Busfahren auf Aruba – wir fahren nach Lourdes

Auf Aruba gibt es einen gut ausgebauten ÖPNV. Von Oranjestad aus kann man mit dem Bus über die ganze Insel reisen. Eine Einzelfahrt kostet unabhängig von der Entfernung 2,60 US$. Für das Geld bekommt man eine ganze Menge Busfahren, der Preis ist vollkommen in Ordnung.

So spazieren wir zum zentralen Busbahnhof und nehmen die Linie nach San Nicolas, ganz im Süden der Insel. Die Busse sind recht neu, haben eine brutal gute Klimaanlage und im Inneren läuft, wie überall in der Karibik, natürlich Reggaemusik.

Wir steigen aus und sehen auf der Straße ein Hinweisschild zur Grotte von Lourdes. Das klingt interessant, schon weil das Schild in Richtung des Naturparks zeigt, den wir besuchen wollen. Leider gibt es keine Buslinien zum Naturpark, also gehen wir in der knallenden Sonne zu Fuß.

Straße in San Nicolas

Außer uns blöden Touristen ist kaum ein Mensch auf der Straße zu sehen. Alle verbringen die heißesten Stunden des Tages irgendwo im Schatten.

Auch wir suchen uns ein schattiges Plätzchen und stärken uns mit selbst gebackenem Brot, auf dem der in Bonaire gekaufte, im Kühlschrank von Sissi gründlich nachgereifte französische Rohmilchcamembert schon beinahe ein Eigenleben entwickelt. Den riecht man wahrscheinlich quer über die ganze Insel, er ist aber super lecker.

Lustig. Jens kaut ein Brot. Das ist immer für einen feinen Gesichtsausdruck gut.

Immer weiter laufen wir aus dem Ort in Richtung Naturpark. Die Landschaft unterscheidet sich kaum von der Landschaft auf Bonaire, nur gibt es hier weniger Vögel zu sehen – warum auch immer. Dann erreichen wir endlich die Grotte.

Schild am Eingang

Vor der Grotte, die immerhin sogar auf dem großen Wegweiser an der Hauptstraße aufgeführt ist, steht nicht ein Auto. Auch kein Reisebus. Niemand. Nur die Sonne brennt. Es gibt keinen Ticketschalter und es kostet auch keinen Eintritt. Wir erklimmen die Stufen.

Lourdesgrotte

Nun wissen wir Bescheid. Die Lourdesgrotte ist relativ klein und gut eingezäunt. Blumen und Kerzen zeigen, dass sie regelmäßig benutzt wird.

Lourdes

Nach ein paar Minuten haben wir genug gesehen. Es ist eine Mischung aus Religion und Tristesse. Wir fotografieren noch ein wenig, dann machen wir uns auf den Weg und gehen in der Hitze wieder zurück zur Bushaltestelle.

Dort steht glücklicherweise ein Baum, unter dem wir im Schatten auf unseren klimatisierten Transport nach Oranjestad warten können. Auch auf Aruba regnet es selten.

Kakteen bei der Grotte

Straßenbahn fahren auf Aruba

Darauf habe ich mich sehr gefreut. Wir sind auf Aruba und dort gibt es eine Straßenbahn. Ich hatte schon lange keine Schienen mehr unter dem Arsch, das letzte Mal war das auf Teneriffa, auf der anderen Seite des Atlantik und im vergangenen Jahr. Das bringt mir durchaus Entzugserscheinungen. Deswegen bin ich froh, dass wir bei der karibischsten aller Straßenbahnen angekommen sind.

Ein paar technische Daten zur Straßenbahn gibt es auf Wikipedia. Die schreibe ich jetzt nicht ab, bei Interesse klickst Du einfach auf den Link.

Blaue Straßenbahn kommt vom Kreuzfahrerterminal

Wir haben tatsächlich das Glück, an einem Tag drei verschiedene Fahrzeuge zu sehen. Das ist ein ganz guter Wert, denn es gibt insgesamt nur vier Wagen, die die knapp zwei Kilometer lange Strecke befahren.

Rote Bahn an einer der vielen Einkaufsmalls

Eigentlich ist die Bahn in Oranjestad keine Straßenbahn, sondern mehr ein Karussell. Sie hat keinerlei Bedeutung für den ÖPNV, sondern dient nur dazu, die Kreuzfahrttouristen vom Kreuzfahrerterminal in die Einkaufsstraße zu bringen und vice versa.

