Explosiv

Aruba befindet sich nun in einem Lernprozess. Die Zahl der Covid-19 Fälle ist so hoch, wie sie während der ersten Welle niemals war. Im Juni war die Insel ohne Fälle. Am 10. Juli gab es schon wieder vier Fälle, die ersten frischen Touristen aus den USA konnten einreisen.

Irgendwann in den letzten Wochen ist nach meinen Informationen ein Barkeeper aus dem Urlaub in den Niederlanden zurückgekommen. Er wurde bei seiner Einreise getestet und war negativ. Also ging er wieder zur Arbeit. Blöderweise war er jedoch trotzdem positiv. Ein großer Teil der Infektionen soll auf diese Bar zurückzuführen sein.

Am 3. August waren wir noch bei 12 Fällen, die ersten fünf Fälle wurden bekannt, in denen sich die Menschen hier auf Aruba angesteckt haben. Am 4. August stieg die Zahl auf 17, die Regierung verkündete die ersten Verschärfungen. Am 5. August wurden 39 neue Fälle bekannt. Am 6. August kamen weitere 92 Fälle hinzu. Heute dann 133. Die Gesamtzahl liegt damit bei 279 aktiven Fällen. Das explodiert hier bedauerlicherweise gerade etwas.

Busfahrer mit Maske und Scheibe

Am weitreichendsten ist die Pflicht, in öffentlichen Verkehrsmitteln Maske zu tragen. Damit habe ich an und für sich kein Problem. Allerdings hält manch ein Busfahrer gar nicht mehr an, wenn der Fahrgast ohne Maske an der Haltestelle wartet. Das geht mir auf den Keks, draußen kann schließlich nichts passieren. Dann wäre da noch die Sache mit dem Knoblauch… Man ist dem eigenen Atem des Todes schon ziemlich ausgeliefert.

Seit einigen Tagen warte ich angespannt auf ein Paket aus der Heimat. Jens hat es vor knapp zwei Wochen in den Niederlanden zur Post gebracht.

Man beachte die Schreibweise des “S” in FAST. Das ist Programm.

Am späten Vormittag erreicht mich ein Bündel von Nachrichten auf Whatsapp, die alle von einer mir unbekannten Rufnummer aus Aruba kommen.

“Ho”
“Hi”
“My name is luis from UPS”
“Can i hafe your name?”
“Are you the owner of Yacht Sissi?”

“My name is Jörg and I am the owner of Sissi.”

“Hi sir”
“My name is Luis from UPD”
“Ups”
“Are you in Aruba?”

“Yes I am. I hope you have a parcel for me.”

“Correct i have a transit shipment for you, but we connot delivered, customer must to picked up at Cargo Building due that the shipment is in Transit.”
“Our location is…”
“You will not pay duties”
“But our handling is”
“48.86 USD”

Das Paket liegt schon hinter Sissi am Steg

Ich bitte Charly, mich zum Flughafen zu fahren. Dort befindet sich die Niederlassung von UPS. Später bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Mit Gesichtsmaske stehe ich im Büro und darf erst einmal knapp zehn Minuten warten, bis Luis ein Telefongespräch mit seiner Freundin beendet hat. So viel Zeit muss immer sein.

Dann legt er sich aber sofort für mich ins Zeug. Als erstes kassiert er die Gebühren. Ich zahle mit Bargeld in der Hoffnung, den Prozess vielleicht ein klein wenig beschleunigen zu können. Das Gegenteil ist der Fall – Luis findet keine 1.14 USD. Ein Kollege im Hinterzimmer kann aber wechseln. Ich darf ein paar Papiere unterschreiben, andere Zettel werden lautstark gestempelt. Dann erklärt mir Luis, dass diese Papiere nun zum Zoll müssen.

