Abgefahren: Salty und Joint Venture II

Der Wind ist wieder da. Seit heute Mittag weht er über Sao Vicente, gibt in den heißen Stunden am Mittag Erfrischung und Kühlung in den Gassen von Mindelo. Schon gestern hat sich auf vielen Segelbooten in der Nachbarschaft eine rege Betriebsamkeit ausgebreitet. Die Boote wurden innen und außen gewaschen, Tonnenweise Waren aus den Supermärkten wurden an Bord geschafft. Abfahrtstermine wurden reihenweise am Steg diskutiert.

Der Wind wird Stunde um Stunde stärker und stetiger. Er hält sich an die Wettervorhersage. Björn, Marieke und Merlin haben aus der Marina ausgecheckt und die letzten Grüße über das Wlan der Floating Bar versendet.

Die Salty-Crew hat alle Formalitäten hinter sich und ist auf dem Weg zum Boot

Wir wünschen uns gegenseitig alles Gute für die Überfahrt. Dann helfen wir, die vielen Leinen der Salty zu lösen. Vorher muss natürlich noch ein Foto sein.

Eine gewisse Anspannung vor der Überfahrt ist in den Gesichtern zu sehen

So ernsthaft, wie die drei auf dem obigen Bild gucken, wollte ich das dann aber nicht alleine ins Blog stellen. Wie werden wir wohl schauen?

Es geht los!

Eine der Vorleinen war zunächst widerborstig. Dann konnten wir sie lösen und Salty war frei. Wir haben auf Martinique eine Verabredung! Wir wünschen euch eine traumhaft schöne Überfahrt.

Auf dem Weg in die Karibik

Ein weiteres deutsches Boot hat sich heute auf den Weg in die Karibik gemacht, die Joint Venture II. Wir haben die Crew schon in Santa Cruz kennen gelernt und uns über das Wiedersehen hier gefreut. Sie wollen nach Barbados, genau wie wir, und müssen aber am 16. Januar schon dort sein. Ein Crewmitglied hat den Heimflug schon gebucht.

Auch hier ist großes Hallo am Steg, es kommen immer viele Segler zu einem solchen Abschied. Bei uns wird wohl keiner stehen und winken, unsere neuen Bekannten und Freunde fahren alle vor uns.

Abfahrt der Joint Venture II

Am Abend sehen wir die Joint Venture wieder am Steg liegen. Ein wichtiges Teil der Windfahnensteuerung war gebrochen, auf See nicht zu reparieren. Sie mussten drei Meilen hinter Mindelo umdrehen. Das Ersatzteil konnten sie heute noch beschaffen, morgen früh geht es wieder los.

Gold, Platin und viel Arbeit

Auf dem Weg nach Mindelo ist uns das Spifall gebrochen. Mitten in der Nacht. Wir haben uns dann eineinhalb Stunden damit beschäftigt, den Parasailor wieder aus dem Wasser zu bekommen.

Am nächsten Morgen sah ich eine weitere Bescherung, die uns diese Aktion eingebracht hat:

Unterwant, Steuerbord achtern. Leicht defekt.

Auf der Steuerbordseite an der achteren Unterwant waren zwei Drähte gebrochen. Das war nicht gut, gar nicht gut. Damit kann man nicht weiterfahren, jedenfalls nicht mit gutem Gewissen. Ich habe weder Jens noch Jakob etwas davon erzählt, es reicht, wenn ich nicht gut schlafen kann. Komischerweise ist es keinem der beiden aufgefallen. Das hat in der Nacht wirklich einen großen Knall gegeben.

Für mich war in der Situation klar, dass wir auf die Kapverden müssen. In Mindelo gibt es die einzige Firma im Umkreis von 800 Meilen, die neue Wanten herstellen kann. Sie heißt boatCV und hat ihren Sitz praktischerweise direkt in der Marina.

Ein neues Spifall war schnell gekauft. Sie hatten das entsprechende Seil zunächst nicht in der richtigen Länge vorrätig. Da klingelten bei mir innerlich schon die Alarmglocken, aber die Dame am Tresen meinte, dass in einer Stunde eine neue Rolle Seil da wäre. So war es dann auch. Das neue Spifall wurde abgemessen und abgerechnet. Wir haben es mit Hilfe einer Angelschnur problemlos in den Mast einziehen können.

Spifall mit Goldfäden

Aufgrund der verbesserten Haltbarkeit und Reißfestigkeit werden auf den Kapverden in die Fallen dicke Goldfäden eingewoben. Aus 24-karätigem Gold. Das muss man dann als Segler mitbezahlen. Wenn man die vergoldeten Seile nicht möchte, kann man es ja 2000 Meilen weiter in der Karibik noch einmal probieren.

Die Unterwanten bestehen zu 25% aus reinem Platin. Auch das dient der Verbesserung der Stabilität. Der Mann im Bootsladen wollte mir zuerst erklären, dass er vor dem 15. Januar keine Zeit für uns und die Unterwanten hat. Als ich ihm jedoch sagte, dass wir die alten Wanten selbst abmachen und die neuen auch selbst montieren, war er auf eine Stunde herunter zu handeln. Er kam dann am Morgen vorbei, holte die kaputte Want ab und brachte zwei Stunden später schon die beiden neuen. Man muss ja immer beide Seiten tauschen, auch wenn nur eine Seite kaputt ist.

Hoffentlich kommen jetzt keine Piraten, die das Edelmetall von Sissi wieder herunterrupfen wollen. Der ganze Spaß hat zusammen 100.000$ gekostet.

Blick von oben auf Sissi. Man sieht auf dem Steg eine Unterwant liegen.

Als die Mastleiter hochgezogen war, ist Jakob ganz nach oben geklettert und hat ein paar Bilder gemacht. So sieht Sissi von oben aus.

Im Gourmetrestaurant

Wir sind Schlemmermäuler. Wir lieben gutes Essen. Und wir wollen immer gerne das Essen kennenlernen, das die Menschen vor Ort essen. Also wollten wir in Mindelo nicht irgendeine Pizzeria aufsuchen, sondern ein Restaurant, in das die Einheimischen gehen.

Gourmetrestaurant – nur echt mit Hunden vor der Tür

Als wir unseren ersten Spaziergang an Heiligabend durch Mindelo gemacht haben, ist uns dieses Restaurant erstmals aufgefallen. Es war brechend voll und es roch lecker aus der Tür. Also haben wir unser Heiligabend-Essen in diesem Gourmet-Tempel genossen. Leider waren wir kurz vor Ladenschluss dort und es gab nur noch eine Speise. Die bestand aus Hühnerschenkeln, Reis und Pommes und war total lecker.

Wir haben das Restaurant noch ein zweites Mal gegen Mittag besucht. Da war wesentlich mehr los als kurz vor Ladenschluss. Ständig kamen Leute rein, haben ihre eigenen Tupperdosen mitgebracht und Essen für die ganze Familie abgeholt. Wir bekamen toll marinierte Schweineschnitzel mit Gemüse und Reis. Jede Speise kostet nur 3€.

Im Gourmet-Tempel

Wir können diesen Laden nur weiterempfehlen. Im Gegensatz zu dem Restaurant, in welchem wir gemeinsam mit der Salty das Weihnachtsessen genossen haben, wird man hier schnell bedient. Außerdem gehen dort fast nur Einheimische hin. Passenderweise sind auf dem obigen Foto noch zwei andere Jachties zu sehen, die scheinbar ähnliche Essgewohnheiten wie wir haben.

Wegbeschreibung