Miles and More (Teil 3)

Seit Tagen schiebe ich es vor mir her, heute schreibe ich die Zeilen herunter. Unseren letzten Statistik-Beitrag habe ich auf Lanzarote verfasst. Seit dem haben wir viele Segeltage und viele Meilen im Kielwasser. Wir haben beispielsweise die zurückgelegte Strecke mehr als verdoppelt.

Unsere Reise dauert nun schon 242 Tage. Von den neu hinzu gekommenen 64 Tagen waren wir 31 Tage auf See, also einen ganzen Monat. In dieser Zeit sind wir von Lanzarote über Teneriffa, Mindelo und Barbados nach St. Lucia gesegelt und haben nun 6324 Meilen im Kielwasser. Also in 31 Segeltagen 3265 Meilen bzw. 105 Meilen pro gesegeltem Tag.

Der Motorstundenzähler steht nun bei 301 Motorstunden. Von den 70 hinzu gekommenen Motorstunden sind 20 alleine für die Stromproduktion genutzt worden, und 50 für den Antrieb. Das liegt daran, dass Wind und Sonne unstete Gesellen sind und es gerade in der Ankerbucht bei bewölktem Himmel schwer ist, genug Strom aus regenerativen Energiequellen zu erzeugen. Das geht allen so, wir haben bei jedem Boot in der Ankerbucht die Maschine laufen sehen.

Auf der Fahrt von Lanzarote bis Barbados haben wir 1500 Liter Wasser erzeugt, das sind im Schnitt 30 Liter Wasser pro Tag bzw. 10 Liter Wasser pro Tag pro Person. Das Wasser ist zum Trinken, Abwaschen, Duschen und Putzen benutzt worden, so wie das Wasser zu Hause aus der Wasserleitung. Seit wir in der Karibik sind haben wir 560 Liter Wasser gemacht, das sind 60 Liter am Tag bzw. 15 Liter pro Person und pro Tag. In der Hitze haben wir wesentlich öfter geduscht.

Sicherlich könnte man mit weniger Wasser auskommen. Man muss aber nicht. Wozu haben wir den Watermaker eingebaut? Genau, für den Komfort! Jetzt in der Marina auf St. Lucia wird der Verbrauch wieder sinken, wir gehen schließlich an Land duschen.

Der größte Defekt auf unserer Überfahrt ist beim Parasailor, der uns auf fünf Metern eingerissen ist. Morgen hat der Segelmacher wieder geöffnet, dann können wir ihn endlich zur Reparatur bringen. Außerdem ist ein Teil der Windfahnensteuerung kaputt gegangen, für das uns Peter Foerthmann einen kostenlosen Ersatz nach Martinique schicken wird. Toller Service!!!

Bislang haben wir einen Fisch gefangen. Da ist noch Luft nach oben.

Angekommen auf Teneriffa

Nach ziemlich genau 26 Stunden Fahrt oder 136 Meilen sind wir auf Teneriffa angekommen. In den letzten Stunden vor der Ankunft hat der Wind leider ziemlich abgenommen, sonst hätten wir die Strecke in weniger als 24 Stunden geschafft. Aber wir sind hier, im letzten Hafen vor der Karibik. Wenn alles nach Plan läuft.

Sonnenaufgang zwischen Lanzarote und Teneriffa

Der Wind kam die ganze Zeit aus achterlichen Richtungen, die Wellen auch. Das hat (wie üblich) die Auswirkung gehabt, dass Jens sein Abendessen mit Neptun geteilt hat. Eigentlich hat er alles an Neptun verfüttert. Ich hätte mir das schöne Steak lieber selbst reinziehen sollen. Mit gutem Willen hätte ich dafür noch Platz gefunden. Während er seine Seekrankheit ausschlief, habe ich ihm noch eine Tomaten-Tütensuppe mit Reis in eine Thermoskanne gefüllt. Die ist dann drin geblieben.

Teneriffa in Sicht

Beim Landeanflug war der Kontakt zur Marina über VHF Kanal 9 unproblematisch, ein Marinero hat uns am Steg erwartet und beim Anlegen geholfen. Unsere neuen Nachbarn sind freundliche Franzosen, bei denen ich mal wieder meine Kenntnisse in ihrer Landessprache üben kann.

Das WIFI ist hier kostenpflichtig. Dafür ist es allerdings auch rattenschnell. Es kostet etwa 2€ am Tag und das ist es auch wert. Wir haben innerhalb kurzer Zeit schon Seekarten aktualisieren können, auch das Hessische Radio spielt wieder ohne Aussetzer. Da freuen wir uns doch schon auf das Eintracht-Spiel am Donnerstag.