Er verschwindet für eine knappe Viertelstunde, dann sind zu dem Papierstapel noch weitere Zettel dazugekommen. Dann erklärt mir Luis, dass er nun das Paket holen geht. Schon nach 20 Minuten ist er wieder da. Ich muss die Papiere und das Paket nun zum Zoll nach Oranjestad fahren. Bzw. Charly muss mich dorthin fahren, wir sind inzwischen schon eine knappe Stunde für die Abholung des Pakets unterwegs.

Äppler an Bord

Der Hafen in Oranjestad ist weitestgehend verwaist. Trotzdem findet Charly keinen Parkplatz, Parken ist dort nicht vorgesehen. Da ich nicht weiß, wo der Zoll ist, lasse ich das Paket im Auto. Es fährt mit Charly zur Tankstelle. Zwar liegt ein Kreuzfahrer an der Pier, es ist jedoch nur ein Teil der Crew an Bord. Ich frage den Pförtner, wo sich der Zoll befindet. Der zeigt auf das benachbarte Gebäude. Dort befindet sich eine Art Käfig, in den ich gehe und an einem winzigen Fenster anklopfe.

Das Fenster öffnet sich einen Spalt und ich werde nach meinem Anliegen gefragt. Nun hätte ich das Paket präsentieren müssen. Der Zöllner gibt sich jedoch mit den Papieren zufrieden und sagt, dass er mir glaubt, ich würde das Paket an Bord bringen. Klar! Selbstverständlich!

Der teuerste Apfelwein meines Lebens

Noch nie in meinem Leben habe ich einen Apfelwein getrunken, der pro Glas sechs Euro kostet. Jeder Schluck ein Euro. Und er schmeckt richtig, richtig gut. Danke!

Iguanasuppe

Es ist wie im richtigen Leben. So komme ich im Augenblick kaum dazu, Beiträge für das Blog zu schreiben. Draußen passiert so viel. Zumindest haben wir wieder Wind. Die Flaute dauerte nur knapp zwei Tage.

Filetsteak

Ich möchte mit einem Filetsteak beginnen, das fünf Zentimeter dick geschnitten auf meinem Teller liegt. Lecker. Zuvor wurde ich in einem Restaurant unglaublich enttäuscht. Das eigentlich sehr gute Fleisch war zu Beginn der Zubereitung vermutlich auch fünf Zentimeter dick. Dann hat der Koch es nach Art eines Schmetterlingschnitzels aufgeschnitten und anschließend gebraten. Ein Graus. Dann brate ich es mir lieber selbst.

Seltener Anblick – drei Busse sind gleichzeitig abfahrbereit.

Inzwischen habe ich das Busnetz von Aruba komplett entschlüsselt. Jetzt fehlt mir nur noch ein aktueller Fahrplan. Der im Internet veröffentlichte Fahrplan entspricht jedenfalls nicht dem tatsächlich gefahrenen. Auch der Aushangfahrplan am zentralen Busbahnhof hat bestenfalls den Wahrheitsgehalt einer Rede von Herrn Trump. Einige Linien sind zwar verzeichnet, sind jedoch eingestellt. Über eine Linie gibt es keine Informationen. Der Bus der Linie 5 fährt mehrmals am Tag die Dörfer im Hinterland an. Dort gibt es nicht einmal Haltestellenschilder, man hält den Bus einfach durch ein Winkzeichen an.

Die bei der staatlichen Gesellschaft Arubus beschäftigten Busfahrer halten sich gerne im Pausenraum am zentralen Busbahnhof auf. Gelegentlich läuft einer der Fahrer zu einem der mit laufendem Motor (und laufender Klimaanlage) geparkten Fahrzeuge und fährt seine Fahrgäste an ihr Ziel. Danach geht es zielstrebig wieder in den Aufenthaltsraum. Ich habe gestern eine Mail an den Busbetreiber mit der Bitte um einen aktuellen Fahrplan geschickt.

Fünf Busse haben Pause.

