Lagos Ferry Cats

An der Hafenmole von Lagos steht ein Katzenhaus. Dort lebt eine Gemeinschaft halbwilder Katzen, die dort auch regelmäßig gefüttert werden. Wenn man in den Hafen von Lagos hinein fährt, kommt man unweigerlich an diesem Haus vorbei und mit etwas Glück sieht man die Katzen am Ufer sitzen.

Das Katzenhaus

Wir haben uns schon vor einigen Tagen eine Packung Katzenfutter gekauft, damit wir unterwegs immer mal eine Katze beglücken können. Katzen lieben Futter und die meisten sind bestechlich. Das haben wir dann bei den Lagos Ferry Cats ausprobiert.

Am Katzenhaus gibt es erst einmal eine Art Bedienungsanleitung. Sehr gut finde ich, dass davor gewarnt wird, kleine Kätzchen auszusetzen. Die großen scheinen sich hier jedenfalls sehr wohl zu fühlen.

Bedienungsanleitung

Um es kurz zu machen: Wir haben die Katzen gefüttert und gestreichelt. Die haben sich riesig gefreut und uns mit Schnurren, Schmusen und Kuscheln belohnt.

Zwei von vielen…
…die wirklich artgerecht leben können. Das ist viel besser, als ich es aus Tierheimen kenne

Eigentlich hätten wir uns am liebsten eine der Katzen eingepackt und mit an Bord genommen. Das wäre zwar keine gute Idee, würde aber unser Katzenbedürfnis abdecken. So werden wir morgen wohl wieder dort hingehen, es sind nur fünf Minuten von der Marina aus.

Nach dem Streicheln erst einmal das Fell richten

Und wir konnten die Actionkamera mit der richtigen Action befeuern. Es gibt wieder mal ein Katzenvideo in unserem Blog. Ich könnte es mir öfter anschauen…

Lagos Ferry Cats

Karma hatte schon recht. Katzen sind süß und ich wette, dieses Video wird einen Haufen Klicks bekommen. Miau.

Zurück in Lagos – Arbeitseinsatz auf Sissi

Wir sind wieder in Lagos gelandet. Abends um 19:10 Uhr sind wir angekommen und haben vor der Klappbrücke beim Marinabüro festgemacht. Das hat zwei Vorteile – einmal müssen wir die Nacht am Wartepontoon nicht bezahlen und zum anderen ist der Weg ins Marinabüro sehr kurz, dort warten fünf schwere Pakete auf uns.

Klappbrücke vor der Marina – öffnet nur zu den Öffnungszeiten des Marinabüros

Denn nach dem schönen Aufenthalt in der Ankerbucht heißt es nun, Sissi weiter für unsere Langfahrt zu optimieren, zu bevorraten und zu putzen. Erst einmal haben wir gefühlt zwei Tonnen Sand aus dem Boot und dem Dinghi waschen müssen, wir haben scheinbar den halben Headache Beach mit an Bord genommen.

Wie ich schon geschrieben habe, hatten wir eine Stromlücke von ca. 60 Ah am Tag. Bei knapp 600 Ah in den Versorgungsbatterien waren diese also innerhalb von fünf Tagen leer gesoffen (man sollte nur die halbe Kapazität der Batterie nutzen). Bei einem großen Versandhaus für Segelzubehör haben wir ein komplettes neues Solarkraftwerk bestellt, das im Marinabüro auf uns wartete. Der Büromann hat ziemlich über die großen Pakete gestaunt, er hat noch mehr gestaunt, als wir ihm weitere Pakete ankündigten. Zwei Tage haben wir für den Aufbau des neuen Stromlieferenten eingeplant und sofort mit der Arbeit begonnen.

Sissis super Solarkraftwerk

Nach Montage und Verkabelung war es ein tolles Gefühl, den Einschalter zu drücken und zu sehen, wie sich der Ladestrom plötzlich vervierfacht. Stark!!! Es hat sich voll gelohnt. Nach etwa sechs Stunden harter Arbeit waren wir fix und fertig und reif für die Dusche.

