Katzen und Esel

Am siebten Tage sollst du ruhen. So oder so ähnlich steht es irgendwo geschrieben. Ruhen können wir ausgezeichnet und so legen wir die Arbeit nieder und gehen zur Bushaltestelle. Dort bestechen wir am Sonntag einen Busfahrer der San Nicolas Buslinie, damit er uns ins Donkey Sanctuary fährt – das wird normalerweise von der Santa Cruz Buslinie bedient, die aber am Sonntag nicht fährt.

Shrimp

Ich freue mich darüber, Nella und Anneke wieder zu sehen. Mit ein wenig Katzenfutter im Gepäck freuen sich auch die Katzen, dass wir wieder da sind. Jens rappelt mit der Tupperdose und plötzlich stehen wir im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Nein, nicht wir, die Tupperdose. Dafür gibt Shrimp sogar ihren Schönheitsschlaf auf.

Sweety

Sweety lässt sich immer noch von mir auf den Arm nehmen. Es wird zwar nicht seine Lieblingsdisziplin, er kann es jedoch genießen, wenn ich ihm den Bauch kraule. Nach zwei oder drei Minuten ist es dann genug für ihn, ich muss ihn absetzen.

Swa und Socks kommen nicht von ihrer erhobenen Aussichtsposition herunter. Das liegt wie immer an Sweety und nicht an der Qualität unserer Leckerlies.

Swa und Socks

Ach ja, und Esel gibt es auch noch. Wir haben eine Tüte mit Karotten dabei, die hat auf die Esel natürlich dieselbe Wirkung wie das Katzenfutter auf die Katzen. Und die Esel erkennen mich wieder. Ich will Kamino eine Karotte geben, er weicht zunächst zurück, weil er Medizin in der orangen Leckerei vermutet. Da habe ich ihn wohl einmal zu oft aufs Kreuz gelegt. Nach kurzem Zögern greift er dann doch zu, die anderen Esel folgen schnell.

Diva und Gipsy erkennen mich auch wieder und fordern ihre Karotten ein. Selbstverständlich werden sie von mir bedient. Nach und nach bekommen alle alten Bekannten ihre Möhrchen. Wahrscheinlich würden sie mich in einem Jahr auch noch wiedererkennen. Die Esel sind doch sehr, sehr schlau.

Bettelnde Esel

Damit komme ich zum Schluss dieses vermutlich letzten Beitrags zum Thema Esel – es sei denn uns läuft ein Esel aufs Boot. Im vergangenen Jahr gab es genug Eselblogs.

Letzter Besuch bei den Eseln

Schluss. Aus. Ende. So ist es, wenn man plant, die Insel zu verlassen. Ich kann das nicht einfach grußlos, ich möchte auf Wiedersehen sagen. Zum Beispiel möchte ich mich von Peter, Paul, Oliver, Lulu und den Eseln verabschieden, der Besatzung am Samstagvormittag. So entscheiden wir, dass der 5. Dezember der beste Tag ist, um noch einmal zu den Eseln zu fahren. Mangels Auto nehmen wir den Bus.

Bus 119

Es ist Samstag, also müssen wir ziemlich lange warten, bis ein Bus der Santa Cruz Linie an der Haltestelle ankommt. Dass es Bus 119 ist, bereitet mir eine besondere Freude. Mit Soraida bin ich mindestens ein Dutzend Mal zu den Eseln gefahren. Wir haben immer gute Gespräche geführt, die Fahrten waren kurzweilig. Außerdem habe ich viel über die Straßen in Aruba von ihr gelernt, zum Beispiel wie man die an verschiedenen Stellen häufig auftretenden Staus lässig umfährt. Sie fährt uns mit gewohnter Ruhe zum Donkey Sanctuary. Ich mache ein blödes Selfie zum Abschied.

Blödes Selfie mit Soraida auf dem Parkplatz des Donkey Sanctuary

Wir beeilen uns, das Besucherzentrum zu erreichen. Regen setzt ein, schon auf dem Selfie sind die ersten Regentropfen zu sehen. In letzter Sekunde erreichen wir das schützende Dach, dann dreht der Regen richtig auf. Glück gehabt. Die Esel ziehen die übliche Show durch, mit denen sie bei den Besuchern um Futter betteln.

Grinseesel

Jens braucht erst einmal ein Frühstück. Er hat sich ein Salamibrötchen geschmiert und mitgenommen. Der intensive Geruch weckt sofort das Interesse von Shrimp und Sunchi. Die beiden Katzen drehen regelrecht durch. Leicht fällt Jens der Genuss nicht.

Sunchi und Shrimp auf der Suche nach der Salami

Nebenbei schneide ich die Karotten klein. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass Sweety sich nicht um das Salamibrötchen sondern um die Karotten kümmert. Er knabbert sogar daran. Diese Katzen haben ihr Verhalten anscheinend bei den Eseln abgeschaut. Einerseits der unfassbare Drang zum Futter, andererseits das Faible für die Karotten.