Für die Fahrt in einem dieser Busse werden 4,50 Florin verlangt – unabhängig von der gefahrenen Strecke. Neben den großen staatlichen Bussen gibt es noch ein komplettes zweites Busnetz in Aruba. Die kleinen privaten Busse. Sie fahren auf denselben Strecken und halten überall auf ein Winkzeichen. Lediglich in Oranjestad unterscheidet sich die Starthaltestelle.

Wartende Kleinbusse

Eine Fahrt mit den Kleinbussen kostet lediglich 3 Florin. Für 6 Florin gibt es jedoch einen speziellen Service – der Bus verlässt seine Fahrtstrecke und fährt bis direkt vor die Haustür. Das ist sehr praktisch. Wenn man möchte, kann man mit dem Fahrer noch ein Pickup vereinbaren. Dann kommt der Bus etwa zu einer bestimmten Uhrzeit an den vereinbarten Ort und sammelt den Fahrgast ein. Praktisch.

Die kleinen Busse fahren alle paar Minuten, wesentlich öfter als die staatliche Konkurrenz. Ein Wermutstropfen ist die Qualität des angebotenen Transports. Das trifft auf die FahrerInnen beider Bussysteme zu. Für die FahrerInnen ist es kein Problem, während der Fahrt WhatsApp zu lesen und zu schreiben. Bei den Privatbussen kommt dazu noch eine stark schwankende Qualität der Hardware. Vom fabrikneuen Fahrzeug mit Neuwagengeruch, Klimaanlage, bequemen Sitzen und intakter Federung bis zum rollenden Vollschrott, der bei uns niemals vom Hof des TÜV rollen würde, kann man alles bekommen.

Alle FahrerInnen haben aber auch gemein, dass sie außerordentlich freundlich sind. Wenn ich da so an Frankfurt oder gar Berlin denke…

Im Minibus

Jetzt habe ich mir den größten Teil der Insel mit öffentlichen Verkehrsmitteln zugänglich gemacht. Das ist ein gutes Gefühl. Sogar eine Arubus-Smartcard konnte ich mir besorgen. Damit sinkt der Fahrpreis für die Busfahrt auf etwas mehr als 3 Florin, etwa 1,50 Euro.

Esel

Mit den Kleinbussen gibt es somit die Möglichkeit, zum Donkey Sanctuary zu kommen. Bisher konnte ich immer mit den Chapos gemeinsam im Auto fahren, es ist aber gut zu wissen, dass es auch ohne Auto geht.

Der oben abgebildete Esel ist übrigens männlich. Nach der Veröffentlichung einiger Fotos wurde ich nach dem Geschlecht der Esel gefragt. Ich möchte es mal so formulieren: Die Männchen lassen sich sehr gut von den Weibchen unterscheiden. Am Futtertrog sind sie jedenfalls alle ziemlich rabiat untereinander.

Entspannung pur.

So lange die Fütterung noch nicht läuft, können sich die Katzen auch noch entspannen. Ich bekomme es übrigens noch nicht hin, allen fünf Katzen ihre Namen zuzuordnen. Nur bei Sweety weiß ich es zu 100%. Die Katzen bekommen ihr Futter immer erst kurz bevor alles zugeschlossen wird. Damit soll vermieden werden, dass eine Katze aus Versehen eingeschlossen wird.

Entspannung auf dem Kassentresen des Souvenirladens

Vielleicht hatten die bösen Zungen wirklich recht und ich gehe nur wegen der Katzen zu den Eseln. Die Esel können einfach nicht schnurren, die Ohren sind nicht so schön spitz und ihr Fell lange nicht so weich.

Die Eselkatzen sind jedenfalls nicht nur auf Whiskas abgerichtet. Wenn sie zwischendurch Hunger haben, können sie sich ihre Leckereien auch in der freien Natur besorgen.

Sweety mit seinem Snack

Zweimal die Woche zu den Eseln zu gehen ist eine schöne Sache. Öfter muss es nicht sein, man kommt dort ziemlich ins Schwitzen bei der ungewohnten körperlichen Arbeit. Es bringt mir eine schöne Abwechslung. Wenn ich einem Arubaner davon erzähle, freut der sich immer riesig. Sie mögen ihre Esel schon sehr.