Orange Tram auf Personalfahrt

Die Fahrt im Karussell kostet nichts. Man kann einfach einsteigen und mitfahren. Das finde ich klasse. Der Spaß wird vermutlich von den Geschäftsleuten in der Innenstadt finanziert, denen die Kreuzfahrer vor die Tür gefahren werden.

Jens fotografiert die blaue Tram

Die schöne Form der Fahrzeuge hat sogar Jens motiviert, mal wieder sein Kameraobjektiv auf ein Schienenfahrzeug zu halten. Ich quäle ihn jeden Abend mit einer Folge Eisenbahnromantik aus der ARD Mediathek. So langsam zeigt das Früchte.

Rote Tram unter Palmen

Das rote Fahrzeug ist jedenfalls viel schöner anzusehen als das blaue. So wie fast immer. Die leuchtenden Farben gehen auch, wenn die Sonne sich hinter Wolken versteckt. Schade, dass der orange Wagen nicht regelmäßig fährt.

“Notfoto” des orangen Wagens. Er kam viel schneller zurück, als ich es erwartet habe.

An der Ausweiche haben wir uns länger aufgehalten und fotografiert. Es ist nicht nur das Bild von Jens beim Fotografieren entstanden, sondern auch ein Bild des roten Fahrzeugs.

Rote Tram in der Ausweiche

An der Endhaltestelle haben die Züge immer ein paar Minuten Pause. Die Straßenbahnfahrerin ist dort in ein Cafe gegangen. Wie immer muss man dem Personal nachlaufen, dann findet man auch gutes und günstiges Essen. Wir konnten leckere Schinken-Käse-Sandwiches jagen, die einem nicht alle Dollars aus dem Portemonnaie gezogen haben.

Endstation

Nach diesem Foto von der blauen Tram an der Endhaltestelle wolle ich noch ein Bild des roten Zugs machen. Der Fahrer hat mir aber das Handy aus der Hand gerissen, Jens und mich an seinen Arbeitsplatz geschickt und uns erst einmal fotografiert.

Das sind wir.

Anschließend hat er sich zu seiner wohlverdienten Pause in den Schatten begeben. Das wäre ein Job nach meinem Geschmack. Eine Viertelstunde arbeiten, dann eine Viertelstunde Pause. Die machen sich nicht kaputt.

Wohlverdiente Pause an der Endhaltestelle

Wenn wir von der Marina zum Kreuzfahrerterminal laufen, können wir die Straßenbahn nehmen und in die Nähe einer Metzgerei fahren. Dann bekommt die Straßenbahn einen verkehrlichen Zweck. Zurück laufen wir dann aber von der Metzgerei in die Marina, weil der Weg kürzer ist und das Fleisch nicht verderben soll.

Wir fahren zum Metzger

Weil es so viel Spaß gemacht hat, haben wir ein kleines Video gedreht und geschnitten. Also ich habe gefilmt und Jens hat es zusammen geschnitten. Das beste war der Fahrer, der erst nicht über das Handy drüberfahren wollte. Da wir noch ein paar Tage in Aruba sind, werden wir noch die eine oder andere Fahrt unternehmen.

Genauer gesagt, ich werde die eine oder andere Fahrt noch mitmachen. Ob Jens dabei ist, weiß ich nicht. Ich muss ihm noch ein paar Folgen Eisenbahnromantik um die Ohren hauen.

Esel

Wir mieten uns Motorroller, denn auf Bonaire gibt es keinen ÖPNV. Ein Auto wollen wir nicht mieten, dazu ist die Insel viel zu klein. Seit dem ersten März gibt es auf Bonaire die Helmpflicht. Wie es der Gesetzgeber hier mit dem Filmen während der Fahrt mit dem Smartphone aussieht, ist mir nicht bekannt. Ich habe hier noch keinen Polizisten gesehen.

Motoselfie

Mit den Motorrollern fahren wir los, erst einmal in den Süden der Insel. Den Norden nehmen wir uns für den folgenden Tag vor. Zuerst fahren wir am Flughafen vorbei und an den Salinen. Anschließend kommen die Pelikane, Flamingos und der Leuchtturm.