Sweety mit Karotten

Kommen wir also zum Höhepunkt des Tages, die Karotten müssen verfüttert werden. Ich besuche meine Freunde Diva, Gipsy, Kamino, Queenie, Tiger und Woods, Amadeus, Sonic und die anderen, die sich in den Ställen bzw. innerhalb des Zauns befinden. Als ich angefangen habe, die Esel zu füttern, war Diva zwar ein wenig frech, sonst aber ein sehr freundlicher Esel. Sie hat sich in den letzten Monaten immer mehr zu einem bockigen Teenager entwickelt und kickt aggressiv nach den anderen Eseln. Also mache ich Schluss, jeder hatte seine Karotte und Diva bekommt nicht den Rest.

Lecker Möhrchen

Die übrigen Karotten verfüttern wir so, wie es jeder andere Besucher auch macht. Wir erfreuen uns am Futterneid der Esel. Ich erlaube mir manchmal den Spaß und gebe die Karotte einem Esel aus der zweiten Reihe. Dann werden die in der ersten Reihe richtig böse.

Wir sind so süß. Gib‘ uns die Karotte

Der eseltypische Niedlichkeitswettbewerb läuft auf höchsten Touren, immerhin gilt es die Karotten zu bekommen. Bei den Futterpellets drehen sie nicht ganz so sehr durch. Ein Eimer Karotten ist schnell verfüttert. Ich verabschiede mich von den Menschen, dann fährt uns Lukas mit dem Eselskarren nach Oranjestad. Ohne die Esel wäre ich in den langen Monaten durchgedreht.

Noch süßer?

Es war nicht nur eine sinnvolle Tätigkeit, der Job gab mir immer wieder die Gelegenheit, Kontakt zu Meschen zu bekommen. Natürlich lernt man sich näher kennen, wenn man Woche für Woche eine gemeinsame Schicht macht. Doch auch der Kontakt zu den Besuchern war gut. In beinahe 100% der Fälle, in denen ich nach meiner Geschichte in Aruba gefragt wurde, entwickelten sich tolle Gespräche. Ob es nun mit einem amerikanischen Segler war, der auf einem See ein kleines Boot liegen hat oder mit einer holländischen Krankenschwester, die einen Dreijahresvertrag für Aruba abgeschlossen hat und diesen mit Sightseeing beginnt. Danke.

Energiebündel

Seit Tiger ins Donkey Sanctuary gekommen ist, bin ich ein paar Mal als Besucher hingefahren. Das Eselchen ist einfach zu süß. Außerdem darf ich Tiger in ein größeres Gehege lassen, wenn ich ein paar Randbedingungen beachte. Das Eingangstor zum Gehege ist leider so hoch angebracht, dass Tiger darunter durchrollen könnte. Deswegen muss man sie immer davon abhalten, zu nah an das Tor zu gehen. Ansonsten kann sie mit den anderen Eseln toben, hat viel mehr Auslauf als in ihrem kleinen Stall und offensichtlich viel Freude. Ihre Mutter hat es jedenfalls nicht leicht. Ich habe ein kleines Video zusammen geschnitten. Unfassbar, wie viel Energie in dem kleinen Esel steckt.

Ansonsten freue ich mich darauf, dass Jens in einer Woche nach Aruba kommt. Es ist noch viel Arbeit zu erledigen, bis wir weitersegeln können. Ich muss Sissi noch aufräumen. So viel Arbeit.

Am Montag fange ich an. Ganz bestimmt. Nein, am Montag bin ich bei den Eseln. Ich habe den Montag gegen den Dienstag getauscht. Also fange ich am Dienstag an. Sicher. Ganz bestimmt. Ich fahre auch nicht mehr zum Spaß ins Donkey Sanctuary.

Der übliche Zirkus, wenn es Karotten gibt.

Im vergangenen Jahr haben wir auf Lanzarote das Deck gestrichen. Gleich nach dem Ende der Malerarbeiten kam es zu einem starken Regenschauer. Ein großer Teil der teuren Decksfarbe ist so im Atlantik gelandet. Jetzt sieht es nicht mehr schön aus, die neue Farbe ist schon gekauft und wartet auf Jens. Außerdem haben wir Regenzeit. Manchmal regnet es von einer Sekunde auf die andere.

Triefnasser Esel

Die Esel funktionieren übrigens prima als Windzeiger, wenn es stark regnet. Der Hintern wird immer in die Richtung gedreht, aus der der Wind kommt. Eine Art Beifallsbekundung an den Wettergott.

Der Gewinner des hiesigen Wet-T-Shirt-Contests ist selbstverständlich Kamino.

Wet-T-Shirt-Contest

Ich fürchte im Moment wirklich am meisten, dass mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung mit dem Anstrich macht. Eigentlich sollten zwei Wochen für die Arbeiten ausreichen, andererseits regnet es inzwischen fast täglich.