Blick über das Gelände des Donkey Sanctuary Aruba

Was der Katze schmeckt ist sicher auch für den Menschen ganz lecker. Nicht nur in den Nachbarländern werden Iguanas gegessen, auch auf Aruba gibt es Spezialitäten auf Iguanabasis.

Vor ein paar Tagen fragte mich Shelley, ob ich Lust auf einen Teller Iguanasuppe hätte. Da ich immer gerne neue Tiere auf den Speiseplan nehme, habe ich mein Interesse geäußert. Gestern Abend brachte mir Shelley dann die Suppe ans Boot.

Iguanasuppe

Es hat hervorragend geschmeckt. Eine Gemüsesuppe mit Fleischeinlage. Das Fleisch schmeckt in etwa so wie Froschschenkel oder Hähnchen. Vielleicht sollte man die Iguanas nicht zu Suppe verarbeiten, sondern mit Knoblauch und Petersilie anbraten. Die Suppe war allerdings sehr lecker gewürzt und hatte eine angenehme Schärfe. Danki!

Motorboot mit Mast

Gestern hat sich mein Ausblick seit langer Zeit zum ersten Mal verändert. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als hätte sich der verrückte Ami ganz hinten einen Mast auf die Motorbratze gesetzt.

Sieht man genauer hin entdeckt man die britische Segeljacht Aequus, die seit gestern im Hafen von Oranjestad liegt. Sie ist in fünf Tagen von St. Lucia nach Aruba gesegelt und hat jetzt einen hurrikansicheren Platz. Vorher hing sie drei Monate auf St. Lucia fest. Gelegentlich gibt es sogar hier Veränderungen.

Schweinekrustenbraten

Seit Wochen schon bin ich Stammkunde in der Metzgerei Carniceria Central. Bisher habe ich noch keine bessere Bezugsquelle für Fleisch gefunden. Nicht zuletzt haben sie dort sehr gute Preise. Vor zwei Wochen ist mir dort leckerer Schweinebauch aufgefallen. Leider konnte ich kein großes Stück erwerben, wie man es für einen Krustenbraten braucht. Der gesamte Schweinebauch war leider schon in Scheiben geschnitten.

Das Problem ist, dass der Metzger das Fleisch tiefgefroren erhält und schon in gefrorenem Zustand schneidet. Der Chef versprach mir, bei der nächsten Lieferung ein Stück für mich aufzuheben und nicht zu schneiden.

Schweinekrustenbraten mit Semmelknödeln

Jutta hat den Schweinebauch anschließend stundenlang in ihrem Bordbackofen geschmort. Als traditionelle Beilagen wurden Semmelknödel und Kraut gereicht. Lecker! Leider hatten wir kein fränkisches Bier zur Hand, damit hätten wir die Mahlzeit perfekt ergänzen können.

Obwohl wenn ein schöner Krustenbraten nicht im Verdacht steht, ein kalorienarmes Gericht zu sein, hat Jutta den Braten noch um einen Apfelstrudel ergänzt. Wir hatten mal wieder eine ordentliche Fressorgie.

Und warum schreibe ich das alles auf? Ich habe so viel über das Essen geschrieben, dass man beim Lesen schon zunehmen könnte. Ganz einfach: Charly hat eine hervorragende Technik entwickelt, dem Krustenbraten die perfekte Kruste zu verpassen. Das geht im Bordbackofen nämlich nicht. Der Braten würde auseinander fallen, bevor auch nur ein Ansatz von einer Kruste entsteht. Auf Lanzarote erlebten wir Charlys Vorstellung schon einmal, jetzt auf Aruba durfte ich sie wieder sehen. Die Wiederholung war sogar besser als die Premiere. Eine perfekte Kruste.