Überfahrt nach Barbados Tag 1 – Happy New Year!!!

Der letzte Tag des Jahres ist auch zugleich unser letzter Tag in Mindelo. Wir wollen gegen Mittag starten. Zuvor muss noch Diesel getankt werden. Marc von der Gentoo schreibt mir eine Warnung, nicht die Tankstelle in der Marina zu benutzen. Es hätten drei Boote der ARC dort getankt und Probleme mit dem Diesel bekommen. Das Risiko wollen wir nicht eingehen, wir tragen 130 Liter Diesel von der nächsten Straßentankstelle an Bord. Der Marina-Tankwart lacht uns aus, denn der Diesel kostet an der Straße 1 Eurocent mehr. Ich lasse mich lieber auslachen, als später mit Dieselpest irgendwo hängen zu bleiben.

Dann verlassen wir die Marina. Vollkommen unspektakulär, wir fahren einfach raus. Es steht niemand am Steg, um uns zu verabschieden. Wer auch? Alle anderen sind schon unterwegs. Wir werden sie auf Barbados bzw. Martinique wieder sehen. Ich mache uns einen Schweinebraten mit frischen Paprika und kanarischen Kartoffeln, die langsam gegessen werden wollen. Wir haben sie schnell gegessen. Die Sauce zum Schweinebraten dicke ich mit ein wenig Mehl an, damit sie nicht sofort vom Teller gesprungen kommt. Es funktioniert. Trotz des Rollens bleibt die Sauce auf dem Teller. Wir bauen Kartoffeldeiche.

Um Mitternacht löst mich normalerweise Jakob bei der Wache ab. Diesmal schalte ich um Mitternacht zusätzlich das Nebelhorn ein, läute die Schiffsglocke und drehe das Radio auf große Lautstärke. Wir machen unsere eigene Silvesterparty. Weil das alles so viel Spaß macht, beschließe ich, gleich mal die Zeitzone zu ändern, in der wir uns befinden. Die Kapverden ragen sowieso unangemessen weit in die nächste Zeitzone rein. Wir sind jetzt auf UTC -2 und damit drei Stunden hinter Deutschland. Außerdem haben wir noch einen Jahreswechsel vor uns, den wir um Mitternacht dann prompt feiern – mit Nebelhorn, Schiffsglocke und lauter Musik. Leider ist der Himmel bedeckt, wir können keine Sterne sehen.

Gegen zwei Uhr gehen Jens und ich dann ins Bett. Jens hat seine Wache noch vor sich, ich meine hinter mir. Alles wie immer, alles Routine. Sissi knarzt, das Wasser rumpelt im Tank und in den Schränken scheppert das Geschirr. Es läuft!

Ach ja, noch etwas: Auch diesmal hat Jens sein Abendessen nicht mit Neptun geteilt. So langsam gewöhnt er sich an das Leben auf See.

1. Etmal: 92 nm
Position um 12 Uhr: N15°58 W26°04
Noch 1954 Seemeilen bis nach Barbados.

Adieu Mindelo

Zwiebelbrot

Ich wünsche ein frohes neues Jahr. Wenn dieser Beitrag erscheint, schlafen wir auf dem Atlantik gerade den Kater von unserer Silvesterfeier aus. In den vergangenen drei Tagen haben wir drei Zwiebelbrote gebacken. Das Zeug isst sich schneller, als normales Brot. Ein normales Brot hält bei uns zwei bis drei Tage, ein Zwiebelbrot nur einen Tag.

Röstzwiebeln

Im Prinzip handelt es sich um eine Erweiterung unseres Standard-Brotrezepts. In den Teig werden zusätzlich noch dunkel geröstete Zwiebeln gegeben. Es schadet nichts, sie richtig schön dunkel zu rösten. Eine Zwiebel auf das normale Brotrezept ist prima.

Zwiebelbrot ist fertig!

WARNUNG: Extreme Suchtgefahr!!! Dieses Zwiebelbrot gefährdet den Bordfrieden. Dieses Zwiebelbrot führt zu Verteilungskämpfen. Dieses Zwiebelbrot will unbedingt gegessen werden. Dieses Zwiebelbrot übelebt keine 24 Stunden. Drei Männer. Drei Tage. Drei Zwiebelbrote.

Markteinkauf und Gaumenfreuden

Und wieder einmal haben wir es geschafft. Ich war bei den Behörden, wir verlassen die Kapverden offiziell am 31.12.2019. Den größten Teil der frischen Nahrung haben wir auf dem Mercado Municipal beschafft.

Mercado Municipal

Das Angebot an Waren ist groß, wenn man sich am Vormittag auf den Markt begibt. Je früher, desto besser. Wir waren für unsere Verhältnisse früh um 10 Uhr auf dem Markt. Die Regale waren noch voll, alles sah frisch und lecker aus.

Marktstand

Kiloweise haben wir Obst und Gemüse zur Sissi getragen. Die Waren vom Markt sind frisch und werden sich einige Zeit halten. Sie kommen von hier und sind nicht meilenweit mit Kühllastern durch die Gegend gefahren worden. Auch dass wir einen Touristen-Aufpreis bezahlen, macht den Markteinkauf nicht schlechter. Der Aufpreis kommt bei den richtigen Leuten an.

Entseuchungsstation

Nach dem Einkauf wird jedes Stück mit Salzwasser abgewaschen. Jens hat mehrere Viecher flüchten sehen, die wir nicht gerne an Bord gehabt hätten. Salzwasser hilft gegen Kakerlakeneier. Wichtig. Zum Glück gibt es keinen Mangel an Salzwasser.

Nach Abschluss der Bevorratung sind wir dann noch in eines der kleinen Gourmetrestaurants gegangen, um die letzten Escudos auf den Kopf zu hauen. Wieder einmal hat es sehr lecker geschmeckt.

Weiterer Gourmettempel

Morgen fahren wir los. 2000 Meilen weit. Schön, dass es wieder weiter geht. Die Wettervorhersage ist immer noch günstig, wir werden viel wenig Wind haben, jedoch genug für den Parasailor. Ich bin gespannt!