Salz – noch einmal….

Auf dem Atlantik habe ich mich über das Salz beschwert. Salz auf der Sissi, Salz auf uns und Salz überall um uns herum. Auf Bonaire versuchen sie, dagegen etwas zu tun.

Salz

Im Süden der Insel ist eine große Saline, es gibt einen Salzpier, an dem Schiffe mit Salz beladen werden können. Das Geschäftsmodell ist einfach. Der Atlantik wird in große, flache Seen hineingelassen, dann scheint die Sonne und das Wasser verdunstet. Übrig bleibt Salz.

Saline mit Salzbergen

So sehr sie sich auf Bonaire auch anstrengen, sie haben es noch nicht geschafft, den Atlantik irgendwie ansatzweise auch nur ein wenig zu entsalzen. Da sind wir mit unserem Watermaker weiter, aber wir wollen ja auch nicht das Salz, sondern das Wasser.

Ich finde, die Berge aus Salz sehen irgendwie so aus, als wären sie der Toblerone-Werbung entsprungen. Nur ohne Alpen.

Salzberge. Versandfertig.

Alle diese Berge werden früher oder später auf einem Schiff landen und dann in den Supermärkten dieser Erde als Meersalz verkauft werden. So ist das.

Jens und ich haben uns Motorroller gemietet, um die Insel zu erkunden. Die Saline war nur das erste von vielen Zielen, die wir angesteuert haben. Salzgewinnung gibt es auf Bonaire schon ziemlich lange, in früheren Zeiten wurden Sklaven eingesetzt, um die schweren Arbeiten zu verrichten. Außerdem hat man Esel benutzt, aber zu den Eseln werde ich noch einen weiteren Blog schreiben. Kommen wir also zu den Sklaven.

Sklavenhütten – der Erklärungstext

Noch um 1850 gab es hier also die Sklaverei. Man hat den Sklaven Hütten gebaut, in denen sie übernachten konnten. Die sind ca. 1,50 Meter hoch, darin können allenfalls kleine Kinder stehen.

Sklavenhütten

Mehr als Schlafen war in den Hütten sicher nicht möglich, aber wohl auch nicht gewollt. Der Hund bekommt ja auch eine Hundehütte, damit er etwas Wetterschutz hat. Oder der Esel bekommt ein Dach, das ihm Schatten gibt. Aber zu den Eseln komme ich später.

Auch in gefälligem Gelb – die Sklavenhütten

Die Arbeit in der Saline war jedenfalls kein Zuckerschlecken. Ich möchte an dieser Stelle mit dem Salz schließen, wir haben heute so viel auf der Insel gesehen, dass ich wohl mehrere Tage brauchen werde, um es für das Blog aufzubereiten.

Caribbean Netherlands

Mir gefallen die Autokennzeichen. „Divers Paradise“. Auch dazu muss ich wohl ncoh etwas schreiben, denn wir sind an einem der besten Schnorchel- und Tauchplätze, die es in der Karibik geben soll.

Bonaire

Was für ein Ritt. Stell‘ dir einfach vor, dass du in dein Auto steigst und zweieinhalb Tage Vollgas fährst. Oder nahezu Vollgas. Das haben wir hinter uns. Der Wind hat zugenommen und uns mit 25 kn in Richtung der ABC-Inseln geblasen. Zum Glück fährt Sissi ganz alleine, wir müssen uns dabei nur um wenig kümmern. So hat Jens zum Beispiel Zeit für einen Thriller.

Thriller bei Höchstgeschwindigkeit

Am Abend präsentiert sich das Wetter noch einmal von seiner schönsten Seite. Die Wolken und die untergehende Sonne sorgen für eine feine Kitschstimmung. Ungezählte Sonnenuntergänge auf See werden doch nicht langweilig. Jens geht schon etwas früher ins Bett als sonst, weil die Nacht heute kurz wird. Wir sind zu schnell.

Feinster Kitsch

Wir können kein ganzes Etmal mehr ausfahren, denn am Morgen sind wir schon um 8 Uhr am Leuchtturm von Bonaire. Wir halsen seit vier Tagen das erste Mal um die Südspitze der Insel, dann halten wir auf den Hauptort Kralendijk zu. Hier ist der einzige Hafen zum Einklarieren.

Okay, Hafen ist etwas dick aufgetragen. Es handelt sich um zwei Betonstege, an denen sogar große Frachtschiffe festmachen können. Nur wir können da nicht festmachen. Ich rufe auf allen möglichen mir sinnvoll erscheinenden Funkkanälen den Hafen, nur leider schweigt sich das Funkgerät aus. Und so stehen wir etwas dumm vor den Stegen herum, auf denen ein Dutzend Leute die Angeln ausgeworfen haben.

Gerade wollen wir all unseren Mut zusammen nehmen und doch an einen der Betonstege gehen, da kommt mit hoher Geschwindigkeit ein Zollboot auf uns zugefahren. Wir winken sie zu uns. Sie erklären uns, dass wir dort nirgendwo anlegen können. Wir sollen eine Mooringboje nehmen und dann mit dem Dinghi zum Einklarieren fahren. Okay, das können wir natürlich tun. Um 11:30 Uhr sind wir fest, also eine halbe Stunde vor dem Etmal sozusagen.

