Einmal in meinem Leben habe ich mehrere Nächte in einem Fünf-Sterne-Hotel verbracht. Das war während eines Seminars, das ich für meine Firma besucht habe. Jetzt habe ich wieder die Gelegenheit ein solches Hotel zu besuchen. Das ist allerdings schon mehr als ein Vierteljahrhundert geschlossen.
Der Name des Aussichtspunkts ist nach dem portugiesischen König Carlos I. benannt, der hier den königlichen Ausblick genießen durfte. Anfang der 1980er Jahre wurde an diesem Ort das Hotel geplant. Die Touristen sollten im einzigen Fünf-Sterne-Hotel der Azoren den Ausblick auf die beiden Seen und das Meer genießen.
Der dichte Nadelwald auf dem Vulkankrater spiegelt sich nur in dem einen See, dem Lagoa Verde (grüner See). Der andere See heißt Lagoa Azul, der blaue See. Es gibt aber auch eine Legende dazu. Das Märchen von einer Königstochter, die sich auf der Brücke heimlich mit ihrem Geliebten, einem Hirtenjungen, traf. Das konnte nicht gut gehen. Der König hat letztendlich einen Gemahl für sie bestimmt. Beim letzten Treffen des Liebespaares auf der Brücke gab es viele Tränen. Die Prinzessin weinte aus ihren blauen Augen so viele Tränen, genug um den Lagoa Azul zu füllen. Der Hirte hatte grüne Augen und weinte so lange, bis der Lagoa Verde voll war.
Der französische Stararchitekt Olivier-Clément Cacoub hat das Hotel entworfen. Es war jedoch nur knapp zwei Jahre in Betrieb, die Gäste blieben aus. Heute ist es sehr beliebt bei Touristen, der Eintritt ist frei. Ich habe meine Informationen aus einem älteren Artikel der Frankfurter Rundschau, den ich nicht abschreiben möchte, sondern hier verlinke. Die Lektüre lohnt sich!
Ein faszinierender Ort, der jetzt wahrscheinlich jeden Tag mehr Touristen anzieht, als sich die Erbauer hätten träumen können. Den Umsatz macht der Burgergrill auf der Straße. Ich bereue nicht, nach oben geklettert zu sein. So richtig gefährlich war es auch nicht, da haben die Schilder wesentlich mehr versprochen. Bald erscheint der dritte Teil des Wandertags, mein Weg nach unten.
Es ist wieder einmal Sonntag. Diesen Sonntag haben wir uns gut vorbereitet, denn wir wollen wandern gehen. Jens hat gestern Abend Pasta als Beilage zum Thunfisch gekocht, von der genug übrig ist, dass sie ihn mit einem Glas Pesto über den Tag bringen kann. Für mich ist nichts übrig geblieben. Das ist mir egal, denn ich mag sowieso keine kalte Pasta mit Pesto. Wir wollen nach Sete Cidades fahren, ganz in der Nähe von Mosteiros im Westen der Insel. Diesen Ausflug habe wir für den Sonntag geplant, denn sonntags fährt der letzte Bus zurück nach Ponta Delgada am spätesten.
Unser Bus fährt früh um 9 Uhr ab, der Supermarkt öffnet um 8:30 Uhr. Also stehen wir mitten in der Nacht um 7 Uhr auf. Eine unchristliche Zeit am christlichsten Tag der Woche. Pünktlich sind wir am Supermarkt, ich hole mir eine Hand voll Brötchen, sowie Wurst und Käse zum Belegen. Dann eilen wir an die Bushaltestelle, wo mir die Zeit reicht, das erste Brötchen des Tages zu verspeisen. Der Bus ist auch pünktlich und bringt uns in einer guten Stunde zum Miradouro da Lomba do Vasco, dem Ausgangspunkt unserer Wanderung.
Zur Stärkung esse ich gleich das zweite Brötchen, dann geht es los. Der Weg ist breit, steil und sehr gut begehbar. Außer uns sind noch ein US-Amerikaner und zwei Franzosen in diese Richtung unterwegs. Es ist sehr lustig, denn wir sind alle mehr oder minder im gleichen Tempo unterwegs. Mal bleibt das eine Grüppchen für ein Foto stehen, dann das andere Grüppchen und dann der Solist.
Jetzt bin ich schon an einem Punkt angekommen, an dem ich nicht mehr viel zu schreiben habe. Deswegen möchte ich die Bilder für sich sprechen lassen, sozusagen ist es diesmal ein Bilderblog.
Inzwischen kommen uns immer wieder Wanderer entgegen. Wir sind ein wenig verwundert, doch wir grüßen brav. Wenn wir Franzosen hören, grüßen wir mit „bonjour“. Hören wir Englisch, sagen wir freundlich „hello“. Portugiesen mit „bom dia“, nur Deutsche hören wir nicht. Es grüßt uns allerdings niemand zurück, das wundert mich insbesondere bei den Franzosen. Wenn man in Frankreich wandern geht, kommt man manchmal aus dem „bonjour“ überhaupt nicht mehr hinaus. Etwa eineinhalb Stunden haben wir gebraucht, bis wir die Hotelruine am Miradouro da Vista do Rei sehen. Das ist das Zwischenziel auf unserer Wanderung, es befindet sich mehr oder minder am höchsten Punkt.
Der Parkplatz ist gut belegt, jetzt wird uns klar, wo die ganzen anderen Menschen herkommen. Ich nenne sie jetzt nicht mehr Wanderer, sondern Spaziergänger. Und Spaziergänger grüßen nicht – oder wie ist das?
