Timanfaya

Timanfaya ist keine Tropenkrankheit, sondern eine wichtige Sehenswürdigkeit auf Lanzarote.

Eine riesige Geröllhalde aus erkalteter Lava und Asche läuft unter dem Namen „Nationalpark Timanfaya„. Wir haben uns unser Speed-Dinghi geschnappt und dort einen Besuch gemacht. Gleich an der Einfahrt zum Parkplatz ziehen sie einem 10€ pro Person aus dem Portemonnaie, man kann sich praktisch nicht dagegen wehren, auch nicht einfach so wild parken, denn direkt neben der Straße türmt sich das Vulkangestein in ungeahnten Höhen.

Im Eintrittsgeld inkludiert ist eine gut halbstündige Rundfahrt mit dem Touristenbus. Kaum hatten wir das Auto verlassen, wurden wir quasi schon in den nächsten abfahrbereiten Bus gedrückt. In vier Sprachen (Spanisch, Englisch, Deutsch und Französisch) wurde den Fahrgästen vor der Abfahrt mitgeteilt, dass es in wenigen Minuten losgehen wird, dass aus Zeitgründen die Durchsagen während der Fahrt nur in Spanisch, Englisch und Deutsch gemacht werden und dass man unterwegs nicht aussteigen können wird. Man möge sich für den vollen Text bitte die App aufs Handy laden.

Nach dem dreimaligen Genuss dieser Vor-der-Fahrt-Ansage stieg der Busfahrer endlich ein und es ging los.

Im Touristenbus

Während der Fahrt läuft dann ein dreisprachiger Text, der die Vulkanausbrüche in der Vergangenheit beschreibt. Der Bus hält dazu an verschiedenen interessanten Gesteins- und Kraterformationen. Ich habe außer dem obigen Bild im Bus keine Fotos gemacht, das war mir zu albern. Die meisten anderen Fahrgäste haben die Fahrt gefilmt und schlechte Bilder durch die getönten, schmutzigen Scheiben gegen die Sonne gemacht.

Das mag alles jetzt ein wenig abwertend klingen, ich meine das gar nicht so. Ich bin nur nicht so sehr an das Verhalten von Touristen in Gruppen gewöhnt. Die Fahrt selbst macht Spaß und gibt wirklich schöne Einblicke. Auf Wikipedia kann man die Aufzeichnungen des Pfarrers von Yaiza nachlesen. Diese sind im Prinzip der Hauptbestandteil des erklärenden Textes zur Busrundfahrt.

Touristen bestaunen ein Strohfeuer

Nach Abschluss der Tour wurden die Touristen noch zu einem Loch im Boden geführt. Dort konnten sie bestaunen, dass sich trockenes Stroh entzündet, wenn man es in das Loch wirft. Die Show wurde auch reichlich gefilmt. Ja, das vulkanische Gestein ist noch sehr heiß, auf dem Berg steht ein (teures) Restaurant, in welchem auf der vulkanischen Hitze sogar noch gegrillt wird.

Künstlicher Geysir

Ebenfalls zur Unterhaltung der Touristen sind vor dem Restaurant einige Rohre in den Boden versenkt. Hier gießen die Touristenführer nach der Show mit dem brennenden Stroh einen Eimer Wasser hinein, der dann nach wenigen Augenblicken als Wasser-Dampf-Gemisch zurück kommt.

Wir sind anschließend noch ein paar Schritte zu Fuß gegangen und haben uns die erloschenen Vulkane, Krater und die ganze Landschaft hereingezogen.

Irgendwann kam hier einmal Lava heraus.

Außer ein paar Flechten und Moosen wächst noch nicht viel in dieser Gegend der Insel, der letzte Vulkanausbruch ist ja auch erst 200 Jahre her. Ich kann mir vorstellen, dass das hier wieder alles grün ist, wenn ich in 200 bis 300 Jahren hier das nächste Mal vorbei komme.

Blick über die Kraterlandschaft bis zum Meer

Auf den Bildern sieht das wie eine Mondlandschaft aus, gleich landet Apollo 13. In der Wirklichkeit sieht es genauso aus. Es ist beeindruckend. Und es ist beeindruckend, wie hartnäckig die Menschen diese Insel trotzdem weiter besiedelt haben.

Es war ein toller Ausflug, wir hatten unsere helle Freude daran. Das Eintrittsgeld ist gut investiert, ich kann jedem Besucher von Lanzarote diese Vulkane empfehlen.

Vulkanasche, kalte Lava und im Hintergrund ein weißes Dorf

Umparken ist albern

Mit dem Motorrad durfte ich die Erfahrung schon des Öfteren machen. Auf die Zeltplatzwiese gefahren, Motorrad aufgebockt und das Zelt schnell aufgestellt. Dann zum Bierstand des Motorradtreffens, Grillwurst essen und den Abend verfliegen gelassen. Anschließend in fragwürdigem Zustand zurück zum Zelt gegangen und gesehen, dass man das Motorrad schöner hinstellen kann. Das Ergebnis war in 98% der Fälle Belustigung für die anderen Teilnehmer des Motorradtreffens. In 100% der Fälle hatte ich aber Hilfe, um das Motorrad wieder aufzustellen. Umparken ist albern.


