Neben der Arbeit am Boot haben wir es uns nicht nehmen lassen, das Besichtigungsprogramm für Jens weiter zu führen. Ich könnte in Aruba als Fremdenführer arbeiten, so routiniert bin ich inzwischen. Wir fahren nach San Nicolas, damit Jens die Graffiti an den Wänden sehen kann.
Schon im April während des Lockdowns bekam ich eine exklusive Führung durch die bunte Bilderwelt. Inzwischen habe ich viel mehr über die Kunstwerke gelernt. Das obige Bild, das ich mit „Röntgenblick“ betitelt habe, bietet viel mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Betrachtet man es durch einen Blau- oder einen Rotfilter, kommt entweder die Haut oder das Skelett durch. Hier ist eine Animation:
Weiter geht die Fahrt zu Baby Beach, einem meiner Meinung nach vollkommen überbewerteten Strand. Hier tummeln sich die Arubaner massenweise, wir steigen nicht einmal aus dem Auto aus. Weder Jens noch ich sind Typen, die am Strand herumlungern.
Einen kurzen Halt legen wir am Haustierfriedhof ein. Im Süden der Insel befindet sich dieser gleich hinter Baby Beach. Damit sind wir auch durch das komplette Programm durchgekommen. Wir suchen nach dem Golfplatz, auf dem man die Esel Tiger und Woods gefunden hat. Die Beschilderung ist schlecht, wir finden den Golfplatz nicht. Statt dessen finden wir einen Flugplatz für Modellflieger, in dessen geschlossenem Empfangsgebäude sich ein paar Esel aufhalten. Drei Mütter mit ihren Kindern, die kaum älter als Tiger sind. Leider haben wir keine Karotten dabei.
Ein paar Tage später mieten wir uns einen Jeep mit Allradantrieb. Damit können wir in den Nationalpark und insbesondere zum Natural Pool Conchi fahren. Über Stein und Stein fahren wir im Schritttempo zum Badespaß. Die See ist rau, also werden wir immer wieder von überkommenden Wellen geduscht. Jens ist von diesem magischen Ort ebenso begeistert wie ich. Leider ist es nicht mehr so ruhig wie im Mai, als keine Touristen auf der Insel und der Nationalpark geschlossen war.
Genau wie im Mai ist diesmal Edward mit dabei, auch für seine Schwester Shelley haben wir noch Platz im Auto. Am Pool treffen wir uns außerdem noch mit Lucas und Marcin, die mit uns die Apartments im Donkey Sanctuary bewohnen. Im Gegensatz zu uns sind sie von der Pferdefarm aus an der Küste entlang gelaufen. Mit ihnen unterwegs ist noch Eric, der ebenfalls bei den Eseln mithilft und alle Park Ranger kennt. So kommen sie um das Eintrittsgeld herum.
Im Gegensatz zu den Gruppen in geführten Touren haben wir genug Zeit. Wir lassen uns von der Strömung hin und her treiben, von den Wellen bespritzen und genießen die Zeit. Der Himmel ist wolkenverhangen, bestes Wetter um keinen Sonnenbrand zu bekommen. Jens schnorchelt. Jens filmt unter Wasser. Ich relaxe, unterhalte mich ein wenig mit Eric und dem Park Ranger, der gleichzeitig auch als Rettungsschwimmer arbeitet und das Gepäck der Badenden beaufsichtigt.
Selbst wir können nicht unbegrenzt lange bleiben, denn unser Programm sieht noch den Besuch der Höhlen vor. Es gibt zwei davon im Park Arikok. Während man für den Pool definitiv den Allradantrieb braucht, kann man den Rest des Parks auch ohne sehen. Dementsprechend rechne ich dort eigentlich mit noch mehr Andrang als am Pool und bin überrascht, dass wir bei einer der beiden Höhlen sogar die einzigen Besucher sind.
Die erste der beiden Höhlen ist die Fontein Cave. Eine langgestreckte Höhle, die am hinteren Ende immer flacher und dunkler wird. Sie ist schön, beeindruckt mich aber nicht besonders.
Die Einheimischen bekommen im Nationalpark Rabatt auf den Eintrittspreis. So konnten Edward und Shelley für nur 5 Florin in den Park während Jens und ich jeweils 12 Dollar gezahlt haben, also den vierfachen Preis. Noch während ich das Wechselgeld entgegen nehme, sehe ich zufällig auf einem Bildschirm, wie man sich als Einheimischer ausweisen kann. Mit der Price Smart Mitgliedskarte (habe ich) oder der Arubus Chipkarte (habe ich auch). Ich hätte viel Geld sparen können.
Auf dem Parkplatz der nächsten Höhle, der Quadirikiri Cave, sind wir zunächst alleine. Der Park Ranger vor dem Eingang weist uns darauf hin, dass innen sowohl künstliches Licht als auch Blitzlichtfotografie nicht erlaubt sind. Hier leben Fledermäuse.
Schnell stellen wir fest, dass es in der Höhle an Licht nicht mangelt. An verschiedenen Stellen sind Löcher in der Decke. Anscheinend liegt die Höhle nur knapp unter der Erdoberfläche.
Beiden Höhlen gemeinsam ist, dass sie über einen langen Zeitraum vom Ozean ausgespült worden sind. Damals war der Meeresspiegel noch wesentlich höher. Sie bestehen aus einer Korallenstruktur. Wir gehen von einem großen lichten Raum in den nächsten, der Weg führt uns immer tiefer ins Innere der Insel. Beeindruckend.
Wir beenden den Besuch des Nationalparks, bringen Edward und Shelley nach Hause und geben den vollkommen übermotorisierten Jeep zurück. Anschließend sind wir ziemlich müde, so eine Besichtigungstour ist immer anstrengend.