Es ist Freitag der 24. Januar. Wir – Burti, Jörg Bauer, Jörg und ich haben uns heute vorgenommen, eine Busfahrt in Richtung Norden zu unternehmen. Dort soll es noch einen Teil des alten Urwaldes geben. Der passende Bus ist die Linie in Richtung St. Andrews Church. Der soll einmal pro Stunde fahren, nur wann genau wissen wir nicht. Also setzen wir uns an den Busbahnhof und warten.
Und wir warten, warten und warten. Irgendwann spricht uns einer der Busfahrer an und fragt, wo wir hin möchten. Wir erklären ihm, dass wir in den Turner Hall Wood möchten, um den Urwald zu sehen. Er schüttelt ungläubig den Kopf: „Da ist doch nichts. Das ist langweilig. Wieso wieso wollt ihr denn da hin? Fahrt doch lieber zur alten Windmühle oder einer anderen Sehenswürdigkeit.“ Die Frage, wann denn unser Bus eigentlich kommt, kann er dann aber auch nicht beantworten. Wir vertreiben uns die Wartezeit mit den Ständen rund um den Busbahnhof. Hier gibt es kalte Getränke, gegrillte Hähnchen und WLAN.
Nach etwa zwei Stunden kommt unser Bus. Wir fahren los und landen im dicksten Freitagnachmittags-Feierabendstau. Außerdem ist gerade Schulschluss und überall stehen Kinder in Schuluniformen, die in den Bus wollen. Der Bus ist voll und es ist heiß. Die Kühlung der offenen Fenster funktioniert im Stau nicht. Langsam macht sich Unmut und Gejammer unter meinen Mitfahrern breit. „Mein Wasser ist alle.“, „Ich will ein kaltes Bier.“, „Ich will eine kalte Cola.“, „Mir ist so heiß!“, „Wie lange noch?“, „Ich hab keine Lust mehr.“, „Sind wir bald da?“… Und so fahren wir durch den Dschungel durch bis an den nächsten Ort an der Küste. Dort bekommen wir etwas Kaltes zu trinken und warten zwei Stunden auf den Bus, der uns zurück fährt. Das hat sich voll gelohnt.
Es ist Samstag der 25. Januar. Mein Geburtstag. (Ok, jetzt wo ich diesen Beitrag schreibe, ist es schon viel später und wir sind mittlerweile auf St. Lucia. Ich möchte mich an dieser Stelle trotzdem nochmal für die zahlreichen Glückwünsche bedanken. Ich habe mich sehr gefreut.) Mein Wunsch für diesen Tag ist es, nochmals in den Dschungel zu fahren, früher auszusteigen und ein paar Kilometer zu wandern. Und zwar alleine. Ich will kein Gejammer hören und außerdem fällt mir die Decke von Sissi nach den Wochen auf See auf den Kopf.
Ich mache mich also wieder auf den Weg zum Busbahnhof. Der Bus kommt nach einer knappen Viertelstunde, der Verkehr in der Stadt ist moderat und nach etwa 30 Minuten steige ich in Porey Spring aus.
Dem Anschein nach ist hier eine kleine Rasta Community zu Hause. An Palmen, Wänden und auf Schildern wird verkündet, dass Jah Liebe bringt und die Rastas den Krieg ohne Waffen gewinnen werden.
Ein Brunnen wird gemeinschaftlich zum Wäsche waschen und zur Körperpflege genutzt.
Mein Weg führt mich weiter an der Straße entlang. Kleine Kuhweiden und dichter Dschungel wechseln sich ab. Ich laufe durch kleine Dörfer mit Häusern umsäumt von Palmen und alten Bäumen.
So richtig viel ist vom Urwald nicht mehr übrig. Aber es finden sich immer wieder kleine Oasen mit dichtem Wald.
Nach etwa zwei Stunden Fußmarsch finde ich eine kleine Bar und kehre ein. Mein Magen knurrt. Auf dem Speiseplan steht Reis mit Hähnchen und Krautsalat. Die Portion ist riesig und das Hähnchen sehr lecker gewürzt. In einer Ecke der Bar steht ein kleines DJ Pult und laute Reggae Musik dröhnt aus dem Lautsprecher. Der DJ sieht aus, als könnte er der kleine Bruder von Snoop Dogg sein. Wie aus dem Gesicht geschnitten. Immer wieder wird er von der Barfrau ermahnt, die Musik leiser zu drehen. Sobald sie kurz nach hinten verschwindet, dreht Snoop Dogg die Lautstärke wieder hoch. Dazu tanzt er mit seinen Kumpels quer durch die Bar. Ob das an dem Rum liegt?
Nach dem Essen mache ich mich wieder auf den Weg. Ich finde einen gelben Bus auf einem Grundstück geparkt. Da wohnt wohl einer der Busfahrer.
An der nächsten Ecke biege ich von der Hauptstraße ab und gehe einen Pfad steil nach unten. Hier wollte ich gestern schon hin. In den Turner Hall Wood. So richtiges Dschungelfeeling kommt leider nicht auf, denn ich darf nur am Rand entlang laufen. Der eigentliche Urwald steht unter Naturschutz und ist für Wanderer gesperrt. Ich habe trotzdem meinen Spaß. Fotografiere Blumen und Gestrüpp. Kurz bevor mich der Pfad wieder auf die Straße führt, sehe ich ein paar Affen auf dem Weg sitzen. Die sollen ja eigentlich total frech und neugierig sein. Diese nicht. Als ich die Kamera aus dem Rucksack wurschtele, bemerken sie mich und verschwinden im Unterholz. Schade, aber ich habe zum ersten Mal Affen in freier Natur gesehen. Das war eine schönes Geburtstagsgeschenk.