Vandalismus im Donkey Sanctuary

In der vergangenen Woche hat sich im Donkey Sanctuary der größte Fall von Vandalismus in diesem Jahr ereignet. Ich komme aus Frankfurt und bin Fan von unserer Eintracht. Der eine oder andere Fall von Vandalismus wird hin und wieder in diese Ecke geschoben. An Vandalismus im Umfeld von Fußballspielen habe ich mich nie beteiligt. Für den Fall im Donkey Sanctuary bin ich jedoch alleine verantwortlich, auch wenn ich bei der Durchführung Helfershelfer hatte, die mit Freude bei der Sache waren.

Masseneselhaltung

Zwei Tage nach meiner Geburtstagsfeier habe ich den Auftrag, die Esel alle in ein anderes, relativ kleines Gehege zu treiben. Da man einen Esel nicht treiben kann, muss das Futter entsprechend verteilt werden. Dann kommt der Esel ganz von selbst. Eine Abwechslung zur normalen Arbeit und ein riesiger Spaß, wenn die Esel kapieren, dass am üblichen Futterplatz heute nicht serviert wird. Wie immer ist der Sonntag anstrengend, da ich zwei Schichten mache, also auch zweimal füttern darf.

Über 100 Esel müssen nun für ein paar Tage gemeinsam auf einer Fläche leben, die sonst von lediglich elf Eseln bewohnt wird. Das ist eng.

Kann man diese Kamera womöglich essen?

Am Dienstag habe ich nur eine Schicht, die mit der abendlichen Fütterung endet. Das Verteilen von Heu in diesem Gehege ist ein Abenteuer, denn die Esel warten nicht darauf, dass ich ihnen das Futter bringe. Sie kommen alle zum Schubkarren und wollen direkt daraus speisen. Das kann nicht gut gehen. Also muss ich mindestens 50 kleine Fressplätze ein- und die Schubkarre zweimal wieder aufrichten, die Esel stoßen sie gerne um. Ich beende die Fütterung nass geschwitzt, denn es ist heute besonders heiß, kein Lüftchen weht.

Hier ist nicht viel Platz

Der Grund für den Umzug der meisten Bewohner ist der Bau eines neuen Dachs im Besucherzentrum. Die Dachdecker müssen mit dem Auto immer wieder ein- und ausfahren, dabei wollen sie nicht mit den Eseln spielen.

Beginn des Dachbaus (Stand Dienstag)

Desiree hat die Bauzeit des Dachs auf zwei Tage veranschlagt. Deswegen wundere ich mich ein wenig, als ich am Dienstag zur Arbeit kommen. Lediglich einige wenige Stützen stehen schon. Der Zaum um das Besucherzentrum ist demontiert, Gerüste werden aufgestellt. Am Dienstag erfahre ich, dass es wohl noch ein paar Tage länger dauern wird, das Material sei erst seit ein paar Stunden vollzählig. Die Dachdecker machen Mittagspause.

Nach eineinhalb Tagen Bauzeit

Am Mittwoch besuche ich die Esel außer der Reihe. Eigentlich will ich vor Ort sein, wenn sie das kleine Gehege wieder verlassen dürfen. Außerdem bin ich gerne dort, ich will noch einige Fotos von den vielen Eseln auf dem engen Raum machen. Desiree begrüßt mich mit den Worten, dass sie in der Nacht Vandalismus gehabt hätten. Jetzt fallen mir beinahe die Gläser aus der Sonnenbrille.

Sämtliche Tische und Stühle haben Verbiss-Schäden. Ein Stuhlbein ist fast durchgebissen worden. Das Behältnis für die Futterpellets ist zerstört. Schrubber, Besen und Rechen haben keine oder nur noch sehr kurze Stiele. Desiree zeigt mir Fotos von einem total verschissenen Besucherzentrum. Selbst die Treppe zur Toilette hat einen Schaden. Als Symbolbild nehme ich den Deckel des Futters. Der ist aus massivem Holz.

Vandalismus

Meine langohrigen Helfershelfer haben ganze Arbeit geliefert. Ich traue mich nicht, Desiree nach den Bildern zu fragen.

Wie konnte das passieren? Als ich die Esel am Dienstag Nachmittag gefüttert habe, vergaß ich einen der Riegel zusätzlich mit einem Karabinerhaken zu sichern. Ein paar der Esel haben nämlich die Fertigkeit entwickelt, die Türriegel mit ihren Lippen aufzuschieben und dann die Türen zu öffnen. So konnten sie in der Nacht auf das gesamte Gelände und wegen des fehlenden Zauns auch ins Besucherzentrum. Der Rest ist Geschichte. Der Fehler darf mir nicht noch einmal passieren, sonst verliere ich wohl den Job.

