F*cking Regen

Lanzarote liegt in der Passatzone,
was dazu führt, dass auf der Insel
ganzjährig frische Winde
aus Nord bis Nordost wehen.
Lanzarote besitzt ein ganzjährig mildes und
niederschlagsarmes arides Klima, da die
Passatwinde an der relativ flachen Insel
meist nicht abregnen.
(Quelle: Wikipedia)

Wir sind gerade zwei Stege weit gelaufen und haben unsere T-Shirts wechseln müssen, weil sie durch geregnet sind. Dabei hatten wir schon geduscht. Es regnet auf Lanzarote nur, wenn man am Nachmittag das Deck des Schiffs mit frischer neuer Antirutschfarbe gestrichen hat.

Es regnet dann, wenn man bei Freunden auf einem anderen Schiff zum Abendessen eingeladen ist. Es regnet, wenn man vergessen hat, eine der Dachluken zu schließen. Es regnet, wenn die Schuhe auf dem Steg stehen.

Mit 112 Millimetern Niederschlag
pro Jahr ist Lanzarote die trockenste
der Kanarischen Inseln.
85 Prozent der Niederschläge fallen von
Januar bis März. Die relative Luftfeuchtigkeit
beträgt im Mittel 70 Prozent.
Im gebirgigen Norden können mit bis zu
300 Millimetern pro Jahr deutlich mehr
Niederschläge fallen als im Süden.
(Quelle: Wikipedia)

Es regnet in Playa Blanca. Weiter südlich kann man sich auf Lanzarote nicht befinden. Wikipedia ist Mist. Ich habe keine Ahnung, wie wir das Innere von Sissi in den nächsten Tagen wieder trocken bekommen sollen. Natürlich dreht der Wind und natürlich regnet es durch den offenen Niedergang direkt in den Salon.

Unser Großfall schlägt gerade gegen den Mast, der Wind hat gedreht. Keiner von uns ist motiviert, nach dem Wechsel der T-Shirts noch einmal an Deck zu gehen, um den Lärm zu beenden. Es regnet.

Regen in Rubicon

Auch am folgenden Morgen peitschen Regenschauer durch die Marina. Der Regen bringt Sand mit, der sich geschmeidig in jeder Ritze an Deck breit macht. Toll.

1. Advent

Mit ein paar Tagen Verspätung schreibe ich diesen Beitrag zum ersten Advent. Der war vorgestern. Schon in Deutschland finde ich weihnachtliche Stimmung ziemlich doof, hier wirkt es noch skurriler. Bei 28°C am ersten Advent. Wir fühlen uns auch ohne Weihnachten wohl.

Apothekenthermometer in Playa Blanca

Um den Tag gebührend zu begehen, haben wir entschieden, gemeinsam mit den Chapos die Tapas Bar in Yaiza zu besuchen, die Jens und ich schon vor unserem Flug nach Frankfurt entdeckt haben. Der Besuch stand noch aus.

Wir spazierten gemütlich zur zentralen Bushaltestelle in Playa Blanca und haben nur wenige Katzen auf dem Weg zum Bus gestreichelt. Wenn wir sie alle gestreichelt hätten, wären wir nicht pünktlich zur Abfahrt da gewesen. Dann waren es nur noch 15 Minuten Busfahrt und wir standen vor der Tapas Bar.

Der Laden brummt

Anfangs bekamen wir gar keinen Tisch, so voll war das Restaurant. Wir wurden in keinerlei Hinsicht enttäuscht. Innen waren keine dicken Briten oder Deutsche, sondern fast nur Einheimische, die mit ihren Familien das Sonntagsessen genossen. Den Tisch konnten wir nahtlos von einem italienischen Paar übernehmen und anschließend endlich zur Essensbestellung schreiten. Es war dringend, unsere Mägen knurrten lauter, als ein hungriger Pitbull. Eine Speisekarte gibt es nicht.

Essensbestellung

Die einfachen Speisen sind alle vorgekocht und warten auf die hungrigen Gäste. Man tritt an den Tresen und sucht sich aus, was man alles essen möchte. Dabei wurden wir als ausländische Gäste vom Wirt hofiert, der uns auch die Teller ordentlich vollgeladen hat. Diese wanderten dann in die Mikrowelle und fertig ist das Mittagessen. An den anderen Tischen duftete es schon verführerisch.

Die Mikrowelle ist klein, der Hunger war groß. So hatten wir den ersten Teller schon fast leer, als der Wirt uns den zweiten Teller an den Tisch getragen hat. Als Tischwein hatten wir einen Weißwein aus Lanzarote ohne Etikett. Es war der beste Wein, den wir bisher auf dieser Insel bekommen haben. Dazu gab es Fleischbällchen, Fisch, Nudeln, Gemüse, Kichererbsen, Kartoffeln, (…).