An diesem Leuchtturm sind wir auf der Seeseite schon einmal vorbei gefahren

Die Rollervermieterin hat uns erklärt, dass man die Strecke im Süden in etwa einer Stunde fahren kann. Wir haben nach drei Stunden noch nicht einmal die Hälfte und müssen uns deswegen beeilen, weil wir noch zu den Eseln wollen.

Die Esel gehören zur Saline wie die Sklaven auch. Als man die Esel zur Salzproduktion nicht mehr brauchte, hat man sie einfach freigelassen und sie haben sich auf der Insel vermehrt. Seit 1993 gibt es das Donkey Sanctuary. Man hat viele Esel eingesammelt und ihnen auf einer Fläche von ca. sechs Fußballfeldern Größe Raum zum artgerechten Leben gegeben.

Jens im Eselreservat

Der Eintrittspreis ist mit 9$ pro Nase meiner Meinung nach angemessen. Es gibt hier wirklich sehr viele Esel. Ich will noch einen Eimer Karotten für die Fütterung erwerben, doch den verkauft mir die Eselwärterin nicht. Sie meint, dass wir mit den Rollern keine Chance hätten. Wenn die Esel merken würden, dass wir Futter für sie haben, würden sie uns umzingeln und wir kämen nicht mehr weiter. Ist okay, wir müssen sie ja nicht füttern.

Eselprozession zum Mittagessen

Auf einem Aussichtsturm haben wir einen guten Überblick. Es gibt wirklich sehr viele Futterstationen für die Esel und überall sehen wir Esel bei ihrer Mahlzeit. Wenn die jetzt alle auf unsere Karotten stürmen würden – nicht auszudenken.

Futterstationen

Auf unserer Weiterfahrt durch den Eselpark sehen wir plötzlich am Rande des Wegs einen schwarzen Schatten. Schnell halten wir die Roller an und mit den Kameraobjektiven auf das seltene Tier. Wir sehen die erste Katze auf Bonaire. Bisher haben wir noch keine gesehen. Ein paar Hunde, die im Schatten liegen, haben wir schon gesehen, aber im Vergleich zu den anderen karibischen Inseln ist es wenig. Und es werden hier keine Hühner gehalten. Jedenfalls nicht auf der Straße.

Katze unter Eseln

Dann gibt es noch eine Aufzuchtstation für Jungtiere und für Tiere, die etwa im Straßenverkehr verwundet worden sind. Diese werden auf Bonaire im Eselreservat abgeliefert und die Leute versuchen rührig, sie aufzupäppeln. Am Morgen unseres Besuchs ist ein einsames Eselbaby abgegeben worden, das noch nicht einmal einen Tag alt ist. Die freiwilligen Pflegerinnen päppeln es mit der Milchflasche auf.

Eselbaby. Hier hat er eine Überlebenschance

Um das Ganze zu komplettieren oder warum auch immer sind noch ein paar Schildkröten zu sehen.

Eselsschildkröte

Und eine Gruppe von fünf Flamingos wurde auch gespendet. Die Besitzer der Flamingos hatten diese viele Jahre im Garten stehen, dann sind sie zurück nach Holland gegangen und haben die Vögel dem Eselparadies geschenkt.

Eselflamingos

Zuletzt kommt dann noch das Altersheim. Es gibt hier tatsächlich ein Altersheim für Esel. Zuerst habe ich das Schild gelesen und gestaunt: Wenn die Esel älter als 30 Jahre werden, kommen sie hier ins Altersheim und bekommen spezielles, altersgerechtes Futter. Ich wusste gar nicht, dass ein Esel so alt werden kann.

Altersheim

Liebe Leser, jetzt wisst ihr zumindest ein wenig, was Salz, Sklavenhaltung und Esel miteinander zu tun haben.

Bei den ganzen Eseln musste ich auch immer mal wieder an meine ehemaligen Arbeitskollegen denken. Wir Softwareentwickler haben vor knapp 20 Jahren eine interne Software namens ESEL programmiert. Damit wird (wahrscheinlich) heute noch bei der Denic gearbeitet. Ich hoffe, die Software kommt jetzt langsam auch ins Altersheim, auch wenn sie noch nicht 30 Jahre alt geworden ist. Ganz viele liebe Grüße nach Frankfurt am Main!