Wir sind in Kuba

Wir laufen gerade in die Bucht von Santiago de Cuba ein. Ein tolles Gefühl. Ein neues Land. Die Überfahrt war ruhig und entspannt.

Der letzte Sonnenuntergang, bevor wir Kuba erreichen

Nachdem ich fast auf den Tag genau neun Monate in Aruba zugebracht habe, fühlten sich die letzten fünf Tage auf dem Wasser grandios an. Das Zischen des Rumpfs durch das Wasser. Das Pfeifen des Winds in der Takelage. Das Knarzen, Klirren, Klappern, Poltern und Rumpeln überall. Am besten ist es in der Nacht, wenn sich rund um Sissi die Sterne am Himmel zeigen. So vertraut und so lange vermisst. Ebenfalls vertraut ist mir das bleiche Gesicht von Jens nach dem ersten Abendessen. Auf dieser Überfahrt hat es Jens ganz schön gebeutelt. Er war nicht nur einen Tag seekrank, sondern musste die ersten drei Tage leiden. Am letzten Abend vor Kuba hat er die Lasagne aber gerne gebacken und konnte sie genießen. Auch für Jens waren es neun Monate Abstinenz vom Segeln.

Lasagneproduktion ist hier Routine

Was erwartet uns nun? Wenn wir der Literatur folgen, wird in Kürze eine Armada Offizieller unser Boot aufsuchen. Sie bringen Drogensuchhunde und jede Menge Formulare mit. Einen Covid-Test müssen wir auch machen. Bis das Resultat da ist, werden wir an Bord in Quarantäne bleiben müssen, das dauert zwischen 24 und 48 Stunden. Für diese Zeit liegen noch leckere Steaks im Kühlschrank. Wir werden nicht hungern.

Dieser Beitrag geht noch über das Satellitentelefon raus. Da diese Art Telefone in Kuba nicht erlaubt ist, wird es von den Behörden an Bord versiegelt werden – so steht es in der Literatur. Das gleiche gilt lustigerweise für das tragbare Funkgerät und das Hand-GPS. Dass unsere Telefone ebenfalls GPS haben ist wohl unwichtig, die normalen Telefone können wir benutzen. Es heißt ja nicht, dass Regeln immer konsistent sein müssen.

Kuba ist in Sicht

Unser Plan ist, mit der Eisenbahn einmal quer über die Insel nach Havanna zu fahren. Schöne Ankerbuchten können wir nicht aufsuchen, denn freies Ankern ist in Kuba nicht erlaubt. Man kann allenfalls von Marina zu Marina fahren. Dann setze ich mich lieber in den Zug. Ankerbuchten werden wir auf der nächsten Insel finden, das allerdings nicht mehr in diesem Jahr. Ich bin gespannt, wie auf Kuba Weihnachten und Silvester gefeiert werden bzw. ob derzeit überhaupt gefeiert werden kann.

Schönen dritten Advent

Während dieser Beitrag erscheint sind wir auf See. Wir sind hoffentlich gesund unterwegs und haben Kuba beinahe erreicht. Das ist der Plan. Den ersten und zweiten Advent habe ich mangels Weihnachtsstimmung voll verpennt. Deswegen möchte ich zum dritten Advent das weihnachtlich geschmückte Oranjestad zeigen.

Weihnachtskrippe in der karibischen Sonne

Die Krippe steht schon seit ein paar Wochen vor dem Parlamentsgebäude. Ich habe sie immer ignoriert. Doch Jens und ich machen sich auf den Weg, einen Spaziergang durch das nächtliche Oranjestad zu unternehmen. Überall ist es weihnachtlich geschmückt.

Großes Geschenk

Die Weihnachtspalmen sind mit bunten Lichterketten umwickelt und verbreiten sofort entsprechende Stimmung. Dazu läuft bei der Bar im Hintergrund Reggae-Musik und beschallt den gesamten Platz.

Baumschmuck

Lichterketten hängen in manchen Bäumen. Auch die Main Street ist von Anfang bis Ende dekoriert. Fast für jeden Baum hat man eine Lichterkette gefunden. Schade nur, dass die Einkäufer nicht in den Genuss kommen, denn die Läden schließen um 18 Uhr, dunkel wird es erst um 18:30 Uhr.

Main Street

Wie es sich für eine ordentliche Fußgängerzone nach Geschäftsschluss gehört, ist die Main Street wie ausgestorben. Lediglich in manchen Ecken, in denen das öffentliche WLAN-Signal sehr stark ist, haben sich Menschen hingesetzt, bei denen das Geld nicht für Datenvolumen reicht.

Entwässerungskanal

Am Entwässerungskanal, über den bei starken Regenfällen die Innenstadt entwässert wird, wurde ebenfalls geschmückt. Bei Tag sehen die Weihnachtsornamente wie Pilze aus. Bei Tag kann man den weißen Teil nicht sehen, lediglich in der Mitte leuchtet es orange. Es hat die Form eines Champignons.

Pilze an der Brücke

Zuletzt führt uns unser kleiner Spaziergang wieder zur Weihnachtskrippe, die inzwischen hell erleuchtet ist. Lediglich das Christkind fehlt noch, aber das ist ja bekanntermaßen noch gar nicht auf der Welt.