Ich bin ja nicht der Typ, der sein Essen fotografiert – wenn es nicht gerade Rippchen mit Kraut ist. Doch in dieser Bar konnte ich nicht anders. Alles ist ganz einfach gehalten und alle Speisen sind extrem lecker. Jens und ich haben entschieden, dass wir noch einmal dort hinfahren müssen. Außerdem möchte ich dem Wirt zwei oder drei von diesen Weinflaschen abschwatzen.

Charly und Jens kommen aus der Bar

Für den Geldbeutel war dieses Essen eine echte Erholung. Für vier Personen kostete es mit Vorspeisengetränk, Wein und Tapas nur 45€. Ab jetzt ist es kein Geheimtipp mehr, denn es steht im Internet.

Der Volksmund spricht, dass man nach dem Essen ruhen oder tausend Schritte tun soll. Ruhen konnten wir nicht, also haben wir uns für einen Spaziergang entschieden. Bis der Bus wieder Richtung Playa Blanca fahren sollte, war noch über eine Stunde Zeit. So setzten wir die Ortsbesichtigung dort fort, wo wir vor zwei Wochen abbrechen mussten. Im Inneren der kleinen Kirche.

Kirche in Yaiza

Selbstverständlich steht in der Kirche eine Krippe. Die Kirche ist schön gestaltet und wirkt nicht überladen. Ein Besuch, der sich für uns gelohnt hat, denn auf der Rückseite der Kirche haben wir dann noch eine Art „Krippe“ gefunden. Ich fand es total putzig, denn die Yaizaer (?) bzw. Yaizaner oder Yaizäner, also eben die Einwohner des Orts Yaiza, haben ein Miniatur-Lanzarote aufgebaut.

Miniatur-Lanzarote mit Vulkan

Eigentlich fehlt nur noch eine Märklin-Eisenbahn, um das Ensemble komplett zu machen. Ich kann darauf nur verzichten, weil es auf Lanzarote keine Schienen gibt. Um die Installation kann man komplett herum gehen und findet etwa die Salinen, den Ort El Golfo oder die Kochlöcher von Los Hervideros. Es ist alles da!

Christbaumkugeln

Wir machten uns einen Spaß daraus, weihnachtliche Grüße in die Heimat zu schicken. So zum Beispiel mit Zitronen als Christbaumkugeln. Die Chapos sammelten Zutaten für einen Adventskranz.

Jutta und Charly mit ihrem zukünftigem Adventskranz

Noch einmal vielen Dank für die Einladung zum Essen! Danke für den schönen Nachmittag, an dem wir so viel gelacht haben.

An einen so schönen Nachmittag darf natürlich die obligatorische Katze nicht fehlen. Diese hier lief immer wieder vor uns davon und hatte Angst. Irgendwann setzte sie sich endlich hin und beobachtete uns misstrauisch, wie wir eine Aufnahme von ihr angefertigt haben. Auch für den cat content war somit gesorgt.

Cat content

Satt und müde war es an der Zeit, sich an die Bushaltestelle zu bewegen. So richtig pünktlich sind die Busse nicht, die Wartezeit an der Haltestelle musste also überbrückt werden.

Entweder bin ich noch nicht so recht süchtig nach meinem Smartphone oder es liegt an meinem Telefonvertrag mit arg begrenztem Datenvolumen. Ich bin der einzige aus unserer Vierergruppe, der kein Handy in der Hand hält. Jutta hält ihres zum Fotografieren.

Warten auf den Bus

Nach Einbruch der Dunkelheit sind Jens und ich dann noch einmal durch Playa Blanca gelaufen, um die allerorten angebrachte Weihnachtsbeleuchtung in Aktion zu sehen. Wir wollten sehen, wie auf den Kanaren zu Weihnachten dekoriert wird.

Einkaufsmeile in Playa Blanca

Die Einkaufsmeile könnte überall in Europa sein. Dort finden sich dieselben Marken, wie sie auch in einer deutschen Fußgängerzone zu finden sind, ähnliche Chinashops und natürlich Souvenirläden an jeder Ecke.

Weihnachts“baum“ am Ankerkreisel

Der „Baum“ ist skurril. Ein Tannenbaumersatz auf einer Insel, die praktisch keine frei lebenden Bäume hat. Lachen mussten wir nicht, die beste Installation haben wir allerdings in einem Verkehrskreisel am Ortseingang gefunden. Eine Weihnachtswindmühle. Was das mit Weihnachten oder Lanzarote zu tun hat? Keine Ahnung.

