Sissi in der Presse

Kaum zu glauben. Wir segeln hier munter die Portugiesische Küste nach Süden und bekommen plötzlich wir einen Scan aus der Frankfurter Neuen Presse zugeschickt. Da ist doch am 9. Oktober plötzlich ein Bericht über unsere Reise erschienen.

Die Autorin Sylvia Menzdorf hatte vor einem Vierteljahr mit uns Kontakt. Sie hat irgendwie von unserem Plan erfahren und ich bekam eine lange Liste mit Fragen zugesendet. Die habe ich ausführlich beantwortet. Anschließend hieß es, wir würden eine PDF-Datei mit dem Artikel bekommen, falls er erscheint. Die Autorin meinte, sie würde eine Serie daraus machen. Warum nicht, haben wir damals gedacht.

Anschließend hat sich Frau Menzdorf für ein paar Monate nicht gemeldet. Sie hat auch nicht auf Mails von mir reagiert, denn ich wollte wissen, ob und wann der Artikel erscheinen wird.

Unsere Eltern haben den Artikel in der Zeitung gefunden und ihn für uns eingescannt. Ich habe ihn auf die Webseite geladen: Teil 1 und Teil 2

Wenn wir vor dem Erscheinen des Artikels noch einmal angesprochen worden wären, hätten wir zwei grobe Fehler im Text korrigieren können. Sissi ist nicht 17, sondern 41 Jahre alt. Und unsere Mutter heißt Annemie. Schade.

Atlantik bei Vollmond

Gegen Mittag sind wir in Oeiras gestartet, haben einen einigermaßen kitschigen Sonnenuntergang und den Klassiker „Reste von gestern“ genossen und fahren in Richtung Sines.

Zum Klassiker muss ich aber noch ein paar Worte schreiben. Jens ist bekanntermaßen unheilbar lasagnesüchtig. Ich kann manchmal ein wenig Abwechslung auf dem Teller gebrauchen. Deswegen überlege ich mir, wie ich andere Gerichte in Form einer Lasagne servieren kann. Hilft allerdings nicht viel.

Lasagne Portuguese – in Portugal zubereitet

Ich habe ein Blumenkohl-Kartoffelgratin zwischen Lasagne-Nudelplatten gepackt. Es war sehr lecker. Jens meinte hinterher, es würde wie Kleister im Magen liegen. Er hat halt zugeschlagen, als würde er eine echte Lasagne essen.

So viel zu den Resten von gestern. Wir sind bei schwachem Wind aus dem Hafen motort, konnten nach einer halben Stunde die Segel setzen und zwei Stunden später in Richtung unseres Ziels wenden. Hält sich der Wind an die Vorhersage, kommen wir morgen kurz nach Sonnenaufgang in Sines an. Es gibt dort leider keine Straßenbahn.

Atlantik bei Nacht im Vollmond

Während meiner Wache geschieht zunächst nicht viel. Der Wind nimmt ein wenig zu, wir werden schneller. Das ist in etwa so, wie es vorhergesagt war. Noch passt unser Plan zum Wetter. Mal sehen, wie viele Motorstunden am Ende noch dazu kommen. Die Windfahne hält uns sauber auf Kurs, auf unserem Track sieht man schön, wie das Cabo Espichel den Wind gedreht und damit unsere Kurslinie geändert hat. Leider ändert sie sich gerade zurück und wird damit ungünstiger.

Irgendwann sehe ich einen Frachter auf dem AIS, der uns schon eine Weile aufs Korn nimmt. Irgendwie will der Kapitän genau da hin, wo wir auch hinfahren. Aber das passt schon. Letztendlich fährt der Frachter 250 Meter vor uns durch. Keine Probleme.

Der Frachter

Insgesamt wieder eine angenehme, ruhige Überfahrt, obwohl wir einen Kurs hoch am Wind fahren. Das ist die Art von Kursen, die normalerweise reichlich anstrengend sind. Doch noch hält sich die Welle in Grenzen. Wir gleiten durch das dunkle Wasser.