Das Einklarieren selbst ist dann in einer Viertelstunde und kostenfrei erledigt. Im Gegensatz zu anderen Ländern wollen sie hier allerdings die gesamte Crew sehen. Dabei habe ich Jens auf dem Boot gelassen, denn in fast allen Ländern geht nur der Skipper zu den Behörden. Ich muss Jens hinterher aber nicht mehr holen, ich soll ihn aber zum Ausklarieren mitbringen. Mache ich doch gerne.

Anschließend kommt noch ein Schlauchboot zu uns an die Boje gefahren und bringt uns die Regeln für die Bojenbenutzung vorbei. Die Boje wird in der Marina im Voraus bezahlt, gehört aber nicht zur Marina. Es herrscht auf der ganzen Insel ein Ankerverbot, deswegen wurde von der Naturschutzbehörde ein riesiges Bojenfeld angelegt. So wird die Unterwasserwelt vor uns Seglern geschützt. Ich finde das gut. Die Leute springen direkt an der Boje ins Wasser, um dort zu Schnorcheln, denn alle Bojen sind irgendwie ziemlich direkt an der Riffkante platziert.

Der Bojenwärter sprach von einer halben Stunde Fußweg bis zur Marina. Also schnappe ich mir das Dinghi und fahre lieber. Auf dem Weg zur Marina finde ich noch die Daphne, die wir zuletzt in Portugal gesehen haben. Schön, mal wieder alte Bekannte zu sehen.

Marinaschildkröte

Ich komme dann aus dem Marinabüro heraus und gehe zurück zum Dinghi, da fallen mir fast die Augen aus dem Gesicht. Eine Meeresschildkröte paddelt gemächlich durch das klare Wasser des Hafenbeckens. Zwar habe ich nur das Smartphone dabei, das ist aber besser als gar keine Kamera. Ich halte drauf und freue mich. Endlich mal eine ordentliche Schildkrötenaufnahme.

In dreiundzwanzigeinhalb Stunden haben wir dann zuletzt also 138 Meilen zurückgelegt. Jetzt wird der Wind erst einmal ungünstig für uns, deswegen bleiben wir wenigstens bis Montag auf Bonaire. Anschließend gucken wir mal, wie es passt. Ich will noch nach Aruba, denn dort gibt es eine Straßenbahn. Vielleicht können wir auch noch Curacao mitnehmen, das liegt so in der Mitte. Zwischen diesen drei Inselchen sind es keine richtigen Entfernungen.

Sissi speeded, Sonne scheint!

Sanft schaukelt Sissi in den langen Wellen, das Segel steht sicher im stetigen Passat. Sechs Windstärken sehen wir nicht selten, mit sechseinhalb Seemeilen pro Stunde sausen wir durch die südliche karibische See. Die Sonne scheint, sechs Solarpaneele schicken den Strom in unser System, der Superwind-Generator surrt sonor und sammelt Amperestunde um Amperestunde. Seevögel schweben schreiend neben uns her, sammeln fliegende Fische, verspeisen sie und sehen dabei stark und elegant aus. Schwimmend und springend sehen wir Delphine bei ihrem Mittagsmahl. Ein Super-Segeltag, der schöner nicht sein könnte. Der starke Wind schiebt uns in Richtung der niederländischen Antillen und singt dabei sein Lied in der Takelage. Sagenhaft!

Siegen sahen wir unsere Eintracht gestern zwar nicht, aber der Sport kam dennoch nicht zu kurz. Andreas hat uns in Frankfurt den Liveticker zum Pokalspiel gegen Bremen in Emails gepackt und über Satellit auf Sissi gesendet. So sprangen wir dann auf, als die Tore fielen. Wir bejubelten den Sieg und das Nebelhorn durfte sprechen. Jubelrufe über den Funk haben wir uns gespart, es ist sowieso niemand hier in der Einsamkeit.

Die ABC-Inseln werden sie genannt und gehören irgendwie noch zu den Niederlanden. Eigentlich wollten wir gleich nach Aruba fahren, haben aber vor ein paar Minuten entschieden, dass wir zuerst Bonaire anlaufen. Die Abstände zwischen Aruba, Curacao und Bonaire sind so klein, wir können jederzeit an einem Tag ohne Nachtfahrt zur nächsten Insel weiterfahren.

Der dritte Tag auf See ist immer der Tag, an dem sich die meisten Spannungen lösen. Wir sind wieder auf die Bordroutine eingestellt, wir konnten uns entspannen und jetzt plötzlich haben wir auch wieder Gespräche miteinander. Das Programm für die nächsten Wochen steht. Jeder Plan übersteht nicht den ersten Feindkontakt und der Plan, irgendwie einen Besuch von Kuba noch in die Welttournee mit hinein zu quetschen, war irgendwie nicht richtig.

Wir sind so schnell und die Strecke zum neuen Ziel ist so viel kürzer, wir werden wohl nicht am Samstag, sondern schon am Freitag eintreffen.

Position um 12 Uhr: N12°52‘ W66°20‘
3. Etmal: 129 nm
Reststrecke bis Bonaire: 120 nm

Seevögel speisen fliegende Fische