Eine Woche Bauzeit

Nach einer Woche Bauzeit stehen immerhin schon alle Dachstützen und der Zaun vor dem Besucherzentrum ist wieder montiert. Die Esel dürfen wieder überall herumlaufen. Dabei kommt es zu witzigen Begebenheiten.

Diva und Gypsy sind gefangen

Mit gesenktem Kopf und immer auf der Suche nach übrig gebliebenen Futterpellets am Boden haben sich Diva und Gypsy in eine aussichtslose Situation spaziert. Unter den diagonalen Streben passten sie mit gesenktem Kopf durch, die Gier hat den Rest erledigt. Raus kommen sie aber nicht mehr, weil sie nicht mehr auf der Suche nach Futter, sondern nach einem Ausweg sind.

Wir wollen hier raus

Letzten Endes darf ich die diagonalen Streben demontieren. So können die beiden befreit werden. Es ist absolut unmöglich, einen Esel unter einer Stange durchzuschieben. Auch Futter als Motivation hat nicht geholfen.

Das nächste Opfer

Ein paar Stunden später schnappt die Eselfalle noch einmal zu. Ein weiterer Esel hat sich gierig in die Klemme gebracht. Zuerst versucht Anneke es mit einer Karotte als Motivation (siehe Filmaufnahme). Dann versuchen wir es gemeinsam – ich versuche innen ein wenig zu drücken, während die Karotte draußen den Esel zieht. Das klappt beinahe, bis der Esel kapiert, dass ich von innen drücke. Dann will er nicht mehr. Zuletzt demontiere ich die Streben ein zweites Mal. Toll.

Geld

Ich möchte heute über Geld sprechen. Durch das Leben in Aruba habe ich gelernt, wie toll das Leben in Europa mit dem Euro ist. Die größten Scheine sind am meisten wert. Die Geldscheine haben unterschiedliche Farben, damit kann man sie sofort erkennen. Auch die Münzen sind deutlich voneinander zu unterscheiden. Außerdem ist es fantastisch, dass man mit diesem Euro in vielen unterschiedlichen Ländern bezahlen kann. Nicht aber in Aruba.

Hier gibt es nicht eine Währung für viele Länder, sondern zwei Währungen nebeneinander in einem Land. Das einheimische Geld heißt Florin, die Holländer verwenden oft noch den alten Begriff Antillengulden. Daneben steht der Dollar, eine der unpraktischsten Währungen auf der Welt.

US Dollars. Verbreitetes Zahlungsmittel in Aruba. Alle Scheine sind gleich groß und von gleicher Farbe.

Bei den blöden Dollars sind alle Scheine gleich groß und haben die gleiche Farbe. Man muss also das Geld immer lesen, bevor man es ausgeben kann. Das finde ich absolut unpraktisch. Die Florins wiederum sind schön bunt, die Scheine haben wie bei unseren Euros unterschiedliche Farben und Größen. So weit, so gut. Ich könnte also einfach auf die Dollars verzichten und nur noch mit Florins leben. Wenn die nicht so teuer wären.

Der Geldautomat um die Ecke gibt mir die Dollars kostenlos, ich muss also keine Gebühren für das Bargeld zahlen. Hebe ich die gleiche Summe in Florins ab, will der Automat 9 US$ Gebühren von mir haben. Das sehe ich nicht ein. Also ziehe ich mir Dollars. Das Umrechnen ist ganz einfach, der Wechselkurs ändert sich nie.

Ein US$ sind 1,75 Florin. Das Leben ist so einfach, die Währungen werden beliebig miteinander gemischt. Eine Busfahrt im Minibus kostet 3 Florin. Ich gebe dem Busfahrer einen 1-Dollar-Schein und 1,25 Florin in Münzen. Passt. Oder ich gebe zwei 1-Dollar-Scheine zum Fahrer und bekomme 0,50 Florin zurück.

Florin. Die 0,50 Florin Münze ist eckig. 5 Florin haben eine andere Farbe.

Manchmal wird mir das Hantieren mit Bargeld zu nervig, dann mache ich es wie die Amis. Dann zahle ich einfach mit der Kreditkarte. Auch wenn es nur einen Dollar kostet.

