Winschenfett und Trennscheiben

Seit Monaten hat es sich an Bord der Sissi gut versteckt, jetzt ist es endlich wieder aus der Versenkung aufgetaucht. Komischerweise an einem Ort, der sich ziemlich in der Nähe des Platzes befindet, wo das Döschen hingehört. Wir haben es dringend gebraucht. Wir haben unterwegs sogar noch neues Winschenfett gekauft, doch das war in seiner Qualität nicht so gut. Es hat nicht getan, was wir von ihm verlangt haben.

Endlich wieder da – das Winschenfett!

Jetzt ist es nicht so, dass unsere Winschen schlecht geschmiert wären. Die haben vor der Abfahrt in Holland alle ihre Wartung bekommen und laufen ganz leicht. Nicht so leicht lief jedoch der Pumphebel unserer Bordtoilette. Die sollte vor der Atlantiküberquerung noch einmal richtig gut geschmiert werden und ist es jetzt auch. Lange lief die Pumpe nicht mehr so leichtgängig und geschmeidig.

Was das Winschenfett und die Bordtoilette miteinander zu tun haben, kann man auf der Webseite von Sönke Roever nachlesen. Nach dieser Anleitung habe ich das schon mehrmals gemacht und hatte immer für mehrere Monate meine Ruhe.

Wie ich auf unserer Weltreise lernen musste, geht nicht jedes Winschenfett. Es muss eine richtig fettige, dicke Schmatze sein. So dünnflüssiges Zeug, was sie einem für die Anderson-Winschen verkaufen, ist vollkommen ungeeignet und nach ein paar Tagen wieder von der Pumpe abgewaschen.

Außerdem haben wir noch eine Dose Vaseline besorgt. Wir werden die Vaseline bei der nächsten WC-Wartung einsetzen und testen, ob sie genauso gut ist. Für den Atlantik setzten wir stattdessen auf Bewährtes.

Leider sind wir jetzt auf der Suche nach den Trennscheiben für unsere Akkuflex. In den letzten Monaten verwendeten wir als geflügeltes Wort „beim Winschenfett“ für alle Dinge, die wir gesucht haben. Die Trennscheiben liegen nicht beim Winschenfett. Wir werden jetzt umstellen. Ab sofort suchen wir die verlorenen Gegenstände bei den Trennscheiben.

Angekommen auf Teneriffa

Nach ziemlich genau 26 Stunden Fahrt oder 136 Meilen sind wir auf Teneriffa angekommen. In den letzten Stunden vor der Ankunft hat der Wind leider ziemlich abgenommen, sonst hätten wir die Strecke in weniger als 24 Stunden geschafft. Aber wir sind hier, im letzten Hafen vor der Karibik. Wenn alles nach Plan läuft.

Sonnenaufgang zwischen Lanzarote und Teneriffa

Der Wind kam die ganze Zeit aus achterlichen Richtungen, die Wellen auch. Das hat (wie üblich) die Auswirkung gehabt, dass Jens sein Abendessen mit Neptun geteilt hat. Eigentlich hat er alles an Neptun verfüttert. Ich hätte mir das schöne Steak lieber selbst reinziehen sollen. Mit gutem Willen hätte ich dafür noch Platz gefunden. Während er seine Seekrankheit ausschlief, habe ich ihm noch eine Tomaten-Tütensuppe mit Reis in eine Thermoskanne gefüllt. Die ist dann drin geblieben.

Teneriffa in Sicht

Beim Landeanflug war der Kontakt zur Marina über VHF Kanal 9 unproblematisch, ein Marinero hat uns am Steg erwartet und beim Anlegen geholfen. Unsere neuen Nachbarn sind freundliche Franzosen, bei denen ich mal wieder meine Kenntnisse in ihrer Landessprache üben kann.

Das WIFI ist hier kostenpflichtig. Dafür ist es allerdings auch rattenschnell. Es kostet etwa 2€ am Tag und das ist es auch wert. Wir haben innerhalb kurzer Zeit schon Seekarten aktualisieren können, auch das Hessische Radio spielt wieder ohne Aussetzer. Da freuen wir uns doch schon auf das Eintracht-Spiel am Donnerstag.