Wir erreichten die Marina Puerto Calero am Abend des 10. November und waren froh, dass wir aufgenommen wurden. In der Marina Rubicon hatten wir zwar reserviert, aber erst ab dem 18. November. Aufgrund der guten Windvorhersage sind wir eine Woche früher von Lagos zu den Kanaren gestartet und die problemlose Passage hat unsere Entscheidung bestätigt. Uns wurde ein Liegeplatz am Ende des Pontoons J zugewiesen. J gefällt uns, das ist unser Buchstabe.

Am nächsten Morgen war ich beim Hafenmeister, um den Aufenthalt für den Rest der Woche klar zu machen. Bei einer Windvorhersage von 30 kn mit Böen bis zu 40 kn wollten wir nicht ankern. Das macht keinen Spaß.

Der Hafenmeister meinte, wir könnten gerne bleiben, müssten das Boot aber auf einen anderen Platz verlegen. Unser Platz sei reserviert. Auf meine Frage, wie wir das bei 30 kn Wind machen sollen, hatte der Hafenmeister nur die Antwort, dass er zwei Marineros schicken wird, die uns helfen. Und wir sollen schnell verlegen, denn gegen Mittag würde der Wind wieder stärker werden. Na gut.


Der Wind schien etwas nachzulassen, die Marineros waren vor Ort und das Ablegemanöver klappte hervorragend. Dann folgte die Hauptarbeit. Wenden von Sissi bei inzwischen wieder 25 kn Wind mit ihrem langen Kiel und ohne Bugstrahlruder. Mmmpf. Ich fand einen geeigneten Platz. Dachte ich…

Spuren unseres Rocna

In der Drehbewegung erwischte uns eine Bö. Und wir erwischten gerade noch so einen Katamaran. Der Besitzer nahm es mit Humor.

Ein wenig Gelcoat, etwas Arbeitszeit und 70€ später sah der Kat wieder wie neu aus. Umparken ist nicht nur albern, Umparken ist Mist. Auf dem „reservierten“ Platz liegt bis heute kein anderes Boot. Das nächste Mal werde ich mit dem Hafenmeister streiten, das ist billiger.

Hacking Baumarkt

Die Überschrift für diesen Beitrag brummt schon seit ein paar Stunden in meinem Kopf herum. Ich weiß aber noch nicht so recht, wie ich ihn beginnen soll. Am besten, ich beginne am Anfang.

Speed Dinghi mit festem Dach und festem Boden

Am Anfang war der Autovermieter. Wir sind ja in der Marina Puerto Calero gelandet, die ist so ziemlich von allem weit entfernt, was wir ansehen wollen. Lediglich der Weg zur Bushaltestelle ist einigermaßen kurz, der Bus fährt aber nur einmal in der Stunde. Es gibt nur einen kleinen Supermarkt in der Marina, der nächste Supermarkt außerhalb ist schon vier Kilometer weg. Außerdem wollen wir uns die Insel ansehen. Also bin ich zum örtlichen Autovermieter gegangen und habe mir ein Speed-Dinghi gemietet. Es hat Platz für vier Personen oder zwei Personen und unsere lädierte Genua. Den Preis von 110€ für eine Woche finde ich nicht überzogen. Das zahlt man hier auf der Insel auch, wenn man sich eine Karre außerhalb der Marina besorgt – nur muss man da noch mit dem Bus hinfahren, um sie abzuholen bzw. zurück zu bringen.

Der Autovermieter ist ein fauler Mensch. Nachdem er meine Kreditkarte durch das Gerät gezogen hat, drückt er mir den Autoschlüssel in die Hand. Ich frage noch nach einer Übergabe, er sagt mir, dass der Wagen hinter dem Haus rechts steht. Na gut. Dann finde ich eine Menge Schäden von den Vormietern, die ich fotografiere. Ich gehe zurück zu ihm ins Büro, störe ihn beim Daddeln mit seinem Handy und bitte ihn, die Schäden zu notieren. Er antwortet mit den Worten „It’s okay. It’s full casco“. Na gut.

Hui, wie schnell!

Wir finden zwar weder Festmacher noch Fender, doch wir kommen gut aus der Marina. Den Mast vermissen wir auch und ich vermisse ganz besonders den Autopiloten im Auto. Dafür zeigt Navionics aber einen ganz guten Speed an. Ein Motorboot halt. Jens und ich sitzen seit Frankfurt zum ersten Mal wieder in einem Auto.

