Versorgen in Vigo (II)

Nein, wir haben Sissi immer noch nicht mit Torpedos ausgerüstet. Das Versorgungsschiff haben wir noch nicht gefunden. Allerdings haben wir heute den Komfort an Bord um mehrere Zehnerpotenzen verbessert.

Wie jeden Morgen hat mich heute früh mein Rücken daran erinnert, dass wir Sissi noch mit neuen Matratzen ausstatten wollen. Die alten waren noch von den Vorbesitzern, zwar wesentlich bequemer als die Gästekojen aber doch abgewohnt und ausgelutscht. Also sagten wir uns, dass wir einen Matratzenladen suchen gehen.

Im Internet konnten wir ein Geschäft finden, das nur 20 Minuten zu Fuß von der Marina entfernt liegt, Marco Evaton.

Marco Evaton

Um 16:30 Uhr endet die Siesta, um 16:35 Uhr standen wir im Laden. Mit Hilfe unserer profunden Spanischkenntnisse haben wir nach zwei Matratzen der Größe 90 cm auf 190 cm gefragt („el colchón„). Außerdem haben wir noch perfekt funktionierende Zeigefinger, können mit der Tochter des Ladenbesitzer (ca. 12 Jahre alt) ein paar Worte Englisch wechseln, das Segelboot als Wohnanschrift auf ein Blatt Papier malen und den Liegeplatz in der Marina auf dem Stadtplan ankreuzen. Die Plastikkarte für die Bezahlung funktioniert international.

Glücklich im Matratzenladen

Wir haben selbstverständlich die Matratzen ausgiebig Probe gelegen. Jede Matratze war besser als die alten Dinger auf dem Boot. Also haben wir die gekauft, die auch mit Sicherheit in die Koje passen. Der Ladenbesitzer versprach uns eine Lieferung noch am selben Tag.

Die alten müssen raus!

Um keine Zeit zu verlieren, haben wir schon einmal die alten Matratzen aus dem Boot heraus geschafft. Die Dinger waren widerspenstig und haben sich gewunden und gewehrt. Natürlich wurde uns neben der Lieferung ans Boot auch die Entsorgung der alten Unterlagen angeboten.

Es gab dennoch ein paar Komplikationen mit der Lieferadresse, die aber mit Hilfe einer freundlichen Spanierin am Straßenrand ausgeräumt werden konnten. Der Ladenbesitzer hat mich angerufen, ich habe nur so viel verstanden, dass er nicht genau wusste, wohin er mit dem Auto fahren soll. Die nette Spanierin sprach gerade genug Englisch, dass ich ihr erklären konnte, sie solle dem Mann am Telefon erklären, wo er hinkommen muss. Perfekt. Hat funktioniert.

Neu, schön, bequem.

In Rekordzeit haben Jens und ich die neuen Schlafunterlagen an Bord und in die Kojen geschafft, frisch bezogen und dann festgestellt, dass wir die neuen, originalverpackten Matratzen gar nicht fotografiert haben. Pech. Ich habe für das letzte Foto das Laken noch einmal runtergezupft. Heute gehe ich früh ins Bett.

Pilgerzug

Der Jakobsweg ist aus Stahl und hat eine Spurweite von 1668 mm. Wir sind ihn von Vigo aus nach Santiago de Compostela gefahren.

Pilgerzug in Santiago de Compostela

Einen Tag lang haben wir den Wallfahrtsort unsicher gemacht. Hier geht es zu meiner Geschichte.

Versorgen in Vigo

Zugegebenermaßen sind die Einkaufsmöglichkeiten in Hafennähe sehr begrenzt. Fußläufig haben wir lediglich einen kleinen Spar-Markt gefunden. Dennoch musste ich diesen Titel für den Blogbeitrag wählen, denn so hieß es auch bei U96 im Film „Das Boot“. Schon im Film hat mich die nächtliche Einfahrt in den Hafen beeindruckt, die Fischer, denen das Boot ausweichen musste. Auch wir sind bei Nacht in den Hafen eingelaufen, mussten jedoch keinen Minen ausweichen. Bei Licht betrachtet sind wir dann im lebendigen Hafen einer Großstadt.

Hafen von Vigo mit Marina im Vordergrund

Dass wir direkt nach Vigo gefahren sind und uns nicht zuerst in den Rias nördlich davon herumgetrieben haben, hatte seinen Grund. Nach drei Wochen verlässt uns unser mitsegelnder Freund Christoph. Er muss am 2. September wieder zur Arbeit gehen. Wir arbeiten auch, aber nur am Boot und nur für uns.

¡Hasta otra!

Während diese Zeilen entstehen, sitzt Christoph im Flieger nach Hause. Gemeinsam sind wir 672 Seemeilen gefahren, haben einen Riss im Großsegel gehabt, zwei Wale und sehr viele Delphine gesehen, drei Länder besucht, von Windstärke Null bis Acht und Wellenhöhen von null bis fünf Metern alles gehabt. Ausflüge vom Boot haben wir auf Guernsey, in Roscoff auf die Île de Batz und nach Santiago de Compostela gemacht. Es war eine schöne Zeit.