Warten auf die Ankunft

Während die christliche Welt auf die Ankunft des Heilands wartet, warten wir auf unsere Abfahrt. Während ich diese Zeilen verfasse, erwarte ich eine Antwort aus Jamaika. Dort müssen wir eine sogenannte Travel Authorization beantragen, also die Erlaubnis nach Jamaika zu reisen. Für Flugreisende gibt es ein Webformular, für uns gibt es eine Email-Adresse. Die Anfrage habe ich am Freitag gestellt. Heute ist Montag. Bitte, bitte, antwortet! Wir wollen abfahren!

Ein paar Tage nach dem Verfassen der obenstehenden Sätze finden wir heraus, dass Jamaika doch nicht offen ist. Die Seegrenze ist weiterhin geschlossen. Deswegen disponieren wir um. Wir wollten sowieso nach Kuba, dann fahren wir eben zuerst dorthin. Jamaika wird hoffentlich im kommenden Jahr wieder öffnen.

Wir wünschen euch allen einen schönen dritten Advent und dass ihr ihn so feiern könnt, wie ihr es am liebsten wollt. Und dann wäre da ja noch etwas, was es zu feiern gilt:

Weihnachtsfeier ist gelaufen

Liebe Christine, an dieser Stelle ganz herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Feiere ihn schön! Wir hätten gerne angerufen, mussten aber den guten Wind nutzen.

Abschied von Aruba

Irgendwann muss Schluss sein. Irgendwann ist die Zeit auf Aruba zu Ende. Ich lade für den 6. Dezember zur Abschiedsfeier am Eagle Beach die Menschen ein, mit denen ich in Aruba viel Zeit verbracht habe. Andere Volunteers aus dem Donkey Sanctuary, Edward, Shelley, Dickie, Lel und andere, die ich im Laufe der Zeit in Aruba kennengelernt und zu schätzen wusste. Als Startzeit rufe ich 17 Uhr aus, so haben wir noch eine gute Stunde Tageslicht und können den Sonnenuntergang an einer der schönsten Stellen der Insel genießen. Dickie fährt uns am Vormittag noch zu verschiedenen Supermärkten, in denen wir Proviant für Sissi und Nahrung für den Abend zusammen. Wir kaufen ein Kilo Hackfleisch, aus denen Jens Fleischbällchen für den Abend macht.

Jo und Stewart fahren davon

Derweil haben wir noch Besuch an Bord. Jo und Stewart von der Patronus verabschieden sich von uns. Sie verlassen Aruba, haben gerade ein günstiges Wetterfenster und sind auf dem Sprung. Nur eine halbe Stunde bleiben sie bei uns an Bord, dann hasten sie in ihr Dinghi, beladen es mit schier unermesslichen Mengen von Vorräten und fahren davon.

Leckere Fleischbällchen für die Party

Am Abend fährt Dickie uns dann zum Strand. Er stellt uns auch seine Eisbox zur Verfügung, so dass wir kalte Getränke haben. Wenige Minuten nach 17 Uhr treffen die ersten Gäste ein. Es sind ausnahmslos die Gäste aus dem Umfeld des Donkey Sanctuary und mit holländischem Migrationshintergrund. In Aruba sieht man das nicht so genau, die ersten Arubaner erscheinen erst nach Sonnenuntergang. So ähnlich hatte ich mir das gedacht, wir schwätzen, lachen, trinken Bier und haben Spaß. Die Fleischbällchen kommen gut an.

Die Abschiedsfeier beginnt, die holländischen Teilnehmer sind pünktlich da…

Ein Programmpunkt fällt beinahe aus, der Sonnenuntergang nämlich. Nicht dass die Sonne nicht untergehen würde, in dieser Disziplin ist sie außerordentlich pünktlich und sehr schnell in Aruba. Dunst in der Ferne verhindert, dass die Sonnenscheibe das Meer küsst. Sehr schade, nicht zu ändern, trotzdem sind die Farben phantastisch.

Schöne Farben in der „blauen Stunde“, die nur wenige Minuten dauert

Die Zeit vergeht schnell. Gäste kommen und gehen. Wir sind in guter Stimmung. Wir erzählen uns gegenseitig Anekdoten aus den vergangenen Monaten. Das verbindet. Die Musikbox stellt irgendwann die Arbeit ein, der Akku ist leer und die Powerbank zum Laden ist natürlich auf dem Boot geblieben. Es macht auch ohne Musik Spaß.

Nach den derzeit geltenden Corona-Regeln ist unsere Zusammenkunft auch gar kein Problem. Bis zu 60 Menschen dürfen im Freien zusammen feiern, wenn sie genügend Abstand halten. Wir halten uns einigermaßen an den Abstand und genießen den angenehmen Wind, der die möglicherweise vorhanden Aerosole davon bläst. Mir wird klar, dass es auf Jamaika nicht so entspannt zugehen wird. Die Zahl der Neuinfektionen in Aruba ist seit Wochen sehr, sehr niedrig. In Jamaika wird es anders sein.

Ein vierbeiniger Gast besucht uns, die Fleischbällchen sind längst gegessen.

Es ist schon beinahe Mitternacht, als wir aufgrund des gerade entstandenen Getränkemangels entscheiden, die Party zu beenden. Irgendwann ist es zu Ende. Ja, ich habe Tränen in den Augen.