Iguanasuppe

Es ist wie im richtigen Leben. So komme ich im Augenblick kaum dazu, Beiträge für das Blog zu schreiben. Draußen passiert so viel. Zumindest haben wir wieder Wind. Die Flaute dauerte nur knapp zwei Tage.

Filetsteak

Ich möchte mit einem Filetsteak beginnen, das fünf Zentimeter dick geschnitten auf meinem Teller liegt. Lecker. Zuvor wurde ich in einem Restaurant unglaublich enttäuscht. Das eigentlich sehr gute Fleisch war zu Beginn der Zubereitung vermutlich auch fünf Zentimeter dick. Dann hat der Koch es nach Art eines Schmetterlingschnitzels aufgeschnitten und anschließend gebraten. Ein Graus. Dann brate ich es mir lieber selbst.

Seltener Anblick – drei Busse sind gleichzeitig abfahrbereit.

Inzwischen habe ich das Busnetz von Aruba komplett entschlüsselt. Jetzt fehlt mir nur noch ein aktueller Fahrplan. Der im Internet veröffentlichte Fahrplan entspricht jedenfalls nicht dem tatsächlich gefahrenen. Auch der Aushangfahrplan am zentralen Busbahnhof hat bestenfalls den Wahrheitsgehalt einer Rede von Herrn Trump. Einige Linien sind zwar verzeichnet, sind jedoch eingestellt. Über eine Linie gibt es keine Informationen. Der Bus der Linie 5 fährt mehrmals am Tag die Dörfer im Hinterland an. Dort gibt es nicht einmal Haltestellenschilder, man hält den Bus einfach durch ein Winkzeichen an.

Die bei der staatlichen Gesellschaft Arubus beschäftigten Busfahrer halten sich gerne im Pausenraum am zentralen Busbahnhof auf. Gelegentlich läuft einer der Fahrer zu einem der mit laufendem Motor (und laufender Klimaanlage) geparkten Fahrzeuge und fährt seine Fahrgäste an ihr Ziel. Danach geht es zielstrebig wieder in den Aufenthaltsraum. Ich habe gestern eine Mail an den Busbetreiber mit der Bitte um einen aktuellen Fahrplan geschickt.

Fünf Busse haben Pause.

Für die Fahrt in einem dieser Busse werden 4,50 Florin verlangt – unabhängig von der gefahrenen Strecke. Neben den großen staatlichen Bussen gibt es noch ein komplettes zweites Busnetz in Aruba. Die kleinen privaten Busse. Sie fahren auf denselben Strecken und halten überall auf ein Winkzeichen. Lediglich in Oranjestad unterscheidet sich die Starthaltestelle.

Wartende Kleinbusse

Eine Fahrt mit den Kleinbussen kostet lediglich 3 Florin. Für 6 Florin gibt es jedoch einen speziellen Service – der Bus verlässt seine Fahrtstrecke und fährt bis direkt vor die Haustür. Das ist sehr praktisch. Wenn man möchte, kann man mit dem Fahrer noch ein Pickup vereinbaren. Dann kommt der Bus etwa zu einer bestimmten Uhrzeit an den vereinbarten Ort und sammelt den Fahrgast ein. Praktisch.

Die kleinen Busse fahren alle paar Minuten, wesentlich öfter als die staatliche Konkurrenz. Ein Wermutstropfen ist die Qualität des angebotenen Transports. Das trifft auf die FahrerInnen beider Bussysteme zu. Für die FahrerInnen ist es kein Problem, während der Fahrt WhatsApp zu lesen und zu schreiben. Bei den Privatbussen kommt dazu noch eine stark schwankende Qualität der Hardware. Vom fabrikneuen Fahrzeug mit Neuwagengeruch, Klimaanlage, bequemen Sitzen und intakter Federung bis zum rollenden Vollschrott, der bei uns niemals vom Hof des TÜV rollen würde, kann man alles bekommen.

Alle FahrerInnen haben aber auch gemein, dass sie außerordentlich freundlich sind. Wenn ich da so an Frankfurt oder gar Berlin denke…

Im Minibus

Jetzt habe ich mir den größten Teil der Insel mit öffentlichen Verkehrsmitteln zugänglich gemacht. Das ist ein gutes Gefühl. Sogar eine Arubus-Smartcard konnte ich mir besorgen. Damit sinkt der Fahrpreis für die Busfahrt auf etwas mehr als 3 Florin, etwa 1,50 Euro.