In rasender Fahrt passieren wir Arrecife, den größten Ort der Insel, auf der Umgehungsstraße und sehen einen Baumarkt, einen IKEA und noch andere große Läden. Wir sind uns einig, dass wir dort noch einmal hin müssen.

In den Baumarkt müssen wir sowieso, denn unser 10er Schlüssel ist im Hafenbecken von Lagos tauchen gegangen. Außerdem haben wir eine Spur verlorener Schrauben im Atlantik hinter uns hergezogen. Die vibrieren sich bei Sissi genau so schnell ab, wie bei einem Motorrad aus Milwaukee. In Lagos bei der Kontrolle waren sie noch fest, in Puerto Calero haben sie schon gefehlt. Dumm gelaufen. Langsam gehen uns die M6-Schrauben aus. Auch von den M10 haben wir nicht mehr viele. Aber zuerst wollen wir noch etwas Sightseeing machen.

Blick aus den Bergen auf das Meer

Wir haben so viele schöne grüne Landschaften gesehen, dass wir uns über das vollkommen andere Ambiente auf Lanzarote freuen. Es ist etwas ganz Eigenes, überall dominieren die Farben Braun, Schwarz und Dunkelbraun. Asche, Lava. Dazwischen die Dörfer sind immer weiß gehalten. Zuerst haben wir es nur für Ferienhaussiedlungen gehalten, dann aber gelernt, dass es hier einen großen Künstler, César Manrique, gab, der die Insel vor Bettenburgen und größtenteils auch vor Hochhäusern bewahrt hat.

Mirador del Rio

Auch der Aussichtspunkt Mirador del Rio ist ein Werk von César Manrique. Man hat von hier aus einen tollen Blick auf die Nachbarinsel La Graciosa. Dort befindet sich auch eine der wenigen schönen Ankerbuchten. Vielleicht fahren wir da noch einmal hin.

La Graciosa

Eines von den weißen Dörfern muss ich unbedingt noch fotografieren. Auf dem Rückweg zu Sissi sind wir dann am Strand entlang gefahren. Auch sehr, sehr schön. Mir gefällt die Insel ungemein.

Am Strand

Jetzt sind wir auf dem Rückweg und ich komme nun zur Baumarkt-Geschichte. Bewaffnet mit einem langen Einkaufszettel sind wir durch die Regalreihen getigert. Schrauben, Muttern, Schraubenschlüssel, ein Extraset Schraubenschlüssel zum Versenken, Kaffeekannenhalterung für das Cockpit, Wäscheklammern, Wäscheleine und und und…

In einem Regal sehen wir Fußmatten und greifen sofort zu. Eine ordentliche Industriematte, die man mit Salzwasser tränken kann (gegen die Kakerlakeneier, in die man vielleicht reingetreten ist) und die oberhalb der Einstiegsleiter hingelegt werden kann. Schwupps ist sie im Einkaufswagen.

Optimus Baumarkt in Arrecife

An der Kasse wird jedes Teil gescannt. Bei der Fußmatte fehlt aber der Aufkleber mit dem Barcode. Ich will schon losgehen, um eine andere zu holen, da sich hinter uns eine Schlange gebildet hat, doch Jens hält mich zurück – es war die letzte Fußmatte dieser Art. Die Kassiererin ruft eine Kollegin zu Hilfe. Die geht zu den Fußmatten und kommt nach ein paar Minuten mit einem dicken Fragezeichen im Gesicht. Das kommt mir spanisch vor.

Die Kollegin der Kassiererin verschwindet im Hinterzimmer. Dann kommt sie wieder. An einem PC beginnt sie, im Online-Sortiment des Baumarkts zu stöbern. Dann werden Bilder von Fußmatten mit der Google-Bildersuche durchgeschaut. Dann wird Amazon aufgerufen. Es wird wieder diskutiert. Die Schlange hinter uns wächst und wächst.

Die Aktion an der Kasse dauert nun schon eine knappe Viertelstunde. Die Kassiererin „parkt“ unseren Einkauf und baut erst einmal die Schlange ab. Jens macht den Vorschlag, doch einfach das Preisschild aus dem Regal zu nehmen. Der Vorschlag ist ja an und für sich nicht schlecht, aber für genau diese Fußmatte gibt es kein Preisschild. Letztendlich wird der Preis von irgendeiner Fußmatte in die Kasse eingegeben. Der Preis ist okay.

Nach einer halben Stunde an der Kasse kannten wir fast alle Mitarbeiter des Baumarkts. Und wir hatten die Idee zum Baumarkt-Hacking. Man kaufe einen Gegenstand bei OBI und trage ihn zu Hornbach an die Kasse. Es muss ein Gegenstand sein, den Hornbach nicht im Sortiment hat, der aber baumarktüblich ist. In Arrecife konnten wir auf diese Weise unabsichtlich sechs Menschen eine halbe Stunde beschäftigen. Wie mag das wohl bei Hornbach sein???