30€. Aufladen lassen sich die Karten bei NOS im Laden bzw. bei jeder Post. Das ist praktisch. Die ersten 15 Tage sind verbraucht, in dieser Zeit liefen 90 GB Daten durch unseren Router. Jetzt wissen wir, dass wir für ein auskömmliches Leben mindestens 6 GB pro Tag brauchen. Das Internet kostet also 17 ct pro Gigabyte in bester 4G-Qualität und funktioniert noch einige Meilen vor der Küste.

Jens kommt von einer Versorgungsfahrt zurück

Wir versorgen uns natürlich wie alle Ankerlieger per Schlauchboot. Es gibt ja keinen Stadtbus in der Vorstadt. Den großen Einkauf haben wir schon in Lagos erledigt, als wir in der Marina lagen. Was uns dann noch fehlt, müssen wir mit dem Schlauchboot heranschaffen. Das macht einigermaßen Spaß, denn wenn man es nicht paddeln muss, ist Dinghi-Fahren lustig.


Und dann verbleibt da noch die Entsorgung. Damit wir die müffelnden Müllsäcke nicht irgendwo an Bord stapeln müssen, haben wir uns schon vor ein paar Wochen eine Oscar-Tonne besorgt. Da passen 90 Liter Müll rein und der Deckel ist verschließbar. Damit stinkt der Müll nicht im Boot rum und die Tonne ist mit einem Spanngurt auch seefest verzurrt. Auf dem Atlantik wird das noch nützlicher sein als hier in der Bucht, denn leider hat man vergessen, unterwegs Recyclingstationen zu verankern.

Oscar-Tonne

So eine Tonne haben wir in Schottland, Irland, Nordirland, Wales, Guernsey, Frankreich und Spanien vergeblich gesucht. Es gab immer nur die praktischen Tonnen, deren Deckel man mit dem Fuß öffnet und die leider nicht geruchsdicht verschließbar sind. In Porto endlich haben wir sie im Baumarkt gefunden. Nützlich.

Langsam geht unser Aufenthalt in der Ankerbucht seinem Ende zu. Morgen ziehen wir das Grundeisen wieder nach oben und verduften in Richtung Lagos. Dort wartet die ganze Arbeit mit den Solarpaneelen auf uns. Es muss auch endlich mal jemand auf den Mast rauf, denn das Rigg schreit nach einer Kontrolle, bevor wir uns auf den langen Weg zu den Kanaren machen. Mit etwas Glück öffnet sich gegen Ende der Woche dann ein Wetterfenster – die Prognosen sehen gar nicht so schlecht aus. Also genießen wir noch einen letzten Abend den Ankerkitsch, bevor es wieder an die Schufterei geht.

Ankerkitsch

Headache Beach

…oder der 50. Geburtstag. Ein gesellschaftliches Großereignis in der Bucht von Portimao. Steffi von der SY Bigfoot hat eingeladen und es sind alle gekommen. Die Roede Orm, Sissi, Grace, Thula, Salty, Zora, Enterprise B und noch viele mehr.

Als Segler ist man ja ziemlich unter sich und sieht tagelang nur die eigene Crew. Deshalb ist ein solches Ereignis ein Pflichttermin, denn nur so lernt man andere Crews kennen und kommt Mal unter andere Leute.

Die Grills sind aufgebaut

Die Schlauchboote wurden auf den Strand gezogen, Bier und Wein im Wasser gekühlt und das Buffet auf einem Surfboard aufgestellt. Mit mehreren Grills arbeiteten wir gegen den Hunger.

Dinghiparade mit Buffet

Es entwickelten sich tolle Gespräche über Ankerbuchten, Energieversorgung, Zollbestimmungen, Lebensmittelversorgung, Wohnlichkeit von Segelbooten, Dinghimotoren, vergangene Feiern und zukünftige Pläne. Dazu gab es gegrillte Spieße, Hähnchen, leckere Salate, Kuchen, Brot und Bier und Wein.

Wikingerschach

Am Strand spielten wir Wikingerschach und hörten dazu gute Musik. Die Stimmung war ausgelassen, der Grill heiß und die Getränke kalt.

Abend am Headache-Beach

Dank der Zeitumstellung auf Winterzeit wurde es schon früh dunkel. Um 19 Uhr fühlte es sich an, als wäre es schon kurz vor Mitternacht. Es wurde weiter gelacht, getanzt, gegessen und getrunken.

Lustig war, dass die Crew von der Enterprise B unsere Sissi schon Jahre vor uns selbst kennen gelernt hat. Wir haben Sissi ja in Oldersum bei Emden gekauft, da lag sie jahrelang im Außenhafen. Und die Enterprise B lag dort auch einige Jahre im Außenhafen, Anke und Horst kennen Hertha und Harald, die Vorbesitzer der Sissi. Wie klein die Welt doch ist.

Feuerwerk (Bild: Julia SY Roede Orm)

Als alte Frankfurter haben wir natürlich immer ein wenig Pyrotechnik zur Hand und konnten so der Geburtstagsfeier mit gleißendem Licht und dem Geruch nach Schwarzpulver noch ein kleines Sahnehäubchen aufsetzen.

Nacht in Portimao

Noch vor Mitternacht haben wir uns unsere Schlauchboote geschnappt und sind wieder zurück zu unseren Segelbooten gefahren. Wenn man noch fahren muss, kann man nicht so feiern, dass man hinterher am Strand einschläft.

Der obige Satz stimmt übrigens beinahe. Wir mussten ein Dinghi mit defektem Kapitän und wackeligem Außenborder zu seinem Mutterschiff zurück schleppen. Kein Problem für uns. Für die betroffene Person wurde es wohl wirklich der Headache Beach.

(Wir verraten niemanden. Was am Strand geschah, wird von der Tide weggespült.)