Dieser Bericht entsteht gerade live auf der Überfahrt von Peterhead nach Inverness. Es ist Dienstag, der 25. Juni und kurz vor 13 Uhr Ortszeit.
Wir sind seemännisch die letzten Vollspackos. Also in echt. Nach dem gestrigen Studium der Wetterkarten und Tideströmungen wollten wir unter Motor von Peterhead bis Fraserburgh fahren, um dann dort bei passender Windrichtung und -Stärke den Parasailer herauszuziehen. Aus diesem Grund haben wir es auch nicht für nötig befunden, die Genua betriebsfähig zu machen oder das Groß klar zum Setzen zu halten.
Jetzt haben wir den Salat. Selbstverständlich wäre der Wind in Richtung und Menge mit dem Parasailor machbar, dann wäre auch Ruhe im Schiff. Auch mit der Genua könnten wir den Wind nutzen und Ruhe in den Kahn bringen. Der Wind aus nördlichen Richtungen sorgt aber dafür, dass hier eine perverse Welle steht – die Mitfahrer vom letztjährigen Schottlandtörn werden das noch kennen. Wir können nicht vor zum Bug kriechen und die Genua gangbar machen, die Gefahr ist zu groß, dass einer über Bord geht. Also arbeitet Onkel Benz weiterhin unter großer Lärmentwicklung.
Wenn man (wie ich) gerade unter Deck sitzt, ist das so ein wenig wie das Gefühl, ein Würfel in einem Knobelbecher zu sein. Wir werden geschüttelt. Jens hat die letzten Stunden mit einem flauen Gefühl im Cockpit verbracht, dann war es nach einer Kursänderung plötzlich so weit. Sein Frühstück und er gehen fortan getrennte Wege. Hoffentlich bringt ihn der Schlaf in seiner Koje wieder hoch.
Und die Moral von der Geschichte? Ganz einfach: In Zukunft haben wir immer mindestens ein Segel klar, so dass wir Ruhe in den Kahn bringen können. Die Unterwegs-Häfen Fraserburgh, Whitehills u. A. können wir bei dieser Windrichtung und Welle wahrscheinlich nicht sicher anlaufen, der Reeds rät davon ab. Also Augen auf und durch! In spätestens 10 Stunden ist der Spuk vorbei.
Ende des Live-Berichts von unserer Überfahrt.
Nachtrag: Wir konnten Whitehills doch anlaufen. Ein Telefonat mit dem Hafenmeister hat Klarheit gebracht. Für alle, die an Jens‘ Problemen teilhaben möchten, habe ich hier ein kleines Filmchen von der Situation. Hätten wir wenigstens einen Fetzen Segel setzen können, wäre alles halb so wild geworden.
Ihr wart also in Piep!-Piep!-Peterhead! Als ich dort war wurden die ganze nacht die Versorger für die Ölplattformen beladen. Ich nehme an das die Ladekräne das waren die da die ganze Nacht gepiept haben. War das jetzt auch so? Gute Fahrt euch Jungs!
Die Ladekräne haben wir nicht gehört, da waren wir wohl zu müde.