So viel habe ich mich auf dem Weg in die Karibik nicht mit dem Wetter beschäftigen müssen. Der Hinweg ist ganz einfach, denn das Wetter ändert sich praktisch nicht mehr, wenn man den Passat endlich gefunden hat.
Jetzt laden wir uns zweimal täglich die Wetterdaten herunter. Die werden dann auf einer Wetterkarte eingetragen. Auf dem heutigen Bild zum Blog sind es drei verschiedene Wetterkarten, die ich kurz erklären möchte.
Links ist die Situation von heute 14 Uhr in einer großen Ansicht. Unsere Kurslinie seit der Abfahrt in Guadeloupe ist dort dargestellt, die weißen Punkte sind immer die Mittagspositionen. Die mittlere Karte stellt den gleichen Zeitpunkt dar, ich habe etwas hineingezoomt. Die Position von Sissi ist markiert. Die rechte Karte zeigt die Prognose für übermorgen 14 Uhr. Die Position, an der ich schätze, dass wir dann sein werden, habe ich auch markiert.
Die blauen Bereiche der Karte sind Zonen mit sehr wenig Wind, violette Zonen sind komplett ohne Wind. Von grün bis gelb lässt es sich prima segeln, gelbrote Bereiche sind auch noch voll okay. Aber wenn es nur noch rot ist, dann wollen wir gerne woanders sein. Die roten Zonen stellen Tiefdruckgebiete dar, die hier immer von West nach Ost wandern.
Auf dem schmalen Grat, dem Korridor zwischen den Flautezonen im Süden und den Tiefdruckgebieten im Norden müssen wir uns durch lavieren. Da die Tiefs viel schneller sind als wir, ist es wichtig, deren Zugbahn frühzeitig vorherzusehen. An dieser Stelle kommt Stefan ins Spiel. Wir haben unsere Vorhersage hier, er lädt andere Daten und rechnet mit einem anderen Wettermodell. Zumeist sind unsere Prognosen ähnlich, ich kann noch nicht sagen, welches Modell (GFS oder ECMWF) die besseren Daten liefert.
Auf dem Weg in die Karibik ist man nicht auf einen solch schmalen Korridor angewiesen. Die Passatzone ist tausend Meilen breit, oft noch breiter. Das hat Konsequenzen für die Segler. Damals haben wir innerhalb von drei Wochen lediglich sieben Schiffe gesehen, darunter drei Segelboote. Jetzt sehen wir jeden Tag andere Segelboote auf dem AIS, die zumeist einen ähnlichen Kurs fahren wie wir.
Leider ist das Wetter dermaßen unbeständig, dass sich innerhalb von 12 Stunden die Prognose komplett ändern kann. Das Tief, das uns gerade voran bringt, war ursprünglich für Ende kommender Woche angekündigt. Es hätte dann auf den Azoren sein sollen. Dafür kündigt sich für das Ende kommender Woche schon das nächste Tief an. Vielleicht schaffen wir es, vorher anzukommen.
In der Nacht ist es zunächst ruhig, wir rasen bis zur Wachablösung mit sechs bis sieben Knoten durch die Dunkelheit. Doch das ist trügerisch. Kaum habe ich mich ins Bett gelegt, wird die Fahrt immer unruhiger. Der Wind nimmt ab. Ich drehe mich nach links und rechts, finde bei dem Geschaukel keinen Schlaf. Plötzlich ist der Wind komplett weg, es schüttet wie aus Eimern. Ich finde Jens in kompletter Regenmontur im Cockpit, er versucht irgendwie, unseren Kurs zu halten. Irgendwann fahren wir eine Halse, die Fahrt wird ruhiger.
Am Morgen bin ich wie gerädert. Viel Schlaf war das in dieser Nacht nicht. Wir sind noch einem britischen Boot begegnet. Je mehr andere Segelboote ich sehe, desto mehr freue ich mich. Auf diesen Booten wird ebenfalls das Ratespiel für das Wetter von übermorgen gespielt. Es unmöglich, das Wetter von übermorgen so exakt vorherzusehen, wie wir es brauchen. Deswegen raten alle gemeinsam und machen das Unmögliche möglich!
18. Etmal: 136 nm
Position: 36°12‘N 43°47‘W
Reststrecke: 733 nm