Der Jakobsweg ist aus Stahl und hat eine Spurweite von 1668 mm. Wir sind ihn von Vigo aus nach Santiago de Compostela gefahren.

Einen Tag lang haben wir den Wallfahrtsort unsicher gemacht. Hier geht es zu meiner Geschichte.

Wind und Wellen
Der Jakobsweg ist aus Stahl und hat eine Spurweite von 1668 mm. Wir sind ihn von Vigo aus nach Santiago de Compostela gefahren.

Einen Tag lang haben wir den Wallfahrtsort unsicher gemacht. Hier geht es zu meiner Geschichte.
Zugegebenermaßen sind die Einkaufsmöglichkeiten in Hafennähe sehr begrenzt. Fußläufig haben wir lediglich einen kleinen Spar-Markt gefunden. Dennoch musste ich diesen Titel für den Blogbeitrag wählen, denn so hieß es auch bei U96 im Film „Das Boot“. Schon im Film hat mich die nächtliche Einfahrt in den Hafen beeindruckt, die Fischer, denen das Boot ausweichen musste. Auch wir sind bei Nacht in den Hafen eingelaufen, mussten jedoch keinen Minen ausweichen. Bei Licht betrachtet sind wir dann im lebendigen Hafen einer Großstadt.

Dass wir direkt nach Vigo gefahren sind und uns nicht zuerst in den Rias nördlich davon herumgetrieben haben, hatte seinen Grund. Nach drei Wochen verlässt uns unser mitsegelnder Freund Christoph. Er muss am 2. September wieder zur Arbeit gehen. Wir arbeiten auch, aber nur am Boot und nur für uns.

Während diese Zeilen entstehen, sitzt Christoph im Flieger nach Hause. Gemeinsam sind wir 672 Seemeilen gefahren, haben einen Riss im Großsegel gehabt, zwei Wale und sehr viele Delphine gesehen, drei Länder besucht, von Windstärke Null bis Acht und Wellenhöhen von null bis fünf Metern alles gehabt. Ausflüge vom Boot haben wir auf Guernsey, in Roscoff auf die Île de Batz und nach Santiago de Compostela gemacht. Es war eine schöne Zeit.
Ich hatte mir für diesen Tag vorgenommen mit dem Bus nach Muxía zu fahren und dann entlang des Rias nach Camarinas zurück zu wandern. Das sind etwa 25 Kilometer. Die Sonne brannte vom Himmel und ich bin wie so oft erst spät aus dem Bett gekommen. Also verwarf ich diesen Plan und entschied mich eine Radtour zu machen. Unsere Stegnachbarn von der Milena Bonetti hatten sich Mountainbikes geliehen und erzählten begeistert von den schönen Radrouten. Warum also nicht. Jörg meinte ich könne ja das Bordfahrrad, ein Brompton Klapprad, nehmen. Muß ich nicht zu dem Verleih latschen. Wie sich später herausstellte war das eine richtig gute Idee.
Das Rad war schnell aufgeklappt und die Reifen aufgepumpt. Ich hatte zwei kalte Dosen Cola und eine Flasche Wasser im Rucksack, die Sonnenbrille saß auf der Nase und die Sicherheitssandalen an den Füssen. Mein Ziel war der Leuchtturm „Faro de cabo Vilán“ an der Costa da Morte. Ich fuhr los.
Die Straße ging gleich hinter der Marina steil bergauf. Ein kleiner Vorgeschmack auf das was mich erwarten würde. Hinter der ersten Kurve endete der Asphalt. Es ging auf einem Waldweg weiter. Zeit wieder etwas Luft zu holen, denn es wurde wieder flacher und wegen der vielen Steine und Schlaglöcher konnte ich nur sehr langsam fahren. An einer Gabelung bog ich links ab um, bei einem anderen kleineren Leuchtturm, eine Pause zu machen.

Kurz ausgeruht ging es weiter. Im Schneckentempo kroch das Brompton über Stock und Stein. Würde ich Joggen, wäre ich schneller. Wanderer sahen mich und mein Gefährt verwundert an. Bei einem Strand angekommen mußte ich absteigen und ein Stück schieben. Die winzigen Räder blieben in der sandigen Piste einfach stecken.

Von hier an ging es nur noch Bergauf. Mir kam in den Sinn das ich diese Räder vorher nur in der U-Bahn oder im Zug gesehen habe. Vor den E-Rollern war das eine beliebte Wahl von Pendlern die letzten Hundert Meter von der Haltestelle zum Büro zu überwinden. Im Taunus, auf den Singletrails, fährt niemand mit dem Klapprad. Warum eigentlich nicht? Sport soll doch anstengend sein. Mit einem Moutainbike und 300 Gängen macht man es sich viel zu leicht. Ich fuhr im ersten Gang. Von den drei Gängen schien mir das der Passende. Nach Kilometern der Qual führte mich der Weg wieder auf eine asphaltierte Straße. Eine kleine Erleichterung. Meine Oberschenkel und die Lungen brannten. Ich ruhte mich einen Moment am Straßenrand aus und bekam einen ersten Blick auf den Leuchtturm.

Mir ist jetzt klar warum Don Quijotes Kampf gegen die Windmühlen so aussichtslos war. Die Dinger stehen hier an jeder Ecke entlang der Küste. Nur drehen tun sie sich nicht. Ich hätte mir ein wenig kühlenden Wind gewünscht. Beflügelt von dem Gedanken das ich nun fast am Ziel bin fuhr ich weiter. Meine Anstrengung sollte mit einem tollen Ausblick auf die Costa da Morte belohnt werden.

Der Rückweg war ein Fest. Nach kurzer Zeit bog ich in ein Waldstück ab und die Straße ging bergab. Ich schaltete in den zweiten Gang. Der kühle Fahrtwind gab mir neue Energie. Dritter Gang. Das Brompton schoss über die Straße. Im Drift malten die Reifen schwarze Streifen auf den Asphalt. Schlaglöcher waren keine Gefahr mehr. Ich flog einfach darüber hinweg. So ähnlich habe ich das jedenfalls in Erinnerung. Erschöpft kehrte ich an diesem Nachmittag zurück und nahm erstmal eine kalte Dusche.
