Überfahrt nach Barbados Tag 11 – Halse, Online, Offline

Unsere Kurslinie hat sich über die letzten Tage immer weiter in Richtung Norden entwickelt. Deswegen beschließen wir, am Nachmittag eine Halse zu fahren, um mehr in Richtung des 13. Breitengrads zu kommen. Außerdem wollen wir das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Von der Joint Venture bekommen wir die Nachricht, dass man mit dem vorhandenen Wind problemlos den 13. Breitengrad entlang fahren und auf Barbados zuhalten kann.

Die Halse ist ein echter Komfortverlust. Bisher hatten wir die Wellen einigermaßen gerade von hinten, nur gelegentlich gab es einen Ausreißer, der uns durchgeschüttelt hat. Jetzt kommen die Wellen schräg von hinten und schütteln uns durch, nur gelegentlich gibt es einen Ausreißer, der uns ein paar Minuten Ruhe verschafft. Wir sind jedoch guter Dinge und schauen den Fischen beim Fliegen zu. Eingesammelt haben wir in den letzten Tagen nur noch ganz wenige, Sissi ist offenbar keine gute Landeplattform.

Unsere Internetverbindung ist weiterhin stabil, meine Reparatur mit Panzertape und Schraubenkleber hält sich in dem Geschüttel, Gerüttel und Geschaukel sehr gut. Das ist aber keine „echte“ Internetverbindung. Wir können Email senden und empfangen. Außerdem können wir die Wettervorhersage herunterladen. Das ist alles. Sollte zum Beispiel jemand auf die Freigabe eines Kommentars zu einem der Blogbeiträge warten, so muss sich diese Person gedulden, bis wir auf Barbados eine brauchbare Internetleitung installiert haben. Wir können von hier aus nicht auf das WordPress zugreifen. Da werde ich mir für die Zukunft auch noch etwas einfallen lassen.

Wir können allerdings auch nicht auf die Internetseiten einschlägiger Nachrichtenmagazine bzw. Zeitungen zugreifen. Wir wissen also nicht, was sich gerade in der Welt da draußen so tut. In dieser Hinsicht sind wir herrlich offline. Die Welt da draußen ist uns größtenteils auch ziemlich egal. Wir haben in unserem Mikrokosmos unsere eigenen Probleme, die täglich neu auftauchen oder schon länger da sind. Die müssen wir lösen, dann kommen wir auch sicher und komfortabel an. Lediglich die Verwandten und Freunde, mit denen wir Emails austauschen, sind eine wichtige Verbindung in die Außenwelt.

Bei nächster Gelegenheit installiere ich auch den Web-Browser für Iridium, dann werden wir die brutal hohe Geschwindigkeit für die Lektüre von Nachrichten und den Konsum der Tagesschau nutzen. Der Download eine normalen Tagesschau-Sendung sollte sich in 25 Stunden machen lassen.

Wir werden den jetzigen Kurs so lange beibehalten, wie wir das mental durchhalten. Dann fahren wir wieder eine Halse und hoffen, dass die Schiffsbewegungen wieder angenehmer werden. Der Atlantik ist unter uns, um uns herum und kommt manchmal zu Besuch an Bord. Der Atlantik ist immer noch wunderschön, blau und malerisch. Ich kann mich an diesem Film immer noch nicht satt sehen und verstehe meine beiden Mitreisenden nicht, die stundenlang auf ihre Smartphones starren und Filme aus der Dose schauen. Mir gefällt es hier und von mir aus könnte das alles auch noch ein paar Wochen länger dauern.

11. Etmal: 112 nm
Position um 12 Uhr: N15°07′ W44°08′
Noch 907 Seemeilen bis nach Barbados, wir haben 1211 Meilen hinter uns.

Der Atlantik – immer wieder schön!

Überfahrt nach Barbados Tag 10 – Bergfest

Das Wetter ist schön. Die Sonne lacht vom Himmel und spült uns frischen Strom in die Batterien. Der Wind pustet uns mit fünf bis sechs Windstärken über den großen Teich und füllt uns ebenfalls die Batterien. Seit vielen Tagen ist die Windfahne erstmals am Morgen noch genau so eingestellt wie am Abend, es hat sich keine Schraube gelöst. Die Reparatur war nachhaltig. Der Kaffee ist frisch. Und die Meilen haben sich umgekehrt. Wir haben seit Mitternacht mehr Meilen hinter uns als vor uns.

Für heute Abend ist noch einmal Pizza eingeplant. Viel haben wir nicht mehr, um es auf die Pizza zu legen, aber es wird noch reichen. Den Käse haben wir uns aufgespart, Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch, Oliven und Salami kommen noch dazu.

Ich betätige mich derzeit mal wieder an der Elektrik eines anderen Schiffs – diesmal als Elektro-Ferndoktor. Bei der Joint Venture ist der Kühlschrank ausgefallen. Ich habe Damir beauftragt, an verschiedenen Stellen die Batteriespannung zu messen. Wenn er das getan hat, werden wir weiter reden. Ich habe eine Vermutung, was ihm gerade passiert, möchte diese aber noch durch ein paar Messergebnisse untermauern. Tja, wenn man am eigenen Boot gerade keine Arbeiten zu tun hat…

Nachdem wir gestern den ca. 1,5 Meter langen und etwa 25 kg schweren Mahi Mahi aus dem Wasser gezogen haben, ist unser Kühlschrank von oben bis unten mit allerfeinsten Fischfilets gefüllt. Wir werden uns wohl oder übel in den nächsten Monaten von diesem Fisch ernähren müssen. Jetzt haben wir den Atlantik an unserer Position schon ziemlich leer gefischt. Eine Pizza Tonno können wir trotzdem nicht herstellen, denn es hat noch kein Thunfisch angebissen. Segeln ist hart und entbehrungsreich.

10. Etmal: 117 nm
Position um 12 Uhr: N16°09′ W42°45′
Noch 994 Seemeilen bis nach Barbados, wir haben 1099 Meilen hinter uns.

Bergfest

Überfahrt nach Barbados Tag 10 – Sondermeldung!!! N15°47′ W41°07′

An der genannten Position haben wir um 15:15 Uhr unseren allerersten Fisch herausgeholt. Ein Mahi Mahi. Gerade setzten wir uns zum Skat spielen zusammen, da rollte die komplette Angelschnur von der Trommel. Vorbei war es mit dem Skat, eine halbe Stunde hat Jens mit dem Fisch gekämpft. Dann holte er ihn gemeinsam mit Jakob an Bord. Anschließend wurde der Fisch geschlachtet, geschuppt, ausgenommen… Es ist ein bodenständiges Leben an Bord einer Segeljacht.

Diesen Fisch widmen wir Rob von der SY Grace, der uns den Tipp mit dem passenden Köder gegeben hat, wir widmen ihn meinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen bei der DENIC eG, deren Abschiedsgeschenk zu unserer Angelausrüstung wurde. Wir widmen ihn allen, die gerne frischen Fisch essen. Nach mehreren tausende Seemeilen ohne Fang wollte ich gar nicht mehr daran glauben.

Mahi Mahi