Andenken aus der Marina Rubicon: In der Marina Rubicon muss man sich Adapter für das Landstromkabel gegen 50€ Pfand ausleihen, die dort verbauten Steckdosen reichen für 32A und haben die großen Stecker. Die Adapter sind nicht wasserdicht. Deswegen ist unser Landstromstecker im Laufe der Zeit voll Wasser gelaufen. Das hat hier in Santa Cruz erst einmal den FI-Schalter herausgehauen. Natürlich haben wir auf diese Weise auch den freundlichen Franzosen den Strom geklaut. Danke, Marina Rubicon!

Laut Google ist der nächste Supermarkt nur 300 Meter entfernt, auch in die Innenstadt ist es nicht weit. Wir werden das ausprobieren.

Kruzifix!!!

Würde der Bayer sagen. F*ck der Schotte. Verd… ScheiXXe. Was ist denn hier los?

Ja, wir sind wieder unterwegs. Nein, der Start war mit Hindernissen. Es läuft aber jetzt super. Zuerst klappt alles wie am Schnürchen. Charly kommt zu uns an den Steg und hilft uns noch, die vielen Leinen loszumachen, mit denen Sissi seit Wochen in der Marina vertäut ist. Wir starten den Motor, er schnurrt wie ein Kätzchen. So soll es sein.

Wir verlassen Rubicon (Foto: Charly Pöschl)

Wir verlassen die Marina Rubicon, Charly macht noch ein Foto von unserer Abfahrt. Nach einer knappen halben Stunde sind wir aus der Landabdeckung von Lanzarote heraus. Wir öffnen die alte Genua, die neue haben wir noch nicht hochgezogen. Für die 130 Meilen tut es die alte Genua genauso gut.

Westkurs liegt an

Die Genua zieht gut, wir stoppen den Motor und langsam kommt Ruhe in das Schiff. Nur der Watermaker brummt noch einige Dutzend Liter in den Tank. Das soll so sein. Jetzt nehmen wir die Windfahne in Betrieb und schalten den elektrischen Autopiloten aus.

Kruzifix! Die Windfahne steuert einen Eierkurs, wie wir ihn noch nicht vorher gesehen haben. Warum bloß? Wir haben doch nach Anleitung von Peter Förthmann die Windfahne noch etwas umgebaut und der Kurs sollte nun viel stabiler sein. Ist er aber nicht. Jens meint, wir haben beim Umbau die beiden Steuerleinen vertauscht. Also wieder elektrisch steuern und die Steuerleinen noch einmal tauschen.

Noch ein letzter Blick zurück…

Nun steuert der Windpilot uns noch erratischer. Anstatt Gegenruder zu legen, legt er das Ruder in die vollkommen falsche Richtung, wenn wir unseren Kurs ändern. Das ist Mist. Wir ziehen probehalber an den Leinen, sie waren vorher doch korrekt. Also wieder elektrisch fahren und zurück das Ganze.

Der Windpilot steuert aber nicht besser. Ich gehe nach hinten und schaue, was da denn los ist. Ja, da ist was los. So richtig los. Ich habe zwar fast alle Schrauben in Rubicon nachgezogen, aber eine Schraube an der Unterseite des Windpiloten habe ich vergessen. Wir laufen Gefahr, unser Pendelruder zu verlieren. Mist, verdammter. Also wieder elektrisch fahren, das Pendelruder irgendwie aus dem Wasser und festschrauben.

Jetzt steuert der Windpilot wieder, aber er steuert immer noch nicht besser. Jens fällt auf, dass wir die Windfahne bei keiner Einstellung in den Wind drehen können. Mir fällt auf, dass am oberen Ende der Windfahne eine weitere Schraube locker ist. Wie viele Schrauben hat das verdammte Ding denn…? Also wieder elektrisch fahren, diese Schraube auch noch festziehen und gut ist es. Oder?

Nun ist der Windpilot wieder im Wasser. Nun fährt Sissi geradeaus. Was sich losrütteln kann, wird sich losrütteln. Was abgehen kann, wird abgehen. Manchmal hasse ich die Segelei. Jetzt schreibe ich noch schnell diesen Blogbeitrag, dann lege ich mich erst mal für eine oder zwei Stunden auf die Couch. Kruzifix!