Am Morgen gebe ich den Mietwagen zurück. Erwartungsgemäß zickt die Angestellte, als sie den Zustand des Wageninneren sieht. Ich hätte es vorher wissen müssen, um die Reinigungsgebühr kommt man nicht herum, wenn man den Wagen benutzt. Eigentlich war er kaum dreckig, nur ein paar Steinchen lagen auf und neben den Fußmatten. Ich kann den Autovermieter nicht weiterempfehlen, auf Aruba war niemals jemand so pienzig. Dann bin ich auf der Jagd nach Batterien. Anschließend sind wir beide der Meinung, dass wir die Umgebung der Werft am besten für ein paar Stunden verlassen. Wir nehmen den Bus nach Pointe-a-Pitre. Im Gegensatz zu meinen Erwartungen sind die Busverbindungen in Guadeloupe hervorragend, die meisten Linien werden alle 30 Minuten betrieben, oft gibt es auf einer Relation mehrere Linien, so dass ein Viertelstundentakt entsteht.
Gleich hinter dem Busbahnhof stoßen wir auf die Spuren des Kreyol Art Festivals. Nicht nur in San Nicolas auf Aruba werden die Hauswände im Rahmen von Kunstaktionen in bunte Kunstwerke verwandelt.
Anschließend kommen wir bald in die Innenstadt. Aus dem Hintergrund hören wir Trommeln und Gesang. Wir gehen in Richtung der guten Stimmung, dabei müssen wir an unzähligen Ständen mit Kunst und Nippes vorbei. Es ist nicht viel los. Liegt es daran, dass wir einen Samstagnachmittag haben? Sind alle Geschäfte schon geschlossen?
Nur wenige Schritte weiter sind wir dann mittendrin. Eine Musikgruppe hat sich auf der Straße niedergelassen und unterhält das Auditorium mit afrikanischen Rhythmen. Hier zeigt sich in seiner vollen Breite, wie die Bevölkerung der Insel durch die Kolonialmacht verändert wurde. Es fühlt sich alles nicht mehr nach Karibik an.
Die Musik hat die Menschen jedenfalls fest im Griff. Die Gruppe ist echt gut und nimmt jeden mit.
Auch wir werfen Euromünzen in den Korb, der seine Runden dreht. Dann gehen wir weiter und sehen uns den Rest der Altstadt an. Die ist gar nicht so alt, sie wurde hin und wieder von tropischen Stürmen heimgesucht.
Am Rande der Altstadt kommt dann erst einmal die obligatorische Hauptstraße, hinter der sich beste Wohnimmobilien befinden. Ich glaube, dass es keine französische Mittelstadt gibt, in der nicht wenigstens ein halbes Dutzend dieser Hochhäuser irgendwie hingeklotzt worden sind. Nicht einmal hier in der Karibik.
Wir zickzacken durch die rasterförmig angelegten Straßen. Eigentlich haben wir alles gesehen. Viele kleine Läden, viel afrikanische Kunst und nur wenige international bekannte Markengeschäfte. Die meisten Läden sind wohl im Familienbesitz. Was können wir sonst noch in Pointe-a-Pitre ansehen? Plötzlich stehen wir vor einem Tätowierstudio. Eike denkt schon seit Aruba darüber nach, sich hier in der Karibik ein neues Bild unter die Haut stechen zu lassen. Er schaut sich die Arbeiten des Tätowierers an und ist der Meinung, dass er sein Studio gefunden hat.
Als er drei Stunden später als ich wieder auf Sissi eintrifft, hat er seine Urlaubssouveniers dabei. Unter der Haut. Sie glänzen noch, weil der Tätowierer zum Schutz Vaseline darüber geschmiert hat. Eike ist glücklich. Ich kann zwar mit Tattoos an und für sich nichts anfangen, aber ich kann mich mit ihm mit freuen.