Am heutigen Tag, dem Tag nach der Montage, haben wir das Landstrom-Ladegerät abgeschaltet und dafür sämtliche Geräte eingeschaltet, die wir beim Segeln brauchen. Das Radio spielt zusätzlich und es herrscht quasi Windstille, das Windkraftwerk liefert gar keinen Strom. Trotzdem sind unsere Akkus jetzt nach mehreren Stunden bei teilweise bedecktem Himmel und teilweise schönem Sonnenschein immer noch zu 100% gefüllt. Ein gutes Gefühl. Heute Abend ist Abrechnung, dann lesen wir mal ab, wie die Stromproduktion war.

Solarkraftwerk bei der Arbeit

Meiner Meinung nach verunstalten die Paneele unser Boot nicht wirklich, wir haben eher die “Langfahrtoptik” verbessert. Die anderen Solarzellen auf dem Cockpitdach kann man nicht sehen, wenn man sich nicht an Bord befindet.

Begehbare Solarzellen auf dem Cockpitdach

Eine kleine Spritztour mit dem Land-Dinghi, dem Bordfahrrad, zum Fotoladen später hielten wir den Abzug eines tollen Fotos vom Frankfurter Römer in der Hand. Das wunderschöne Bild hat unser Vater vor ein paar Jahren aufgenommen. Jetzt hängt das Bild bei uns im Salon und sieht gut aus.

Frankfurter Römer

Der Mann im Marinabüro hatte einen leicht gequälten Blick im Gesicht, als ich heute wieder bei ihm war, um die nächsten Pakete abzuholen. Die hat er wohl selbst ins Paketlager schleppen müssen. Es sind zwei Pakete aus Frankfurt Bonames von unserer Lieblingsmetzgerei Haase, die uns über den Atlantik helfen werden. An dieser Stelle noch einmal ganz herzlichen Dank an Jens Haase und das ganze Team in der Metzgerei. Ohne euch wäre unser Speiseplan weniger lecker.

40 kg leckere Wurstwaren und Kaffee aus Frankfurt am Main – Heimat zum Essen!

Auf der Strandparty hat einer der anderen Segler zu mir gesagt, dass wir noch nicht richtig losgefahren wären, wenn wir uns Konserven aus der Heimat bestellen. Das liegt vielleicht daran, dass man aus Frankfurt nicht wirklich losfahren kann, Frankfurt bleibt einfach im Herzen drin.

Apropos Frankfurt im Herzen: Wir warten noch auf ein letztes Paket aus Frankfurt am Main, das unsere Eltern zu uns geschickt haben. Doch wir fühlen uns ein wenig wie damals in Wales, als wir auf den Watermaker gewartet haben. DHL hat das Paket zwar nicht nach Athen geschickt, es ist jedoch mal wieder fehlgeleitet worden und scheinbar noch nicht aus Deutschland herausgekommen. Als ich dem Mann im Marinabüro ein weiteres Paket angekündigt habe, sah ich wieder diesen gequälten Gesichtsausdruck.

Wieder eine Fehlleitung von DHL

Unsere bisherigen Erfahrungen mit den unterschiedlichen Paketdiensten sind sehr unterschiedlich. UPS hat immer pünktlich geliefert, manchmal sogar noch vor dem angekündigten Termin. DPD war zuverlässig und pünktlich. DHL hat bei der Hälfte der Lieferungen Fehlleitungen produziert und noch nie pünktlich geliefert. Pünktlich ist für mich, wenn das Paket am angekündigten Tag ankommt.

Es dauert noch ein paar Tage, bis der Wind für die Überfahrt auf die Kanaren passt, also haben wir noch eine echte Chance, diese Lieferung auch noch zu bekommen. Wir sind optimistisch!

Versorgung, Verbrauch und Entsorgung

Der Batteriemonitor zeigt es uns gnadenlos. Wir verbrauchen zu viel Strom. Seit wir vor Anker liegen, haben wir eine Stromlücke von ca. 60 Ah an jedem Tag. Die Sonne scheint nicht so viel, wie wir uns das gedacht haben. Der Wind bläst nicht so stark, wie wir uns das vorgestellt haben. Und deswegen verbrauchen wir jeden Tag mehr Strom, als wir mit unseren beiden Kraftwerken erzeugen.