Andenken aus der Marina Rubicon: In der Marina Rubicon muss man sich Adapter für das Landstromkabel gegen 50€ Pfand ausleihen, die dort verbauten Steckdosen reichen für 32A und haben die großen Stecker. Die Adapter sind nicht wasserdicht. Deswegen ist unser Landstromstecker im Laufe der Zeit voll Wasser gelaufen. Das hat hier in Santa Cruz erst einmal den FI-Schalter herausgehauen. Natürlich haben wir auf diese Weise auch den freundlichen Franzosen den Strom geklaut. Danke, Marina Rubicon!

Laut Google ist der nächste Supermarkt nur 300 Meter entfernt, auch in die Innenstadt ist es nicht weit. Wir werden das ausprobieren.

Miles and more (Teil 2)

Am heutigen Tag öffne ich mal wieder unser Logbuch für euch LeserInnen unseres Blogs. Seit dem letzten Statistik-Beitrag sind nur eineinhalb Monate vergangen. Für uns fühlt es sich an, als wäre es eine lange Zeit. Wir haben seit Sines viel erlebt und so manche Meile auf dem Wasser zurückgelegt.

Logbuch

Inzwischen sind wir 178 Tage unterwegs und haben 718,7 Seemeilen mehr Kielwasser hinterlassen, also insgesamt 3058,7 Meilen (bzw. 5659 Kilometer). An den neu hinzugekommenen 60 Reisetagen waren wir an 12 Tagen wirklich unterwegs, den Rest der Zeit lagen wir mal wieder im Hafen oder – neu – für einige Tage vor Anker. Macht diesmal 20% der Tage, an denen wir auf See waren.

Unser Motorstundenzähler ist inzwischen bei 231 Motorstunden, also sind 21 Motorstunden mehr auf der Uhr. Wir haben von Sines bis Lanzarote ca. 65 Liter Diesel verbrannt – das ist ein sensationeller Dieselverbrauch von knapp 0,1 Liter Diesel pro zurückgelegter Seemeile bzw. von 4,8 Litern auf 100 km (damit sich die Autofahrer etwas darunter vorstellen können). Nur wiegt Sissi so viel, wie ein kleiner LKW, sie hat 12 Tonnen Gewicht. Wir sind allerdings der Meinung, dass das noch besser geht. Wir wollen den Anteil der Segelstunden noch weiter steigern.

Unsere Frischwasserproduktion läuft hervorragend. Wir haben seit dem 16. Oktober weitere 885 Liter Wasser produziert und verbraucht, damit sind wir bei einem Wasserverbrauch von 15 Litern pro Tag gelandet. Einen Teil davon trinken wir, der Rest geht für das Spülen von Geschirr, Händewaschen und das Reinigen von Sissi drauf. Wenn wir weiterhin so wirtschaften, können wir guten Gewissens über den Atlantik aufbrechen und werden auch kein Problem haben, genug Strom zu ernten, um hin und wieder eine Dusche auf dem großen Teich zu nehmen.

An den Duschen in Sines, Portimao, Lagos, Puerto Calero und Rubicon ist nichts auszusetzen. Sie waren sauber und haben prima funktioniert.

Größere Defekte hatten wir keine mehr, lediglich kleinere Problemchen. Uns ist mitten in der Nacht einer der Blöcke der Windfahnensteuerung abgerissen und hat sich in den Atlantik verabschiedet. Dabei folgte er einigen wichtigen Schrauben, die schon vorher verschwunden waren. Zum Glück gibt es Schraubenkleber, damit sind die neuen Schrauben jetzt gesichert.

Klimakiller Sissi-Crew

Unsere einigermaßen schöne CO2-Bilanz haben wir uns mit ca. 6000 Kilometern Flugreise nach Frankfurt und zurück leider vollkommen versaut.

Wir versprechen, dass es nicht wieder vorkommen wird. Dazu hat uns das Fliegen außerdem viel zu wenig Spaß gemacht.

Es gab keine weiteren außergewöhnlichen Vorkommnisse, die wir im Logbuch notiert haben. Wir hoffen, dass das auch weiterhin so bleibt. Mögen alle Segelcrews sicher unterwegs sein.


Der Anlass für den heutigen Beitrag ist mir wichtig. Jetzt sind wir in der perfekten Position, um den Atlantik zu überqueren. Schon bei der derzeitigen Wetterlage wäre es unproblematisch, sofort zu starten. In den kommenden zwei Wochen scheint das Wetter sehr stabil und der Passat stetig zu sein. Die Teilnehmer der ARC werden jedenfalls ihre Freude an diesem Wind haben. Bis Mitte Dezember werden wir jedoch noch auf den Kanaren bleiben, ein Zwischenstopp in Teneriffa ist noch geplant.

Dann sind es aber nur noch ca. 2700 Meilen bis in die Karibik. Oder drei Wochen Fahrt. Nach einem halben Jahr Übung, Training, Reparaturen und Sightseeing fühlt sich das gigantisch an. Was vor ein paar Wochen noch in weiter Ferne schien, liegt jetzt greifbar vor uns. Wir freuen uns. Wir sind gespannt.