Der Blick vom Miradouro herunter auf den Doppelsee und Sete Cidades ist jedenfalls den anstrengenden Aufstieg wert. Gut fünf Kilometer stecken uns jetzt schon in den Beinen. Doch eines ist klar. Die ganzen anderen schönen Aufnahmen, die wir während unseres Aufstiegs geschossen haben, fehlen den gehfaulen Ausflüglern. Ich bin sehr froh, hier hochgekommen zu sein. Demnächst erscheint Teil 2!
Jetzt schreibe ich einmal etwas zum Thema Kultur. Beziehungsweise zum Thema Kunst. Also zum Thema Musik und Tanz. Micha von der Samai fragte mich vor ein paar Tagen, ob ich Interesse am Musikfestival in der Altstadt hätte. Ich wusste ja, dass es in der Stadt die eine oder andere Bühne gibt, doch ich habe an den Abenden den Hintern nicht hoch bekommen und bin an Bord geblieben. Die Blasmusik von der Bühne in der Nähe der Bushaltestelle hat mich auch nicht gerade motiviert, Sissi zu verlassen und mich in die Reihe der Zuschauer einzusortieren.
Bei einem meiner Spaziergänge in den Abendstunden kam ich schon einmal an einer der Bühnen vorbei. Es wurde Fado gespielt, traditionelle portugiesische Musik. Das ist nicht so mein Ding, ich finde es etwas fade. Auch die Blasmusik von dieser Bühne konnte ich bis zum Boot hören. Das hat mich nicht motiviert, Sissi zu verlassen und mich in die Reihe der Zuschauer einzusortieren.
Mir war gar nicht klar, dass Blasmusik und Fado schon Teile des Musikfestivals waren. Als ich mit Sandra und Micha in Richtung Altstadt spaziere, dabei mehrere Flaschen Sagres Bier im Rucksack trage, stelle ich mir die Frage, ob ich nicht Eulen nach Athen trage. Das Sagres hat mir Rebecca geschenkt, ich mag es gar nicht so sehr. Mir ist das Superbock lieber, doch Sandra steht auf Sagres. Also ist die Gelegenheit günstig, diese Flaschen mal ausgetrunken zu bekommen.
Nun steht die Bühne an einer anderen Stelle, es gibt andere Musik. Die Bühne wird innerhalb weniger Tage an verschiedenen Stellen in der Altstadt auf- und abgebaut. Mir wäre es egal, wo sie nun genau steht, aber dahinter ist sicher ein Plan. Zum Glück habe ich die Bierflaschen im Gepäck, denn im Gegensatz zu jedem anderen mir bekannten Musikfestival gibt es hier genau gar keine Verkaufsstände. Dafür gibt es heute traditionellen Volkstanz von den Azoren, genauer gesagt von Sao Miguel.
Die Tanzgruppe tritt in traditioneller Kleidung auf. Das Publikum besteht aus Touristen und Einheimischen. Die Sitzplätze sind zumeist von den Einheimischen belegt, wir stehen mit den meisten anderen Touristen am Rand. Das gibt mir aber die Gelegenheit, ein wenig herumzulaufen und Bilder und Videos anzufertigen. Von der Musik her ist es nicht wirklich mein Fall, doch es ist nicht so langweilig wie Fado. Dafür ist die Tanzperformance echt gut. Die Leute sind mit viel Engagement dabei, auch das Publikum geht mit. Okay, der einheimische Teil des Publikums klatscht den Rhythmus mit.
Nach ziemlich genau einer Stunde ist die Darbietung beendet. In dieser Zeit konnten wir zu dritt noch gar nicht den Sixpack Bier leeren. So schlendern wir noch etwas über den Kirchplatz. Die Zuschauer jedenfalls zerstreuen sich schnell, als hätten sie noch einen anderen Termin an diesem Abend.
Fünf Minuten nach dem Ende ist niemand mehr zu sehen. Nur der Bettler mit seinem Fahrrad versucht, bei den wenigen noch verbliebenen Touristen den einen oder anderen Euro zu bekommen. Auch wir schlendern gemütlich wieder in Richtung der Marina. Insgesamt ist es ein schöner Abend geworden.
Am folgenden Tag lassen wir das Festival aus, es wird Kinderunterhaltung geboten. Doch am Tag darauf gibt es Jazz. Angekündigt ist das Azorean Jazz Quartet. Sandra bleibt an Bord, Jens legt sich ins Bett, Micha und ich ziehen los.
Jazz hat offenbar nicht so viele Fans wie der Volkstanz, heute sind in den Sitzreihen noch viele Stühle frei. Auch diesmal sitzen vor allem die Einheimischen auf den Stühlen, wir Touristen stehen wieder ringsum. Ich habe nicht besonders viel Ahnung von Jazz, weiß allerdings, dass mir Free-Jazz ganz und gar nicht zusagt. Hier wird eher klassischer Jazz geboten. Micha nennt es „Gassenhauer“. Sicherlich die richtige Musik für diesen Anlass an diesem Ort.
Noch nie zuvor habe ich einem Saxofonisten so sehr beim Spielen zugesehen. Noch nie ist mir aufgefallen, wie dick die Backen beim Spielen werden. Auch diese Gruppe legt sich ins Zeug, jeder Spieler bekommt Raum für Soli. Als der Pianist plötzlich zur Toilette muss, schauen die anderen drei erst einmal blöd aus der Wäsche, dann stimmen sie zu dritt ein weiteres Lied an.
Die Kirchenglocke schlägt 22 Uhr. Der Pianist läutet auf seinem Piano mit. Eine feine Sache. Auch wenn die wenigsten dieses Video bis zum Ende schauen werden, filme ich eines der Stücke mal von Anfang bis Ende. Auch diesmal ist die Vorstellung nach einer Stunde vorbei, Micha und ich gehen gut unterhalten zurück zu unseren Booten.