Nur fünf Meilen von uns entfernt warten in der Marina Lagos zwei Solarpaneele auf uns, die wir noch einbauen wollen. Damit werden wir die Stromlücke wohl restlos stopfen können. Innerlich können wir da quasi schon einen Haken dran machen, die Montage will natürlich noch gemacht sein.

Jetzt läuft erst einmal der Dieselmotor für eine Stunde, mit dem auf diese Weise erzeugten Strom können wir die Stromlücke bis Dienstag stopfen.


Der Router zeigt uns ebenso gnadenlos, dass wir ziemlich viele Daten verbrauchen. In Deutschland ist derjenige König, der ein mobiles Datenvolumen von fünf Gigabyte und mehr im Monat hat. Darüber lachen wir inzwischen nur, denn die fünf Gigabyte verbrauchen wir an einem normalen Hafentag oder vor Anker.

Zum Glück sind mobile Daten in Portugal nicht nur in Form von Internet-Globuli erhältlich, sondern werden eher mit dem 38-Tonner angeliefert. Bei NOS gibt es eine mobile Flatrate für das Internet für 1€ am Tag. Also 15 Tage für 15€ bzw. 30 Tage für 30€. Aufladen lassen sich die Karten bei NOS im Laden bzw. bei jeder Post. Das ist praktisch. Die ersten 15 Tage sind verbraucht, in dieser Zeit liefen 90 GB Daten durch unseren Router. Jetzt wissen wir, dass wir für ein auskömmliches Leben mindestens 6 GB pro Tag brauchen. Das Internet kostet also 17 ct pro Gigabyte in bester 4G-Qualität und funktioniert noch einige Meilen vor der Küste.

Jens kommt von einer Versorgungsfahrt zurück

Wir versorgen uns natürlich wie alle Ankerlieger per Schlauchboot. Es gibt ja keinen Stadtbus in der Vorstadt. Den großen Einkauf haben wir schon in Lagos erledigt, als wir in der Marina lagen. Was uns dann noch fehlt, müssen wir mit dem Schlauchboot heranschaffen. Das macht einigermaßen Spaß, denn wenn man es nicht paddeln muss, ist Dinghi-Fahren lustig.


Und dann verbleibt da noch die Entsorgung. Damit wir die müffelnden Müllsäcke nicht irgendwo an Bord stapeln müssen, haben wir uns schon vor ein paar Wochen eine Oscar-Tonne besorgt. Da passen 90 Liter Müll rein und der Deckel ist verschließbar. Damit stinkt der Müll nicht im Boot rum und die Tonne ist mit einem Spanngurt auch seefest verzurrt. Auf dem Atlantik wird das noch nützlicher sein als hier in der Bucht, denn leider hat man vergessen, unterwegs Recyclingstationen zu verankern.

Oscar-Tonne

So eine Tonne haben wir in Schottland, Irland, Nordirland, Wales, Guernsey, Frankreich und Spanien vergeblich gesucht. Es gab immer nur die praktischen Tonnen, deren Deckel man mit dem Fuß öffnet und die leider nicht geruchsdicht verschließbar sind. In Porto endlich haben wir sie im Baumarkt gefunden. Nützlich.

Langsam geht unser Aufenthalt in der Ankerbucht seinem Ende zu. Morgen ziehen wir das Grundeisen wieder nach oben und verduften in Richtung Lagos. Dort wartet die ganze Arbeit mit den Solarpaneelen auf uns. Es muss auch endlich mal jemand auf den Mast rauf, denn das Rigg schreit nach einer Kontrolle, bevor wir uns auf den langen Weg zu den Kanaren machen. Mit etwas Glück öffnet sich gegen Ende der Woche dann ein Wetterfenster – die Prognosen sehen gar nicht so schlecht aus. Also genießen wir noch einen letzten Abend den Ankerkitsch, bevor es wieder an die Schufterei geht.

Ankerkitsch