Versorgen in Vigo

Zugegebenermaßen sind die Einkaufsmöglichkeiten in Hafennähe sehr begrenzt. Fußläufig haben wir lediglich einen kleinen Spar-Markt gefunden. Dennoch musste ich diesen Titel für den Blogbeitrag wählen, denn so hieß es auch bei U96 im Film “Das Boot”. Schon im Film hat mich die nächtliche Einfahrt in den Hafen beeindruckt, die Fischer, denen das Boot ausweichen musste. Auch wir sind bei Nacht in den Hafen eingelaufen, mussten jedoch keinen Minen ausweichen. Bei Licht betrachtet sind wir dann im lebendigen Hafen einer Großstadt.

Hafen von Vigo mit Marina im Vordergrund

Dass wir direkt nach Vigo gefahren sind und uns nicht zuerst in den Rias nördlich davon herumgetrieben haben, hatte seinen Grund. Nach drei Wochen verlässt uns unser mitsegelnder Freund Christoph. Er muss am 2. September wieder zur Arbeit gehen. Wir arbeiten auch, aber nur am Boot und nur für uns.

¡Hasta otra!

Während diese Zeilen entstehen, sitzt Christoph im Flieger nach Hause. Gemeinsam sind wir 672 Seemeilen gefahren, haben einen Riss im Großsegel gehabt, zwei Wale und sehr viele Delphine gesehen, drei Länder besucht, von Windstärke Null bis Acht und Wellenhöhen von null bis fünf Metern alles gehabt. Ausflüge vom Boot haben wir auf Guernsey, in Roscoff auf die Île de Batz und nach Santiago de Compostela gemacht. Es war eine schöne Zeit.

Der Wolf

Wir haben ein Suchtproblem an Bord der Sissi. Jens ist unheilbar lasagnesüchtig. Wenn er nicht regelmäßig seine Pastaration bekommt, wird er zum Tier. Also müssen wir in regelmäßigen Abständen dem Gott der Pastafari huldigen und eine Lasagne zubereiten. Für Jens ist die wöchentliche Lasagne so wichtig, wie für mich der Kaffee am frühen Morgen.

Eine Zutat von Lasagne ist Hackfleisch. Hackfleisch holt man sich normalerweise zu Hause beim Metzger. Dort wird es frisch durch den Wolf gedreht und ist lecker. Wir lehnen beide das in Plastik verpackte Hackfleisch aus der deutschen oder niederländischen oder britischen Supermarktkühltheke ab. Es war schon problematisch, in Großbritannien an anständiges Hackfleisch zu kommen. Wie sollte das erst in südlicheren Ländern werden? Jens und ich liefen durch Dublin und haben versucht, einen Fleischwolf zu erwerben. Im Lande der Fertignahrung war das ein Ding der Unmöglichkeit.

Also riefen wir unsere Schwester Christine an, mit der wir uns auf Guernsey treffen wollten. Sie kaufte in Frankfurt einen ordentlichen Fleischwolf und hat ihn gemeinsam mit unserem Neffen Benedikt von Frankfurt nach Guernsey geschleppt. Benedikt hat den massiven Fleischwolf in Paris durch die Katakomben der Metro getragen.

Der Wolf

Zum Dank haben wir für die beiden eine Lasagne angefertigt. Und für Jens. Der hatte schon wieder das Zittern in den Händen, weil die letzte Lasagne mehr als drei Länder zurück lag (Isle of Man, örtlicher Metzger mit anständigem Hackfleisch).

Biskaya – Tag 4

In der Nacht konnten wir nur schlecht schlafen. Der Motor dröhnte und das Schiff rollte in den Wellen. Wir wurden in den Kojen hin- und hergeworfen. Müde und unausgeschlafen begrüßen wir den Morgen mit viel Kaffee.

Die Motorfahrt geht noch ein paar Stunden weiter, gegen 10 Uhr können wir endlich ein Segel setzen. Das bringt Stabilität ins Schiff und dämpft die Rollbewegung. In den nächsten paar Stunden sind wir damit beschäftigt, den Parasailor am Fliegen zu halten, so schwach ist der Wind. Ansonsten geschieht nicht viel. Es sind nur noch 80 Meilen bis zum Ziel in Spanien, doch diese Meilen ziehen sich wie Kaugummi.

Gegen 14 Uhr können wir die Küste schemenhaft erkennen. Die Berge in Spanien sind hoch. Auch die ersten Fischerboote kreuzen wieder unseren Kurs. Das Wasser ist jetzt nicht mehr 4000 Meter tief, sondern nur noch 400 Meter. Mental schalten wir um auf “ankommen” und freuen uns auf den Hafen.

Um 15:30 Uhr frischt der Wind so sehr auf, dass wir nicht mehr mit dem Parasailor weitersegeln können. Wir tauschen ihn gegen die Genua, dann geht es mit knapp sieben Knoten weiter. Leider kommen die Wellen von hinten, Sissi rollt fast wieder so stark, wie in der vergangenen Nacht. Trotzdem fühlt es sich leicht an, als würden wir über die Wellen fliegen.

Wir sind müde aber aufgekratzt, haben wir die Biskaya doch beinahe hinter uns. Dennoch ist nicht klar, ob wir noch vor Mitternacht ankommen werden. Wir waren in den vergangenen beiden Tagen zu langsam unterwegs.

Der Wind bläst mit sieben Beaufort, Sissi rennt!

Die Windstärke nimmt zu, es werden sieben bis acht Beaufort. Sissi wird schneller und schneller, als wüsste sie, dass wir bald anlegen wollen. Vor der Einfahrt in die Bucht von Camarinas sind noch einige gefährliche Felsen unter Wasser, die wir beachten müssen. Endlich sehen wir die Befeuerung der Einfahrt, die uns den sicheren Weg markiert. Während wir in die Bucht fahren, kommt uns ein kleines Fischerboot entgegen. Noch ein paar Meter, dann finden wir einen freien Platz. Es ist Montagmorgen, 0:05 Uhr.

Wir machen das Boot fest und genehmigen uns ein Anlegerbier und einen besonderen Whisky. Die Biskaya ist hinter uns. Wir haben es geschafft. Dann geht es ins Bett, wir schlafen uns endlich mal wieder richtig aus. Insgesamt waren es 407,9 Seemeilen.