Esel

Mit den Kleinbussen gibt es somit die Möglichkeit, zum Donkey Sanctuary zu kommen. Bisher konnte ich immer mit den Chapos gemeinsam im Auto fahren, es ist aber gut zu wissen, dass es auch ohne Auto geht.

Der oben abgebildete Esel ist übrigens männlich. Nach der Veröffentlichung einiger Fotos wurde ich nach dem Geschlecht der Esel gefragt. Ich möchte es mal so formulieren: Die Männchen lassen sich sehr gut von den Weibchen unterscheiden. Am Futtertrog sind sie jedenfalls alle ziemlich rabiat untereinander.

Entspannung pur.

So lange die Fütterung noch nicht läuft, können sich die Katzen auch noch entspannen. Ich bekomme es übrigens noch nicht hin, allen fünf Katzen ihre Namen zuzuordnen. Nur bei Sweety weiß ich es zu 100%. Die Katzen bekommen ihr Futter immer erst kurz bevor alles zugeschlossen wird. Damit soll vermieden werden, dass eine Katze aus Versehen eingeschlossen wird.

Entspannung auf dem Kassentresen des Souvenirladens

Vielleicht hatten die bösen Zungen wirklich recht und ich gehe nur wegen der Katzen zu den Eseln. Die Esel können einfach nicht schnurren, die Ohren sind nicht so schön spitz und ihr Fell lange nicht so weich.

Die Eselkatzen sind jedenfalls nicht nur auf Whiskas abgerichtet. Wenn sie zwischendurch Hunger haben, können sie sich ihre Leckereien auch in der freien Natur besorgen.

Sweety mit seinem Snack

Zweimal die Woche zu den Eseln zu gehen ist eine schöne Sache. Öfter muss es nicht sein, man kommt dort ziemlich ins Schwitzen bei der ungewohnten körperlichen Arbeit. Es bringt mir eine schöne Abwechslung. Wenn ich einem Arubaner davon erzähle, freut der sich immer riesig. Sie mögen ihre Esel schon sehr.

Blick über das Gelände des Donkey Sanctuary Aruba

Was der Katze schmeckt ist sicher auch für den Menschen ganz lecker. Nicht nur in den Nachbarländern werden Iguanas gegessen, auch auf Aruba gibt es Spezialitäten auf Iguanabasis.

Vor ein paar Tagen fragte mich Shelley, ob ich Lust auf einen Teller Iguanasuppe hätte. Da ich immer gerne neue Tiere auf den Speiseplan nehme, habe ich mein Interesse geäußert. Gestern Abend brachte mir Shelley dann die Suppe ans Boot.

Iguanasuppe

Es hat hervorragend geschmeckt. Eine Gemüsesuppe mit Fleischeinlage. Das Fleisch schmeckt in etwa so wie Froschschenkel oder Hähnchen. Vielleicht sollte man die Iguanas nicht zu Suppe verarbeiten, sondern mit Knoblauch und Petersilie anbraten. Die Suppe war allerdings sehr lecker gewürzt und hatte eine angenehme Schärfe. Danki!

Motorboot mit Mast

Gestern hat sich mein Ausblick seit langer Zeit zum ersten Mal verändert. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als hätte sich der verrückte Ami ganz hinten einen Mast auf die Motorbratze gesetzt.

Sieht man genauer hin entdeckt man die britische Segeljacht Aequus, die seit gestern im Hafen von Oranjestad liegt. Sie ist in fünf Tagen von St. Lucia nach Aruba gesegelt und hat jetzt einen hurrikansicheren Platz. Vorher hing sie drei Monate auf St. Lucia fest. Gelegentlich gibt es sogar hier Veränderungen.

Flaute brutal

Heute war DFB Pokal Halbfinale. Leider hat sich unsere Eintracht nach einem grandiosen Spiel gegen die Bayern geschlagen geben müssen. Gemeinsam mit Charly habe ich das Spiel auf Sissi gesehen.

Nach dem 1:0 setzte starker Regen ein, es fiel mehr Wasser vom Himmel als in den letzten drei Monaten. Nach dem Abpfiff ist der Wind eingeschlafen bzw. hat die Richtung komplett gedreht.

Im Augenblick sitze ich im Cockpit und hoffe auf Wind. Der Regen hat die Temperatur zwar auf 28°C gedrückt, durch die Flaute ist es aber irrsinnig heiß.