Weihnachtsmühle

Es war genug, der erste Advent war fast vorbei. Also lenkten wir unsere Schritte wieder in die Marina, lichteten unterwegs noch eine wunderschöne Straßenkatze ab und horchten anschließend, was uns unsere Matratzen so zu flüstern hatten.

Gute Nacht, Katze!

Wir wünschen allen eine lustige Adventszeit.

Miles and more (Teil 2)

Am heutigen Tag öffne ich mal wieder unser Logbuch für euch LeserInnen unseres Blogs. Seit dem letzten Statistik-Beitrag sind nur eineinhalb Monate vergangen. Für uns fühlt es sich an, als wäre es eine lange Zeit. Wir haben seit Sines viel erlebt und so manche Meile auf dem Wasser zurückgelegt.

Logbuch

Inzwischen sind wir 178 Tage unterwegs und haben 718,7 Seemeilen mehr Kielwasser hinterlassen, also insgesamt 3058,7 Meilen (bzw. 5659 Kilometer). An den neu hinzugekommenen 60 Reisetagen waren wir an 12 Tagen wirklich unterwegs, den Rest der Zeit lagen wir mal wieder im Hafen oder – neu – für einige Tage vor Anker. Macht diesmal 20% der Tage, an denen wir auf See waren.

Unser Motorstundenzähler ist inzwischen bei 231 Motorstunden, also sind 21 Motorstunden mehr auf der Uhr. Wir haben von Sines bis Lanzarote ca. 65 Liter Diesel verbrannt – das ist ein sensationeller Dieselverbrauch von knapp 0,1 Liter Diesel pro zurückgelegter Seemeile bzw. von 4,8 Litern auf 100 km (damit sich die Autofahrer etwas darunter vorstellen können). Nur wiegt Sissi so viel, wie ein kleiner LKW, sie hat 12 Tonnen Gewicht. Wir sind allerdings der Meinung, dass das noch besser geht. Wir wollen den Anteil der Segelstunden noch weiter steigern.

Unsere Frischwasserproduktion läuft hervorragend. Wir haben seit dem 16. Oktober weitere 885 Liter Wasser produziert und verbraucht, damit sind wir bei einem Wasserverbrauch von 15 Litern pro Tag gelandet. Einen Teil davon trinken wir, der Rest geht für das Spülen von Geschirr, Händewaschen und das Reinigen von Sissi drauf. Wenn wir weiterhin so wirtschaften, können wir guten Gewissens über den Atlantik aufbrechen und werden auch kein Problem haben, genug Strom zu ernten, um hin und wieder eine Dusche auf dem großen Teich zu nehmen.

An den Duschen in Sines, Portimao, Lagos, Puerto Calero und Rubicon ist nichts auszusetzen. Sie waren sauber und haben prima funktioniert.

Größere Defekte hatten wir keine mehr, lediglich kleinere Problemchen. Uns ist mitten in der Nacht einer der Blöcke der Windfahnensteuerung abgerissen und hat sich in den Atlantik verabschiedet. Dabei folgte er einigen wichtigen Schrauben, die schon vorher verschwunden waren. Zum Glück gibt es Schraubenkleber, damit sind die neuen Schrauben jetzt gesichert.

Klimakiller Sissi-Crew

Unsere einigermaßen schöne CO2-Bilanz haben wir uns mit ca. 6000 Kilometern Flugreise nach Frankfurt und zurück leider vollkommen versaut.

Wir versprechen, dass es nicht wieder vorkommen wird. Dazu hat uns das Fliegen außerdem viel zu wenig Spaß gemacht.

Es gab keine weiteren außergewöhnlichen Vorkommnisse, die wir im Logbuch notiert haben. Wir hoffen, dass das auch weiterhin so bleibt. Mögen alle Segelcrews sicher unterwegs sein.


Der Anlass für den heutigen Beitrag ist mir wichtig. Jetzt sind wir in der perfekten Position, um den Atlantik zu überqueren. Schon bei der derzeitigen Wetterlage wäre es unproblematisch, sofort zu starten. In den kommenden zwei Wochen scheint das Wetter sehr stabil und der Passat stetig zu sein. Die Teilnehmer der ARC werden jedenfalls ihre Freude an diesem Wind haben. Bis Mitte Dezember werden wir jedoch noch auf den Kanaren bleiben, ein Zwischenstopp in Teneriffa ist noch geplant.

Dann sind es aber nur noch ca. 2700 Meilen bis in die Karibik. Oder drei Wochen Fahrt. Nach einem halben Jahr Übung, Training, Reparaturen und Sightseeing fühlt sich das gigantisch an. Was vor ein paar Wochen noch in weiter Ferne schien, liegt jetzt greifbar vor uns. Wir freuen uns. Wir sind gespannt.