Ich staune, wie weit draußen hier das Internet noch funktioniert. Das sind schon einige Meilen von Sissi bis zum nächsten Funkmast. Das beeindruckt mich – deswegen blogge ich auch live von der Überfahrt. Unsere Position ist derzeit 38°16’N 9°07’W. Es ist Mitternacht.

UPDATE:
Es ist jetzt gut 12 Stunden später. Mir fällt auf, dass ich gestern Nacht vergessen habe, den Screenshot vom Navigationscomputer in diesen Beitrag zu packen. So schön die Segelei in der Nacht ist, manchmal bin ich um die Zeit ein wenig unaufmerksam.

Mitternacht auf dem Weg nach Sines

Ich finde, man sieht auf dem Bild sehr schön, wie der Wind am Kap umgelenkt wird und wie dadurch unser Kurs beeinflusst wird. In Vor-Windfahne-Zeiten haben wir in diesen Situationen immer am Autopiloten nachgeregelt bzw. an den Segeln gezupft. Jetzt machen wir gar nichts mehr – ein echter Komfortgewinn.

Wir haben letztendlich um 9:57 Uhr die erste Leine mit dem Steg verbunden. Die GNR war um 10:13 Uhr da und hat Formulare ausgefüllt. Dann war ich von 10:28 Uhr bis 10:57 Uhr beim Hafenmeister, es wurden dieselben Daten in andere Formulare geschrieben. Anschließend habe ich noch einen Blick in die Duschen geworfen – ein wahrer Tempel. Die besten Duschen seit Belfast. Und das für nur 16,31€ pro Nacht. Wenn jetzt der Ort noch schön ist, könnte ich schwach werden. Doch die Windvorhersage für morgen ist ziemlich gut. Mal sehen, wie sich der Aufenthalt hier entwickelt.

Blick vom Heck der Sissi nach Sines

Adeus Lisboa!

Mal wieder ist es so weit. Wir machen die Leinen los und fahren zu neuen Zielen. Die Zeit in Oeiras und Lissabon war schön, doch nun wollen wir weiter. Wir wissen nicht, wo es uns hintreiben wird. Als Minimalziel planen wir, nach Sines zu kommen.

Wir haben den Supermarkt hier um die Ecke leer gekauft, die müssen den Rest der Woche nicht mehr arbeiten. Unser Hackenporsche ist mit seinem Übergewicht fast nicht mehr bis zur Marina gekommen. Dafür haben wir jetzt wieder ordentlich Vorräte gebunkert.

Das nächste Ziel in Portugal ist die Algarve. Wir haben uns bislang nur in Marinas herumgetrieben, wir müssen mal eine schöne Ankerbucht aufsuchen. Da bekamen wir in den letzten Wochen schon so manchen heißen Tipp.

Späte Nachmittagssonne an der Praça do Comércio

Drei neue Seiten sind zu unserem Blog hinzu gekommen: Lissabon, Castelo und Straßenbahn. Außerdem haben wir den Stalking-Link durch eine Seite ersetzt. Am Steg haben wir uns von neuen Bekannten verabschiedet, Mathilda, Danny und Marc von der Gentoo.

Apropos Schiffsnamen. Ich bin ja so ein Typ, der sich Namen nur schwer merken kann. Mit Schiffsnamen ist das einfacher, erst recht dann, wenn man ein Bild vom Schiff vor Augen hat. Außerdem gibt es weniger Schiffe als Menschen. Das geht mir aber nicht alleine so…

Trifft man unterwegs eine andere Segelcrew, dann nennt man immer den Schiffsnamen. Wenn Jens und ich also andere Segler treffen, dann sind wir die „Sissis„. So wird es allgemein gehandhabt. Auch wenn man einen Fremden am Steg ansprechen möchte, macht man das am besten mit dem Schiffsnamen.

Fette Hafenqualle in Oeiras

Das Kapitel Lisboa schließe ich vorerst mit einer dicken Hafenqualle, die es sich im Hafen von Oeiras gemütlich gemacht hat. Wir haben sie an mehreren Tagen gesehen. Wir sind in einer besonderen Stimmung, denn wir verlassen bald den Kontinent Europa.