Normalerweise kann man die Müllverbrennung nicht riechen, die ein paar Kilometer südlich von uns stattfindet. Jetzt liegt der Dunst verbrannter Autoreifen über Oranjestad, steckt tief im Salon und wird mich wohl die Nacht begleiten. Hoffentlich reparieren sie den Wind bald.

Ohne Wind ist es hier ziemlich unerträglich. Diese Flaute ist echt brutal.

Eagle Beach

Am Sonntag war ich zum Zwecke der Kitschfotografie am Eagle Beach, einem der schönsten Strände auf der Insel. Ich habe mich am späten Nachmittag in den Bus gesetzt und wollte einen Divi Divi Baum vor dem Sonnenuntergang in Szene setzen. Nebenbei stellte ich dann innerlich fest, dass es so nie wieder an den Stränden aussehen wird. Deswegen machte ich quasi als Beifang noch ein paar Aufnahmen, wie es an einem Sonntagnachmittag ohne Touristen ist.

“Mein” Divi Divi Baum. Diesen hier will ich in Szene setzen.

Ich war viel zu früh vor Ort, weil die Busse irgendwie wieder öfter fahren und nicht mehr ein großer Teil der Fahrten ausfällt. Also hatte ich viel Zeit, mir die Umgebung anzusehen.

Joggerin

Eine einsame Joggerin lief den Strand entlang. Es war nicht viel los. Nur wenige Sonnenschirme waren belegt.

Leerer Eagle Beach

Die Hotels gegenüber wirkten grotesk. Ohne Gäste und ohne Leben sieht es öde aus. Nächsten Monat werde ich wieder hierher kommen und Vergleichsfotos produzieren.

Leer.
Geschlossen.
Zu.

Viele Arubaner sind im Moment arbeitslos. Nicht alle sind ohne Geld, Edward etwa bekommt von seinem Arbeitgeber noch 60% des Gehalts und wartet darauf, dass die Hotels endlich wieder öffnen können. Schließlich macht er in einem großen Hotel so eine Art Hausmeisterjob. Deswegen haben die Leute viel Zeit und viel Strand für sich alleine.

Auf zwei Rädern an den Strand. Krasse Hinterradschwinge.

Schon in den ersten Tagen auf der Insel sind mir die Motorräder mit der krassen Hinterradschwinge aufgefallen. Ich weiß nicht, wie man so was um enge Kurven bekommen könnte. Die gibt es aber nicht auf Aruba, zum Posen am Strand ist die Konstruktion jedenfalls bestens geeignet.

Der Strand ist leer, der Kiosk mangels Kundschaft noch geschlossen.

Als die Sonne sich langsam in Richtung Horizont bewegte, ging ich wieder zu “meinem” Divi Divi Baum.

Zweiter Divi Divi mit Frachtschiff.

An dieser Stelle stehen zwei dieser wunderbaren Gewächse. Das obige Foto zeigt einen Frachter neben dem Baum. Dieser Frachter liegt dort schon länger vor Anker, als ich auf der Insel bin. Die arme Crew kann das Schiff seit mindestens drei Monaten nicht mehr verlassen. Insgesamt sind es sieben oder acht Schiffe, die vor Aruba auf neue Aufträge warten.

Sonnenuntergangsfotografin.

Nicht nur ich habe die Idee gehabt, einen dieser Bäume vor der untergehenden Sonne abzulichten. Diese Frau kam kurz nach mir, wir haben uns abgewechselt.

Noch eine Sonnenuntergangsfotografin.

Ein paar Minuten später kam dann noch eine Sonnenuntergangsfotografin. Insgesamt scheint nicht nur bei mir der Bedarf an Kitsch zu bestehen. Manchmal braucht man diesen Kitsch einfach.

Kitsch am Eagle Beach.

Als es vorbei war, schnappte ich mir den nächsten Bus zurück nach Oranjestad. Ich ärgerte mich wieder darüber, dass die Busgesellschaft im Augenblick nicht in der Lage ist, Chipkarten zu verkaufen. Wenn man mit Chipkarte bezahlt, kostet die Fahrt nur 2/3 des Fahrpreises. Man hat mich auf die Zeit nach der Grenzöffnung vertröstet, denn für frische Touristen werden auch wieder frische Chipkarten hergestellt.

Im Bus war die Klimaanlage so potent, dass die Scheiben von oben her zugefroren sind. Ich brauche für die nächste Busfahrt unbedingt einen Pulli, Mütze und Handschuhe. Warme Handschuhe.

Die Sonne verschwindet hinter dem Horizont.