50 Jahre

So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ganz und gar nicht. Ich wusste zwar nicht ganz genau, wo ich diesen Tag verbringen wollte, doch sicher nicht auf Aruba. Malerische Inseln im Südpazifik hätte ich besuchen wollen, statt dessen füttere ich Esel.

Eisbox

Ich frage Desiree, ob ich meinen Geburtstag im Donkey Sanctuary feiern darf. Ich darf. Außerdem bekomme ich als Dreingabe das Auto des Donkey Sanctuary geliehen, mit dem ich die Einkäufe leicht erledigen kann. Für den Transport von der Marina und zurück frage ich einen der Minibus-Fahrer, dieser Punkt der Organisation ist schnell erledigt. Dickie leiht mir seinen Grill.

Der Grill läuft sich warm – auf der Leeseite des Gebäudes.

Etwa gegen 16 Uhr erreiche ich das Donkey Sanctuary und kann zum Entladen sogar bis aufs Gelände zum Visitors Center fahren. Dann muss ich die Eisbox füllen und den Grill anheizen. Zur Belohnung gönne ich mir eine gut gekühlte Dose Apfelwein. Ich ärgere mich darüber, dass ich die Gerippten an Bord vergessen habe.

Charly und Johnny am Grill

Wie immer wird es früh dunkel. Der Grill ist heiß, als der Bus die Gäste an der Tür abliefert. Leider haben wir nur wenige Stunden Zeit, denn die Regierung hat eine Ausgangssperre zwischen Mitternacht und fünf Uhr morgens angeordnet. Entweder müssen wir bis um fünf Uhr durchfeiern oder um 23 Uhr die Party beenden.

Geburtstagstorte

Ich bekomme eine wunderschöne Geburtstagstorte (cremig) und einen Apfelkuchen, von Anneke selbst gemacht. Ich muss zugeben, dass mein Favorit der Apfelkuchen ist. Die Torte ist allerdings spektakulärer.

Dann muss ich einen albernen Geburtstagshut aufsetzen. Die Amerikaner haben da schon lustige Traditionen. Die Bilder kann ich vielleicht noch nachreichen, ich habe mir ein Geburtstagshut-Selfie verkniffen.

Gitarrenklänge zum Geburtstag

Alle haben ihre Instrumente dabei, so wird gleich noch eine Gesangsrunde eingelegt. Nach dem Gesang darf ich mich gleich wieder besonders albern aufführen. Meine Gäste haben eine Piñata besorgt. Hoffentlich heißt das Teil auch so. Mir verbinden sie zuerst die Augen, dann darf ich auf das Teil eindreschen. Es kommt aber nichts raus.

Zuschauer. Karen filmt.

Die Zuschauer amüsieren sich jedenfalls köstlich. Karen nimmt einige Fotos und Filme auf, ich muss sie noch um die Aufnahmen bitten. Johnny ist der nächste. Auch er ist nicht besonders erfolgreich, die Piñata hält seinen Schlägen stand.

Johnny versucht sein Glück

Nun macht sich Edward mit dem Schläger ans Werk. Er hat nach nur zwei Schlägen Erfolg und ein Strom aus Süßigkeiten und kleinen Schnapsflaschen ergießt sich über den Boden. Ich mache mich erst einmal daran, die Süßigkeiten einzusammeln. Die Schnapsflaschen brauche ich nicht. Hä? Was schreibe ich da. War ich zu dem Zeitpunkt schon angetrunken? Oder bin ich es noch?

Hier freut sich der Zahnarzt

Um kurz vor 23 Uhr sehen wir auf dem Parkplatz Lichter. Wir leeren die letzten Drinks und machen uns auf den Weg zu unserem Bus. Ich möchte den Busfahrer bezahlen, dabei fällt mir auf, dass mein Portemonnaie an Bord liegt. Ich verspreche ihm seinen Lohn für den folgenden Tag. Danach krieche ich mehr auf das Boot als dass ich laufen würde. Noch ein Stück Apfelkuchen zur Nacht und danach gehe ich schnell ins Bett.

Ich habe mich gefreut, wir hatten eine tolle Feier. Und nun steht bei meinem Alter die Ziffer Fünf vorne. Und wir haben nebenbei mächtig die aktuellen Corona-Regeln gebrochen. Private Partys sind derzeit verboten.

Ich trete am nächsten Morgen zum Aufräumen an. Ich würde mich am liebsten neben diesen Esel legen. Aua. Mein Kopf. Der alberne Geburtstagshut hat wohl Druckstellen verursacht.

Chillender Esel